Key Takeaways
Eine Hydrozele ist eine Flüssigkeitsansammlung um den Hoden.
Eine Hydrozele führt in der Regel nicht direkt zu einer Erektionsstörung, kann jedoch durch Schmerzen und psychische Belastungen das Sexualleben negativ beeinflussen.
Eine Operation kann bei starken Beschwerden helfen, während psychologische Unterstützung und offene Kommunikation in der Partnerschaft dazu beitragen, die psychischen Folgen zu bewältigen.
Erektionsstörungen sind Probleme, die aufgrund veränderter physiologischer Eigenschaften häufiger im höheren Alter auftreten. Allerdings gibt es auch zahlreiche andere Ursachen, die bereits in jungen Jahren eine Rolle spielen können. So vermuten häufig Männer mit einer Hydrozele, einer Flüssigkeitsansammlung im Hodensack, dass ihre Erektionsprobleme dadurch verursacht sein könnten. Doch gibt es tatsächlich eine Verbindung zwischen einer Hydrozele und Erektionsstörungen? Gibt es wirklich eine Erektionsstörung durch Hydrozele?
Was ist eine Hydrozele?
Eine Hydrozele ist eine Ansammlung von Flüssigkeit, die meist im Hodensack auftritt, aber auch andere Bereiche der äußeren Genitalien betreffen kann. Sie kann entweder angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Zu den möglichen Ursachen gehören:
- Eine offene Verbindung zur Bauchhöhle (angeborene Form)
- Übermäßige Flüssigkeitsproduktion
- Fehlende oder unzureichende Flüssigkeitsaufnahme
- Ein gestörter Lymphabfluss

Eine angeborene Hydrozele, auch primäre Hydrozele genannt, bildet sich in den meisten Fällen von selbst zurück. Bleibt diese Rückbildung aus, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Eine im Laufe des Lebens erworbene Hydrozele (sekundäre Hydrozele) kann durch verschiedene Faktoren wie Entzündungen des Hodens, Tumore, Verletzungen oder frühere Operationen im Bereich des Hodens verursacht werden. In diesen Fällen muss die zugrundeliegende Ursache behandelt werden.
„Hydrozelen können sowohl angeboren sein als auch durch verschiedene Umstände erworben werden.“
Hydrozelen können erheblich an Größe zunehmen und Beschwerden wie ein unangenehmes Druckgefühl oder Schmerzen verursachen. In manchen Fällen schränken sie Betroffene sogar bei alltäglichen Bewegungen wie Gehen oder sportlichen Aktivitäten ein.
Ursachen von Erektionsstörungen
Bei Erektionsstörungen gibt es eine Vielzahl möglicher Ursachen, die auch in Kombinationen auftreten können.

- Durchblutungsstörung: Durchblutungsstörungen sind die häufigste Ursache für Erektionsstörungen. Oft beeinträchtigen verengte oder geschädigte Arterien die Blutzufuhr zum Penis. Neben den Arterien können aber auch die Venen betroffen sein und für einen zu schnellen Abfluss des Blutes im Penis sorgen.
- Nervenschäden: Nervenschäden sind für etwa 10-19% der Erektionsstörungen verantwortlich, indem sie die Signalübertragung zu den wichtigen Strukturen im Penis beeinträchtigen und dadurch die Erektionsfähigkeit einschränken. Diese Schäden können durch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Schlaganfälle sowie durch Diabetes, Rückenmarksverletzungen oder chirurgische Eingriffe im Beckenbereich verursacht werden.
- Strukturelle Probleme: Strukturelle Probleme des Penis können die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen, da sie die Durchblutung und Nervenfunktion behindern können. Während Hypospadie (eine Art der Harnröhrenfehlbildung) und Mikropenis meist angeboren sind und funktionelle sowie psychische Herausforderungen mit sich bringen, führt die Peyronie-Krankheit durch narbenartige Verhärtungen zu einer schmerzhaften Penisverkrümmung.
- Testosteronmangel: Ein Testosteronmangel kann sowohl die Libido als auch die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen, da Testosteron für die Produktion von Stickstoffmonoxid im Penis verantwortlich ist, welches die Blutgefäße erweitert und den Blutzufluss zu den Schwellkörpern ermöglicht. Neben einem niedrigen Testosteronspiegel können auch andere hormonelle Ungleichgewichte wie beispielsweise eine Schilddrüsenfehlfunktion die Erektion negativ beeinflussen.
- Medikamente: Etwa ein Viertel der Erektionsstörungen wird durch Medikamente wie Antidepressiva, Antiandrogene, Bluthochdruckmittel oder Opiate verursacht, wobei es oft schwer zu unterscheiden ist, ob die zugrunde liegende Krankheit oder das Medikament der Auslöser ist. Auch Freizeitdrogen und Rauschmittel können die Erektionsfähigkeit negativ beeinflussen.
- Psychische Faktoren: Psychische Faktoren wie Stress, Depressionen oder Traumata können Erektionsstörungen auslösen oder verstärken. Im Unterschied zu physischen Ursachen treten psychisch bedingte Erektionsprobleme meist plötzlich auf.
Mehr dazu hier: Ursachen von Erektionsstörungen
Können Hydrozelen Erektionsstörungen auslösen?
Eine Schwellung des Hodens könnte theoretisch einen leichten Einfluss auf die Durchblutung, die Nervenfunktion und die Testosteronproduktion haben sowie ein strukturelles Problem darstellen. Dass eine Hydrozele jedoch direkt eine Erektionsstörung auslöst, ist äußerst unwahrscheinlich. In seltenen Fällen könnte ein Medikament, das zur Behandlung der Hydrozele eingesetzt wird, eine Erektionsstörung begünstigen – dies ist jedoch ebenso selten und in der Regel leicht zu identifizieren und zu bewerten. Der bedeutendste Einfluss einer Hydrozele auf Erektionsprobleme liegt in ihrer psychischen Belastung, die das Selbstbewusstsein und damit auch die Sexualfunktion beeinträchtigen kann.
„Hydrozelen beeinflussen die physiologischen Mechanismen einer Erektion in der Regel nicht direkt.“
Eine indische Studie untersuchte die Auswirkungen einer Hydrozele auf das Sexualleben, indem sowohl Betroffene als auch deren Ehepartnerinnen befragt wurden. Über 90% der Betroffenen gaben an, sich hinsichtlich ihrer sexuellen Leistungsfähigkeit frustriert zu fühlen. Viele berichteten zudem über starke Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, weshalb dieser oft vermieden wurde. Auch die Wahrnehmung der Unzufriedenheit der Partnerin verstärkte den psychischen Druck. Auf der Seite ihrer Frauen zeigte sich ein ähnliches Bild: 94% klagten über Probleme im Sexualleben. Zusätzlich wurde berichtet, dass der Penis aufgrund des vergrößerten Hodens optisch kleiner wirkt, was das Selbstbild weiter negativ beeinflussen kann.
Hydrozelen können also das Sexualleben vor allem durch psychische Belastungen und Schmerzen erheblich beeinträchtigen, während eine direkte physiologische Verbindung zu einer Erektionsstörung bislang nicht dokumentiert wurde.
Tipps für Betroffene
Operation und Ursachenbehandlung
Bei einer stark ausgeprägten Hydrozele mit Beschwerden kann eine Operation sinnvoll sein, bei der die Hydrozele geöffnet und die Hodenhüllen dauerhaft so verändert werden, dass sich keine neue Flüssigkeit ansammelt. Wichtig ist dabei jedoch, auch die eigentliche Ursache medizinisch abklären und behandeln zu lassen.
Psychologische Unterstützung
Chronische Beschwerden können die Psyche belasten. Eine Psychotherapie hilft, damit einhergehenden Stress zu bewältigen und das Selbstvertrauen zu stärken.
Offene Kommunikation in der Partnerschaft
Bei einem eingeschränkten Sexualleben kann ein ehrliches Gespräch mit dem Partner bzw. der Partnerin helfen. Auch Paartherapie oder Beratungen sind mögliche Unterstützungen.
Mehr dazu hier: Wie Frauen Männer bei Erektionsstörungen unterstützen können
Behandlung von Erektionsstörungen
PDE-5-Hemmer wie Sildenafil oder Tadalafil werden in erster Linie bei gefäßbedingten Erektionsstörungen eingesetzt. Liegen andere Ursachen vor, sind alternative Behandlungen nötig.
Fazit
Eine Hydrozele verursacht in der Regel keine Erektionsstörung. Sie kann jedoch durch psychische Belastungen das Sexualleben beeinträchtigen und so indirekt zu Erektionsproblemen beitragen.
Quellen
Babu BV, et al. (2009) Marriage, sex, and hydrocele: an ethnographic study on the effect of filarial hydrocele on conjugal life and marriageability from Orissa, India. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19381283/
Bodie JA, et al. (2003) Psychogenic erectile dysfunction. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15089008/
Dagur G, et al. (2017) Classifying Hydroceles of the Pelvis and Groin: An Overview of Etiology, Secondary Complications, Evaluation, and Management. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28559772/
Glina S, et al. (2014) Diagnosis of erectile dysfunction. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25226157/
Hoang VT, et al (2024). A Review of Classification, Diagnosis, and Management of Hydrocele. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38010662/
Irwin GM. (2019) Erectile dysfunction. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov//31030826/
Shamloul R, et al. (2013) Erectile dysfunction. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23040455/
Thomas C, et al. (2021) Neurogenic Erectile Dysfunction. Where Do We Stand? https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33430218/