Key Takeaways
Schweißfüße haben in vielen Fällen keine erkennbare Ursache. Es können aber auch Erkrankungen oder Medikamente dafür verantwortlich sein.
Der unangenehme Geruch bei Schweißfüßen entsteht durch Bakterien, die den Schweiß zersetzen und dabei riechende Stoffe produzieren.
Übermäßig schwitzende Füße sind anfällig für Hautreizungen, Infektionen und Pilzbefall.
Oft bringen Antiperspirantien und eine Iontophorese-Behandlung bei Schweißfüßen eine ausreichende Besserung.
Wenn andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend helfen, kann eine chirurgische Sympathektomie erwogen werden.
Nach einem langen Tag in geschlossenen Schuhen sind die Füße etwas feucht und riechen unangenehm. Das kennt fast jede:r. Doch was, wenn die Füße nicht nur nach einem langen Tag oder nicht nur in geschlossenen Schuhen feucht oder gar nass sind? Schweißfüße sind nichts Seltenes, aber sie können ziemlich belastend sein. Was hinter übermäßig schwitzigen (und stinkenden) Füßen steckt und was wirklich dagegen hilft, schauen wir uns hier genauer an.
Schweißfüße – du bist nicht alleine
Wenn du von Schweißfüßen, medizinisch als plantare Hyperhidrose bezeichnet, betroffen bist, dann leidest du an einer übermäßigen Schweißproduktion an den Füßen. Diese Nässe geht in der Regel auch mit einem unangenehmen Geruch einher. Warum das so ist, klären wir gleich.
Zuvor solltest du aber noch unbedingt wissen, dass du mit Schweißfüßen absolut nicht alleine bist. Eine Hyperhidrose, die bereits vor der Pubertät auftritt, betrifft zum Großteil (in 89% der Fälle) die Füße und Hände. Ohne Beschränkung auf das erstmalige Auftreten nimmt das übermäßige Schwitzen an den Füßen mit 30% den zweiten Platz der häufigsten Lokalisation ein; nur die Achseln liegen mit 51% noch davor. Etwa jede:r Siebte (15%), der oder die von übermäßigem Schwitzen betroffen ist, leidet gleichzeitig an schwitzigen Füßen und Händen.
„Übermäßig schwitzige Füße kommen oft in Kombination mit übermäßig schwitzigen Händen vor.“
Dir ist das Thema unangenehm? Auch dieses Problem ist ein gemeinsames Leiden. Schweißfüße sind oft mit starkem Geruch verbunden, der in sozialen Situationen schnell peinlich werden kann. Beim Arzt, im Fitnessstudio oder auf Besuch bei Freunden – die Schuhe müssen ausgezogen werden und die Angst, negativ aufzufallen, ist prompt wieder da oder gar ein Dauergast. Vielleicht meidest du dadurch bestimmte Aktivitäten oder fühlst dich sogar im Berufsleben eingeschränkt. Hinzu kommt, dass feuchte Füße Hautreizungen und Pilzinfektionen begünstigen können, was das Unwohlsein zusätzlich verstärkt.
Ursachen von Schweißfüßen
Ein bisschen schwitzige Füße haben wir alle, vor allem in geschlossenen Schuhen, wenn wir Sport machen oder es warm ist. Das ist absolut normal – solange es sich im Rahmen hält und nicht psychisch belastet. Gewisse Faktoren begünstigen schwitzende Füße. Dazu zählen synthetische Schuhe, Stress und hormonelle Einflüsse.
Bei Schweißfüßen hingegen handelt es sich nicht nur um normale Schweißbildung, sondern um eine krankhafte Überproduktion der Schweißdrüsen. Diese kann entweder ohne ersichtlichen Grund auftreten (primäre Hyperhidrose) – man geht von einer Überreaktion des Nervensystems und einer emotionalen Fehlschaltung als Ursachen aus – oder als Folge von Erkrankungen, Medikamenten oder Komplikationen nach Eingriffen entstehen (sekundäre Hyperhidrose). In den meisten Fällen sind Schweißfüße primär bedingt.
Mehr dazu hier: Überblick über die Ursachen von übermäßigem Schwitzen

Schweißfüße = Stinkefüße?
Diese Nässe geht in der Regel auch mit einem unangenehmen Geruch einher.
Schweißfüße bedeuten theoretisch nicht automatisch Stinkefüße, denn Schweiß an sich ist geruchlos. Der unangenehme Geruch entsteht erst, wenn die allgegenwärtigen Bakterien auf der Haut den Schweiß zersetzen. Diese sind für den typischen unangenehmen Geruch verantwortlich. Sie bauen Bestandteile des Schweißes ab und produzieren dabei flüchtige, riechende Verbindungen wie Buttersäure und Propionsäure. Besonders in warmen, feuchten Schuhen finden diese Bakterien ideale Bedingungen.
Die Bakterien beginnen ziemlich schnell, den Schweiß zu zersetzen. Besonders wenn es warm und feucht ist, läuft dieser Prozess noch schneller ab – hier kann sich der Geruch oft schon innerhalb weniger Minuten entwickeln. Daher bedeuten Schweißfüße praktisch meist auch Stinkefüße. Wenn du den Begriff Stinkefüße ganz neutral und ohne Wertung kommunizieren möchtest, kannst du den medizinischen Ausdruck “ plantare Bromhidrose“ verwenden.
„Der Geruch entsteht nicht durch die Feuchtigkeit selbst, sondern durch die Bakterien, die den Schweiß zersetzen.“
Warum Schweißfüße gesundheitlich problematisch sein können
Schweißfüße sind viel mehr als ein kosmetisches Problem. Sie können äußerst belastend für die Psyche sein und zu sozialem Rückzug führen.
Aber auch auf der körperlichen Ebene sind übermäßig schwitzige Füße problematisch. Die ständige Feuchtigkeit begünstigt die Bildung von Hautirritationen wie rissiger Haut, Blasen und wunden Stellen. Zudem entsteht durch Schweißfüße ein erhöhtes Infektionsrisiko, denn feuchte Füße sind ein idealer Nährboden für Pilze und Bakterien. Fußpilz, Hautentzündungen und in schweren Fällen sogar nässende Hautwunden sind somit häufige Folgen. Oft haben Betroffene Hautentzündungen in den Hautfalten (Intertrigo) oder Pilzinfektionen, die schwerwiegende Erkrankungen nach sich ziehen können, wenn sie nicht behandelt werden. Langfristig können diese Hautprobleme die Lebensqualität erheblich einschränken und weitere gesundheitliche Komplikationen mit sich bringen.
„Schweißfüße sind anfällig für Hautirritationen und Infektionen.“
Nicht zuletzt kann auch eine andere Erkrankung für die Schweißfüße ursächlich sein. Deshalb sollten andere Ursachen wie Schilddrüsenerkrankungen und Diabetes ausgeschlossen werden.

Was tun gegen Schweißfüße?
Wenn du unter übermäßig schwitzenden Füßen leidest, können wir dich nur ermutigen, einen Arzt oder eine Ärztin deines Vertrauens aufzusuchen. Am besten bist du hier bei Allgemeinärzt:innen und Hautärzt:innen aufgehoben.
Schritt 1: Die Basis
Bevor du zu irgendwelchen konkreten Behandlungsmethoden greifst, solltest du unbedingt darauf achten, dass die Basis stimmt. Das heißt, schaffe optimale Bedingungen, indem du atmungsaktive Schuhe und Socken aus Naturmaterialien (z.B. Baumwolle, Leder) trägst und deine Füße regelmäßig wäschst und trocknest.
Die Blut- und Lymphzirkulation spielt eine wichtige Rolle bei der Schweißproduktion, weil sie hilft, die Körpertemperatur zu regulieren. Wenn der Kreislauf gut funktioniert, kann der Körper Wärme schneller an die Haut transportieren, wo sie dann durch Schweiß abgegeben wird. Eine bessere Durchblutung sorgt also dafür, dass der Körper effizienter auf Temperaturveränderungen reagieren kann. Daher können Wechselbäder und Fußtraining bei schwitzigen Füßen hilfreich sein und die Schweißproduktion auf natürliche Weise regulieren.
Zudem kannst du Fußbäder mit Salbei, Eichenrinde oder Schwarztee machen. Sie enthalten „adstringierende Substanzen“, die helfen können, die Schweißdrüsen zu verengen. Salbei hat zudem antibakterielle Eigenschaften und Eichenrinde wirkt auch entzündungshemmend und kann Hautreizungen lindern.
Schritt 2: Antiperspirantien
Wenn deine Füße dir dann noch immer Probleme bereiten, solltest du zuerst zu Antiperspirantien greifen. Oft werden sie einfach als „Fußdeos“ bezeichnet – achte aber darauf, dass das Produkt Aluminiumchlorid oder ähnliche Verbindungen (Zirkonium, Vanadium, Indium) enthält, die die Schweißdrüsen blockieren, und nicht nur reguläre Deo-Stoffe (Duftstoffe und antibakterielle Zutaten), die nur den Geruch neutralisieren. Du willst schließlich die Ursache direkt bekämpfen. In 84% der Fälle sind Betroffene mit Antiperspirantien bei Schweißfüßen (äußerst) zufrieden.
Ebenso helfen Fußpuder gegen die Nässe, indem sie überschüssige Feuchtigkeit aufnehmen. Einige Fußpuder enthalten auch antimikrobielle Inhaltsstoffe, die der Geruchsbildung vorbeugen können.
Schritt 3: Iontophorese
Deine Füße sind trotz Antiperspirantien und der richtigen Basis noch zu feucht? Dann kannst du eine Behandlung mit dem Namen „Iontophorese“ vornehmen lassen. Dabei werden die Füße in ein Wasserbad getaucht, durch das ein schwacher elektrischer Strom fließt. Vermutlich werden durch den Strom die Schweißdrüsenausgänge blockiert.
Die Iontophorese kann mit reinem Leitungswasser durchgeführt werden. Wenn das keine ausreichende Besserung bringt, können auch Antiperspirantien, Anticholinergika und Botulinumtoxin zugesetzt werden. Iontophorese kann langfristig helfen und wird normalerweise gut vertragen. Manchmal können jedoch Hautreizungen auftreten. Zu Beginn wird die Behandlung mehrmals wöchentlich durchgeführt, später genügen in der Regel Auffrischungen. Der finanzielle Aufwand ist hier relativ gering.
„Die Iontophorese bietet sich besonders bei übermäßig schwitzenden Füßen an, bei denen Antiperspirantien keine ausreichende Linderung bringen.“
Schritt 4: Botulinumtoxin-Injektionen
Botulinumtoxin, weitläufig als Botox bekannt, ist ein Nervengift. Es kann nicht nur die Muskulatur lahmlegen, sondern auch die Freisetzung von Acetylcholin an den Schweißdrüsen hemmen und so die Schweißproduktion verhindern. Die Wirkung von injiziertem Botox ist allerdings nur temporär (ca. 6 Monate), weshalb regelmäßige Behandlungen notwendig sind. 59% der Behandelten waren in einer groß angelegten Studie sehr zufrieden mit Botox an den Füßen und rund 22% zufrieden.
An den Füßen kann die Injektion schmerzhaft sein und zwar nicht nur während des Spritzens. Durchschnittlich bleiben die Beschwerden 2,4 Tage bestehen. Mittels Eis, Vibration, Betäubungscremes, Nervenblockaden und anderen Betäubungsmethoden können die Schmerzen gelindert werden. Zudem kann es zu vorübergehender Muskelschwäche kommen.
Übrigens können Botox-Injektionen in den Händen bei einer palmoplantaren Hyperhidrose (also bei übermäßigem Schwitzen an den Händen und Füßen) auch zu einer deutlichen Verbesserung der Schweißfüße führen – ohne dass diese direkt behandelt werden.
Schritt 5: Anticholinergika
Medikamente, die zur Gruppe der Anticholinergika zählen (z.B. Glycopyrrolat, Oxybutynin, Methantheliniumbromid), lindern ebenso das Schwitzen. Bei Schweißfüßen werden sie jedoch sehr zurückhaltend eingesetzt, weil sie mit zahlreichen Nebenwirkungen einhergehen können, darunter Mundtrockenheit und erschwertes Wasserlassen.
Schritt 6: Sympathektomie
Wenn wirklich keine andere Behandlung oder Kombination an Behandlungen ausreichend hilft und die Schweißproduktion besonders stark ist, kann eine Sympathektomie Abhilfe schaffen. Bei übermäßig schwitzenden Füßen nennt man diesen chirurgischen Eingriff „endoskopische lumbale Sympathektomie„. Dabei werden auf Höhe der Lendenwirbel (L3/L4) Nerven durchtrennt, um die Schweißproduktion zu verringern.
Bei einem kombinierten Vorliegen von übermäßigen schwitzigen Händen und Füßen kann eine thorakale Sympathektomie – also auf Höhe der Brustwirbelsäule – angedacht werden, da die lumbale Sympathektomie riskanter ist und sich mit der thorakalen Behandlung oft auch Besserungen bei den Füßen zeigen. Jüngst wurde gezeigt, dass vor allem die Kombination auf Höhe von Brustwirbeln 4 und 5 bei einer palmoplantaren Hyperhidrose besonders effektiv ist.
Allerdings treten oft Rückfälle und Nebenwirkungen auf. Fast alle Betroffenen entwickeln eine kompensatorische Hyperhidrose, bei der es an anderen Stellen wie Rücken, Bauch, Beinen oder Gesäß zu vermehrtem Schwitzen kommt. In seltenen Fällen können auch ernsthafte Komplikationen wie Nervenschäden oder Blutungen auftreten. Bei Männern geht der Eingriff mit einem Risiko für Erektionsstörungen einher.

Fazit
Schweißfüße sind ein häufiges Problem, das weit über ein kosmetisches Thema hinausgeht. Sie können sowohl körperlich als auch emotional belastend sein und erfordern oft eine ganzheitliche Herangehensweise zur Behandlung. Vom einfachen Fußtraining bis hin zu spezialisierten Therapien wie Iontophorese gibt es einige Optionen, die helfen können. Zögere daher bei anhaltenden Beschwerden nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die passende Lösung für dich zu finden. Du bist nicht alleine mit diesem Problem!
Quellen
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