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Behandlung von übermäßigem Schwitzen

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Übermäßiges Schwitzen Behandlung: Verschwitzte Schulter und Hals einer Frau mit orangefarbenem Oberteil.

Übermäßigem Schwitzen ein Ende bereiten? Das geht! Es gibt diverse Behandlungsmöglichkeiten, die bei der sogenannten Hyperhidrose helfen können. Abhängig von der Ausprägung und der Lokalisation kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht. Grundsätzlich gibt es Mittel, die auf die Haut aufgetragen werden (topisch), oral eingenommen werden oder gespritzt werden (Injektionen), sowie gerätebasierte und operative Behandlungen. Zudem kannst du mit kleinen Veränderungen in deinem täglichen Leben einiges bewirken. Eine Zusammenfassung der Behandlungsmöglichkeiten findest du am Ende des Artikels.

Topische Mittel und Medikamente

In der Regel sind topische Maßnahmen, also Mittel, die einfach auf die Haut aufgetragen werden, der erste Behandlungsschritt.

Topische Antiperspirantien

Aluminiumchlorid-Hexahydrat

Aluminiumchlorid-Hexahydrat (ACH) ist das am häufigsten verwendete topische Medikament zur Behandlung von leichter bis mittelschwerer Hyperhidrose. Es ist kostengünstig, weit verbreitet und einfach anzuwenden, was es zur ersten Wahl bei übermäßigem Schwitzen macht. ACH wirkt, indem es mit Schweißbestandteilen reagiert und so Teilchen bildet, die die Schweißdrüsengänge vorübergehend blockieren, bis die Haut sich erneuert.

Es gibt ACH in verschiedenen Formen, darunter Roller, Sticks und Pulver. Das Produkt wird auf die trockene Haut am besten vor dem Schlafengehen aufgetragen. Es muss dann 6 bis 8 Stunden einwirken. Die Anwendung ist alle 24 bis 48 Stunden zu wiederholen, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Eine Besserung der Symptome ist oft nach 1 bis 2 Wochen sichtbar. Nach Erreichen der gewünschten Wirkung kann mit einer Erhaltungstherapie meist 1- bis 2-mal wöchentlich fortgesetzt werden. Die Wirksamkeit von ACH variiert je nach Körperregion, wobei die Behandlung der Achselhöhlen mit einer Zufriedenheit von 94% der Anwender:innen am effektivsten ist. Ebenso ist die Anwendung im Gesicht sowie an den Füßen und Händen möglich.

Häufige Nebenwirkungen sind Hautreizungen, die insbesondere bei höheren Konzentrationen auftreten. Diese können unter anderem durch selteneres Auftragen, niedrigere ACH-Konzentrationen oder die Verwendung von Feuchtigkeitscremes gelindert werden. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Frühere Bedenken hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen Aluminium und Alzheimer oder Brustkrebs wurden durch aktuelle Studien widerlegt.

Die Begriffe Antitranspirant(ium) und Antiperspirant bedeuten im Prinzip dasselbe, sie werden nur in unterschiedlichen Sprachräumen verwendet. Beides bezeichnet Hemmstoffe gegen Schwitzen. Während Antitranspirant(ium) der offizielle deutsche Begriff ist, wird Antiperspirant international und im kosmetischen Bereich häufiger verwendet. Mittlerweile steht jedoch auch auf deutschen Produkten meist Antiperspirant.

Aluminium-Zirkonium-Trichlorhydrex

Die leichtere Variante von Aluminiumchlorid-Hexahydrat ist der Wirkstoff mit dem nicht minder holprigen Namen Aluminium-Zirkonium-Trichlorhydrex (AZCH). Klingt kompliziert, ist aber eigentlich einfach nur eine spezielle Verbindung aus Aluminium, Zirkonium und Chlor, die als Wirkstoff in den gängigen Antitranspirant-Deos enthalten ist. Die Wirkung auf die Schweißproduktion ist daher auch milder, aber dafür bindet AZCH zusätzlich auch den Geruch und ist besser verträglich. In der EU ist Aluminium-Zirkonium-Trichlorhydrex nicht mehr so verbreitet, da Zirkoniumverbindungen im Vergleich zur USA wegen möglicher Hautsensibilisierung strenger reguliert sind.

Übermäßiges Schwitzen Behandlung: Die Grafik vergleicht Deodorant und Antitranspirant in fünf Kategorien: Ziel, Wirkweise, Wirkstoff, Anwendung und Nebenwirkungen. Deodorants verhindern die Geruchsbildung, indem sie Bakterien neutralisieren, die Schweiß zersetzen. Sie enthalten antibakterielle Stoffe und Duftstoffe, sind meist gut verträglich und für normales Schwitzen geeignet. Antitranspirantien hingegen hemmen sowohl die Schweißproduktion als auch den Geruch, indem sie die Schweißdrüsen verengen oder blockieren. Sie enthalten Aluminiumverbindungen, können Hautreizungen verursachen und werden bei übermäßigem Schwitzen eingesetzt. Die visuelle Darstellung ist tabellarisch mit passenden Icons ergänzt.

Topische Anticholinergika

Vorweg ist zu sagen, dass topische Anticholinergika in Europa nicht für Hyperhidrose zugelassen sind. Anders sieht es jedoch zum Beispiel über dem großen Teich aus …

Anticholinergika blockieren sogenannte Acetylcholinrezeptoren, die im Normalfall die ekkrinen Schweißdrüsen aktivieren. Durch eine topische Anwendung an den Schweißdrüsen wird die Schweißproduktion gehemmt. Durch diese Form der Anwendung können die systemischen Nebenwirkungen von Anticholinergika, die bei einer oralen Einnahme auftreten, weitgehend reduziert werden. Dennoch bleibt die Möglichkeit, dass der auf die Haut aufgetragene Stoff so stark aufgenommen wird, dass es zu solchen Nebenwirkungen kommt. Zudem können neben potenziellen anticholinergen Nebenwirkungen auch Irritationen, Rötungen und Juckreiz auftreten.

Das Spektrum von topischen Anticholinergika, die im Rahmen von Hyperhidrose eine Rolle spielen, ist breit. Die aktuell bedeutendsten Wirkstoffe sind Glycopyrroniumtosylat und Sofpironiumbromid, die beide bereits in den USA für übermäßiges Schwitzen zugelassen sind. Neben diesen beiden zentralen Mitteln gibt es auch noch Oxybutynin, Umeclidinium, Propanthelin, Scopolamin, Diphemanilmethylsulfat, Atropinsulfat und Methantheliniumbromid.

Glycopyrrolat

Glycopyrrolat ist bereits seit 2018 in den USA zugelassen. Dort ist der Wirkstoff in einer Salzform namens Glycopyrroniumtosylat erhältlich. Vertrieben wird er unter dem Markennamen Qbrexza in Form eines damit befeuchteten Tuches. Das Tuch wird einmal täglich auf die Achselhöhlen aufgetragen. Bei bis zu 25 % der Anwender:innen treten leichte bis mittelschwere Nebenwirkungen auf. Am häufigsten wurden Mundtrockenheit, verschwommenes Sehen, erweiterte Pupillen, erschwertes Wasserlassen, trockene Nasenschleimhäute und trockene Augen berichtet.

Sofpironium

Erst 2024 wurde ein weiteres topisches Anticholinergikum in den USA für Hyperhidrose zugelassen: Sofpironiumbromid unter dem Markennamen Sofdra. Diese Form von Sofpironium wird als Gel einmal täglich auf die Achselhöhlen aufgetragen. Sofpironium wurde aus Glycopyrrolat entwickelt, indem chemische Modifikationen vorgenommen wurden, um die Penetration durch die Haut zu optimieren. Das Medikament wurde so entwickelt, dass es im Körper durch natürliche Stoffwechselprozesse rasch in eine inaktive Form überführt wird (retrometabolisch). Daher sind die Nebenwirkungen hier geringer.

Topisches Botulinumtoxin

Botulinumtoxin, geläufig besser als Botox bekannt, das nicht injiziert, sondern einfach nur auf die Haut aufgetragen werden muss, gilt als vielversprechende zukünftige Therapieoption bei Hyperhidrose, da es eine Behandlung ohne Nadeln ermöglichen könnte. Aktuell scheitert der Einsatz jedoch an der Hautdurchlässigkeit. Die Forschung beschäftigt sich derzeit mit innovativen Systemen, die den Transport durch die Haut ermöglichen könnten.

Zusammenziehende Mittel (Adstringenzien)

Adstringenzien verändern Proteine in der obersten Hautschicht , sodass sich die Hautoberfläche leicht zusammenzieht und so die Schweißporen etwas verschlossen werden. Oft basieren sie auf pflanzlichen Gerbstoffen oder synthetischen Substanzen. Bekannte Adstringenzien sind Tanninsäure, Methenamin (setzt Formaldehyd frei) oder Glutaraldehyd. Ihre Wirkung ist in der Regel schwach und hält nicht lange an. Sie wurden vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren verwendet und kommen heute kaum noch zum Einsatz, weil ihre Wirkung schwach, kurzzeitig und schwer vorhersehbar ist. Außerdem können bei bestimmten Stoffen zu Hautverfärbungen, Reizungen oder sogar schwerwiegende Reaktionen auftreten.

Übermäßiges Schwitzen Behandlung: Die Grafik zeigt verschiedene Behandlungsoptionen für Hyperhidrose je nach betroffener Körperregion – Achseln, Hände, Füße, Gesicht und generalisiert (am ganzen Körper). Die erste Maßnahme sind topische Antiperspirantien. Für Hände und Füße folgt eine stufenweise Iontophorese, zunächst mit Wasser, dann mit Zusätzen. In weiteren Schritten können Botox-Injektionen, orale Medikamente, gerätebasierte Therapien oder lokale Operationen angewendet werden. In schweren Fällen ist eine Sympathektomie – ein chirurgischer Eingriff – möglich. Der Verlauf ist als Entscheidungsbaum mit verschiedenen Therapieebenen dargestellt.
Je nach betroffener Region wird stufenweise zu unterschiedlichen Behandlungen gegriffen.

Orale Medikamente

Orale Medikamente sollten nur eingesetzt werden, wenn auf die topische Behandlung nicht angesprochen wird oder eine Hyperhidrose an mehreren Stellen bzw. generalisiert am ganzen Körper vorhanden ist.

Orale Anticholinergika

Anticholinergika können auch off-label bei Hyperhidrose in oraler Form angewendet werden. Hierfür werden vor allem Glycopyrrolat, Oxybutynin und Methantheliniumbromid eingesetzt. Unter der Therapie mit Oxybutynin verbesserten sich die Symptome in Studien durchschnittlich um 76% und mit Methantheliniumbromid um 41% bei den Achseln und 16% bei den Händen. Bei Glycopyrrolat variieren die Ergebnisse stark. Die häufigste Nebenwirkung ist Mundtrockenheit (bei 73% der Patient:innen mit Oxybutynin 10 mg/Tag; 39% bei Glycopyrrolat; 69% bei Methantheliniumbromid).

Weitere orale Medikamente

Es gibt auch andere orale Wirkstoffe, die bei Hyperhidrose helfen könnten. Allerdings ist hierzu die Studienlage noch begrenzt. Dazu gehören Betablocker (Propranolol) und Benzodiazepine, die bei angstbedingter Hyperhidrose hilfreich sein können. Clonidin wirkt schweißhemmend bei generalisierter und anfallsartig lokalisierter Hyperhidrose. Das Schmerzmittel Indometacin zeigte ebenfalls Wirkung bei generalisierter Hyperhidrose. Ebenso können Calciumkanalblocker Schwitzen reduzieren.

Botulinumtoxin-Injektionen

Die Injektion von Botulinumtoxin (besser bekannt als Botox) ist eine effektive Behandlungsmethode bei übermäßigem Schwitzen an spezifischen Stellen, insbesondere in den Achselhöhlen, an Händen oder Füßen, aber auch im Gesicht. Dabei hemmt das Nervengift die Freisetzung von Acetylcholin an den Schweißdrüsen und verhindert so die Schweißproduktion. Die Wirkung setzt meist innerhalb weniger Tage ein und hält durchschnittlich 6 bis 8 Monate an, daher muss die Behandlung zur Erhaltung regelmäßig wiederholt werden.

Der große Vorteil liegt in der gezielten Anwendung mit hoher Wirksamkeit. Allerdings kann die Injektion an empfindlichen Stellen wie den Handflächen schmerzhaft sein. Verschiedene Methoden zur Betäubung können hier Abhilfe schaffen (z.B. Eisauflagen, Vibration, Nervenblockaden, intravenöse Regionalanästhesie). Zudem kann es zu vorübergehender Muskelschwäche kommen.

Bei medizinischen Anwendungen sind vor allem zwei Varianten von Botulinumtoxin relevant: Botox Typ A (BTX-A) und Botox Typ B (BTX-B). BTX-A wird am häufigsten verwendet und punktet mit einer längeren Wirkungsdauer und guter Verträglichkeit. BTX-B wirkt hingegen schneller, aber oft auch kürzer und bringt häufiger Nebenwirkungen mit sich. Es kommt daher nur in bestimmten Fällen alternativ zum Einsatz, wenn BTX-A nicht wirkt. Zudem ist es in Europa nicht offiziell für Hyperhidrose zugelassen.

Übermäßiges Schwitzen Behandlung: Diese Grafik vergleicht verschiedene Botulinumtoxin-Präparate, die zur Behandlung von Hyperhidrose verwendet werden. Unterteilt in Typ A und Typ B, listet sie die Wirkstoffnamen, Handelsnamen und wissenswerte Hinweise. OnabotulinumtoxinA ist als Botox® bekannt und weltweit am häufigsten verwendet. AbobotulinumtoxinA (Dysport®) hat eine andere Dosierung. IncobotulinumtoxinA (Xeomin®) enthält keine Komplexproteine, wodurch das Risiko einer Antikörperbildung reduziert wird. RimabotulinumtoxinB (Myobloc® / Neurobloc®) wirkt schneller, hält jedoch kürzer an. Die Informationen sind als Tabelle mit einer Spritzengrafik am Rand aufbereitet.

Botox-Injektionen sollen nicht während der Schwangerschaft oder der Stillzeit vorgenommen werden. Ebenso ist bei Hautentzündungen im zu injizierenden Bereich sowie bei neuromuskulären Erkrankungen davon abzusehen.

Iontophorese

Iontophorese ist eine Behandlung, die bei übermäßigem Schwitzen – insbesondere an Händen und Füßen – eingesetzt werden kann. Dabei werden die betroffenen Körperstellen in ein Wasserbad getaucht, durch das ein schwacher elektrischer Strom fließt. Die Methode funktioniert meist mit reinem Leitungswasser und wirkt vermutlich, indem der Strom die Schweißdrüsenausgänge blockiert. In manchen Fällen können auch wasserlösliche Wirkstoffe zugesetzt werden. Dann sorgt der Strom dafür, dass diese besser in die Haut eindringen und dort die Aktivität der Schweißdrüsen beeinflussen.

Der genaue Wirkmechanismus ist zwar noch nicht vollständig geklärt, aber man geht davon aus, dass die Iontophorese sogar auf mehreren Ebenen wirkt: Es könnten die Schweißdrüsen durch die Ionen blockiert werden; es könnte die Signalübertragung im sympathischen Nervensystem gehemmt werden; und es könnte die Veränderung des pH-Werts zu einer vorübergehenden Funktionsstörung der Schweißdrüsen führen.

Die Behandlung kann zu einer langfristigen Verbesserung der Symptome führen und ist grundsätzlich gut verträglich. Allerdings können Hautreizungen auftreten. Zu Beginn wird die Iontophorese mehrmals pro Woche durchgeführt, später reichen oft Erhaltungsbehandlungen aus.

Gerätebasierte Behandlungen

Gerätebasierte Behandlungen haben alle zum Ziel, dass sie die Schweißdrüsen auf einem energetischen, thermischen oder mechanischen Weg dauerhaft zerstören sollen.

Mikrowellen-Thermolyse

Bei der Mikrowellen-Thermolyse wird Mikrowellenenergie verwendet, um die Schweißdrüsen in der Haut zu zerstören. Die Mikrowellenenergie wird durch die Haut in die Schweißdrüsen abgegeben und bewirkt dort, dass sich die Wassermoleküle in den Drüsen schnell drehen und dabei Wärme erzeugen, was zu einer irreversiblen Zerstörung der Schweißdrüsen führt. Die Wirkung der Behandlung bleibt über einen Zeitraum von etwa 12 Monaten bestehen. In vielen Fällen bleibt die Schweißproduktion im behandelten Bereich signifikant reduziert oder sogar ganz gestoppt, da die Schweißdrüsen zerstört sind und nicht nachwachsen. Allerdings kann sich die gesamte Schweißproduktion über die Zeit wieder erhöhen, wenn nicht alle Drüsen erfasst wurden oder der Körper kompensatorisch reagiert. Manchmal wird daher nach einem Jahr noch eine zweite Behandlung durchgeführt.

Das bekannteste und am weitesten verbreitete Mikrowellen-Thermolyse-Gerät trägt den Namen MiraDry® (Miramar Labs, USA). Es wird vor allem zur Behandlung von übermäßigem Schwitzen in den Achseln eingesetzt. Die Behandlung ist relativ sicher, aber es können Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Blutergüsse, Schwellungen oder vorübergehende Taubheitsgefühle auftreten.

Ultraschallverfahren

Ultraschallverfahren stellen eine noch recht neue Möglichkeit zur Behandlung der Hyperhidrose dar. Dabei wird hochfokussierter Ultraschall eingesetzt, um gezielt Wärmeenergie in die Haut einzubringen. Diese Wärme verursacht kleine Verletzungen an den Schweißdrüsen. Infolge der Wundheilung und Umstrukturierung des Bindegewebes wird deren Aktivität dann deutlich reduziert.

Es gibt zwei Geräte, die zum Einsatz kommen können:

  • Ulthera® (Ulthera, USA) wird aktuell zur Hautstraffung verwendet, zeigt aber auch bei axillärer Hyperhidrose gute Effekte – mit einer Schweißreduktion von bis zu 80 % und hoher Patientenzufriedenheit.
  • VASER® (SoltaMedical, USA) ist eigentlich zur Fettabsaugung konzipiert, könnte aber durch seine präzise Energieabgabe zukünftig auch für Hyperhidrose interessant sein.

Obwohl die Technik noch nicht breit etabliert ist, zeigt sie vielversprechende Ergebnisse bei vergleichsweise geringem Nebenwirkungsrisiko wie vorübergehenden Rötungen, Druckempfindlichkeit, Taubheitsgefühlen und Blutergüssen. Die Studienlage ist jedoch noch begrenzt, und in Europa gibt es bislang keine spezifische Zulassung für Hyperhidrose.

Fraktionierte Mikronadel-Radiofrequenz (Microneedle RF)

Microneedle RF ist eine relativ neue, minimal-invasive Behandlungsmethode bei übermäßigem Schwitzen. Dabei werden winzige Nadeln in die Haut eingeführt, über die gezielt Wärme über Radiofrequenzenergie direkt an die Schweißdrüsen abgegeben wird. Die Hitze schädigt die Schweißdrüsen, sodass sie dauerhaft weniger Schweiß produzieren. Erste Studien zeigen eine Verringerung der Anzahl und Größe der Schweißdrüsen. Als mögliche Nebenwirkungen können vorübergehend leichte Schmerzen, Schwellungen und Rötungen auftreten. Die Behandlung ist vor allem für die Achselregion geeignet.

Laserbehandlung

Laserbehandlungen stellen eine eher experimentelle Methode zur Behandlung von übermäßigem Schwitzen dar. Dabei sollen gezielte Lichtimpulse durch beispielsweise 1064-nm Nd:YAG-Laser (Neodym-dotierter Yttrium-Aluminium-Granat-Laser) oder durch langgepulsten 800-nm Diodenlaser die Schweißdrüsen durch Hitze inaktivieren, ohne die Haut zu verletzen. Bisher sind die Ergebnisse sehr uneinheitlich: In einigen Fällen konnte das Schwitzen reduziert werden, in anderen blieb der Effekt aus oder es kam sogar zu einer Verschlechterung.

Operative Eingriffe

Ein operativer Eingriff wird nur in Betracht gezogen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

Exzision, Curettage, Liposuktion

Lokale chirurgische Methoden zur Behandlung von Hyperhidrose sind Exzision (Herausschneiden), Kürettage (Ausschaben) und Liposuktion (Absaugen). Diese Techniken können auch kombiniert werden. Das Ziel von diesen Behandlungen ist es, die Schweißdrüsen in der Achselregion dauerhaft zu reduzieren oder zu entfernen.

Bei der Exzision wird das Gewebe mitsamt den Schweißdrüsen entfernt. Dies führt oft zu sichtbaren Narben und eventuell eingeschränkter Beweglichkeit des Arms. Eine schonendere Variante ist die sogenannte Shelley-Methode, bei der nur ein kleiner Hautbereich entfernt wird.

Eine modernere Methode ist die Liposuktions-Kürettage: Dabei wird durch einen kleinen Hautschnitt eine feine Kürette oder Saugkanüle eingeführt, um die Schweißdrüsen gezielt zu entfernen. Diese Methode hinterlässt in der Regel kaum sichtbare Narben, birgt aber andere Risiken wie Hautverfärbungen und Nervenverletzungen. In manchen Fällen kann es auch zu sogenanntem kompensatorischen Schwitzen an anderen Körperstellen kommen.

Sympathektomie

Die Sympathektomie ist eine operative Behandlung, die nur dann in Betracht gezogen wird, wenn alle anderen Möglichkeiten keine ausreichende Linderung bringen. Dabei werden sympathische Nerven gezielt durchtrennt, entfernt oder abgeklemmt, um die Schweißproduktion zu verringern. Am häufigsten wird dieser Eingriff als sogenannte endoskopische thorakale Sympathektomie (ETS) bei starkem Schwitzen an den Händen, im Gesicht oder in den Achseln durchgeführt. Für starkes Schwitzen an den Füßen wird die Sympathektomie auf Höhe der Lenden durchgeführt.

Allerdings sind Rückfälle und Nebenwirkungen häufig. Nahezu alle Betroffenen entwickeln im weiteren Verlauf eine sogenannte kompensatorische Hyperhidrose, bei der es an anderen Körperstellen – meist Rücken, Bauch, Beine oder Gesäß – zu vermehrtem Schwitzen kommt. Auch ernstere Komplikationen wie Nervenschäden, Pneumothorax oder Blutungen sind möglich. Die höchste Zufriedenheit zeigen jüngere, normalgewichtige Patient:innen ohne nächtliches Schwitzen. Trotz der oft effektiven Wirkung wird der Eingriff aufgrund der möglichen Nebenwirkungen heute nur noch selten empfohlen.

Alltagstipps

Wenn du unter Hyperhidrose leidest, kann die Vermeidung bestimmter Trigger helfen, das Schwitzen zu reduzieren. Dazu zählen etwa Menschenmengen, emotionale Belastungen, scharfes Essen und Alkohol.

Auch mit der Wahl deiner Kleidung kannst du deine Situation positiv beeinflussen: Vermeide enge Kleidung und synthetische Stoffe, denn diese begünstigen die Schweißbildung, ebenso wie luftundurchlässige Schuhe. Stattdessen helfen atmungsaktive Materialien wie Baumwolle oder Wolle. Greife je nach Lokalisation zu Achselpads und Schweißeinlagen oder saugfähigen Einlegesohlen und Fußpuder als Alltagshilfen. Wechsle häufig deine (Baum)wollsocken und Schuhe. Besonders gut eignen sich Lederschuhe, da sie Feuchtigkeit besser entweichen lassen.

Zusammenfassung der Behandlungsmöglichkeiten bei übermäßigem Schwitzen

KategorieArtSpezifizierungEffektivität AchselnEffektivität HändeEffektivität FüßeEffektivität GesichtEffektivität generalisiertKosten
Topische WirkstoffeAntiperspirantienAluminiumchlorid-Hexahydrat++++++++
Topische WirkstoffeAntiperspirantienAluminium-Zirkonium-Trichlorhydrex++
Topische WirkstoffeAnticholinergikaGlycopyrrolat++++++++++€€
Topische WirkstoffeAnticholinergikaSofpironium++++++++++€€
Topische WirkstoffeBotulinumtoxin++++€€€
Topische WirkstoffeZusammenziehende Mittel (Adstringenzien)z.B. Tanninsäure, Methenamin, Glutaraldehyd+++++
Systemische WirkstoffeAnticholinergikaGlycopyrrolat+++++++++++++++€€
Systemische WirkstoffeAnticholinergikaOxybutynin+++++++++++++++€€
Systemische WirkstoffeAnticholinergikaMethantheliniumbromid++++++++++€€
Systemische WirkstoffeWeitereBetablocker, Benzodiazepine, Clonidin, Indometacin, Calciumkanalblocker+++++€€
Injizierbare WirkstoffeBotulinumtoxinBotulinumtoxin Typ A++++++++++++€€€
Injizierbare WirkstoffeBotulinumtoxinBotulinumtoxin Typ B++++++++++++€€€
Technologische MaßnahmenIontophorese++++++€€
Technologische MaßnahmenMicrowellen-ThermolyseMiraDry®++++++€€€€
Technologische MaßnahmenUltraschallverfahrenUlthera®, VASER®+++++€€€€
Technologische MaßnahmenMicroneedle RF+++++€€€
Technologische MaßnahmenLaserbehandlungu.a. 1064-nm Nd:YAG-Laser, langgepulster 800-nm Diodenlaser++++€€€
Operative MaßnahmenExzision, Kürettage, Liposuktion+++€€€
Operative MaßnahmenSympathektomie++++++++++++€€€€
LifestyleHelferu.a. Achselpads, Schweißeinlagen, Einlegesohlen, Fußpuder++++

Legende:

+++ Hohe Wirksamkeit

++ Mittlere Wirksamkeit

+ Niedrige Wirksamkeit oder bislang wenig Evidenz

– Potenziell schädlich oder für die Lokalisation nicht geeignet

lokalisiert: Achselhöhlen, Händflächen, Fußflächen, Kopf & Gesicht

generalisiert: am ganzen Körper

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.