Key Takeaways
Haarfollikel sind entscheidend für die Haarproduktion, da sie das Haar bilden, befestigen und mit Nährstoffen versorgen.
Terminalhaare sind dick und wachsen tief in der Haut, während Vellushaare dünner und kürzer sind.
Der Haarzyklus besteht aus drei Phasen: Wachstum, Übergang und Ruhe. 90% der Kopfhaare befinden sich in der Wachstumsphase.
Im Basiswissen Haare werden die essenziellen Begriffe und Mechanismen einfach erklärt, um Themen zu Haargesundheit und Haarausfall leicht verstehen zu können.
Aufbau eines Haares
Ohne Haarfollikel gibt es keine Haare, denn die Haarfollikel sind für die Produktion von Haaren verantwortlich – quasi die biologische Haarfabrik. Haarfollikel sind Einstülpungen der äußersten Hautschicht, der Epidermis, in die tieferen Hautschichten. Die Haare werden im Follikel gebildet und befestigt. Die primäre Befestigung ist die Haarpapille, die sich am Boden des Follikels befindet. Sie ist auch dafür zuständig, dass der Haarfollikel mit Blut, also mit Nährstoffen und Sauerstoff, versorgt wird. Außerdem sendet die Haarpapille Signale für das Haarwachstum. Das Haar selbst wird von den hoch aktiven Haarmatrixzellen durch deren kontinuierliche Teilung produziert. Diese Haarmatrix befindet sich um die Papille herum.
Die Haarpapille und die Haarmatrix bilden zusammen den Haarzwiebel (Haarbulbus). Die Haarzwiebel selbst macht gemeinsam mit dem Haarschaft in der Haut die sogenannte Haarwurzel, also den Teil des Haares, der innerhalb des Haarfollikels liegt. Das sichtbare Haar außerhalb der Haut wird einfach als Haarschaft bezeichnet. Hier ist das Haar bereits vollständig verhornt (keratinisiert).
Wenn man das Haar einmal quer durchschneidet, erkennt man dessen drei Schichten. Im Inneren befindet sich das Mark, das nur beim Terminalhaar vorhanden ist. Das Mark wird von der dicken Rinde umschlossen. Die äußerste Hülle ist die Schuppenschicht (Cuticula), deren Namen von den sich dachziegelartig überlappenden Zellen stammt. Sie bietet dem Inneren des Haares Schutz. Bei gesunden Haaren reflektiert sie aufgrund der glatten Oberfläche das Licht, wodurch die Haare glänzen.
Ebenso wichtig für den Schutz des Haares ist die Talgdrüse und der Haarmuskel (Musculus arrector pili), der die Haare bei Kälte aufrichtet.
Die letzte wichtige Struktur ist die Haarwurzelscheide. Sie umgibt die Haarwurzel im Haarfollikel, indem sie entlang des Follikels verläuft, und bietet ihr Schutz und Stabilität. Die äußere Haarwurzelscheide ist zudem für die Regeneration des Haarfollikels – sowohl im Rahmen von Verletzungen als auch im Haarzyklus – essenziell, da sie Stammzellen enthält. Die innere Haarwurzelscheide hält das Haar in der Haut in der richtigen Form. Sie verschwindet bereits vor der Hautoberfläche, im Bereich des sogenannten Haaristhmus, wodurch der Haarschaft freigelegt wird, um aus der Haut auszutreten. Der Haaristhmus befindet sich zwischen dem Ausführungsgang der Talgdrüse und dem Ansatz des Haarmuskels und spielt in der katagenen Phase eine wichtige Rolle.

Abschließend noch zwei interessante Fakten:
- Die individuelle Anzahl der Haarfollikel ist bereits bei Geburt festgelegt. Auch mit den besten Mitteln zur Steigerung der Haardichte können wir keine neuen Haarfollikel entstehen lassen.
- Aus einem Follikel kann immer nur ein Haar entstehen. Wenn – insbesondere im Kontext von Haartransplantationen – von Follikeleinheiten gesprochen wird, dann bezieht man sich auf Follikel, die sehr nahe beieinander liegen. Oftmals finden sich hier zweier und dreier Gruppen vor, die quasi eine Clique bilden.
Haartypen
Haare werden grob in Terminalhaare und in Vellushaare unterschieden. Sie unterscheiden sich im Aussehen durch die Länge und den Durchmesser ihres Follikels. Terminalhaare haben einen längeren, weiter in die unteren Schichten der Haut reichenden Follikel als Vellushaare. Ebenso sind Terminalhaare mindestens doppelt so dick wie Vellushaare, nämlich normalerweise mehr als 0,06 mm im Durchmesser im Gegensatz zu weniger als 0,03 mm. Vellushaare sind nicht nur dünner, sie wachsen auch wesentlich kürzer.
Terminalhaare befinden sich auf der Kopfhaut, den Augenbrauen und den Wimpern. Im Rahmen der Pubertät werden bestimmte Vellushaare in Terminalhaare umgewandelt, beispielsweise im Genitalbereich. Ein Wechsel des Haartypen ist also möglich – in beide Richtungen. Dies zeigt sich auch im Rahmen von Krankheitsbildern, bei denen Terminalhaare ungewünscht zu Vellushaare werden (z.B. androgenetische Haarausfall) oder Vellushaare zu Terminalhaaren (z.B. Hirsutismus).
Allerdings sind auch im Normalfall auf der Kopfhaut nicht ausschließlich Terminalhaare zu finden. Es handelt sich immer um ein gemischtes Bild, wobei Vellushaare etwa 15% der Haare ausmachen.
Gelegentlich werden Haare, die sich zwischen den feinen Vellushaaren und den dickeren Terminalhaaren einordnen, als „intermediäre Haare“ bezeichnet.
Haarzyklus
Um den Mechanismus von Haarwachstum und Haarausfall zu verstehen, ist die Kenntnis des Haarzyklus von Bedeutung. Der Haarzyklus unterteilt sich in drei Phasen, bestehend aus der anagenen Wachstumsphase, der katagenen Übergangsphase und der telogenen Ruhephase. Im Normalfall beginnt der Zyklus immer wieder von vorne. Die Haarfollikel sind dabei unabhängig voneinander in den verschiedenen Phasen. Bei vielen Tieren ist das nicht der Fall, sodass aufgrund der Synchronität ihres Haarwachstums sich ein Großteil der Haare gleichzeitig in derselben Phase befindet. Dadurch entsteht der periodische Fellwechsel.
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Wachstumsphase (anagen)
Auf der Kopfhaut befinden sich in etwa 90% der Haarfollikel in der anagenen Phase. Sie dauert zwischen 2 und 6 Jahren. In dieser Phase wächst das Terminalhaar der Kopfhaut ca. 0,3 mm pro Tag. Dadurch erklärt sich auch die maximal Haarlänge, die individuell ganz unterschiedlich ausfallen kann. Die kurze Wachstumsphase von Vellushaaren bedingt beispielsweise auch ihre kurze Länge, die meist nicht mehr als 20 mm beträgt.
Übergangsphase (katagen)
Die katagene Phase stellt den Übergang vom Wachstum zur Ruhephase dar. Dabei verliert der Haarfollikel die Versorgung mit Nährstoffen und Blut, indem die Verbindung zur Haarpapille unterbrochen wird. Dadurch wird die Haarproduktion beendet, der Follikel verkleinert sich, verhornt und bewegt sich etwas nach oben zum Haaristhmus. Die Haarpapille zieht sich zurück, um sich zu regenerieren. Bei den Haaren der Kopfhaut dauert diese Phase, in der weniger als 1% der Haarfollikel sind, ca. 3 Wochen.
Ruhephase (telogen)
In der Ruhephase wird das Haar zum sogenannten „Clubhaar“. „Club“ bezeichnet im Englischen eine Keule oder auch einen Golf- bzw. Baseballschläger. Der Name stammt von der charakteristischen Form des Haares in dieser Phase, in der durch die vollständige Verhornung der Haarwurzel das Haar an der Basis etwas dicker wird. Das Clubhaar ist nur mehr lose im Follikel verankert und bereit, auszufallen. Der Zeitpunkt, an dem das Clubhaar ausfällt, wird „exogen“ genannt. Es sind im Normalfall zwischen 50 und 150 Haare pro Tag exogen, das heißt, 50 bis 150 Haare fallen pro Tag aus. In der telogenen Phase sind jedoch bis 10% der Haare. Sie verweilen darin 2 bis 3 Monate – bis sie schließlich exogen werden, und der Follikel wieder in die Wachstumsphase eintritt.
Quellen
Paus R, et al. (1999) The biology of hair follicles. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10441606/
Breitkopf T, et al. (2013) The basic science of hair biology: What are the causal mechanisms for the disordered hair follicle? https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23159172/
Schneider MR, et al. (2009) The hair follicle as a dynamic miniorgan. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19211055/