Männliches Symbol mit herabgebogenen Pfeil als Darstellung für erektile Dysfunktion

Erektionsstörung Ursachen

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Inhalt
Banane mit Stethoskop – symbolische Darstellung der Ursachen von Erektionsstörungen

Key Takeaways

Die häufigste Ursache für Erektionsstörungen sind Probleme mit der Durchblutung. Daher gelten Erektionsstörungen auch als Frühwarnzeichen für ernsthafte Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Nervenschäden durch Krankheiten wie Diabetes können die Signalübertragung für eine Erektion blockieren.

Medikamente, insbesondere Antidepressiva, spielen eine wichtige Rolle.

Ebenso können hormonelle Störungen und strukturelle Probleme die Erektionsfähigkeit negativ beeinflussen.

Der Einfluss psychischer Faktoren ist noch nicht ausreichend erforscht; er scheint jedoch erheblich zu sein.

Eine sexuelle Reaktion ist ein komplexer Prozess, bei dem verschiedene Systeme miteinander interagieren. Daher lassen sich Störungen dieser Reaktion oft nicht auf eine einzige Ursache zurückführen, sondern sie entstehen meist durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Die Entstehung einer Erektion wird durch Nerven und Blutgefäße gesteuert, wobei auch Hormone eine bedeutende Rolle spielen. Dieser Prozess wird zentral vom Gehirn und dem Rückenmark koordiniert. Treten in einem oder mehreren dieser Bereiche Probleme auf, kann dies zu einer Erektionsstörung, auch erektile Dysfunktion (ED) genannt, führen.

Ursachen von Erektionsstörungen: Durchblutungsstörungen, Nervenschäden, strukturelle Probleme, hormonelle Störungen, Medikamente und psychische Faktoren. Unten steht: Risikofaktoren sind unter anderem natürlicher Alterungsprozess und ungesunder Lebensstil.

Durchblutungsstörungen

Durchblutungsstörungen sind die häufigste Ursache für Erektionsstörungen, da sie die Blutzufuhr zum Penis einschränken. Dies liegt daran, dass die Arterien im Penis besonders klein sind und daher schneller durch Ablagerungen blockiert werden können. Eine erektile Dysfunktion kann somit ein Frühwarnzeichen für ernsthafte Grunderkrankungen wie Arteriosklerose, Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte oder eine Nierenfunktionsstörung sein. Bluthochdruck verursacht nicht direkt Erektionsstörungen, trägt jedoch durch Schädigung der Blutgefäße erheblich dazu bei. Studien zeigen, dass bis zu 68 % der Männer mit Bluthochdruck auch von Erektionsstörungen betroffen sind. Heute gilt eine erektile Dysfunktion als ein wichtiger Indikator für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insbesondere junge Menschen mit ungeklärter Erektionsstörung haben ein bis zu 50-fach erhöhtes Risiko, eine solche Erkrankung zu entwickeln.

Neben den Arterien können auch die Venen, die das Blut aus dem Penis ableiten, Probleme machen. Man spricht dann von einem venösen Leck, auch veno-okklusive Dysfunktion genannt. Dabei ziehen sich die Venen nicht richtig zusammen, wodurch das Blut zu schnell wieder aus dem Penis abfließt – die Folge sind Erektionsstörungen.

Nervenschäden

Ein weiterer häufiger Faktor, der zu erektiler Dysfunktion führen kann, sind Nervenschäden. Diese Ursache ist für etwa 10–19 % aller Fälle von Erektionsstörungen verantwortlich. Nervenschäden beeinträchtigen die Signalübertragung zu den Schwellkörpern im Penis, was zu einer eingeschränkten Erektionsfähigkeit führt. Sie können sowohl durch bestimmte Erkrankungen als auch durch Trauma verursacht werden.

Neurologische Erkrankungen: Verschiedene neurologische Erkrankungen können Erektionsstörungen begünstigen. Zu den häufigsten zählen Multiple Sklerose, Schlaganfälle, Parkinson, Alzheimer-Demenz sowie Rückenmarksverletzungen, insbesondere im unteren Bereich des Rückenmarks. Die Wahrscheinlichkeit einer Erektionsstörung variiert je nach Erkrankung. Nach Rückenmarksverletzungen sind etwa 80 % der Betroffenen betroffen, bei MS liegt die Rate bei rund 70 %, bei Parkinson zwischen 42–79 % und bei Schlaganfällen zwischen 17–48 %. Auch Diabetes kann häufig zu Nervenschäden und damit zu Erektionsstörungen führen.

Trauma: Besonders chirurgische Eingriffe im Beckenbereich, wie beispielsweise Prostataoperationen, können zu Nervenschäden führen und dadurch eine erektile Dysfunktion auslösen. Ebenso können Bestrahlungen des Beckens dafür verantwortlich sein.

Strukturelle Probleme

Auch strukturelle Probleme am Penis können zu Schwierigkeiten bei der Erektion führen. Solche Probleme beeinträchtigen häufig die Durchblutung und/oder die Nerven, weshalb diese Faktoren eng miteinander verknüpft sind.

Hypospadie

Bei dieser angeborenen Fehlbildung befindet sich die Harnröhrenöffnung nicht an der Spitze, sondern an der Unterseite des Penis. Dies kann sowohl kosmetische als auch funktionelle Beeinträchtigungen verursachen und eine Erektion erschweren.

Mikropenis

Ein Mikropenis ist ebenfalls eine angeborene Fehlbildung, bei der der Penis aufgrund genetischer Anomalien oder hormoneller Störungen auch im erigierten Zustand signifikant kürzer als der Durchschnitt ist. Diese Abweichung kann sowohl physiologische Probleme (wie eine eingeschränkte Schwellfähigkeit) als auch psychische Belastungen (wie Angst oder Leistungsdruck) mit sich bringen und somit zu einer Erektionsstörung führen.

Peyronie-Krankheit

Bei dieser Erkrankung bilden sich narbenartige Verhärtungen im Bindegewebe, das die Schwellkörper umgibt. Dadurch wird die Elastizität des Gewebes verringert. Dies kann zu einer ausgeprägten Verkrümmung des Penis während einer Erektion führen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen.

Hormonelle Störungen

Androgene, also männliche Sexualhormone wie Testosteron, spielen eine entscheidende Rolle sowohl bei der sexuellen Lust (Libido) als auch bei der Aufrechterhaltung einer Erektion. Testosteron ist nämlich essenziell für die Aufrechterhaltung der Stickstoffmonoxid-Synthase (NOS) im Penis. Dieses Enzym ermöglicht durch die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) die Erweiterung der Blutgefäße im Penis und sorgt dafür, dass mehr Blut in die Schwellkörper einströmen kann – ein entscheidender Schritt, um eine Erektion herbeizuführen und aufrechtzuerhalten. Ein Testosteronmangel kann diese Prozesse erheblich beeinträchtigen und so zu einer Erektionsstörung führen. In den meisten Fällen normalisiert sich die Funktion jedoch wieder, sobald der Testosteronspiegel in den Normalbereich zurückkehrt.
Zu einem Testosteronmangel kann es durch lebensstilbedingte Faktoren wie Übergewicht und Stress kommen oder durch eine Unterfunktion der Hoden (Hypogonadismus). Eine Hodenunterfunktion steht oft im Zusammenhang mit „Schrumpfhoden“ (Hodenatrophie), da die Hoden infolge eines Testosteronmangels oder anderer Schädigungen kleiner werden.

Zudem können ein erhöhter Prolaktin-Spiegel, eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion sowie ein erhöhter oder erniedrigter Cortisol-Spiegel zu einer erektilen Dysfunktion führen. Diese Hormone sorgen über verschiedene Systeme für weniger Testosteron oder aber auch für eine Abnahme der Libido, für eine geringere Durchblutung oder Gefäßveränderungen.

Medikamente

Es ist teilweise gar nicht so einfach zu identifizieren, ob eine Erektionsstörung durch ein Medikament oder von der zugrunde liegenden Krankheit ausgelöst wird. Grundsätzlich werden jedoch Medikamente wie Antidepressiva (diese Medikamentengruppe verursacht am häufigsten Erektionsstörungen), Antiandrogene, Bluthochdruckmedikamente, Mittel gegen Magengeschwüre und Opiate mit erektiler Dysfunktion in Verbindung gebracht. Es wird angenommen, dass ca. 25% der Erektionsstörungen durch Medikamente ausgelöst werden.

Neben Medikamenten können auch Freizeitdrogen und Rauschmittel zu Erektionsstörungen führen.

Verschiedene Medikamentengruppen, die sexuelle Funktionen beeinträchtigen können. Kategorien: Hormonelle Wirkstoffe (z. B. Finasterid), Herz-Kreislauf-Medikamente (z. B. Betablocker), Psychische Medikamente (z. B. Antidepressiva), Neurologische Medikamente (z. B. Antiepileptika), Schmerzmittel (z. B. Opioide), Mittel für Magen und Darm (z. B. Protonenpumpenhemmer). Jede Kategorie enthält Beispielmedikamente und eine kleine Illustration.
Übersicht über Medikamente, die potenziell sexuelle Nebenwirkungen haben

Psychische Faktoren

Psychische Faktoren sind im Vergleich zu anderen Auslösern bisher weniger gut erforscht. Dennoch wird angenommen, dass sie eine erhebliche Auswirkung auf die sexuelle Gesundheit haben und als potenzielle Auslöser für eine Erektionsstörung in Betracht kommen. Dabei lassen sich psychische Einflüsse in vorbereitende, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren unterteilen.

a) Vorbereitende Faktoren:

  • Traumatische Erfahrungen
  • Strenge Erziehung
  • Unzureichende sexuelle Aufklärung
  • Gesundheitsprobleme

b) Auslösende Faktoren:

  • Beziehungsprobleme
  • Gesellschaftlicher Druck
  • Bedeutende Lebensereignisse

c) Aufrechterhaltende Faktoren:

  • Fortbestehende Beziehungsprobleme
  • Anhaltende gesundheitliche Beschwerden
  • Mangelndes Wissen über Behandlungsmöglichkeiten

Diese Faktoren führen häufig zu Stress, Depressionen und Ängsten, die wiederum das Risiko für Erektionsstörungen erhöhen. Im Unterschied zu physischen Ursachen treten psychisch bedingte Störungen meist plötzlich auf, variieren in ihrer Ausprägung und erschweren das Aufrechterhalten einer Reaktion. Männer mit Depressionen haben ein 1,8-fach erhöhtes Risiko, eine Erektionsstörung zu entwickeln, da sie oft ein vermindertes Interesse an sexuellen Aktivitäten und anderen freudvollen Tätigkeiten zeigen. Bei posttraumatischer Belastungsstörung waren in einer Studie sogar 85 % der Betroffenen von Erektionsstörungen betroffen.

Bei psychisch verankerten Erektionsstörungen ist eine generalisierte von einer situativen Form zu unterscheiden. Während beim generalisierten Typ eine anhaltende und unabhängige Beeinträchtigung vorliegt, ist die erektile Dysfunktion beim situativen Typ auf spezifische Partner:innen, Situationen oder aktuelle Konflikte zurückzuführen.

Risikofaktoren

Natürlicher Alterungsprozess

Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für erektile Dysfunktion. Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Erektionsstörung mit zunehmendem Alter steigt. Eine umfangreiche Studie in Spanien mit fast 2.500 Teilnehmern ergab, dass 12,1 % der Befragten anhand ihrer Selbsteinschätzung von einer Erektionsstörung betroffen waren, wobei das Alter als besonders starker Risikofaktor identifiziert wurde.

Ungesunder Lebensstil

Rauchen kann Durchblutungsprobleme verursachen und stellt daher einen Risikofaktor für Erektionsstörungen dar, insbesondere wenn diese durch Durchblutungsstörungen bedingt sind. Weitere Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und übermäßiger Alkoholkonsum erhöhen ebenfalls das Risiko, da sie die Funktion der Blutgefäße beeinträchtigen und hormonelle Veränderungen hervorrufen können.

Schlafstörungen

Bei einer obstruktiven Schlafapnoe werden die Atemwege im Schlaf immer wieder blockiert, was zu Atemaussetzern führt. Solch eine Schlafstörung stellt einen Risikofaktor für erektile Dysfunktion dar. Ebenso ist ein Restless-Legs-Syndrom, bei dem man einen unangenehmen Drang verspürt, die Beine besonders in Ruhe oder beim Liegen zu bewegen, ein Risikofaktor.

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.