Key Takeaways
Die zwei Methoden für Haartransplantationen sind FUE, bei der die Haarfollikel einzeln entnommen werden, und FUT, bei der ein Hautstreifen entnommen wird. Zudem gibt es verschiedene Implantationsmethoden wie DHI.
Nach der Transplantation fallen die verpflanzten Haare zunächst innerhalb der ersten 2-4 Wochen aus. Nach ca. 2–3 Monaten wachsen sie wieder nach, mit einem finalen Ergebnis nach etwa einem Jahr.
Haartransplantationen sind auch für Frauen möglich, allerdings anspruchsvoller.
Grundsätzlich ist eine Haartransplantation bis auf die Betäubung fast schmerzfrei.
Ohne weitere Maßnahmen wie Finasterid oder Minoxidil schreitet der Haarausfall fort, sodass eine langfristige Behandlung mit beispielsweise Finasterid essenziell ist.
Haarausfall kann eine große Belastung sein, sowohl emotional als auch ästhetisch. Eine Haartransplantation ist eine der effektivsten Lösungen, um verlorenes Haar dauerhaft wiederherzustellen. Hier erfährst du alles, was du über Haartransplantationen wissen musst – unabhängig, neutral und wissenschaftlich fundiert: von den Grundlagen über Methoden und Ablauf bis hin zu Risiken und Alternativen. Ein unverzichtbarer Artikel, egal, ob du schon viel über das Thema weißt oder gerade erst anfängst, dich damit zu beschäftigen.
Was ist eine Haartransplantation?
Eine Haartransplantation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Haare von einer Stelle des Körpers – meist von der Kopfhaut im Hinterkopfbereich – an eine andere gewünschte Stelle verpflanzt werden. Die Haare am Hinterkopf sind besonders geeignet, weil sie gegenüber dem Hormon Dihydrotestosteron, das für erblich bedingten Haarausfall verantwortlich ist, resistent sind. Besonders häufig greifen nämlich Betroffene von erblich bedingtem Haarausfall zu dieser Lösung. Allerdings kann sie auch bei Narben oder anderen Formen von Haarausfall helfen.
Das Ziel einer Haarverpflanzung ist es, ein natürliches Aussehen zu kreieren, das langfristig bestehen bleibt – aber dazu gleich mehr. Die Behandlung gibt es schon seit den 1960er-Jahren, aber sie hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Moderne Techniken haben den Eingriff präziser und schonender gemacht. Nicht zuletzt deshalb ziehen immer mehr Menschen eine Haartransplantation in Betracht.
Haarfollikel, follikuläre Einheiten und Grafts
Bevor wir tiefer in die Methoden einsteigen, klären wir kurz wichtige Begrifflichkeiten. Wenn du dich über die Preise von Haartransplantationen informierst, wirst du immer wieder von „Grafts“ und „follikulärer Einheit“ hören. In den meisten Fällen werden nämlich die Kosten basierend auf der Anzahl der verpflanzten Grafts berechnet.

Der Haarfollikel ist die winzige Struktur in der Haut, aus der das Haar wächst. Er besteht aus der Haarwurzel, der Haarzwiebel und den umgebenden Gewebeschichten. Jeder Follikel kann immer nur ein einzelnes Haar enthalten.
Eine follikuläre Einheit (follicular unit, FU) ist eine Gruppierung von 1 bis 4 Haarfollikeln, die in der Kopfhaut ganz natürlich vorkommt. Wie groß die Gruppierungen sind, ist individuell ganz unterschiedlich. Es spielt aber eine Rolle für das Endergebnis der Haartransplantation.
Ein Graft hingegen ist eine entnommene follikuläre Einheit. Er kann demnach aus einem oder mehreren Haarfollikeln bestehen. Wenn beispielsweise eine follikuläre Einheit aus 3 Haarfollikeln besteht, kann aus dieser Einheit ein Graft bestehend aus 1, 2 oder 3 Haarfollikeln entnommen werden. Grundsätzlich wird aber immer die gesamte follikuläre Einheit in einem entnommen. Die benötigte Anzahl an Grafts hängt von der gewünschten Haardichte und dem Behandlungsbereich ab. Je mehr Grafts benötigt werden, desto teurer ist die Haarverpflanzung.
Jede follikuläre Einheit kann ein Graft sein, aber nicht jeder Graft muss genau einer natürlichen follikulären Einheit entsprechen. In der Praxis werden die Begriffe aber oft synonym verwendet.
Entnahmemethoden: FUE vs FUT
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptmethoden für die Entnahme der Haarfollikel. Auch wenn einige Anbieter mit „speziellen“ Methoden werben, so läuft es aktuell immer auf Follicular Unit Extraction bzw. Excision (FUE) und Follicular Unit Transplantation (FUT) hinaus, die lediglich leicht abgewandelt und mit einem neuen Mäschchen vermarktet werden.
FUE (Follicular Unit Extraction)
Die Follicular Unit Extraction-Methode ist die neuere Art, Haare zu transplantieren. Hier werden einzelne Haarfollikel mit einem kleinen Hohlbohrer aus dem Spenderbereich entnommen und in den Empfängerbereich verpflanzt. Keine Angst vor dem „Bohrer“ – es klingt schlimmer, als es ist, denn diese Stanze hat lediglich einen Durchmesser von etwa 1 mm. Bei dieser Methode wird nicht groß aufgeschnitten, deshalb sagt man auch, dass FUE „minimalinvasiv“ ist.
FUE hinterlässt keine sichtbare Narbe im Spenderbereich und heilt daher auch schneller ab. In den meisten Fällen ist das Gröbste nach einer Woche überstanden. Allerdings ist diese Methode zeitaufwändiger, weil die Grafts einzeln direkt aus der Kopfhaut entnommen werden. Das zeigt sich auch im Preis – FUE ist teurer als FUT – und darin, dass weniger Grafts pro Sitzung verpflanzt werden können.
Bei der FUE-Methode entstehen kleine, punktförmige Narben, die im Spenderbereich verteilt sind. Auch wenn die Narben kaum sichtbar sind, können sie bei sehr kurzen Haarschnitten oder schlechter Heilung als leichte punktuelle Aufhellungen auffallen.
Seitens des oder der Chirurg:in ist bei FUE extreme Vorsicht gefordert, dass die follikulären Einheiten bei der Entnahme nicht unbeabsichtigt durchtrennt oder gar verletzt werden. Bei erfahrenen Behandler:innen liegt das Risiko dafür bei <5-10%, wohingegen deine Haarfollikel bei unerfahrenen Ärzt:innen mit >30% einem hohen Risiko ausgesetzt sind. Ebenso besteht bei dieser Methode ein höheres Risiko, zu viele Haarfollikel aus dem Spenderbereich zu entnehmen.
Für die Klinik bringt FUE einige Vorteile mit sich: Da kein chirurgischer Schnitt und keine Naht erforderlich sind, wird für die Entnahme kein:e speziell ausgebildet:e Chirurg:in benötigt. Stattdessen können geschulte Techniker:innen oder Assistenzkräfte viele Schritte übernehmen, was die Kosten senkt. Zusätzlich ist der Personalaufwand während der Haartransplantation geringer, da die Grafts direkt einzeln entnommen werden und daher weniger mikroskopische Aufbereitung erforderlich ist. In der Nachsorge entfällt zudem die Nahtkontrolle und ‑entfernung, was den medizinischen Betreuungsaufwand weiter reduziert. Trotz dieser Einsparungen wird FUE häufig teurer als FUT abgerechnet – nicht zuletzt, weil die hohe Nachfrage den Preis bestimmt. Zudem lässt sich diese Methode besser vermarkten, da die Methode (fälschlicherweise) oft als „narbenfrei“ beworben wird.
FUT (Follicular Unit Transplantation)
Die Follicular Unit Transplantation-Methode gibt es schon länger als die FUE. Hier wird ein ganzer Hautstreifen aus dem Hinterkopf entnommen, aus dem dann anschließend nach der Entnahme die Grafts unter dem Mikroskop herausgelöst werden. Da eine größere Wundfläche entsteht, muss die Entnahmestelle vernäht werden.
FUT ist kostengünstiger als FUE. Außerdem kann eine höhere Anzahl an Grafts pro Sitzung transplantiert werden. Dadurch, dass alle Haarfollikel aus dem Hautstreifen entnommen werden können, ohne für „Löcher“ in der Behaarung zu sorgen, eignet sich diese Methode insbesondere bei starkem Haarverlust. Jedoch entsteht durch FUT eine lineare Narbe im Spenderbereich, die bei kurzen Haaren sichtbar sein kann und bei der das Risiko für Wundheilungsstörungen höher ist. Die Heilungszeit ist aufgrund der Narbe auch länger und liegt in der Regel bei 2 bis 3 Wochen.
Für die Klinik hat FUT den Nachteil, dass mehr Personal für das mikroskopische Extrahieren der Haarfollikel aus dem Haustreifen benötigt wird. Dafür muss der oder die Chirurg:in bei der Entnahme weniger darauf achten, die Grafts nicht zu beschädigen oder follikuläre Einheiten ungewollt zu zerteilen, da dies erst in der anschließenden Aufbereitung geschieht.

Das sagt die Wissenschaft: FUE vs FUT
FUE wird mittlerweile öfter angewendet als FUT – das heißt aber nicht, dass FUT keine Daseinsberechtigung mehr hat! Ganz im Gegenteil: Jede der Methoden hat ihre eigenen Stärken und Schwächen und ist bei unterschiedlichen Gegebenheiten passender. Beispielsweise eignet sich FUE besonders gut, wenn du eine straffe Kopfhaut hast oder noch jung bist und der weitere Verlauf deines Haarausfalls ungewiss ist. Hingegen ist FUT eine gute Option, um zu vielen Haarfollikel auf einmal zu kommen und vor allem auch, wenn du lange Haare hast und diese im Spenderbereich nicht dem Rasierer opfern willst.
„Während bei FUE die follikulären Einheiten direkt einzeln gewonnen werden, wird bei FUT ein Hautstreifen entnommen, aus dem die Grafts anschließend extrahiert werden.“
Welche Methode für dich passt, hängt von deiner Ausgangssituation, deinen Zielen und deinem Budget ab. Nicht zuletzt können auch beide Methoden kombiniert werden.
Implantationsmethoden: Premade Sites vs Stick-and-Place (DHI)
Auch bei der Implantation gibt es zwei verschiedene Methoden, Premade Sites und Stick-and-Place, wobei für letztere das Marketing vieler Kliniken auf diverse „Untermethoden“ setzt.
Premade Sites
Bei dieser Implantationsmethode werden Kanäle oder Schlitze gemacht, bevor die Grafts in diese eingesetzt werden.
Stick-and-Place
Bei Stick-and-Place werden die Grafts direkt eingesetzt, wenn die Empfängerstellen erzeugt werden. Die Grafts werden also im selben Zug implantiert. Die bekannteste Stick-and-Place-Technik ist DHI (Direct Hair Implantation). Allerdings gibt es mehrere Varianten mit unterschiedlichen Implantationswerkzeugen.
DHI (Direct Hair Implantation)
Die DHI-Methode bezieht sich lediglich auf die Implantation. Im Unterschied zum klassischen Vorgehen werden bei DHI keine Kanäle oder Schlitze zum Einsetzen der Grafts eröffnet, sondern die Grafts direkt mit speziellen Implantationsstiften in die Kopfhaut eingesetzt. Die Methode basiert auf der Verwendung des Choi-Implanter-Stifts, der in den 1990er Jahren in Südkorea entwickelt wurde. Die direkte Platzierung ist besonders präzise und wird gerne bei dichten Haartransplantationen genutzt.
Lass dich jedoch vom Marketing nicht verwirren: Der Begriff „DHI“ wird oft für verschiedene Methoden verwendet – sowohl für FUE mit DHI als auch für FUT mit DHI. Die Entnahmetechnik ist also nicht automatisch festgelegt. Meist ist mit „DHI“ aber FUE mit DHI gemeint.
Ablauf einer Haartransplantation
Der Eingriff dauert je nach Methode und Anzahl der Grafts meist 4 bis 8 Stunden und läuft in der Regel ambulant ab. Das heißt, du gehst nach der Haartransplantation wieder nach Hause, ohne eine Nacht unter Überwachung zu verbringen. Während der Behandlung bist du wach und kannst Musik hören oder dich einfach nur entspannen – denn dank Betäubung spürst du nur, „dass etwas passiert“, aber keine Schmerzen.

Der typische Ablauf einer Haartransplantation sieht so aus:
- Planung: Der Spender- und Empfängerbereich werden markiert und die Anzahl der Grafts und deren Verteilung werden festgelegt.
- Vorbereitung: Der Spender- und Empfängerbereich werden rasiert und gründlich desinfiziert.
- Betäubung und Kochsalzlösung: Der Spender- und Empfängerbereich werden betäubt, damit du anschließend keine Schmerzen hast. Die Verabreichung der Lokalanästhesie ist der einzige schmerzhafte Part einer Haartransplantation. Im Zuge dessen wird auch Kochsalzlösung unter die Kopfhaut eingebracht, damit
- die Kopfhaut angehoben wird → schafft mehr Platz zwischen Haut und darunterliegenden Strukturen, was die Entnahme und Implantation erleichtert;
- Blutungen reduziert werden → durch den erzeugten Druck verringern sich Blutungen während des Eingriffes; und
- die Stabilität verbessert wird → Kopfhaut bleibt leicht gespannt, sodass die Kanäle bei der Implantation präziser geöffnet werden können.
- Entnahme der Grafts: Je nach Methode werden die Grafts unterschiedlich entnommen – bei FUE einzeln mit einem Hohlbohrer, bei FUT durch Entnahme eines Hautstreifens.
- Aufbereitung der Grafts: Die entnommenen Follikel werden unter dem Mikroskop nach Anzahl der Haare pro Graft (1er, 2er, 3er 4er), Dicke, Wuchsrichtung und Qualität und Unversehrtheit sortiert.
- Versorgung der Entnahmestelle: Je nach Methode ist die Entnahmestelle unterschiedlich betroffen. Bei FUE heilen die kleinen Wunden von selbst und werden nur desinfiziert, während bei FUT die Wunde genäht werden und ein Verband angelegt werden muss.
- Öffnung der Kanäle: Mit feinen Nadeln oder Klingen werden Kanäle für die Implantation geöffnet.
- Implantation: Die entnommenen und aufbereiteten Grafts werden einzeln in die vorbereiteten Kanäle eingesetzt.
- Reinigung und Kontrolle: Die Kopfhaut wird vorsichtig gereinigt, um Blutreste und Krusten zu entfernen. Anschließend werden die Transplantate kontrolliert auf
- Halt und Position → sichere Verankerung der transplantierten Grafts in der Kopfhaut;
- Durchblutung → gute Durchblutung der Kopfhaut und keine Anzeichen einer Minderdurchblutung;
- Schwellung oder Infektion → übermäßige Schwellung, Rötung, Eiter oder andere Infektionszeichen frühzeitig erkennen;
- ausgerichtete Haarwuchsrichtung → korrekte Implantation der Grafts, um ein natürliches Wachstum zu ermöglichen; und
- Blut- oder Sekretreste → Krusten und überschüssiges Blut entfernen, um die Heilung nicht zu beeinträchtigen.
Nach dem Eingriff bekommst du genaue Anweisungen, wie es nun weitergeht. Die wichtigsten Punkte findest du hier.
Innerhalb von 7–10 Tagen nach der Haartransplantation fallen die Krusten ab. In der Regel fallen die transplantierten Haare zuerst einmal aus (Shock Loss), bevor sie dann nach 2-3 Monaten wieder nachwachsen. In etwa 12 Monaten kannst du dein endgültiges Ergebnis begutachten.
Haartransplantation bei Männern bzw. kurzem Haar
Männer sind die Hauptzielgruppe, da sich erblich bedingter Haarausfall bei ihnen oft schon in jungen Jahren bemerkbar macht. Das Muster von dieser Art von Haarausfall eignet sich hervorragend für eine Haartransplantation. Bei kurzem Haar bietet sich vor allem die FUE-Methode an, weil sie keine sichtbaren Narben hinterlässt.

Haartransplantation bei Frauen bzw. längerem Haar
Du hast noch nie von Haartransplantation bei Frauen gehört? Kein Wunder, denn diese Domäne bekommt erst seit Kurzem mehr Aufmerksamkeit. Lange Zeit wurde erblich bedingter Haarausfall als rein männliches Vorkommnis angesehen – doch das ist nicht die Realität. Auch wenn Männer meist früher und stärker von erblich bedingtem Haarausfall betroffen sind (und daher auch die Hauptzielgruppe von Werbung für Haartransplantationen sind), so sind auch Frauen oft mit diesem Problem konfrontiert, vor allem nach den Wechseljahren.
Mehr dazu hier: Haarausfall nach den Wechseljahren
Erblich bedingter Haarausfall bei Frauen hat jedoch ein anderes Aussehen. Während bei Männern Geheimratsecken und Tonsur auftreten, ist das weibliche Muster diffuser. Das heißt, der Haarausfall ist gleichmäßiger über die Kopfhaut verteilt – mit einem vermehrten Ausfall im Scheitelbereich. Diese Diffusität macht die Transplantation schwieriger.
Einerseits kann es sein, dass der Spenderbereich selbst ausgedünnt ist, was die Qualität und Menge der entnehmbaren Haarfollikel einschränkt. Andererseits ist die Implantation der Grafts besonders herausfordernd, da es keine klar abgegrenzten kahlen Stellen gibt. Dadurch ist es wesentlich schwieriger, die Grafts so zu platzieren, dass das Ergebnis ästhetisch ansprechend ist. Denn wenn die transplantierten Haare nicht perfekt in die vorhandene Haarstruktur integriert werden, kann das Ergebnis unnatürlich aussehen. Eine weitere Herausforderung ist es, die „einheimischen“ Haare im Empfängerbereich nicht zu schädigen.

Bei längerem Haar kann die FUT-Methode sinnvoll sein, weil die Narbe verdeckt wird. Viele Frauen entscheiden sich aber für FUE, um sichtbare Narben zu vermeiden. Eine Rasur des Spenderbereichs ist bei beiden Methoden notwendig. Allerdings können bei FUT sehr gezielt fast nur die Haare auf dem zu entnehmenden Hautstreifen rasiert werden, während bei FUE auch Haare rasiert werden müssen, die zwar im Spenderbereich liegen, aber nicht entnommen werden.
Bei welchen Arten von Haarausfall ist eine Haartransplantation geeignet?
Eine Haartransplantation funktioniert am besten bei erblich bedingtem Haarausfall, da die Spenderhaare gegenüber Dihydrotestosteron resistent sind und daher auch nach einer Verpflanzung nicht mehr ausfallen – zumindest nicht aufgrund der Gene.
Ebenso ist Haare transplantieren eine gute Option zur Kaschierung von Narben und bei vernarbendem Haarausfall. In diesen Fällen ist zwar die Verpflanzung schwieriger, aber möglich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei Narbengewebe eine zweite oder dritte Behandlung notwendig ist, um das gewünschte Erscheinungsbild zu erzielen, da pro Sitzung nicht so viele Grafts verpflanzt werden sollen und die Überlebensrate der transplantierten Haare mit 70-90% geringer ist als bei physiologisch gesunder Kopfhaut. Grundsätzlich kannst du jedoch auch bei Narben ein beeindruckendes Ergebnis erwarten – wenn du in den richtigen Händen bist! Da das Risiko für Komplikationen bei einer Transplantation in Narbengewebe erhöht ist, solltest du unbedingt eine:n Spezialist:in aufsuchen.

Es gibt aber auch Umstände, wo Haare gar nicht erst ausgefallen sind, sondern einfach noch nie da waren. Für solche primär kahlen Stellen ist eine Haarverpflanzung genauso geeignet. So kann beispielsweise ein schon immer haarloser Fleck auf der Kopfhaut korrigiert werden oder aber auch eine zu hoch empfundene Stirn. Haartransplantation bei hoher Stirn ist eine immer beliebter werdende Lösung, insbesondere bei Frauen. Hier findest du dazu Vorher-Nachher-Bilder aus einer wissenschaftlichen Veröffentlichung.
Weniger geeignet ist eine Verpflanzung von Haaren bei kreisrundem oder diffusem Haarausfall. Hier ist in erster Linie die Ursache zu beheben, um wieder zu vollem Haar zu kommen. Bei mechanisch bedingtem Haarausfall ist der Eingriff nur im fortgeschrittenen Stadium sinnvoll, wenn bereits Narbengewebe entstanden ist.
Was du unbedingt wissen musst
Bevor du dich dafür entscheidest, Haare transplantieren zu lassen, solltest du unbedingt einige weitere Dinge wissen, die dich erwarten.
Spenderhaare
Je fortgeschrittener dein Haarausfall ist, desto schwieriger wird es mit der Transplantation, denn du hast nur einen kleinen Bereich an Haaren am Hinterkopf zur Verfügung, die quasi unbesiegbar sind im Kampf mit dem erblich bedingten Haarausfall. Und so toll deine letzten Kämpfer auch sind, es sind halt nur einige wenige. Sei dir also bewusst, dass bei fortgeschrittenem Haarausfall das Ergebnis wesentlich weniger dicht sein wird, als wenn du frühzeitig reagierst.
Vielleicht denkst du dir jetzt: Ich hab doch Brusthaare, Beinhaare oder gar Haare am Rücken, die brauch ich nicht! Kann man nicht einfach diese Haare für eine schöne Haarpracht verwenden? Jein … In extremen Fällen, in denen einfach der Haarausfall schon viel zu weit fortgeschritten war, wurden bereits solche Behandlungen mit anderen, körpereigenen Spenderbereichen durchgeführt. Die transplantierten Haare überleben mit einer Rate von 80-85% auch großteils.
Allerdings musst du dir bewusst sein, dass dieser Eingriff wesentlich herausfordernder ist – er dauert länger und benötigt nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichsten Wachstumswinkel sehr viel Erfahrung. Zudem ist die Qualität und Quantität der Haare im Allgemeinen geringer, was sich auf das Ergebnis auswirkt – die Körper- und Gesichtshaare haben auch einfach eine andere Struktur und fügen sich nicht so perfekt in die Kopfhaare ein. Nicht zuletzt haben Körperhaare eine andere maximale Länge, die sie erreichen können. Lediglich Barthaare scheinen sich durch die Verpflanzung in die Kopfhaut dem Wachstum der Kopfhaare anzupassen.
Übrigens: Die Haardichte im Spenderbereich ist individuell unterschiedlich, aber auch Alter und Abstammung spielen eine Rolle. Beispielsweise haben Asiat:innen und Afrikaner:innen eine andere Haardichte als Kaukasier:innen (u.a. Europäer:innen). Und interessanterweise ist nicht nur die Haardichte je nach Abstimmung unterschiedlich, sondern auch der Haaraustrittswinkel.
Du siehst schon – erfahrene Behandler:innen sind wirklich essenziell.
Nachsorge
Für das Überleben der transplantierten Haare sind die ersten Tage nach dem Eingriff entscheidend. In dieser Zeit solltest du besonders achtsam sein und
- deinen Kopf hochlagern, um Schwellungen zu vermeiden;
- deine Kopfhaut nicht berühren oder kratzen;
- am besten auf dem Rücken mit leicht erhöhtem Kopf schlafen, damit der Empfängerbereich geschont wird;
- spezielle Shampoos nutzen, die dir von deinem Arzt oder deiner Ärztin empfohlen werden;
- die Haare nur mit lauwarmem Wasser und sanftem Strahl waschen und sie vorsichtig abtupfen;
- die transplantierten Haarfollikel regelmäßig mit Kochsalzlösung benetzen (alle 2-3 Stunden für die ersten 3 Tage)
- auf Rauchen und Alkohol verzichten;
- keine schweren körperlichen Arbeiten ausführen;
- keinen Sport machen;
- Schweiß so gut wie möglich vermeiden;
- keine enge Kopfbedeckung tragen;
- Sonneneinstrahlung vermeiden, um UV-Schäden an der empfindlichen Kopfhaut zu verhindern; und
- die verordnete Medikamenteneinnahme beachten.
Temporärer Haarausfall
Zuerst werden sich kleine Krusten um die transplantierten Haare bilden, die nach etwa einer Woche abfallen. Diese Krusten schützen die frisch eingesetzten Grafts – kratze sie nicht weg! In den meisten Fällen fallen die transplantierten Haare zunächst aus (Shock Loss), bevor sie wieder nachwachsen. Das ist ganz normal und kein Grund zur Panik. Die Haarfollikel erleben durch die Entnahme und das erneute Einsetzen extrem viel Stress, der den Haarzyklus unterbricht. Dadurch kommen die Haare verfrüht in die Ruhephase und fallen dann innerhalb der ersten 2-4 Wochen aus. Keine Sorge, es fallen nur die Haare aus, nicht die Haarfollikel.
Nach etwa 2 bis 3 Monaten beginnt der Haarfollikel wieder, neue Haare zu produzieren. Das endgültige Ergebnis ist meist erst nach rund einem Jahr sichtbar, da das Haar Zeit braucht, um wieder kräftig und dicht zu wachsen.
Durch den Auftrag von Minoxidil auf den Empfängerbereich kann dem temporären Haarausfall großteils vorgebeugt werden – die Behandlung könnte aber auch dem Heilungsverlauf schaden.
Langfristiges Ergebnis
Eine Haartransplantation ist eine dauerhafte Lösung. Oder? Auch hier ist die Antwort jein … Grundsätzlich fallen die vom Hinterkopf transplantierten Haare nicht mehr (erblich bedingt) aus. Mechanisch bedingt oder aufgrund einer Autoimmunreaktion im Rahmen von kreisrundem Haarausfall oder durch die diversen Ursachen von diffusem Haarausfall können sie jedoch schon verloren gehen. Aber das ist nicht das einzige, was du wissen musst.
Die Transplantate sind zwar nach dem Eingriff vor Dihydrotestosteron sicher, aber deine anderen Haare nicht. Das heißt, wenn du lediglich eine Haarverpflanzung durchführst, wird der erblich bedingte Haarausfall weiter fortschreiten. Vor allem bei Männern führt das zu einem äußerst unerwünschten Erscheinungsbild: Die Transplantate stehen an vorderster Front – der Haarlinie und den Geheimratsecken – stramm, während sich dahinter die Haare lichten. Daher ist im Anschluss an eine Haartransplantation eine Behandlung gegen erblich bedingten Haarausfall sehr stark empfohlen, um dem weiteren Haarverlust entgegenzuwirken. Hier kommen nun Methoden wie Finasterid, Spironolacton, Minoxidil, Low-Level Lasertherapie und PRP ins Spiel.
„Ohne weiterführende Behandlung nach einer Haartransplantation schreitet erblich bedingter Haarausfall ungehindert fort.“
Finasterid und Spironolacton
Durch die tägliche Einnahme von Finasterid kannst du das Fortschreiten des Haarausfalls effektiv aufhalten und für mehr Haardichte sorgen. Starte mit Finasterid am besten bereits mindestens 4 Wochen vor der Haartransplantation. Die Ergebnisse von Finasterid sind durch zahlreiche Studien, auch im Rahmen von Haarverpflanzungen, belegt.
Für Frauen jeglichen Alters empfiehlt sich in Off-label Anwendung Spironolacton. Nach den Wechseljahre ist auch Finasterid off-label eine Option.
Minoxidil
Eine weitere Möglichkeit ist das Mittel Minoxidil, das du täglich auf die Kopfhaut aufträgst.
Beachte bei der Anwendung von Minoxidil, dass du am besten bereits vor der Haartransplantation damit beginnst, aber drei Wochen vor dem Eingriffstermin pausierst. Das ist deshalb sinnvoll, weil Minoxidil die Blutungsneigung erhöhen kann, was während der Transplantation zu Komplikationen führen könnte. Außerdem kann durch das Absetzen das tatsächliche Ausmaß des Haarausfalls besser beurteilt werden. Etwa zwei Wochen nach dem Eingriff kannst du Minoxidil wieder anwenden. Dieser Zeitraum ermöglicht es den transplantierten Haarfollikeln, sich in der Kopfhaut zu etablieren.
Wir möchten dir aber nicht vorenthalten, dass es hier sehr unterschiedliche Meinungen gibt. Denn die Verwendung von Minoxidil direkt nach dem Eingriff hat auch gute Seiten: Aufgetragen im Empfängerbereich nach einer Haartransplantation kann Minoxidil den temporären Haarausfall der transplantierten Grafts um etwa 60%–70% reduzieren. Dafür muss natürlich zeitiger mit der Behandlung begonnen werden; der optimale Zeitpunkt für den Beginn der Anwendung ist jedoch nicht einheitlich geklärt. Nachdem direkt nach der Transplantation die Kopfhaut besonders empfindlich ist, könnte eine zu frühe Anwendung die Wundheilung stören. Deshalb wird oft empfohlen, in den ersten zwei Wochen postoperativ auf Minoxidil zu verzichten, um die initiale Heilung nicht zu gefährden.
PRP
Plättchenreiches Plasma, besser bekannt als PRP, setzt Wachstumsfaktoren frei, die die Gefäßneubildung und Durchblutung fördern und Haarfollikel aus der Ruhephase in die Wachstumsphase überführen und in dieser länger verweilen lassen. Dadurch kann PRP die Lebensdauer der Haare verlängern. Möglicherweise kann die Behandlung, bei der Anteile aus dem eigenen Blut in andere Areale eingebracht werden, sogar die Wirkung von DHT auf Haarverlust abschwächen. Bislang gibt es noch kein standardisiertes Behandlungsprotokoll; meist werden drei Sitzungen monatlich durchgeführt, mit Nachbehandlungen alle 6–12 Monate.
Allerdings hat PRP im Rahmen von Haartransplantationen noch weitere Anwendungsmöglichkeiten: Es kann dafür genutzt werden, das Wachstum in der Entnahmeregion zu fördern, die Grafts während der Lagerung zu schützen (quasi PRP als Nährlösung) und das Anwachsen sowie das Wachstum in der Empfängerregion zu verbessern. Bereits 2016 zeigte eine Studie, dass >75% der mit PRP im Empfängerbereich behandelten Patient:innen nach 6 Monaten starkes Haarwachstum hatten, verglichen mit nur 20% in der Placebo-Gruppe. Zudem hatten Patient:innen mit PRP-Behandlung bereits nach 8 Wochen Haarwachstum – was wesentlich früher ist als gewöhnlich. Die PRP-Behandlung erfolgte hier während der Haartransplantation direkt nach dem Öffnen der Kanäle im Empfängerbereich.
„Eine kombinierte Behandlung mit PRP verbessert die Anwachsrate und das Haarwachstum nach einer Haartransplantation.“
Diese Ergebnisse wurden in weiteren Studien bestätigt. Erst vor kurzem wurde gezeigt, wie effektiv eine Haartransplantation kombiniert mit PRP und Minoxidil sowie Finasterid oder Spironolacton ist. Alle Patient:innen erhielten vor und nach der Haarverpflanzung topisches Minoxidil sowie orales Finasterid (Männer) oder Spironolacton (Frauen). Die Experimentalgruppe erhielt zusätzlich PRP-Injektionen während der Transplantation bereits vor der Entnahme der Grafts und erneut nach 1 und 2 Monaten.
- Nach 3 Monaten betrug die Follikel-Überlebensrate 88% bei der PRP-Gruppe, während diejenigen ohne PRP 78% verzeichneten; nach 6 Monaten lag die Rate bei 82% (mit PRP) bzw. bei 74% (ohne PRP).
- Das erste Haarwachstum begann im Schnitt nach 17,7 Tagen (mit PRP) bzw. nach 20,1 Tagen (ohne PRP).
- Ebenso zeigte sich im Zugtest der Grafts, dass die transplantierten Haare mit PRP-Behandlung besser verankert waren (mit PRP: 13 negativ, 2 positiv; ohne PRP: 8 negativ, 7 positiv).
Kurz gesagt: PRP führt zu besserem Haarwachstum, höherer Follikel-Überlebensrate und stärkerem Haar.
Low-Level Lasertherapie
Licht im Spektrum von Rot bis Nah-Infrarot mit niedriger Energie stimuliert das Haarwachstum, indem es die Zellaktivität ankurbelt und Entzündungen reduziert. Bekannt ist diese Methode, die mittlerweile in diversen Geräteformen wie Kamm und Helm daherkommt, als Low-Level Lasertherapie (LLLT).
Komplikationen bei Haartransplantation
Jeder Eingriff ist mit potenziellen Risiken verbunden – so auch Haartransplantationen. Auch wenn diese unerwünschten Effekte nur selten auftreten, solltest du darüber Bescheid wissen, denn die Liste an Komplikationen wird von Jahr zu Jahr länger. Erfahrene Ärzt:innen und sorgfältige Nachsorge minimieren diese Risiken. Bitte betrachte die nachfolgenden Risiken als eine Auswahl der wichtigsten Komplikationen; sie ist nicht abschließend. Mittlerweile gibt es sogar Berichte über ungewöhnliche Folgen wie chronischen Schluckauf, ausgelöst durch die Reizung des Nervs, der das Zwerchfell steuert. Kaum vorstellbar, aber selbst so etwas kann passieren.

Verfahrensbedingte Komplikationen
Eine Haartransplantation kann unter anderem zu einer Haarfollikelentzündung, Juckreiz, breiter (und wulstiger) Narbenbildung im Spenderbereich, anhaltenden Gefühlsstörungen, Zysten durch das Einwachsen von Grafts, diffusem Haarausfall im Empfängerbereich und Zelluntergang führen.
Haarfollikelentzündung
Das häufigste Problem nach einer Transplantation ist eine Haarfollikelentzündung, auch bekannt als postoperative Follikulitis. Sie tritt in etwa 12% der Fälle auf. Die Beschwerden – Rötungen, Schwellungen oder Pustelbildungen im Empfänger- oder Spenderbereich – sind zwar meist harmlos, aber sie können das ästhetische Ergebnis beeinträchtigen.
Die wichtigsten Risikofaktoren sind eine Haarverpflanzung im Sommer, eine hohe Graft-Anzahl (> 4000 Grafts), eine dichte Verpflanzung (> 45 Grafts/cm²) und eine verzögerte erste Haarwäsche (> 3 Tage nach dem Eingriff). Besonders mit der FUE-Methode tritt eine Haarfollikelentzündung häufiger auf, da die Entnahme einzelner Haarfollikel zu vielen kleinen Wunden führt. In den meisten Fällen reicht aber eine warme Kompresse und eine antiseptische Behandlung. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, da schwere oder langanhaltende Follikulitis das Anwachsen der verpflanzten Haare gefährden kann.
Zelluntergang
Das schlimmste Szenario, das durch eine Haartransplantation passieren kann, ist ein Zelluntergang, auch bekannt als Nekrose. Dabei stirbt das Gewebe (meist im Empfängerbereich) ab. Diese Komplikation tritt sehr selten auf. In einer Studie von 2024 zeigte sich, dass zwei Drittel der Betroffenen rauchten. Neben Rauchen zählen Bluthochdruck und Diabetes zu den Risikofaktoren für Zelluntergang. Zudem gibt es technische Faktoren in Bezug auf die Verpflanzung der Grafts, die eine Nekrose begünstigen, wie große und tiefe Kanalöffnungen, eine sehr dichte Verpflanzung oder Mega-Sessions (große Transplantationseinheiten). Anstelle der Nekrose bildet sich im Anschluss bei sachgemäßer Behandlung Narbengewebe. Wenn eine Nekrose nicht behandelt wird, kann sich das abgestorbene Gewebe vergrößern und infizieren.
Technikbedingte Komplikationen
Wenn der oder die Behandler:in eine schlechte Technik hat, kann es zu technikbedingten Komplikationen kommen. Dazu zählen unter anderem Narbenbildung im Spenderbereich und übermäßige Entnahme von Haarfollikeln, ein unnatürliches Ergebnis, eine mangelnde Berücksichtigung des künftigen Haarausfalls sowie das Versagen der Grafts aufgrund falscher Handhabung.
Unnatürliches Ergebnis
Wenn die Haarfollikel falsch platziert werden oder die Verpflanzung schlecht geplant wurde, kann das Ergebnis unnatürlich aussehen. Potenzielle Fehler sind dabei bei der Form und Lokalisation der Haarlinie, bei der Auswahl und Platzierung der unterschiedlichen Graft-Typen sowie bei der Vorhersage des Haarausfallmusters möglich.
Zu bedenken ist auch, dass Babyhaare, also die feinen, weichen Haare, die den Haaransatz umrahmen und für einen natürlichen Übergang zwischen Haut und Haar sorgen, verloren gehen können – entweder, weil die Haarlinie vor den Babyhaaren beginnen soll, oder weil die Babyhaare durch den Eingriff beeinträchtigt werden. Dadurch ist der Übergang an der Stirn manchmal härter und die Haartransplantation sichtbar.
Besonders wichtig ist, dass sich die transplantierten Haare so gut wie möglich in die bestehenden Haare einfügen. Das ist dann der Fall, wenn sie sich nicht oder nur wenig von den „einheimischen“ Haaren in Textur, Farbe und Wachstumsrichtung unterscheiden. In der Praxis ist das bei Haartransplantationen eine der größten Herausforderungen: Transplantiertes Haar kann manchmal gröber wirken oder anders wachsen. Daher ist sind sorgfältige Planung und Technik das A und O, um ein ästhetisches Ergebnis zu erzielen.
Übermäßige Entnahme von Haarfollikeln
Die Entnahme von zu vielen Haarfollikeln (hier spielen Haarfollikel eine wichtigere Rolle als Grafts!) kann zu sichtbaren Spuren im Spenderbereich führen. Bei der FUE-Methode wird jedes Haarfollikel einzeln entnommen, wodurch die Haardichte in diesem Bereich abnimmt. Wird zu viel entnommen, kann die Kopfhaut durchscheinen und das Ergebnis ästhetisch beeinträchtigen. Es sollen nicht mehr als 35% der gesamten Haardichte in der ersten Sitzung entnommen werden; bei der zweiten Sitzung maximal 10–20%. Werden diese Grenzen überschritten, steigt das Risiko für eine sichtbare Ausdünnung oder Narbenbildung. Ebenso ist der Entnahmewinkel in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Besonders bei jungen Patienten mit fortschreitendem Haarausfall kann eine Entnahme außerhalb der sicheren Spenderzone langfristig problematisch sein.
Versagen der Grafts
Wenn die Grafts schlecht behandelt werden und dadurch Trauma erleiden, ist der Anwuchs gefährdet. Allerdings kann das Versagen der Grafts auch bei korrekter Handhabung vorkommen – und ein marginaler Anteil an Patient:innen, etwa 0,5-1%, hat von Natur aus leider eine geringe Anwuchsrate.
Haartransplantation in der Türkei?
Die Türkei gilt als Hotspot für günstige Haartransplantationen, insbesondere mit der FUE-Methode. Du suchst nach einer spezialisierten Klinik für Haarverpflanzung? Die Türkei ist dein Freund – und der deiner Geldbörse. Doch beachte unbedingt, dass viele Kliniken auf standardisierte Verfahren setzen und nicht immer speziell ausgebildete Ärzt:innen die Eingriffe durchführen. Dadurch steigt das Risiko für potenziell unerwünschte Ergebnisse, insbesondere für ungleichmäßigen Haarwuchs und übermäßige Entnahme von Spenderhaaren.

Das heißt aber nicht automatisch, dass die Türkei keine gute Wahl für eine Haartransplantation ist. Denn es gibt in der Türkei auch hochqualifizierte Kliniken mit erfahrenen Fachärzt:innen! Die große Preisspanne erfordert jedoch eine sorgfältige Auswahl und eine intensive Recherche. Achte daher nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Klinikstandards, die Qualifikation der Ärzt:innen und eine individuelle Behandlungsplanung, um langfristig gute Ergebnisse zu erzielen.
Mehr dazu hier: Haartransplantation in der Türkei
Vor- und Nachteile
Wir wollen, dass du deine besten Gesundheitsentscheidungen treffen kannst. Deshalb beleuchten wir wie immer alle Themen so neutral und wissenschaftlich fundiert wie möglich. Dazu gehört es auch, die positiven und negativen Seiten von Haartransplantationen genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn nicht alles ist am Ende auch Gold, was aufs erste glänzt.
Vorteile einer Haartransplantation
- Dauerhafte Lösung: Die transplantierten Haare sind resistent gegen erblich bedingten Haarausfall und wachsen lebenslang weiter. Von anderen Arten von Haarausfall können sie natürlich trotzdem betroffen sein.
- Signifikante Verbesserung: Im Gegensatz zu Medikamenten wie Minoxidil und Finasterid, die nur den Haarausfall verlangsamen oder begrenzt Wachstum anregen, kann eine Haarverpflanzung selbst bei Haarausfall in fortgeschrittenerem Stadium noch sichtbare und dauerhafte Ergebnisse erzielen.
- Wenig Pflegeaufwand: Nach der Heilungsphase kannst du das transplantierte Haar wie normales Haar behandeln.
- Positive psychische Auswirkungen: Haartransplantationen sorgen nachweislich für eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität und des psychosozialen Wohlbefindens – das wurde erst jüngst in einer Studie bestätigt. Stress und Angst nahmen signifikant ab, während Depression und soziale Unterstützung unverändert blieben. Ebenso verbesserten sich die physische und die mentale Gesundheit sowie die Lebenszufriedenheit signifikant.
Nachteile einer Haartransplantation
- Hohe Kosten: Eine hochwertige Haartransplantation kann teuer sein, vor allem in westlichen Ländern.
- Vorübergehend auffälliges Erscheinungsbild: Nach der Haarverpflanzung sind Rötungen, Schwellungen, Krustenbildung und eine rasierte Kopfhaut sichtbar, was für einige Wochen störend sein kann. Das endgültige Ergebnis zeigt sich erst nach etwa einem Jahr.
- Risiko von Komplikationen: Komplikationen sind möglich, auch wenn sie selten sind. Dazu gehören auch ein möglicher Schaden im Spenderbereich und Unzufriedenheit mit dem Ergebnis.
Falls eine Haartransplantation nicht das Richtige für dich ist, gibt es eine Reihe an Alternativen – von Minoxidil und Finasterid bis hin zu Low-Level Lasertherapie und PRP. Und das Beste: Es sind bereits neue, vielversprechende Mittel in Entwicklung.
Mehr dazu hier: Überblick über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten für Haarausfall
Fazit
Eine Haartransplantation ist eine effektive Lösung, wenn du dauerhaft vollere Haare haben möchtest. Sie erfordert jedoch Zeit, Geld und eine gute Planung. Lass dich ausführlich beraten, wäge die Vor- und Nachteile ab und wähle unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin deines Vertrauens.
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