Auf Social Media, in Internetwerbung und sogar in Foren tauchen immer häufiger angeblich revolutionäre Haarausfallprodukte auf. Doch halten diese Produkte, was sie versprechen? Sind sie wirklich die Wunderwaffe gegen dünner werdendes Haar, oder nur geschicktes Marketing?
In unserer Übersicht werfen wir einen wissenschaftlich fundierten Blick auf die Inhaltsstoffe dieser Präparate. Wir aktualisieren die Liste regelmäßig, um dir eine verlässliche Orientierung zu bieten.
Dein Input ist gefragt!
Hast du ein neues Produkt entdeckt, das noch nicht in unserer Übersicht oder auf unserer Website auftaucht? Dann melde dich bei uns unter office@healthheld.de! Unser medizinisches Fachpersonal prüft die Inhaltsstoffe und gibt dir eine fundierte Einschätzung – natürlich kostenlos.
Nioxin
Wir haben uns hier konkret das Anti Hair Loss Serum von Nioxin genauer angesehen. Laut Herstellerangaben soll der Haarausfall bei 93% der Anwender:innen reduziert werden. Zu den enthaltenen Wirkstoffen gehören unter anderem Sandalore, Koffein, Laurinsäure und Niacinamid.
Analyse der Inhaltsstoffe
- Koffein: Koffein-Shampoos sind weit verbreitet und es gibt bereits einige Studien zu ihrer Wirkung. Diese zeigen, dass Koffein das Haarwachstum anregen kann, teilweise ähnlich effektiv wie Minoxidil. Allerdings weisen alle diese Studien starke methodische Schwächen auf oder sind vom Hersteller finanziert, weshalb eine gesicherte wissenschaftliche Bestätigung der Wirkung bisher aussteht.
- Sandalore: Dieser synthetische Duftstoff mit Sandelholz-Aroma hat in einer Studie das Potenzial gezeigt, das Haarwachstum zu stimulieren. Er aktiviert den Geruchsrezeptor OR2AT4 in den Haarfollikeln, was die Wachstumsphase verlängern könnte. Allerdings steckt die Forschung hierzu noch in den Kinderschuhen – größere, aussagekräftigere Studien sind notwendig.
- Laurinsäure: Eine Laborstudie deutet darauf hin, dass Laurinsäure die 5-alpha-Reduktase hemmen kann – ein Enzym, das Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Unter Laurinsäure wurde also weniger DHT produziert. Da DHT als Hauptauslöser für androgenetischen Haarausfall gilt, könnte Laurinsäure theoretisch hilfreich sein. Allerdings wurde diese Untersuchung bislang nur im Labor durchgeführt, nicht an Menschen.
- Niacinamid: Niacinamid ist in erster Linie aus der Hautpflege bekannt. Es ist eine Variante von Vitamin B3 (Nicotinsäure, Niacin). Studien legen nahe, dass Niacinamid das Wachstum von Haarfollikelzellen unterstützt, oxidativen Stress reduziert und den Übergang in die Ruhephase verlangsamt. Dies geschieht unter anderem durch die Regulation bestimmter Proteine wie DKK1 (kein Scherz: das Protein heißt Dickkopf-verwandtes Protein 1). Erste Untersuchungen an Menschen zeigen eine gewisse Wirksamkeit, jedoch schwächer als bei anderen etablierten Wirkstoffen.
Fazit: Die verwendeten Inhaltsstoffe sind vielversprechend und weisen theoretisches Potenzial auf. Allerdings sind viele der zugrunde liegenden Studien entweder methodisch schwach oder noch nicht ausreichend groß angelegt, um eine eindeutige Wirkung zu belegen. Weitere Forschung ist notwendig, um die tatsächliche Effektivität des Serums zu bestätigen.
Hairoxol
Die Bewertung der Inhaltsstoffe ist bei Hairoxol besonders schwierig. Der Grund: Auf der offiziellen Website sind die Inhaltsstoffe nicht einsehbar. Zwar lassen sich die Produkte bestellen, doch eine eigene Informationsseite zu den Inhaltsstoffen fehlt. Unsere Einschätzung basiert daher auf den Angaben von „Shop Apotheke“ zum Hairoxol Forte Booster Spray.
Analyse der Inhaltsstoffe
- Rosmarinöl (Rosmarinus officinalis Oil): Kann möglicherweise das Haarwachstum fördern, indem es entzündungshemmend wirkt, die Durchblutung anregt und die DHT-Produktion hemmt. Wissenschaftliche Belege für eine nachgewiesene Wirksamkeit beim Menschen fehlen jedoch.
- Lavendelöl (Lavandula angustifolia Oil): Soll die Haarfollikel stimulieren, die Hautschicht verdichten, Entzündungen reduzieren und Stress abbauen. In Tierversuchen konnte Lavendelöl das Haarwachstum fördern, doch belastbare Studien am Menschen gibt es bisher nicht.
- Pfefferextrakt (Piper nigrum Extract): Enthält unter anderem Piperin und Cubebin, die das Enzym 5-alpha-Reduktase hemmen und so möglicherweise Haarausfall reduzieren. Tierversuche zeigen, dass diese Stoffe eine hormonregulierende Wirkung haben und das Haarwachstum bei Mäusen fördern konnten, die Testosteron erhalten haben. Ob dieser Effekt auch beim Menschen auftritt, ist noch nicht durch Studien bestätigt.
- Brennnesselextrakt (Urtica dioica Extract): Wird ebenfalls eine hemmende Wirkung auf die 5-alpha-Reduktase zugeschrieben, was ihn zu einem potenziellen Mittel gegen Haarausfall macht. Allerdings gibt es bislang keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die diese Wirkung beim Menschen bestätigen.
- Panthenol (Provitamin B5): Spendet Feuchtigkeit, stärkt das Haar und verbessert seine Struktur. Direkte Belege für eine Wirkung gegen Haarausfall oder eine Förderung des Haarwachstums existieren jedoch nicht.
- Inositol (Myo-Inositol): Soll Testosteron und möglicherweise DHT reduzieren, wodurch es vor allem für Frauen interessant sein könnte. Wissenschaftliche Beweise für diese Wirkung fehlen bislang.
- Acetylcystein & Acetylmethionin: Diese Aminosäuren tragen zur allgemeinen Haargesundheit bei, jedoch gibt es keine bekannten Effekte auf Haarausfall.
Fazit: Einige Inhaltsstoffe könnten theoretisch eine positive Wirkung gegen Haarausfall haben. Allerdings gibt es derzeit keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege für ihre Wirksamkeit beim Menschen.
Revitensin
Alle Inhaltsstoffe sind homöopathischen Ursprungs und haben keine wissenschaftlich bewiesene Wirkung gegen erblich bedingten Haarausfall. Zu den Wirkstoffen Thallium metallicum D12, Talpa europaea D8, Acidum hydrofluoricum D12, Selenium D12 und Graphites D8 gibt es keine publizierten wissenschaftlichen Studien zu Haarausfall.
Fazit: Die Inhaltsstoffe haben keine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung.
Quellen
Choi Yun-Ho, et al. (2021) Niacinamide Down-Regulates the Expression of DKK-1 and Protects Cells from Oxidative Stress in Cultured Human Dermal Papilla Cells. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8536842/
Hirata N, et al. (2007) Testosterone 5alpha-reductase inhibitory active constituents of Piper nigrum leaf. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18057734/
Jimenez F, et al. (2021) Topical odorant application of the specific olfactory receptor OR2AT4 agonist, Sandalore® , improves telogen effluvium-associated parameters. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32645251/
Lee BH, et al. (2016) Hair Growth-Promoting Effects of Lavender Oil in C57BL/6 Mice. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4843973/
Nahata A, et al. (2012) Ameliorative effects of stinging nettle (Urtica dioica) on testosterone-induced prostatic hyperplasia in rats. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21806658/
Raynaud JP, et al. (2002) Inhibition of type 1 and type 2 5alpha-reductase activity by free fatty acids, active ingredients of Permixon. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12477490/
Unfer V, et al. (2017) Myo-inositol effects in women with PCOS: a meta-analysis of randomized controlled trials. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29042448/