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Yohimbin gegen Erektionsstörung: Was kann die Rinde

Inhalt
Das Bild stellt die Rinde des Yohimbe-Baums dar, die für die Herstellung von Yohimbin verwendet wird.

Key Takeaways

Yohimbin ist ein Wirkstoff natürlichen Ursprungs, der durch Förderung der Durchblutung bei Erektionsstörungen helfen kann, besonders in Kombination mit anderen Substanzen wie Arginin.

Die Wirkung und Verträglichkeit von Yohimbin sind individuell sehr unterschiedlich.

Vorsicht bei der Dosierung und ärztliche Überwachung sind entscheidend, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Umfangreichere Studien fehlen, um das volle Potenzial und die Sicherheit zu bestätigen.

Neben Erektionsproblemen hat Yohimbin Potenzial für andere Bereiche wie Fettabbau, sportliche Leistungssteigerung und Herz-Kreislauf-Gesundheit, erfordert jedoch weitere Forschung.

Erektionsprobleme – ein Thema, über das kaum jemand spricht, aber von dem viele betroffen sind. Medikamente wie Viagra sind bekannt, doch es gibt auch ein pflanzliches Potenzmittel, das seit Jahrhunderten genutzt wird: Yohimbin. Gewonnen aus einer Baumrinde soll es die Durchblutung anregen und die Lust steigern. Doch funktioniert das wirklich? Ist Yohimbin eine sanfte Lösung oder doch eher ein riskantes Experiment? Hier erfährst du, wie Yohimbin wirkt, für wen es geeignet ist und worauf man achten sollte. 

Was ist Yohimbin?

Yohimbin ist ein natürlicher Wirkstoff, der aus der Rinde des westafrikanischen Yohimbe-Baums (Pausinystalia yohimbe) gewonnen wird. Er kommt aber auch in anderen Pflanzen wie Schlangenwurz (Rauvolfia serpentina), Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris) oder Steppenraute (Peganum harmala) vor.

Jetzt wird es kurz etwas pharmakologisch: Yohimbin blockiert die sogenannten α2-Rezeptoren. Diese Rezeptoren regulieren normalerweise die Menge an Noradrenalin, einem Botenstoff, der für Energie, Aufmerksamkeit und Durchblutung wichtig ist. Durch die Blockade bleibt mehr Noradrenalin im Körper, was dazu führt, dass das Herz schneller schlägt, die Blutgefäße sich weiten und die Durchblutung gefördert wird.

Neben dieser Hauptwirkung auf α2-Rezeptoren beeinflusst Yohimbin auch andere Rezeptoren, darunter zum Beispiel Serotonin- und Dopamin-Rezeptoren. Die Wirkung auf diese Rezeptoren ist aber schwächer. Warum das trotzdem wichtig ist? Es erklärt, warum Yohimbin nicht nur auf die sexuelle Funktion wirkt, sondern auch Stimmung und Energiehaushalt beeinflussen kann. Dazu später mehr.

Yohimbin bei Erektionsstörung

Yohimbin hat eine lange Geschichte als pflanzliches Potenzmittel. Doch wie genau hilft es – und vor allem wie gut?

Wie soll Yohimbin helfen?

Der Schlüssel liegt in der erwähnten Blockade der α2-Rezeptoren. Wenn Yohimbin die α2-Rezeptoren blockiert, steigt der Noradrenalin-Spiegel an. Die Folge? Eine verstärkte Weitung der Blutgefäße, auch in den Schwellkörpern im Penis. Dadurch kann das Blut leichter einströmen, was die Erektion begünstigt.

„Die Einnahme von Yohimbin führt zu einem Anstieg des Noradrenalin-Spiegels im Körper. Dadurch weiten sich die Gefäße und es kommt zu einer verstärkten Durchblutung.“

Yohimbin beeinflusst aber nicht nur die Blutgefäße selbst, sondern auch, wohin das Blut fließt. Durch eine besondere Wirkung kann es nämlich die Durchblutung umverteilen: Bestimmte Gefäße, etwa im Bauchraum, werden enger, während sich andere, zum Beispiel in den Muskeln und im Genitalbereich, erweitern. Das bedeutet, dass mehr Blut genau dorthin gelangt, wo es gebraucht wird – ein entscheidender Faktor für eine starke Erektion.

Wie gut hilft Yohimbin tatsächlich?

Studien zeigen, dass Yohimbin eine vielversprechende Wirkung auf Erektionsstörungen haben kann – allerdings mit gemischten Ergebnissen.

Während eine Untersuchung bei organischen Erektionsstörungen ergab, dass die Einnahme von Yohimbin zwar Verbesserungen zeigte, der Unterschied zur Placebo-Gruppe aber nicht signifikant war, zeigte eine jüngere Studie, dass Männer mit organisch bedingter Erektionsstörung sehr wohl erfolgreich mit Yohimbin therapiert werden können – jedoch Nichtraucher und vor allem Männer mit weniger ausgeprägten Erektionsprobleme. Mit einer etwas höheren Dosierung von 10,8 mg dreimal täglich erreichten 50% der Teilnehmer eine vollständige Erektion mit erfolgreichem Geschlechtsverkehr in 75% der Fälle – unabhängig vom Alter.

Eine Übersichtsarbeit von acht Studien – alle mit gutem Studiendesign – zeigte, dass sowohl die alleinige Einnahme von Yohimbin Erektionsstörungen signifikant verbesserte, als auch die Kombination mit anderen Mitteln. Leider wurden die meisten Studien, die sich nur mit Yohimbin auseinandersetzen, schon vor den 2000er-Jahren durchgeführt.

Besonders die kombinierte Wirkung von Yohimbin mit Arginin findet in der Forschung Gefallen. Denn Arginin ist eine Aminosäure, die ebenfalls die Durchblutung ankurbelt. In der Kombination von 6 g Arginin und 6 mg Yohimbin einmal täglich konnten milde bis mittelmäßig starke Erektionsstörungen erfolgreich behandelt werden.

Außerdem könnte Yohimbin Potenzial als ergänzendes Mittel zu PDE-5-Hemmern haben. Zumindest bei Tieren konnte nämlich gezeigt werden, dass Yohimbin den Effekt von Sildenafil – das ist der Wirkstoff, der auch in Viagra enthalten ist – verstärkte.

So wird Yohimbin gegen Erektionsstörung eingenommen

Yohimbin aus der Yohimbe-Rinde ist ein natürlicher Extrakt mit schwankender Wirkstoffmenge und zusätzlichen Pflanzenstoffen, was die Wirkung unvorhersehbar machen kann. Medizinisch verwendetes Yohimbin wird daher meist als synthetisch hergestelltes Yohimbin-Hydrochlorid (Yohimbin HCl) eingenommen, da diese Form standardisiert ist. Während der Extrakt also eher ein Naturprodukt mit variabler Zusammensetzung ist, bietet die medizinische Variante eine kontrollierte und zuverlässigere Wirkung.

„Yohimbin HCl ist die synthetische Form von Yohimbin, die durch die Standardisierung eine präzisere Dosierung und gleichmäßigere Wirkung ermöglicht, im Gegensatz zu natürlichem Yohimbin, das in Konzentration und Reinheit schwanken kann.“ 

Übliche Dosierungen von Yohimbin-Hydrochlorid liegen zwischen 5 und 10 mg, dreimal täglich. Yohimbin wird nach der Einnahme schnell aufgenommen – bereits nach etwa 10 Minuten beginnt der Körper, es zu verwerten. Die Halbwertszeit, bei der bereits wieder die Hälfte des Wirkstoffes abgebaut wurde, liegt bei circa 30 Minuten. Yohimbin wird also rasch ins Blut aufgenommen, aber auch relativ schnell wieder abgebaut.

Die maximale Konzentration im Blut wird nach 45–60 Minuten erreicht, doch wie viel tatsächlich ins System gelangt, variiert stark: Während einige Menschen bis zu 90% des Wirkstoffs aufnehmen, bleibt es bei anderen bei nur 10%. Dieser Unterschied liegt an individuellen Faktoren wie dem Stoffwechsel oder der Nahrungsaufnahme. Zudem unterscheiden sich viele Yohimbin-Präparate in ihrer Reinheit und Dosierung, weshalb es wichtig ist, auf hochwertige und standardisierte Produkte zu setzen, um das Nebenwirkungsrisiko zu minimieren.

Außerdem gibt es einen weiteren wichtigen Grund für den besonders vorsichtigen Umgang mit der Dosierung von Yohimbin: In niedrigen Dosen kann Yohimbin wirklich positive Effekte haben. Doch bei höheren Dosen wird es knifflig. Wenn die Konzentration nämlich zu hoch wird, kann Yohimbin seine Wirkung sogar umkehren – also Botenstoffe wie Noradrenalin verringern – was die Nervenaktivität bremsen kann. In extremen Fällen könnte das sogar zu Zellschäden führen. Das zeigt, wie wichtig es ist, mit der richtigen Dosis vorsichtig zu sein, um die gewünschten Effekte zu erzielen und Risiken zu vermeiden.

„Yohimbin kann bei Erektionsproblemen unterstützen, aber nicht jeder reagiert gleich darauf – der persönliche Stoffwechsel spielt dabei eine wichtige Rolle.“

Nebenwirkungen von Yohimbin

Du erinnerst dich sicher, dass Yohimbin auch auf andere Rezeptoren, wie beispielsweise Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren, wirkt. Genau diese vielseitigen Wirkmechanismen haben nämlich auch eine Kehrseite: Yohimbin kann unerwünschte Wirkungen haben und mit anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten. Deshalb ist es besonders wichtig, Yohimbin mit Bedacht einzunehmen und mögliche Risiken im Blick zu behalten.

„Yohimbin hat eine vielfältige Wirkung – und eventuell auch Nebenwirkung. Eine präzise Dosierung ist das Um und Auf.“

Zu den häufigsten Nebenwirkungen bei durchschnittlichen Dosierungen für Erektionsstörung gehören Nervosität, Schlafstörungen, erhöhter Herzschlag und steigender Blutdruck. In höheren Dosen oder bei besonders empfindlichen Personen kann es auch zu ernsteren Reaktionen wie Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle oder sogar Nierenproblemen kommen. Yohimbin kann auch die Symptome von Angst verstärken, besonders bei Menschen, die ohnehin anfällig dafür sind. Das liegt daran, dass es den Körper in einen Zustand versetzt, der ihn auf „Alarmbereitschaft“ setzt, wodurch sich Nervosität oder Panik verstärken können.

Zudem kann Yohimbin mit anderen Medikamenten, wie zum Beispiel solchen gegen Depressionen oder Bluthochdruck, in Wechselwirkung treten. Deshalb ist es wichtig, vor der Einnahme mit einem Arzt oder einer Ärztin zu sprechen, vor allem, wenn du bereits andere Medikamente nimmst oder gesundheitliche Probleme hast.

Wie erwähnt kann die Wirkung von Yohimbin von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Das liegt daran, dass der Körper den Wirkstoff unterschiedlich abbaut – je nachdem, wie aktiv ein bestimmtes Enzym im Körper ist. Bei manchen Menschen bleibt mehr Yohimbin im Blut, was das Risiko für Nebenwirkungen drastisch erhöhen kann. Deshalb ist es wichtig, bei der Einnahme vorsichtig zu sein und auf die richtige Dosis zu achten.

Kurz gesagt: Yohimbin kann sehr effektiv sein, aber es ist entscheidend, es verantwortungsbewusst zu nutzen und die individuell passende Dosis zu finden, um die gewünschten Effekte zu erzielen und unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Dafür sollten wichtige Vitalparameter wie Blutdruck und Herzfrequenz besonders zu Beginn der Therapie und bei Veränderungen der Dosis eng überwacht werden.

Weitere Wirkungen von Yohimbin

Dadurch, dass Yohimbin so vielfältig wirkt, hat Yohimbin weit mehr zu bieten als nur seine Wirkung auf die sexuelle Funktion. Es beeinflusst zahlreiche Prozesse im Körper und wird daher in verschiedenen Bereichen erforscht.

Die Grafik zeigt sieben potenzielle Wirkungen von Yohimbin, dargestellt durch Icons: sexuelle Funktion (Penis-Symbol), sportliche Leistungsfähigkeit (Hantel), Herz-Kreislauf-Gesundheit (Blutgefäße), Fettabbau (Waage), Stimmung und Verhalten (lachendes und trauriges Gesicht), entzündungshemmende Wirkung (durchgestrichenes Flammen-Symbol) und Anti-Krebs-Effekte (durchgestrichene Krebszellen). In der Mitte sind Holzstücke abgebildet, die Yohimbe-Rinde repräsentieren.

Fettabbau: Yohimbin kann den Fettstoffwechsel ankurbeln, indem es die Freisetzung von Fettsäuren aus den Fettzellen fördert. Besonders in Kombination mit Sport und gesunder Ernährung könnte es zur Gewichtsreduktion beitragen. Zudem könnte es den Stoffwechsel verbessern, indem es Blutfettwerte und den Zuckerhaushalt reguliert.

Sportliche Leistungsfähigkeit: Yohimbin kann die Leistungsfähigkeit bei hochintensivem Training steigern. Es verbessert die Energie und Ausdauer, reduziert Erschöpfung und kann die Laktatwerte nach dem Training senken, was auf eine effizientere Energienutzung hindeutet. Besonders morgens, wenn die Leistung oft niedriger ist, kann Yohimbin helfen, das Niveau auf ein Nachmittags-Training anzuheben.
Und auch beim Kraftsport schein Yohimbin seine Wunder zu wirken: Yohimbin kann im Krafttraining helfen, länger durchzuhalten und die Muskelermüdung hinauszuzögern – die explosive Kraft steigert es aber nicht. Zudem fühlen sich Sportler:innen motivierter und energiegeladener.

Herz-Kreislauf-Gesundheit: Yohimbin kann das Herz stärken, indem es die Pumpleistung verbessert – besonders unter Stressbedingungen. Es scheint die Herzmuskelzellen zu schützen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken zu können. Zudem hemmt es das Wachstum und die Bewegung bestimmter Gefäßzellen, die an Verkalkungen beteiligt sind. In höheren Dosen oder bei empfindlichen Personen kann das jedoch problematisch sein, da es das Herz belasten und in seltenen Fällen zu Herzrhythmusstörungen führen kann, weshalb weitere Forschung nötig ist, um seine sichere Anwendung zu gewährleisten.

Stimmung und Verhalten: Yohimbin greift in die Neurotransmitter-Balance ein und kann Stimmung und Verhalten beeinflussen. Es wird erforscht, ob es in bestimmten Fällen als unterstützende Therapie bei Depressionen helfen kann. Allerdings kann es auch Angst verstärken oder risikoreicheres Verhalten begünstigen.

Entzündungshemmung: Yohimbin könnte auch entzündungshemmende Eigenschaften besitzen.

Anti-Krebs-Effekte: Erste Studien legen nahe, dass Yohimbin möglicherweise das Wachstum bestimmter Krebszellen hemmen könnte.

Für wen kommt Yohimbin in Frage?

Während Viagra und andere PDE-5-Hemmer bei vielen Männern mit Erektionsproblemen wahre Wunder wirken, gibt es auch Fälle, in denen sie nicht helfen oder nicht vertragen werden. Genau hier könnte Yohimbin ins Spiel kommen – entweder als Alternative oder als Ergänzung. Besonders spannend ist, dass Yohimbin in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie Arginin oder sogar PDE-5-Hemmern eine noch stärkere Wirkung entfalten könnte.

Es gibt auf jeden Fall Hinweise, dass Yohimbin eine effektive Option sein könnte – besonders, wenn es gezielt und in der richtigen Dosierung eingesetzt wird. Was fehlt, sind große, moderne Studien, um all diese Möglichkeiten genauer zu erforschen. Bis dahin bleibt Yohimbin ein spannender Kandidat mit viel Potenzial für alle, die nach Alternativen suchen.

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.