Key Takeaways
Desoxyribose, eine spezielle Art von Zucker, fördert die Bildung von Blutgefäßen und Zellheilung.
Eine Studie mit Mäusen zeigte, dass Zuckergel und Minoxidil ähnliche Ergebnisse in Bezug auf Haardichte und -wachstum erzielten. Die Wirksamkeit des Zuckergels beim Menschen ist noch unklar.
Das Zuckergel hat eine langsame Wirkstoffabgabe, was eine weniger häufige Anwendung ermöglicht.
Zucker gegen Haarausfall? Das klingt aufs Erste ziemlich ungewöhnlich. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen: Es gibt nämlich verschiedene Zuckerarten, die in unserem Körper ganz unterschiedliche Prozesse auslösen können.
Ein besonderer Vertreter ist Desoxyribose (2-Desoxy-D-ribose). Diese spezielle Zuckerart fördert die Bildung kleiner Blutgefäße, schützt Zellen vor Sauerstoffmangel und spielt eine zentrale Rolle bei der Produktion von Proteinen, die für Zellteilung und Heilung essenziell sind. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass Desoxyribose die Wundheilung verbessert und die Bildung von Blutgefäßen stimuliert.
In diesem Versuch stellte sich jedoch überraschend heraus, dass Desoxyribose nicht nur die Heilung unterstützte, sondern auch das Haarwachstum beschleunigte. Das macht diesen Zucker zu einer vielversprechenden Alternative zu herkömmlichen Haarwuchsmitteln, die oft mit Nebenwirkungen verbunden sind. Lass uns einen Blick darauf werfen, wie Desoxyribose auch dir bei Haarausfall helfen könnte!
Zucker gegen Haarausfall: Das sagt die Wissenschaft
Bisher gibt es eine Studie, die Zucker gezielt auf seine Wirkung gegen Haarausfall untersucht hat. Forschende testeten dabei über 21 Tage hinweg ein Zuckergel an Mäusen und analysierten dessen Einfluss auf Haaranzahl, Haarfollikeldurchmesser, Haarfollikeldichte sowie auf das Verhältnis von Anagen- zu Telogenhaaren, also der Anzahl der Haare in der Wachstums- und in der Ruhephase. Um erblich bedingten Haarausfall zu simulieren, wurde den Mäusen Testosteron injiziert.
In der Untersuchung wurde das Zuckergel sowohl allein als auch in Kombination mit Minoxidil, einem etablierten Haarwuchsmittel, getestet. Die Ergebnisse wurden mit verschiedenen Gruppen verglichen: einer Kontrollgruppe ohne initiale Testosteroninjektion (NC); einer Gruppe, die nach der Testosteronbehandlung keine weitere Therapie erhielt (T-1); sowie einer Gruppe, bei der ein wirkstofffreies Gel angewendet wurde (T-2).
„Das Zuckergel zeigte in Tierstudien eine vergleichbare Wirksamkeit wie Minoxidil.“
Die Ergebnisse sind ziemlich beeindruckend. Sowohl das Zuckergel als auch Minoxidil führten zu einer deutlichen Verbesserung von Haardichte, -dicke und -länge. Interessanterweise war die Kombination aus beiden Wirkstoffen ebenfalls effektiv, blieb jedoch leicht hinter der Einzelwirkung zurück.
Studienergebnisse von Zuckergel gegen Haarausfall

NC: keine Testosteroninjektion; T-1 bis T-5: Testosteroninjektion
Ein Beispiel aus der Studie: Die Haarfollikellänge war in der unbehandelten Gruppe deutlich geringer, während sie sich bei Mäusen, die mit Zuckergel oder Minoxidil behandelt wurden, nahezu verdoppelte. Noch deutlicher war der Unterschied in der Haarfollikeldichte. Unbehandelte Mäuse wiesen im Schnitt auf einer abgegrenzten Fläche unter dem Mikroskop 24 Haarfollikel auf, während es bei mit Zuckergel behandelten Tieren 58,1 und bei Minoxidil 57,6 Follikel waren. Auch Parameter wie die Größe der Haarzwiebel, das Anagen/Telogen-Verhältnis, der Melaningehalt der Haarzwiebel und die Anzahl der Blutgefäße belegten die Wirksamkeit beider Mittel.
Ein entscheidender Vorteil des Zuckergels ist zudem seine langsame Wirkstoffabgabe. Dies könnte bedeuten, dass die Anwendung nicht täglich erfolgen muss, sondern über mehrere Tage gestreckt werden kann – ein großer Pluspunkt im Vergleich zu anderen Haarwuchsmitteln, die meist täglich oder sogar mehrmals täglich angewendet werden müssen.
Mehr dazu hier: Minoxidil
Ein kritischer Blick auf die Studie
Die Ergebnisse der Studie wirken auf den ersten Blick vielversprechend. Ob das Zuckergel jedoch auch beim Menschen ein wirksames Mittel gegen Haarausfall sein könnte, bleibt aus mehreren Gründen noch ungewiss.
- Tiermodell: Das Zuckergel wurde bisher ausschließlich an Mäusen getestet. Obwohl Tiermodelle wertvolle erste Hinweise liefern können, lassen sich die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen. Mäuse haben außerdem eine andere Haarstruktur und Wachstumsdynamik und unterscheiden sich auch in ihrem Haartyp grundlegend vom Menschen.
- Langzeitwirkung: Haarwachstum ist ein langsamer Prozess, sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Um die tatsächliche Wirksamkeit eines Mittels bewerten zu können, sind Langzeitstudien über mehrere Monate oder sogar Jahre erforderlich. Für etablierte Haarwuchsmittel wie Minoxidil und Finasterid existieren beispielsweise Studien, die deren Wirksamkeit über 5 bzw. 10 Jahre belegen.
- Kleine Studiengröße: Die verschiedenen Versuchsgruppen setzten sich jeweils aus nur drei oder vier Mäusen zusammen. Damit kann zwar in einem ersten Schritt kostengünstig eine erste Wirksamkeit analysiert werden, allerdings sind größere Studien notwendig, um die Aussagekraft zu erhöhen.
- Nebenwirkungen: Nebenwirkungen wurden in der Studie nicht untersucht. Zwar wird angenommen, dass das Zuckergel gut verträglich ist, da es äußerlich angewendet wird und ein natürlicher Bestandteil des Körpers ist, doch bedarf es systematischer Analysen, um mögliche unerwünschte Effekte ausschließen zu können.
„Studien an Tieren liefern wichtige erste Anhaltspunkte – ihre Ergebnisse können jedoch nicht direkt auf den Menschen übertragen werden.“
Bedeutet das, dass Zucker gegen Haarausfall bei Menschen unwirksam ist? Ganz und gar nicht! Es zeigt lediglich, dass umfassendere Untersuchungen erforderlich sind, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Zuckergels zweifelsfrei zu bestätigen.
Kann ich normalen Zucker gegen Haarausfall verwenden?
Bevor du jetzt bei dir zu Hause Zucker auflöst und als vermeintlich magische Tinktur auf die Kopfhaut aufträgst, sollte jedoch noch ein wichtiger Unterschied zu Haushaltszucker geklärt werden.
2-Desoxy-D-ribose, ein Bestandteil der DNA, spielt eine zentrale Rolle in biologischen Prozessen wie Zellteilung und Heilung. Diese spezielle Zuckerart kommt jedoch in Lebensmitteln nicht vor, ist nicht zum Verzehr geeignet und wird hauptsächlich in der Medizin und Forschung eingesetzt.
Haushaltszucker hingegen, der aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben gewonnen wird, dient primär als Energielieferant für den Körper. Obwohl er in Lebensmitteln weit verbreitet ist, hat er keinen positiven Effekt auf das Haarwachstum. Im Gegenteil: Ein übermäßiger Konsum von Haushaltszucker kann sich sogar negativ auf die allgemeine Gesundheit und somit indirekt auch auf Haare und Kopfhaut auswirken.
„Nicht jeder Zucker ist gleich – verschiedene Arten haben unterschiedliche Wirkweisen und Effekte.“
Dementsprechend kannst du den Zucker von Zuhause leider nicht gegen Haarausfall verwenden. Damit verklebst du nur deine Haare und Kopfhaut.
Fazit
Zucker gegen Haarausfall ist eine sehr spannende Alternative, da er bei Mäusen eine ähnliche Wachstumsrate zeigt wie Minoxidil. Allerdings sind die Studien dazu noch nicht ausreichend, um auch eine Wirksamkeit bei Menschen zu garantieren. Wer lieber auf bewährte Mittel gegen Haarausfall setzen möchte, findet in Finasterid und Minoxidil zwei gut erforschte und hochwirksame Optionen. Wir halten dich auf jeden Fall weiterhin über die Entwicklungen rund um das Zuckergel auf dem Laufenden!
Quellen
Anjum M, et al. (2024) Stimulation of hair regrowth in an animal model of androgenic alopecia using 2-deoxy-D-ribose. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38887556/
Yar M, et al. (2017) Deoxy-sugar releasing biodegradable hydrogels promote angiogenesis and stimulate wound healing. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2352492817302581