Kamm Symbol

5 Gründe für Haarausfall bei Kindern

Inhalt
Eine Mutter kämmt die Haare ihrer Tochter, was auf die tägliche Pflege und mögliche Maßnahmen bei Haarausfall bei Kindern hinweist

Key Takeaways

Haarausfall bei Kindern kann vielfältige Ursachen haben, von harmlosen bis zu ernsthaften Erkrankungen.

Kreisrunder Haarausfall tritt häufig bei Kindern auf, oft nach Fieber. In den meisten Fällen wachsen die Haare innerhalb eines Jahres wieder nach, schwerere Fälle benötigen ärztliche Behandlung.

Tinea capitis, eine ansteckende Pilzinfektion, zeigt sich durch schuppige, kahle Stellen. Eine orale Behandlung ist notwendig, da äußerliche Mittel nicht tief genug wirken.

Stress, Krankheit oder Nährstoffmangel kann zu diffusem Haarausfall führen.

Haarausfall – ein Thema, das sofort Sorgen auslöst, besonders wenn es nicht nur Erwachsene, sondern auch die eigenen Kinder betrifft. Während Haarausfall bei Erwachsenen oft auf genetische Veranlagung zurückzuführen ist, wirft Haarausfall bei Kindern viele Fragen auf. Warum verliert mein Kind plötzlich so viele Haare? Was kann ich dagegen tun? Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von harmlosen Veränderungen bis hin zu Erkrankungen, die es unbedingt zu untersuchen gilt. In diesem Artikel klären wir über die wichtigsten Auslöser von Haarausfall bei Kindern auf und zeigen Behandlungsmethoden, um die Haare wieder nachwachsen zu lassen.

Grund 1: Kreisrunder Haarausfall bei Kindern

Kreisrunder Haarausfall, auch als Alopecia areata bekannt, ist eine Autoimmunerkrankung, bei der plötzlich haarlose, klar abgegrenzte Flecken auf der Kopfhaut oder sogar am gesamten Körper entstehen können. Bei Kindern tritt er häufiger auf, als man vielleicht denkt – bis zu 24 % der Betroffenen sind unter 16 Jahre alt. Verursacht wird die Krankheit durch eine genetische Prädisposition in Kombination mit einem spezifischen Auslöser, wie beispielsweise einer Fiebererkrankung. In den meisten Fällen bleibt es bei den charakteristischen, runden Flecken, doch im schlimmsten Fall kann der Haarausfall den gesamten Körper betreffen – eine sogenannte Alopecia totalis.

„Kreisrunder Haarausfall tritt gehäuft bei Kindern auf.“

Obwohl die Erkrankung theoretisch bereits bei Kleinkindern unter zwei Jahren auftreten kann, ist dies eher selten. Doch je älter das Kind wird, desto höher steigt das Risiko. Wenn du bei deinem Kind plötzlich kahle Stellen am Kopf bemerkst, ist es wichtig, auf die beiden typischen Merkmale zu achten: Die kahlen Stellen sind klar abgegrenzt und frei von Rötungen. Der Arzt wird die Bereiche genauer unter einer Lupe untersuchen und dabei möglicherweise schwarze oder gelbe Punkte entdecken, die auf beschädigte Haarwurzeln hindeuten. Es ist außerdem entscheidend, andere Ursachen wie eine Pilzinfektion oder die angeborene dreieckige Alopezie in der Schläfenregion auszuschließen, bevor die Diagnose Alopecia areata gestellt wird.

Die gute Nachricht: Bei den meisten Kindern wachsen die Haare innerhalb eines Jahres wieder vollständig nach – und das oft ohne jegliche Behandlung. In schwereren Fällen kann jedoch der Einsatz von Kortison oder Minoxidil helfen. Eltern sollten hierbei aber besonders vorsichtig sein, da Kortison in Tablettenform und auch die Anwendung von Minoxidil auf der Haut systemische Nebenwirkungen haben können, die bei Kindern nicht unterschätzt werden dürfen. Kortison-Cremen haben hingegen geringere Nebenwirkungen.

Auch wenn das alles beunruhigend klingt, ist die Prognose bei kleineren, einzelnen Flecken oft sehr gut. Wenn der Haarausfall jedoch großflächiger ist, andere Familienmitglieder ebenfalls betroffen sind oder zusätzliche Autoimmunerkrankungen vorliegen, kann dies auf eine schwerere Verlaufsform hinweisen. In solchen Fällen ist eine intensivere ärztliche Begleitung ratsam.

Grund 2: Tinea capitis bei Kindern

Tinea capitis ist eine häufige Pilzerkrankung bei Kindern, die jedoch auch Babys und Erwachsene treffen kann. Der Erreger befällt die Kopfhaut und ist extrem ansteckend, weshalb sich die Krankheit schnell verbreiten kann. Die Übertragung erfolgt in den meisten Fällen von durch den Kontakt mit Tieren, insbesondere mit Katzen und Meerschweinchen. Ebenso wird Tinea capitis von Mensch zu Mensch und über kontaminierte Gegenstände wie Kämme oder Bürsten weitergegeben.

„Kahle Stellen mit Schuppen sind ein Zeichen für Tinea capitis. Aufgrund der Ansteckungsgefahr sollte dein Kind die Schule vorerst nicht besuchen.“

Die Symptome sind von der genauen Pilzart abhängig. Zu den typischen Symptomen zählen schuppige, kahle Stellen auf der Kopfhaut, die mehrere Zentimeter groß werden können. Oft ist Haarausfall damit verbunden, und schwarze Punkte auf der Kopfhaut weisen auf abgebrochene Haare hin. In schwereren Fällen bilden sich zudem Schwellungen und gelbliche Krusten. Diese schwerere Form, auch als Kerion bekannt, tritt vor allem bei Kindern im Alter von 5 bis 10 Jahren auf. Ist die Diagnose unsicher, kann eine Pilzkultur angelegt werden, jedoch nimmt diese Art der Erregeridentifizierung mehrere Wochen in Anspruch. Daher ist es sinnvoll, die Behandlung bereits vor dem endgültigen Ergebnis zu beginnen.

Die Behandlung der Tinea capitis sollte immer oral erfolgen, da äußerliche Mittel allein nicht tief genug in die Haarfollikel eindringen und somit Rückzugsorte für den Pilz hinterlassen könnten. Dennoch können auf die Haut aufgetragene Mittel hilfreich sein, um die Ausbreitung der Infektion kurzfristig einzudämmen. Zu den gängigen oralen Medikamenten gehören Itraconazol, Fluconazol, Terbinafin und Griseofulvin. Diese Medikamente sind in der Anwendung meist sicher, allerdings ist bei bestehenden Lebererkrankungen Vorsicht geboten, da sie die Leberbelastung erhöhen können.

„Tinea capitis ist unbedingt oral zu behandeln. Topische Mittel können unterstützend verwendet werden.“

Sobald die Entzündung abgeklungen ist, können Kinder in der Regel wieder die Schule besuchen. Bei bestimmten Varianten der Erkrankung kann jedoch eine zusätzliche Wartezeit von etwa einer Woche notwendig sein. Zu Hause müssen potenzielle Infektionsquellen wie Kämme, Bettwäsche und Handtücher für mindestens fünf Minuten ausgekocht werden, um den Pilz abzutöten. Auch Familienmitglieder und Haustiere sollten auf Symptome untersucht werden, um eine erneute Ansteckung zu verhindern. Besonders wichtig zu wissen ist, dass Tiere auch ohne Hauterscheinungen Überträger sein können.

Die Grafik zeigt die fünf häufigsten Gründe für Haarausfall bei Kindern: Kreisrunder Haarausfall bei Kindern, Kopfhautpilz, Diffuser Haarausfall bei Kindern, Traumatischer Haarausfall bei Kindern, Haarschaft-Störungen bei Kindern.

Grund 3: Diffuser Haarausfall bei Kindern

Der diffuse Haarausfall bezieht sich auf die Haarwachstumsphasen, nämlich die anagene (Wachstum), katagene (Übergang) und telogene Phase (Ruhe). Wesentliche Störungen in diesem Zyklus sind dabei das anagene Effluvium und das Lose-Anagenhaar-Syndrom, die beide die Wachstumsphase betreffen, sowie das telogene Effluvium, das die Ruhephase der Haare betrifft.

Anagenes Effluvium bei Kindern

Beim anagenen Effluvium fallen Haare aus, während sie eigentlich wachsen sollten. Diese Störung kann plötzlich und unerwartet auftreten – zum Beispiel nach einer Chemotherapie, durch den Kontakt mit Giftstoffen oder sogar durch bestimmte Pflanzen. Eltern sollten daher wachsam sein und darauf achten, dass ihre Kinder nicht in Berührung mit Giften wie Quecksilber oder Pflanzen wie der Weißkopfmimose kommen. Aber auch ein starker Proteinmangel kann die Haare beeinträchtigen. Die gute Nachricht: Sobald der Auslöser beseitigt ist, wachsen die Haare wieder nach – das anagene Effluvium ist also in den meisten Fällen umkehrbar.

Vorsicht bei Reinigungsmittel & Co: Der Kontakt kann zu starkem Haarausfall führen.

Loses-Anagenhaar-Syndrom

Das Lose-Anagenhaar-Syndrom klingt vielleicht exotisch, ist aber bei Kindern zwischen 2 und 7 Jahren gar nicht so selten. Genaue Zahlen zur Häufigkeit können nicht genannt werden, das es selten wirklich auch diagnostiziert wird. Es fällt oft auf, dass die Haare bei diesen Kindern, insbesondere bei Mädchen, einfach nicht länger werden – Friseurbesuche sind kaum nötig. Die Haare wirken locker, fallen leicht aus und scheinen nicht richtig zu „haften“. Meist normalisiert sich das Haarwachstum nach dem 7. Lebensjahr bis zur Pubertät hin von allein, ohne dass eine spezielle Behandlung notwendig ist. Dennoch kann Minoxidil unterstützend verwendet werden. Ein Arzt kann die Diagnose relativ einfach mit einer Lupe stellen. Das Syndrom wird vererbt.

Telogenes Effluvium

Obwohl das telogene Effluvium häufiger bei Erwachsenen auftritt, kann es auch Kinder betreffen. Hier gelangen die Haare vorzeitig von der Wachstumsphase in die Ruhephase. Bei Kindern sind die Auslöser dafür oft hohes Fieber, schwere Krankheiten oder eine unzureichende Ernährung. Der Haarausfall beginnt in der Regel etwa drei Monate nach dem auslösenden Ereignis. Doch keine Panik: Sobald der Auslöser wegfällt, wachsen die Haare meist schnell wieder nach.

Grund 4: Traumatischer Haarausfall bei Kindern

Eine häufige, aber oft übersehene Ursache von Haarausfall bei Kindern ist die sogenannte Trichotillomanie – das zwanghafte Ausreißen der eigenen Haare. Dieses Phänomen tritt besonders bei Jungen auf, doch in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter sind vermehrt Mädchen und Frauen betroffen. Typische Anzeichen dafür sind unregelmäßiger Haarausfall, Haare in unterschiedlichen Längen und eine sonst gesunde Kopfhaut. Der Haarausfall selbst ist in der Regel nicht dauerhaft, allerdings kann das ständige Ziehen über die Zeit hinweg zu Narbenbildung führen, was das Haarwachstum irreversibel beeinträchtigt.

„Unregelmäßiger Haarausfall und Haare in unterschiedlichen Längen können auf Trichotillomanie hindeuten.“

Im Gegensatz zu anderen Formen von Haarausfall wird bei Trichotillomanie kein klassisches Haarwuchsmittel eingesetzt. Vielmehr liegt der Fokus darauf, den Auslöser für das zwanghafte Haareziehen zu identifizieren und anzugehen. Bei jüngeren Kindern ist es oft noch vergleichsweise einfach, das Verhalten zu ändern – viele wachsen mit der Zeit aus diesem Verhaltensmuster heraus. Doch je älter die Kinder werden, desto schwieriger kann es werden, Angewohnheiten zu korrigieren. Hier ist meist psychologische Unterstützung notwendig, um langfristigen Erfolg zu erzielen. Mit der richtigen Hilfe ist es jedoch möglich, das Problem in den Griff zu bekommen und den Weg zu gesünderen Haaren – und einem besseren Wohlbefinden – zu ebnen.

Neben der Trichotillomanie kann auch die Traktionsalopezie zu traumatischen Haarausfall führen. Dabei werden durch zu straffe Frisure wie eng gebundene Zöpfe oder Pferdeschwänze oder sehr eng sitzende Kopfbedeckung die Haarfollikel geschädigt. Der konstante Zug oder Druck verursacht diesen Haarausfall. Bei anhaltender Belastung können ebenfalls Narben entstehen, die das Haarwachstum dauerhaft hemmen.

„Vermeide straffe und enge Frisuren, damit die Haare deiner Kinder gesund wachsen können.“

Grund 5: Haarschaft-Störungen bei Kindern

Haarschaft-Störungen bei Kindern können isoliert oder in Verbindung mit anderen Krankheiten auftreten und führen zu strukturellen oder funktionellen Anomalien im Haar. Diese Veränderungen lassen das Haar spröde, brüchig, dünn oder unregelmäßig geformt erscheinen. Bei der Diagnose wird zwischen brüchigen und nicht-brüchigen Störungen unterschieden. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die häufigsten Haarschaft-Störungen und ihre Auswirkungen auf das Haarbild.

Brüchige Störungen

Darstellung von brüchigen Haarschaft-Störungen wie Monilethrix, Trichorrhexis nodosa, Pili torti und Trichorrhexis invaginata.

Monilethrix: Diese Störung ist auch als „Perlenhaar“ bekannt, da das Haar in regelmäßigen Abständen perlenartig dünner wird, was es besonders anfällig für Brüche macht. Monilethrix kann vererbt oder durch eine Genmutation entstehen und betrifft häufig die gesamte Körperbehaarung. In vielen Fällen verschwindet die Störung von selbst, doch bei hartnäckigen Fällen können Medikamente wie topisches Minoxidil oder Retinoide (Etretinate, Acitretin, Tretinoin) helfen.

Trichorrhexis nodosa: Hier bilden sich Knoten und schwache Stellen entlang des Haarschafts, die das Haar brüchig machen. Durch die den Bruch dieser Knoten wirkt das Haar bürstenartig. Häufig fühlt sich das Haar trocken an. Die Ursachen können angeboren sein, aber auch äußere Einflüsse wie heißes Föhnen oder übermäßiges Styling spielen eine Rolle. Die Behandlung konzentriert sich auf die Beseitigung der auslösenden Faktoren.

Pili torti: Das Haar ist in unregelmäßigen Abständen um 90 oder 180 Grad verdreht, wodurch es trocken und brüchig erscheint. Diese Störung tritt oft im Kindesalter auf, bessert sich aber typischerweise in der Pubertät. Neben dem Kopfhaar können auch die Augenbrauen betroffen sein.

Trichorrhexis invaginata: Auch bekannt als „Bambushaar„, zieht sich bei dieser Störung das Haar an bestimmten Stellen in den Haarschaft zurück, was zu kurzen, dünnen und brüchigen Haaren führt. Das Haar wirkt, als würde es aus sich selbst herauswachsen, mit einem auffälligen „Ball“ am Übergang. Leider zeigt diese Störung oft keine Besserung im Laufe der Zeit.

Nicht-brüchige Störungen

Darstellung verschiedener nicht brüchiger Haarschaft-Störungen wie Pili annulati, Pili bifurcati, Pili multigemini, Wollhaar und Trichonodosis

Pili annulati: Diese genetische Störung zeichnet sich durch abwechselnde helle und dunkle Ringe entlang des Haars aus, die durch winzige Luftbläschen im Haarschaft entstehen. Obwohl das Haar optisch auffällig ist, tritt eine erhöhte Brüchigkeit nur selten auf. Eine Behandlung ist meist nicht erforderlich.

Pili bifurcati: Bei dieser Störung spaltet sich das Haar in unregelmäßigen Abständen, was zu dünnem und kürzerem Haar führt. Oft verschwindet die Störung bei guter Haarpflege von selbst. Alternativ hat die Anwendung von Minoxidil positive Ergebnisse gezeigt.

Pili multigemini: Hierbei wachsen mehrere Haare aus einer einzigen Haaröffnung, wodurch ein kurzes und ungleichmäßiges Erscheinungsbild entsteht. Als Behandlung hat sich die Lasertherapie bewährt, die Entzündungen reduziert und das Haarbild verbessert.

Familiäres Wollhaar-Syndrom: Diese Störung ist durch stark gekräuseltes Haar gekennzeichnet, das gelegentlich mit verminderter Haardichte einhergeht. Wollhaar kann auch mit anderen Erkrankungen wie Herzproblemen auftreten. Eine mögliche Behandlungsmethode ist die Lasertherapie.

Haarschlingen (Trichonodosis): Diese seltene Störung zeigt sich durch die Bildung von Knoten im Haar, die entweder durch intensives Kratzen oder spontan entstehen. Obwohl sie selten ist, kann sie das Haarbild erheblich beeinflussen.

Fazit

Haarausfall bei Kindern kann für Eltern eine emotionale Belastung sein, doch die Ursachen sind in den meisten Fällen gut behandelbar. Von Autoimmunerkrankungen wie der Alopecia areata bis hin zu Infektionen wie Tinea Capitis oder stressbedingten Auslösern wie Trichotillomanie – es ist wichtig, den genauen Grund für den Haarausfall zu identifizieren, um gezielt handeln zu können.

Die gute Nachricht: Viele Formen des kindlichen Haarausfalls sind vorübergehend, und mit der richtigen Diagnose sowie Behandlung können Kinder oft wieder zu vollem Haarwachstum zurückkehren. Wichtig ist dabei frühzeitig medizinische Unterstützung zu suchen, um die richtige Diagnose stellen und die geeignete Behandlung in die Wege leiten zu können.

Teile diesen Beitrag

Picture of Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.