Key Takeaways
Die häufigsten Arten sind erblich bedingter, kreisrunder und diffuser Haarausfall.
Erblich bedingter Haarausfall betrifft im Laufe des Lebens bis zu 80% der Männer und 50% der Frauen, verursacht durch eine Überempfindlichkeit gegenüber Dihydrotestosteron.
Außerdem gibt es noch mechanisch bedingten und vernarbenden Haarausfall. Letzterer ist zwar selten, aber irreversibel.
Deine Haare am Scheitel, am Hinterkopf oder an den Geheimratsecken werden allmählich lichter? Dann geht es dir genauso wie vielen anderen. Tatsächlich erfahren 60-80% der Männer und 40-50% der Frauen im Laufe ihres Lebens eine Form der androgenetischen Alopezie, besser bekannt als erblich bedingter Haarausfall. Dieser ist zwar die häufigste Ursache für Haarausfall, doch es gibt noch viele weitere Gründe, die zu dünner werdendem Haar führen können. Werfen wir einen Blick auf die typischsten Formen und Ursachen von Haarausfall.
Erblich bedingter Haarausfall (Androgenetische Alopezie)
- Beschreibung: Der erblich bedingte Haarausfall tritt mit zunehmenden Alter bei Männern und Frauen gleichermaßen auf und ist mit 95% die häufigste Ursache für Haarausfall. Allerdings sind Männer tendenziell wesentlich früher damit konfrontiert, während die androgenetische Alopezie sich bei Frauen meist erst im Rahmen der Wechseljahre zeigt. Typischerweise lässt sie bei Männern die Haare zuerst am Oberkopf und seitlich (Geheimratsecken) und später am Hinterkopf allmählich dünner werden. Bei Frauen sind erste Anzeichen eine allgemeine Ausdünnung der Haare an der Stirn und am Scheitel. Der Verlauf ist bei Frauen milder.
- Ursachen: Wie der Name schon sagt, wird der erblich bedingte Haarausfall durch keine spezifischen Krankheiten, sondern durch eine genetische Prädisposition verursacht. Dabei besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Hormon Dihydrotestosteron (DHT), einem Abbauprodukt des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Das DHT bindet sich an die Rezeptoren der Haarfollikel und sorgt dafür, dass die Wachstumsphasen verkürzt werden und die Haarfollikel schrumpfen. Da bei Frauen während der Wechseljahre die Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen sinkt, kommt es zu einem relativen Anstieg von Testosteron, das auch im weiblichen Körper in geringen Mengen produziert wird. Östrogen hat eine schützende Wirkung auf die Haarfollikel. Durch die veränderte Hormonbalance kann bei Frauen die Wirkung von DHT auf die Haarfollikel zunehmen.
- Symptome: Zurückweichender Haaransatz, Ausdünnung am Scheitel und am Hinterkopf, Verlust des Haarvolumens
- Häufigkeit: Ca. 80% der Männer und 50% der Frauen sind weltweit betroffen.
Siehe auch: Erblich bedingter Haarausfall (Androgenetische Alopezie)
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
- Beschreibung: Alopecia areata ist ein krankheitsbedingter Haarausfall, der dafür sorgt, dass die Haare kreisförmig an begrenzten Stellen ausfallen. Zu Beginn macht sich der kreisrunde Haarausfall vor allem am Kopf bemerkbar, kann jedoch die gesamte Körperbehaarung betreffen. Bei Männern können sich insbesondere auch runde haarlosen Stellen am Bart bilden. Vom kreisrunden Haarausfall sind vor allem jüngere Menschen betroffen. Zumeist handelt es sich hier um eine reversible Art des Haarausfalls, wobei ein erneutes Auftreten wahrscheinlich ist.
- Ursachen: Normalerweise sind Haare vor dem Immunsystem geschützt. Bei dieser Form des Haarausfalls wird jedoch eine Autoimmunreaktion ausgelöst, die dafür sorgt, dass das körpereigene Immunsysteme die Haarfollikel angreift. Dadurch entsteht eine geringe Entzündung im Haarfollikel, die das Wachstum zum Stoppen bringt und zum Ausfall des Haares führt. Obwohl die genauen Gründe für diese Autoimmunreaktion unbekannt sind, wird eine familiäre Häufung beobachtet und ein Zusammenhang mit psychischer Belastung und Infektionen angenommen.
- Symptome: Runde, kahle Stellen am Kopf/Bart/Körper, ggf. zusätzlich Veränderungen an den Nägeln (Rillen, Tüpfchen und Grübchen)
- Häufigkeit: Ca. 2% der weltweiten Bevölkerung sind betroffen; beide Geschlechter gleich häufig.
Siehe auch: Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Diffuser Haarausfall (Telogenes Effluvium und anagenes Effluvium)
- Beschreibung: Diffuser Haarausfall beschreibt eine gleichmäßige Ausdünnung der Haare auf dem gesamten Kopf, sodass die Kopfhaut insgesamt sichtbarer wird. Es gibt zwei Arten des diffusen Haarausfalls, das telogene Effluvium und das anagene Effluvium. Bei der anagenen Form fallen innerhalb kurzer Zeit sehr viele Haare aus, wohingegen bei der telogenen über mehrere Monate hinweg die Haare leicht ausdünnen. Durch Beseitigung der Ursache wachsen die Haare wieder nach.
- Ursachen: Die Ursachen des diffusen Haarausfalls können sehr vielfältig sein. Ein telogenes Effluvium kann u.a. durch Medikamente, Mangelzustände und hormonelle Schwankungen entstehen. Gründe für ein anagenes Effluvium können ebenso u.a. Medikamente (z.B. Chemotherapie) und Intoxikationen sein.
- Symptome: Vermindertes Haarvolumen, übermäßiger Haarverlust beim Kämmen, keine einzelnen kahlen Stellen
- Häufigkeit: Frauen sind vermehrt vom telogenen Effluvium betroffen (geschätzt 30-40% Lebenszeitprävalenz); beim anagenen Effluvium sind beide Geschlechter gleich häufig betroffen.
Siehe auch: Diffuser Haarausfall (Anagenes und telogenes Effluvium)
Mechanisch bedingter Haarausfall (Traktionsalopezie)
- Beschreibung: Mechanisch bedingter Haarausfall entsteht durch eine übermäßige Belastung der Haare durch Zug, Druck oder Reibung. An den überbeanspruchten Stellen fallen die Haare aus. Solange die Haarfollikel intakt sind, können die Haare jedoch wieder nachwachsen. Zu Beginn zeigen sich oft kurze, abgebrochene Härchen. Bei bleibender Belastung steigt die Wahrscheinlichkeit der Schädigung des Haarfollikels und damit auch des irreversiblen Haarverlustes.
- Ursachen: Straffe Frisuren wie enge Zöpfe und Dutts führen zum Zurückweichen der Haarlinie. Ebenso können Extensions und starkes Ziehen beim Stylen der Haare zu mechanisch bedingtem Haarausfall beitragen. Sehr eng sitzende Kopfbedeckungen wie Hüte und Kappen können durch übermäßigen Druck und Reibung einen verstärkten Haarausfall bedingen. Ein erhöhtes Risiko besteht dabei für durch beispielsweise chemische Behandlungen vorgeschädigtes Haar.
- Symptome: Zurückweichende Haarlinie an Stirn oder Schläfen, kurze abgebrochene Härchen
- Häufigkeit: Abhängig von kulturellen und ethnischen Gruppen
Vernarbender Haarausfall (Alopecia cicatricalis)
- Beschreibung: Bei dieser Art von Haarausfall vernarben die Haarfollikel, wodurch in diesen Arealen keine Haare mehr wachsen können. Der Haarausfall schreitet zumeist langsam fort und ist irreversibel. Männer und Frauen können gleichermaßen betroffen sein.
- Ursachen: Vernarbender Haarausfall kann sowohl durch angeborene Krankheiten als auch im Laufe des Lebens erworben werden. Spezifische Krankheitsbilder wie Ichthyosen, Lupus erythematodes und Lichen ruber planopilaris können zu vernarbendem Haarausfall führen. Ebenso können Hautpilze, Traumata wie Verbrennungen und Verätzungen, bakterielle Infektionen und Viruserkrankungen ursächlich sein. Wie beim kreisrunden Haarausfall greift auch beim vernarbenden Haarausfall das Immunsystem die Haarfollikel an, jedoch führt die Entzündung hier im Unterschied zur Alopecia areata auch zur Zerstörung des umliegenden Gewebes. Durch diese starke Entzündung werden die Haarfollikel zerstört und durch Narbengewebe ersetzt.
- Symptome: äußerst glatte, glänzende Haut an den kahlen Stellen; je nach Ursache diverse weitere Symptome (u.a. Rötungen, Juckreiz, Schmerzen)
- Häufigkeit: Selten, < 1%, beide Geschlechter gleich häufig betroffen
Quellen
Harrison S, et al. (2002) Telogen effluvium. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12190639/
Kanwar AJ, et al. (2013) Anagen effluvium. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23974578/
Lintzeri DA, et al. (2022) Alopecia areata – Aktuelles Verständnis und Management. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35040563/
Lolli F, et al. (2017) Androgenetic alopecia: a review. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28349362/
Rongioletti F, et al. (2012) Cicatricial (scarring) alopecias: an overview of pathogenesis, classification, diagnosis, and treatment. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22494477/
Sharquie KE, et al. (2021) Traction Alopecia: Clinical and Cultural Patterns. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34759419/
Piraccini BM, et al. (2014) Androgenetic alopecia. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24566563/