Key Takeaways
Haarausfall ist kein Erfolgsindikator der Chemotherapie. Er entsteht, weil Chemotherapeutika Haarfollikelzellen nicht von Krebszellen unterscheiden können.
Kopfhautkühlung hat sich bewährt, um Haarausfall während der Chemotherapie zu reduzieren.
Mit Minoxidil und Bimatoprost lässt sich das Haarwachstum nach der Chemotherapie fördern.
Topische Gefäßverenger, Fucoidan, niedrig-intensiver Ultraschall und Low-Level Lasertherapie bieten vielversprechende Ansätze.
Neben medizinischen Behandlungen trägt Stressreduktion zur besseren Bewältigung bei.
Haare sind so viel mehr als „nur Haare“. Wenn du eine:r der rund 20 Millionen Menschen bist, die derzeit jährlich an Krebs erkranken, empfindest du mit großer Wahrscheinlichkeit genau so über deine Haare. Die Haare im Rahmen einer lebenserhaltenden Chemotherapie behalten zu können, ist absolut keine Oberflächlichkeit. Ganz im Gegenteil. Daher erfährst du hier, was es genau mit Chemotherapie und Haarausfall auf sich hat, bei welchen Behandlungen er wie wahrscheinlich und wie stark eintritt und – am Wichtigsten – wie du trotz Chemotherapie Haarausfall vorbeugen oder zumindest behandeln kannst.
Die Rolle von Haaren bei Diagnose Krebs
Um die Bedeutung von Haarschutzmaßnahmen zu verstehen, muss man die Verletzlichkeit und Angst eines:einer Krebspatient:in begreifen. Die Angst, dass die Behandlung nicht wirkt, oder dass man trotz Erfolg irgendwann einen Rückfall erleidet. Die Angst, dass die Chemotherapie einem mehr Schaden als Nutzen bringt. Die Angst, zwischen vier oder sechs Monaten Chemotherapie die falsche Wahl zu treffen […]. Während all der Krankenhausbesuche, Untersuchungen und Infusionen fühlte ich mich so sehr von mir selbst und meiner Welt entfremdet […].
Kopfhautkühlung hat in dieser Zeit mein Haar bewahrt und mir ein Gefühl von Normalität gegeben – trotz all der Unsicherheit und Veränderung. Sie hat mir ermöglicht, mich im Spiegel zu sehen, auch wenn ich mich innerlich nicht wie ich selbst fühlte. Sie bedeutete, dass ich mit meinen Freund:innen […] zusammensitzen konnte, […] ohne mich als „die Krebspatientin“ zu fühlen. Und vor allem bedeutete sie, dass ich nach dem Ende der Behandlung, als man mir sagte, ich soll in mein Leben zurückkehren – ein Leben, das mir so fremd geworden war -, das zumindest mit demselben Äußeren tun konnte, das ich vor meiner Diagnose hatte.Zitat von Madison Novice (Übersetzung aus dem Englischen)
Madison konnte mit einer Kühlkappe während ihrer Chemotherapie ihre Haare schützen.
Diese Schilderung einer jungen Lymphom-Patientin spiegelt anschaulich wieder, was häufig in Betroffenen vor sich geht. Die Diagnose Krebs und die oft damit einhergehenden Chemotherapien sind eine starke körperliche und vor allem auch emotionale Belastung. Wenn man in dieser Situation auch nur etwas Normalität schaffen kann, dann sollten alle Berge dafür versetzt werden.
Missverständnisse zu Chemo und Haarausfall
Als Chemotherapie-Patient:in wird man allerdings in der Praxis mit dem Thema Haarausfall oft allein gelassen. Zudem herrschen in diesem Bereich viele Mythen, Missverständnisse und ein Mangel an validen Informationen. Wir räumen jetzt damit auf:
Haarausfall tritt NICHT bei jeder Chemotherapie auf.
Der weitverbreitete Glaube, dass jede Chemotherapie Haarausfall mit sich bringt, ist falsch. Nicht jede Chemotherapie verursacht Haarausfall. Der Haarausfall hängt in erster Linie von der Art der Medikamente ab. Einige Chemotherapeutika greifen schnell wachsende Zellen an, darunter Haarfollikel, während andere weniger stark auf Haare wirken und nur zu Ausdünnung oder gar keinem Haarausfall führen.
Haarausfall ist KEIN Zeichen dafür, dass die Chemotherapie wirkt.
Der Erfolg der Chemotherapie hat nichts mit dem Auftreten von Haarausfall zu tun. Menschen können auch ohne Haarausfall sehr erfolgreich behandelt werden.
Haare fallen NICHT sofort nach der ersten Chemotherapie aus.
Der Haarausfall beginnt meist erst 1 bis 2 Wochen nach der ersten Chemotherapie. Die Zeit, das Ausmaß und der Verlauf – ob plötzlich oder allmählich – variieren jedoch je nach Behandlung und individueller Reaktion.
Haarausfall durch Chemotherapie ist NICHT immer dauerhaft.
Chemotherapie-bedingter Haarausfall ist in der Regel vorübergehend. Nach Beendigung der Behandlung wachsen die Haare meist zurück, oft mit einer veränderten Textur – zum Beispiel lockiger, dicker oder dünner als zuvor – oder manchmal auch in einer anderen Farbe. Dies ist auf Veränderungen in den Haarfollikeln während der Regeneration zurückzuführen, die in der Regel ebenso nicht dauerhaft sind. Etwa 6 bis 12 Monate nach Beendigung der Chemotherapie normalisieren sich die Haarstruktur und -farbe oft wieder, wenn sich die Haarfollikel vollständig erholen. In einigen Fällen bleiben die Veränderungen jedoch länger bestehen, insbesondere bei älteren Menschen oder wenn der Körper insgesamt langsamer regeneriert.
Chemotherapie verursacht NICHT nur Kopfhaarausfall.
Die schlechte Nachricht: Chemotherapie kann die Behaarung am gesamten Körper betreffen. Es können auch Wimpern, Augenbrauen und andere Körperhaare ausfallen, was jedoch je nach Behandlung unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Haarausfall durch Chemotherapie belastet NICHT nur Frauen.
Haarausfall durch Chemotherapie betrifft und belastet sowohl Frauen als auch Männer. Auch Männer erleben bei Haarausfall durch Chemotherapie hohe Belastung, ein verändertes Körperbild und negative Gefühle. Während Frauen oft stärker unter dem Verlust ihrer Haare leiden, ist auch für Männer der plötzliche Haarausfall eine Herausforderung, da er sichtbar macht, dass sie ernsthaft erkrankt sind.
Haarausfall hat EINEN Einfluss auf die Therapiebereitschaft.
Haarausfall kann erheblichen Einfluss auf die Therapiebereitschaft von Patient:innen haben. Der Verlust der Haare ist oft eines der sichtbarsten und emotional belastendsten Zeichen einer Chemotherapie. Viele Betroffene fürchten diesen sichtbaren „Marker“ der Erkrankung und fühlen sich dadurch stigmatisiert oder von ihrer Identität entfremdet. Dies kann dazu führen, dass Betroffene die Therapie hinauszögern, sich gegen wirksame Behandlungen entscheiden oder nach Alternativen suchen, um den Haarausfall zu vermeiden.
Haarausfall durch Chemotherapie ist NICHT unvermeidbar.
Ein weit verbreiteter falscher Glaube ist, dass Haarausfall durch Chemotherapie unvermeidbar ist. Dank Fortschritten in der Medizin gibt es aber mittlerweile sehr gute Möglichkeiten, die Haarausfall verhindern oder zumindest abmildern.
Kein Haarausfall bei Chemo schlechtes Zeichen?
Keinen Haarausfall bei einer Chemo zu haben, ist kein schlechtes Zeichen; genauso wenig ist das Vorhandensein von Haarausfall ein gutes Zeichen. Zwischen Haarausfall und Wirkung der Chemotherapie gibt es keinen Zusammenhang. Ob eine bestimmte Chemotherapie zu Haarausfall führt und wie stark der Haarausfall ausgeprägt ist, hängt von anderen Faktoren ab.
Warum Chemotherapie Haarausfall verursachen kann
Normalerweise teilen sich Zellen nur, wenn es notwendig ist, zum Beispiel um beschädigtes Gewebe zu reparieren oder alte Zellen zu ersetzen. Bei Krebs funktioniert dieser Prozess nicht mehr richtig und Zellen teilen sich daher unkontrolliert sehr schnell. Chemotherapie zielt auf diese schnell wachsenden Zellen im Körper ab. Allerdings gibt es auch andere schnell wachsende Zellen im Körper, die von der Chemotherapie betroffen sein können – darunter die Zellen in den Haarwurzeln.
„Chemotherapien greifen schnell wachsende Zellen, wie Krebszellen und Haarfollikelzellen, an. Sie können nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden“.
Unsere Haare wachsen ständig, weil sich die Haarfollikelzellen schnell teilen und neue Haare produzieren. Die Chemotherapie kann diese Zellen angreifen, da sie nicht zwischen Krebszellen und gesunden Zellen unterscheidet. Wenn die Haarfollikelzellen beschädigt werden, können sie keine neuen Haarsubstanzen mehr produzieren – das Haarwachstum kommt zum Stillstand. Ebenso wird durch die Schädigung die Verbindung zwischen dem Haar und der Haarwurzel schwächer – die Haare fallen aus, entweder schrittweise oder in kurzer Zeit. Etwa 65% der Patient:innen, die mit klassischer Chemotherapie behandelt werden, bekommen davon Haarausfall.
Besonders stark betroffen sind die Haare, die sich während der Chemotherapie in der Wachstumsphase befinden. Das sind etwa 90% der Kopfhaare. Weil diese aktiv wachsenden Haare am empfindlichsten sind, ist der Haarausfall durch Chemotherapie oft so stark. Konkret handelt es sich bei dieser Art von Chemotherapie-bedingtem Haarausfall um ein anagenes Effluvium.
Mehr dazu hier: Anagenes Effluvium
Einflussfaktoren auf den Haarausfall
Es gibt verschiedene Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit und Stärke des Chemotherapie-bedingten Haarausfalls beeinflussen.

- Art der Chemotherapie: Die Wahl der Chemotherapeutika ist der stärkste Einflussfaktor. Bestimmte Medikamente verursachen häufiger und stärker Haarausfall, während andere weniger Auswirkungen auf die Haare haben. Ebenso führt eine über die Vene verabreichte Therapie eher zu Haarausfall als eine orale.
- Dosis der Medikamente: Eine höhere Dosis der Chemotherapie führt zu stärkerem Haarausfall. Je mehr vom Medikament verabreicht wird, desto stärker wirkt es auf die schnell wachsenden Zellen, einschließlich der Haarfollikel.
- Behandlungsdauer: Eine längere Chemotherapie erhöht die Wahrscheinlichkeit von Haarausfall und kann den Verlust verstärken. Die Wirkung auf die Haarfollikel ist kumulativ und wird mit der Zeit stärker.
- Individuelle Empfindlichkeit: Jeder Körper reagiert unterschiedlich auf die Chemotherapie. Einige Menschen haben von Natur aus eine stärkere Resilienz der Haarfollikel, andere reagieren empfindlicher. Alter, genetische Veranlagung und allgemeiner Gesundheitszustand beeinflussen, wie stark der Haarausfall ausfällt.
- Kombinationstherapie: Wenn mehrere Chemotherapeutika zusammen verwendet werden, kann der Haarausfall verstärkt werden, da verschiedene Medikamente gleichzeitig auf die Haarfollikel wirken.
- Haarstruktur und -farbe: Menschen mit feineren oder helleren Haaren neigen möglicherweise zu stärkerem Haarausfall, während dickere oder dunklere Haare etwas widerstandsfähiger gegen die schädigenden Auswirkungen der Chemotherapie sein können.
- Stress und psychische Belastung: Obwohl der Hauptfaktor für Haarausfall die Chemotherapie selbst ist, können auch psychische Belastungen durch die Diagnose und Behandlung zu zusätzlichem Haarverlust beitragen. Stress kann den Haarwuchs negativ beeinflussen und den Verlust verstärken.
- Vorbehandlungen und andere Gesundheitsfaktoren: Frühere Behandlungen oder bestehende Gesundheitsprobleme wie Hauterkrankungen können den Haarausfall verstärken, sind aber im Vergleich zu den anderen Faktoren weniger bedeutend.
Chemotherapien mit und ohne Haarausfall
Damit du einschätzen kannst, wie wahrscheinlich Haarausfall bei deiner Chemotherapie ist und in welchem Ausmaß er auftritt, findest du nachfolgend eine Übersicht. Mehr 🍂 bedeuten eine höhere Wahrscheinlichkeit; mehr❗️bedeuten ein stärkeres Ausmaß von Haarausfall. Chemotherapie ist hier generell im weiteren Sinne zu verstehen – beispielsweise ist eine Hormontherapie keine klassische Chemotherapie, aber dennoch eine Behandlungsmöglichkeit bei gewissen Arten von Krebs.
Die Wahl der Chemotherapie ist eine individuelle Entscheidung, die von der genauen Art des Krebses, dem Krankheitsstadium, molekularen Eigenschaften des Krebses, dem Gesundheitszustand, vorherigen Behandlungen und dem Therapieziel abhängig ist. Die Entscheidung für oder gegen eine vorgeschlagene Therapie liegt schlussendlich immer bei dir. Wir können dir nur ans Herz legen, die Therapieentscheidung unabhängig von Wahrscheinlichkeit und Stärke des einhergehenden Haarausfalls zu treffen – besser eine effektive Chemotherapie mit Haarschutzmaßnahmen als keine Chemotherapie.
Chemotherapien mit Haarausfall
Kategorie | Beispiele | Verwendung | Wahrscheinlichkeit | Stärke |
---|---|---|---|---|
Anthrazykline | Doxorubicin Epirubicin | Lymphome, Leukämien, Brustkrebs, Weichteilkrebs | 🍂 🍂 🍂 🍂 🍂 | ❗️❗️❗️❗️❗️ |
Taxane | Paclitaxel Docetaxel | Brustkrebs, Eierstockkrebs, Lungenkrebs | 🍂 🍂 🍂 🍂 🍂 | ❗️❗️❗️❗️❗️ |
Alkylierende Mittel | Cyclophosphamid Ifosfamid | Lymphome, Leukämien, Hodenkrebs, Eierstockkrebs, Leukämien, Weichteilkrebs | 🍂 🍂 🍂 🍂 | ❗️❗️❗️❗️ |
Vinca-Alkaloide | Vincristin Vinblastin | Lymphome, Leukämien, Hodenkrebs | 🍂 🍂 🍂 | ❗️❗️❗️ |
Platinhaltige Verbindungen | Cisplatin Carboplatin | Hodenkrebs, Eierstockkrebs, Darmkrebs, Blasenkrebs, Lungenkrebs | 🍂 🍂 🍂 | ❗️❗️ |
Topoisomerase-Hemmer | Etoposid Irinotecan | Leukämie, Lungenkrebs, Hodenkrebs, Darmkrebs | 🍂 🍂 🍂 | ❗️❗️ |
Antimetaboliten | Methotrexat 5-Fluorouracil | Darmkrebs, Leukämien, Brustkrebs | 🍂 🍂 🍂 | ❗️❗️ |
Chemotherapien ohne Haarausfall
Diese bei Krebs eingesetzten Therapien bringen keinen oder nur geringen Haarausfall mit sich. Das liegt daran, dass sie entweder Krebszellen äußerst zielgerichtet angreifen, nicht direkt in die Zellteilung eingreifen oder auf spezifische Immunprozesse oder Stoffwechselwege im Körper zielen.
Kategorie | Beispiele | Verwendung | Wahrscheinlichkeit | Stärke |
---|---|---|---|---|
Tyrosinkinase-Hemmer | Imatinib Sorafenib | Chronische myeloische Leukämie, Nierenkrebs, Leberkrebs | 🍃 🍃 | ❕❕ |
Antimetaboliten (selektiv) | Capecitabin | Darmkrebs, Brustkrebs | 🍃 🍃 | ❕ |
Hormontherapien | Tamoxifen Bicalutamid | Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs, Prostatakrebs | 🍃 | ❕ |
Monoklonale Antikörper | Rituximab Bevacizumab Trastuzumab | Lymphome, Darmkrebs, Nierenkrebs, Brustkrebs | ❎ | ❎ |
Chemotherapie Haarausfall vorbeugen
Um den Haarausfall möglichst zu minimieren, ist es wichtig, die Haare nicht zusätzlich zu strapazieren. Verzichte auf Färben, Glätten oder andere belastende Stylingmethoden. Ein Kopfkissen aus Satin oder Seide kann Reibung verringern, während sanfte Bürsten, milde Shampoos und wenig Waschen die Haare schonen können.
Neben diesen unterstützenden Maßnahmen gibt es mittlerweile einige Möglichkeiten, die Haare vor Chemotherapie-bedingtem Haarausfall zu schützen.
Kopfhautkühlung
Bei dieser Behandlung, auch bekannt als Kopfhauthypothermie oder Scalp Cooling, wird die Kopfhaut mit einer speziellen Kühlkappe auf unter 19°C gekühlt. Dadurch ziehen sich die Gefäße zusammen und es gelangen weniger Chemotherapie-Wirkstoffe zu den Haarfollikeln. Gleichzeitig wird der Stoffwechsel der Zellen verlangsamt, wodurch auch die Aktivität der sich schnell teilenden Haarfollikelzellen reduziert wird und sie weniger anfällig für die Chemotherapie sind.
Die Kopfhautkühlung beginnt etwa 30 bis 60 Minuten vor der Chemotherapie und wird während der Behandlung fortgesetzt. Nach der Chemotherapie wird für eine bestimmte Zeit, meist zwischen 60 und 180 Minuten, weitergekühlt. Zum Abschluss wird die Kühlkappe noch für 5 bis 10 Minuten auf dem Kopf gelassen, um die Temperatur sanft wieder auf Zimmertemperatur zu bringen.
Vorübergehend können Nebenwirkungen wie ein intensives Kältegefühl, leichte Schmerzen im Nacken oder an den Schultern, Kopfschmerzen oder auch Übelkeit und Schwindel auftreten. Diese Symptome verschwinden jedoch in der Regel schnell wieder.
Kopfhautkühlung ist bei etwa 50-70% der Patient:innen eine wirksame Maßnahme gegen Haarausfall. Ob die Benutzung einer Kühlkappe erfolgreich ist oder nicht, hängt mit der Art und Dosis der Chemotherapie zusammen. Beispielsweise ist die Erfolgsrate bei einer Therapie mit Taxanen höher als bei Anthrazyklinen. Ebenso zeigen sich Unterschiede bei den Geräten: Automatische Geräte erzielen höhere Erfolgsraten.
Allerdings kann diese Schutzmaßnahme nicht bei allen Patient:innen angewendet werden:
- Patient:innen mit hämatologischen Krebsarten, wie Leukämie und Lymphome, sollten von Kopfhautkühlung absehen. Bei diesen Erkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich bösartige Zellen in der Kopfhaut ansiedeln – und diese sollten von der Chemotherapie auch erreicht werden.
- Bestimmte Chemotherapie-Arten, wie zum Beispiel platinhaltige Verbindungen, verursachen manchmal schwere Nervenschäden in den Händen und Füßen. Patient:innen, die diese Nebenwirkung entwickeln, sind dann wesentlich anfälliger für Kälte. Kopfhautkühlung könnte diese Beschwerden verstärken.
- Bei einer Bestrahlung des Gehirns ist Kopfhautkühlung generell nicht empfohlen. Die Strahlentherapie kann bereits die Kopfhaut und das Gewebe im Kopfbereich belasten, und die zusätzliche Anwendung von Kälte könnte die Blutzirkulation und den Heilungsprozess beeinträchtigen. Darüber hinaus kann eine Bestrahlung des Gehirns die Kopfhaut empfindlicher machen, was zu zusätzlichen Unannehmlichkeiten durch die Kühlung führen könnte.
- Zudem sollten Kopfhautkühlungen bei Patient:innen mit Kälteagglutininkrankheit, Kryoglobulinämie oder posttraumatischen Kälteverletzungen vermieden werden.
„Kopfhautkühlung ist derzeit die bewährteste und effektivste Methode, um Haarausfall durch Chemotherapie vorzubeugen „.
Der wichtigste Kritikpunkt der Kopfhautkühlung sind die damit einhergehenden Kosten. Diese belaufen sich bei einem Chemotherapie-Zyklus auf etwa 1.500 bis 2.400 Euro. Die fehlende Kostenübernahme durch Versicherungen ist oftmals ein großes Hindernis für die Behandlung.
Kopfhautkompression
Bei der Kopfhautkompression wird der Blutfluss zur Kopfhaut durch mechanischen Druck verringert. Ähnlich wie bei einem Stauschlauch, der bei Blutabnahmen verwendet wird, wird mit einem (meist aufblasbaren) Tourniquet die Durchblutung der Kopfhaut eingeschränkt. Dies führt dazu, dass – ähnlich wie bei der Kopfhautkühlung – weniger Chemotherapie-Wirkstoffe die Haarfollikel erreichen.
Allerdings bringt die Kopfhautkompression einige Nachteile mit sich, weshalb sie mittlerweile nur mehr selten angewendet wird: Studien zeigen, dass die Kopfhautkompression Chemotherapie-bedingten Haarausfall weniger effektiv verhindert als die Kopfhautkühlung. Das könnte daran liegen, dass die Kompression die Blutversorgung der Haarfollikel nicht gleichmäßig und gezielt reduzieren kann. Zudem ist für die Kompression ein hoher Druck erforderlich, der schmerzhaft sein kann, und so die Akzeptanz der Behandlung verringert.
Die Kopfhautkühlung ist zwar teurer, hat aber dank ihrer besseren Wirksamkeit und Verträglichkeit die Kopfhautkompression weitgehend abgelöst.
TCM: Xiaoaiping (Marsdenia tenacissima)
Xiaoaiping ist ein pflanzliches Präparat, das aus Marsdenia tenacissima hergestellt und in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt wird. Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse durch die Anwendung von Xiaoaiping bei Chemotherapien: Obwohl kein:e Patient:in vollständig von Haarausfall befreit war, wiesen die Patient:innen in der Gruppe, die Xiaoaiping erhielten, signifikant weniger schweren Haarausfall auf als diejenigen in der Kontrollgruppe. Darüber hinaus blieb die Xiaoaiping-Gruppe länger von Haarausfall verschont. Xiaoaiping könnte also eine wertvolle Unterstützung für Patient:innen darstellen.
Topisches Vitamin D
Vitamin D ist wichtig für viele Prozesse im Körper. Unter anderem unterstützt Vitamin D das Immunsystem, indem es Entzündungen reduziert und das Abwehrsystem stärkt, sodass der Körper besser gegen Krankheiten und Infektionen gewappnet ist. Außerdem unterstützt Vitamin D die Haut, indem es das Wachstum und die Reifung von Hautzellen reguliert.
Vitamin D wurde bereits 1999 als potenzielle Haarschutzmaßnahme bei Chemotherapien untersucht. Damals kam man zu dem ernüchternden Ergebnis, dass Vitamin D bei Chemotherapie Haarausfall nicht verhindern kann. 2021 hat man die Wirkung von Vitamin D in diesem Zusammenhang erneut geprüft: Vitamin D wurde bei 23 Patientinnen, die sich einer Chemotherapie mit Taxanen unterzogen, getestet. Es wurde dabei zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgetragen. Die Vitamin D-Behandlung begann zwei Wochen vor der Chemo und wurde bis zum Ende der Chemo fortgesetzt. Bei 8 Patientinnen (35%) konnte in der 7. Woche ein Erfolg verzeichnet werden, der bei zwei auch in der 15. Woche noch bestand. Als mögliche Nebenwirkung von Vitamin D ist in erster Linie Juckreiz zu nennen.
Bisher sind leider keine weiteren Studien zu Vitamin D als Haarschutzmaßnahme bei Chemotherapie-bedingtem Haarausfall erschienen.
Niedrig-intensiver Ultraschall
2021 fanden Forschende heraus, dass niedrig-intensiver Ultraschall Haarausfall durch Paclitaxel, einem häufig verwendeten Taxan, vorbeugen könnte. Dabei wurde durch kurze Anwendung (2 bis 10 Minuten) dieses Ultraschalls gezielt die Toxizität von Paclitaxel auf die Zellen unterbunden.
Wie das funktionieren kann? Paclitaxel stabilisiert die feinen Röhrenstrukturen (Mikrotubuli) in Zellen so stark, dass sie sich nicht mehr wie gewohnt auf- und abbauen können. Das führt dazu, dass die Zelle sich nicht mehr teilen kann, was bei Krebszellen gewünscht ist, aber auch gesunde Zellen schädigen kann. Die Ultraschallwellen bewirken, dass diese stabilisierten Mikrotubuli vorübergehend beschädigt werden. Dadurch können die Zellen die Mikrotubuli, einschließlich der durch Paclitaxel verursachten toxischen Schäden, abbauen und entsorgen. Niedrig-intensiver Ultraschall hilft also gezielt, die toxischen Wirkungen von Paclitaxel an gewünschten Stellen zu neutralisieren.
„Niedrig-intensiver Ultraschall birgt sehr großes Potenzial. Klinische Studien sind jedoch noch ausständig.“
Derzeit gibt es noch keine klinischen Studien zu niedrig-intensivem Ultraschall als potenzielle Haarschutzmaßnahme. Dennoch sind die Erwartungen hoch, da Ultraschallgeräte leicht verfügbar und weit verbreitet sind und die Methode als schmerzfrei, sicher und kosteneffizient gilt. Da niedrig-intensiver Ultraschall nur in eine Tiefe von etwa 20 mm eindringt, würde er ausschließlich die Kopfhaut schützen, während tiefer liegende Krebszellen weiterhin durch Paclitaxel erreicht werden und unbeeinflusst vom Ultraschall bleiben.

Weitere potenzielle Therapien (nur Tierstudien)
Topische Gefäßverenger
Eine Behandlung, von der man sich künftig guten Haarschutz erwartet, ist das Auftragen von gefäßverengenden Mitteln wie Phenylephrin. Bisher wurden nur Tierstudien durchgeführt – diese zeigten jedoch beachtlichen Erfolg. Derzeit wird vor allem an der Verbesserung der Anwendung gearbeitet, sodass der Wirkstoff auch dort landet, wo er hin soll.
Der Vorteil von solchen gefäßverengenden Mitteln ist, dass sie jederzeit aufgetragen werden können – wohingegen die Kopfhautkühlung nur während der Verabreichung der Chemotherapie erfolgt. In den Tagen nach der Chemotherapie ist der Wirkstoff aber noch im Körper vorhanden, und der Schutz für die Haarfollikel durch die Kopfhautkühlung fehlt. Hier bieten gefäßverengende Wirkstoffe einen eindeutigen Vorteil, da sie bei dreimal täglicher Anwendung zu einer langanhaltenden Gefäßverengung führen und damit die Haarfollikel durchgehend schützen können.
Fucoidan
Fucoidan ist ein natürlicher Stoff, der in Braunalgen vorkommt. Erste Tierstudien zeigen, dass Fucoidan potenziell gegen Chemotherapie-bedingten Haarausfall helfen könnte: Fucoidan sorgt dafür, dass weniger Haarfollikelzellen sterben. Gleichzeitig fördert es das Wachstum der Haarzellen und unterstützt die Zellteilung, was zu schnellerem und dichterem Haarwuchs führt. Es beeinflusst jedoch nicht die Wirksamkeit der Chemotherapie und kann sogar die Krebsbekämpfung unterstützen. Darüber hinaus lindert Fucoidan Nebenwirkungen wie Schäden an Leber, Nieren und dem Immunsystem, die durch Chemotherapie verursacht werden. Insgesamt stellt Fucoidan eine vielversprechende Unterstützung in der Krebstherapie dar.
DHLHZn
DHLHZn (Dihydro-Lipoic-Histidine-Zink-Komplex), ein Antioxidans, zeigt vielversprechende Ansätze im Kampf gegen Chemotherapie-bedingten Haarausfall. Studien an Tiermodellen haben gezeigt, dass die Substanz die Haarwurzeln schützt, Entzündungen reduziert und die aktive Wachstumsphase der Haare verlängert.
TCM: YH0618
YH0618 ist eine Mischung aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie besteht aus Schwarzen Sojabohnen, Braunem Reis, Süßholz, Schwarzem Holzpilz (Auricularia polytricha (Mont.) Sacc) und Mönchsfrucht (Luo Han Guo). Tierstudien konnten nachweisen, dass YH0618 den durch Doxorubicin verursachten Haarausfall abschwächen kann. Zudem wirkt YH0618 auch im Anschluss an die Chemotherapie unterstützend für das Haarwachstum.
TCM: Ecliptae herba
Ecliptae herba ist ein traditionelles chinesisches Heilmittel, das seit Jahrhunderten gegen Haarausfall eingesetzt wird. Ein Extrakt aus der Pflanze, der Petroleumether-Extrakt, enthält Wirkstoffe, die Zellen schützen und Schäden durch Chemotherapie minimieren könnten. Erste Untersuchungen zeigen, dass dieser Petroleumether-Extrakt das Haarwachstum fördern, Haarfollikel reparieren und das Sterben der Haarwurzelzellen verhindern kann.
M30
M30, ein Wirkstoff mit antioxidativen Eigenschaften, hat in ersten Tierstudien gezeigt, dass er Haarausfall durch Chemotherapie mit Cyclophosphamid reduzieren und sogar gesundes Haarwachstum fördern kann. Ursprünglich entwickelt, um bei Erkrankungen wie Alzheimer zu helfen, scheint M30 auch die Haarfollikel vor schädlichem Stress zu schützen. Obwohl die Ergebnisse spannend sind, fehlen bisher Studien am Menschen, um zu prüfen, ob M30 auch Betroffenen helfen kann.
L-Cystin und Vitamin B6
Die Kombination aus L-Cystin und Vitamin B6 könnte eine Unterstützung gegen chemotherapiebedingten Haarausfall sein, wie Studien an Mäusen zeigen. Diese beiden Stoffe wirken antioxidativ und schützen die Haarfollikel vor den schädlichen Effekten von Doxorubicin. L-Cystin trägt zur Bildung von Glutathion bei, einem wichtigen Antioxidans, das Zellen vor Schäden bewahrt, während Vitamin B6 eine Schlüsselrolle beim Zellschutz und der Reparatur von Schäden spielt. Zusammen scheinen sie in hoher Dosierung die negativen Auswirkungen der Chemotherapie auf Haarwurzeln und Haut abzumildern.
„Es gibt zahlreiche potenzielle Behandlungen, um bei Chemotherapie Haarausfall vorzubeugen. Ein Großteil davon wurde bislang allerdings nur an Tieren erforscht. Die Ergebnisse können nicht 1:1 auf den Menschen übertragen werden.“
Cyclosporin
Cyclosporin hat theoretisches Potenzial sowohl als Schutz vor Haarausfall während der Chemotherapie als auch zur Förderung des Haarwachstums nach der Chemotherapie. Studien mit Tieren haben gezeigt, dass die Anwendung von Cyclosporin den Haarverlust stoppen und sogar bereits beschädigte Haarfollikel vor weiterem Rückgang schützen kann. Allerdings bringt Cyclosporin erhebliche Nebenwirkungen mit sich, wie erhöhtes Risiko für Infektionen, Bluthochdruck und Nierenschäden.
Elektrotrichogenese
Elektrotrichogenese ist eine Methode, bei der pulsierende elektrostatische Felder eingesetzt werden, um Haarverlust zu verhindern. Ziel dieser Technik ist es, die Durchblutung und den Stoffwechsel der Haarfollikel zu stimulieren. In einer kleinen Studie aus 2002 mit 13 Chemotherapie-Patientinnen, die mit Cyclophosphamid, Methotrexat und 5-Fluorouracil behandelt wurden, erhielten die Teilnehmerinnen zweimal wöchentlich eine 12-minütige Elektrotrichogenese-Behandlung. Das Ergebnis war vielversprechend: Bei 12 von 13 Teilnehmern blieb das Haar während und nach der Chemotherapie weitgehend erhalten. Allerdings wurde seit 2002 keine weitere Studie zu Elektrotrichogenese und Chemotherapie-bedingten Haarausfall mehr durchgeführt.
Edaravone
Edaravone ist ein Medikament, das dabei hilft, schädliche Moleküle im Körper zu neutralisieren, die durch Stress oder Krankheiten entstehen können (antioxidative Eigenschaft). Es wird normalerweise bei neurologischen Erkrankungen wie einem akuten Schlaganfall oder bei Amyotropher Lateralsklerose eingesetzt. Jetzt wird erforscht, ob Edaravone als Lotion auch bei Chemotherapie-bedingtem Haarausfall helfen kann. Die Idee ist, dass das Medikament die Haarwurzeln vor Schäden schützt, damit die Haare nicht so leicht ausfallen. Allerdings zeigt eine erste Tierstudie, dass Edaravone nur limitiert Haarausfall vorbeugen kann.
Wachstumsfaktoren
„Keratinocyte Growth Factor“ (KGF), auch als „Fibroblast Growth Factor 7“ (FGF7) bekannt, ist ein stark wachstumsförderndes Molekül, das die Entwicklung von Hautzellen steuert. Der Wachstumsfaktor hilft den Zellen, sich zu bewegen und richtig zu funktionieren, besonders wenn die Haut unter Stress oder schädlichen Einflüssen steht. Auch wenn mit Wachstumsfaktoren positive Ergebnisse bei erblich bedingtem Haarausfall erzielt werden konnten, so wurde erst kürzlich in einer Studie mit einem KGF-Haarserum aufgezeigt, dass eine Behandlung mit diesem Wachstumsfaktor nicht gegen Chemotherapie-bedingten Haarausfall hilft.
Chemotherapie Haarausfall behandeln
Auch wenn es nicht immer möglich ist, Haarausfall vorzubeugen, so kann nach Ende der Chemotherapie das Haarwachstum mit diversen Methoden unterstützt werden.

Minoxidil
Topisches Minoxidil
Minoxidil erweitert die Gefäße und sorgt so für eine bessere Durchblutung und Nährstoffversorgung der Haarfollikel. Zudem verlängert es die Wachstumsphase der Haare. Diese Eigenschaften zeigen auch bei Chemotherapie-induziertem Haarausfall signifikante Erfolge: Mit Minoxidil setzt der Haarwuchs früher wieder ein. Zudem zeigen aktuelle Untersuchungen, dass topisches Minoxidil auch im Fall von anhaltendem Chemotherapie-induzierten Haarausfall helfen kann, das Haarwachstum anzuregen. Minoxidil wurde auch bei Kindern untersucht und gilt als sicher.
Der beste Zeitpunkt für die Anwendung von Minoxidil im Anschluss an die Chemotherapie sollte gut abgestimmt sein. Wichtig ist, die Wirkung und Abbauzeit des Chemotherapeutikums zu berücksichtigen. Minoxidil sollte nicht vor Beendigung der Chemotherapie angewendet werden, da andernfalls durch die Gefäßerweiterung noch mehr schädlicher Wirkstoff zu den Haarfollikeln gelangt.
Vielleicht kann Minoxidil sogar noch mehr: In Studien mit Mäusen hat Minoxidil nach der Behandlung mit dem Chemotherapiemittel Paclitaxel nicht nur das Haarwachstum und die Haarqualität deutlich verbessert, sondern auch Entzündungen im Nervensystem reduziert. Außerdem zeigte es zusammen mit Paclitaxel eine verstärkte Wirkung gegen Tumore in Modellen für Gebärmutterhals- und Brustkrebs.
„Mit Minoxidil kann nach Beendigung der Chemotherapie das Haarwachstum sehr gut gefördert werden.“
Orales Minoxidil
Niedrig dosiertes orales Minoxidil ist eine effektive Alternative für Patient:innen, die mit der topischen Form nicht gut zurechtkommen. Zudem ist orales Minoxidil bei anhaltendem Chemotherapie-bedingtem Haarausfall hilfreich, wenn durch topische Anwendung keine Verbesserung erzielt werden kann. Die orale Verabreichung zeigt hier eine bessere Wirkung als der Auftrag auf die Kopfhaut.
Bimatoprost
Bimatoprost ist ein bewährtes Mittel zur Förderung des Wimpernwachstums, insbesondere bei Chemotherapie-bedingtem Haarausfall. Es schützt die Haarfollikel in der Wachstumsphase und unterstützt deren Wachstum. In einer Studie mit 130 Teilnehmer:innen war nach vier Monaten bei 38% der behandelten Patient:innen ein deutlicher Erfolg sichtbar, verglichen mit 19% in der Kontrollgruppe. Nach sechs Monaten stieg die Erfolgsrate sogar auf 47% (vs. 18%) der Behandelten an. Durch die tägliche Anwendung des Gels auf den Wimpernkranz lässt sich nicht nur das Wachstum beschleunigen, sondern auch die Dichte sichtbar verbessern. Die Anwendung kann bei Bedarf ebenso auf den Augenbrauen erfolgen.
„Ein Serum mit Bimatoprost unterstützt das Wachstum von Wimpern und Augenbrauen.“
Low-Level Lasertherapie
Low-Level Lasertherapie stimuliert mittels Lichtenergie die Aktivität von Zellen. Diese Behandlung ist nicht-invasiv, vergleichsweise günstig und als „home device“ dank einfacher Handhabung auch zuhause verfügbar. Low-Level Lasertherapie hat sich bereits als wirksam bei der Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall erwiesen. Erste Studien weisen darauf hin, dass sie auch bei Chemotherapie-bedingtem Haarausfall wirksam ist und zu einer Beschleunigung des Haarwachstums beiträgt.
Spironolacton
Spironolacton wird erfolgreich bei erblich bedingtem Haarausfall bei Frauen eingesetzt. Erste Untersuchungen zeigen, dass es auch bei Chemotherapie-induzierter Alopezie Potenzial haben könnte. Anfängliche Bedenken, dass Spironolacton möglicherweise hormonell auf hormonempfindliche Tumore wirken könnte, konnten widerlegt werden. Dennoch sind weitere Studien notwendig, um die Wirkung von Spironolacton nach Chemotherapien besser einschätzen zu können.
PRP
Plättchenreiches Plasma (PRP) wird aus dem eigenen Blut gewonnen. Es ist reich an wertvollen Wachstumsfaktoren und entzündungshemmenden Stoffen, die die Zellregeneration fördern und Heilungsprozesse unterstützen können. PRP kann das Haarwachstum anregen und die Wachstumsphase der Haare verlängern. Bislang fehlen jedoch umfassende Studien, die die Wirksamkeit von PRP, insbesondere bei Chemotherapie-bedingtem Haarausfall, eindeutig belegen. Erste Tierstudien konnten hier weder eine Schutzwirkung noch eine Förderung des Haarwachstums nachweisen. Zudem ist von PRP bei Blutkrebs eher abzuraten.
Fazit
Haarausfall durch Chemotherapie ist eine der vielen Herausforderungen, die diese Behandlung mit sich bringen kann – doch die Fortschritte in der Forschung zeigen, dass es immer mehr wirksame Ansätze gibt, um dem Haarverlust vorzubeugen, ihn zu mildern oder das Wachstum danach zu unterstützen. Ganz gleich, ob bewährte Therapien wie Kopfhautkühlung oder neue innovative Lösungen, du hast Optionen, die dir helfen können, diese Zeit zu überstehen. Denke daran: Haarausfall ist nur vorübergehend und definiert weder deine Stärke noch deine Schönheit. Leider kann auch Stress zu Haarausfall führen oder diesen verstärken. Achte daher in dieser schwierigen Zeit besonders darauf, was dein Körper und du für euer Wohlbefinden brauchen.
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