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Haarpigmentierung – Die Lösung bei Haarausfall?

Inhalt
Eine Nahaufnahme eines Kopfes während einer Haarpigmentierung. Eine Hand, die schwarze Handschuhe trägt, hält ein Pigmentiergerät und arbeitet auf der Kopfhaut.

Key Takeaways

Haarpigmentierung kaschiert Haarausfall, indem sie die Illusion von Haaren erzeugt – ideal für einen Buzz-Cut-Look oder zur Verdichtung vorhandener Haare.

Die Behandlung erfordert Präzision und Erfahrung. Ein:e spezialisierte:r Behandler:in ist entscheidend für ein überzeugendes Ergebnis.

Die Pigmente verblassen mit der Zeit und benötigen regelmäßige Auffrischungen. Sonnenschutz und Hautpflege verlängern die Haltbarkeit.

Haarpigmentierung und Haartransplantation können kombiniert werden, etwa zur Dichteverbesserung nach einer Transplantation. Abgestimmte Verfahren sind hier entscheidend.

Haare einfach optisch kreieren? Klingt nach einer ziemlich verlockenden Vorstellung als Betroffene:r von lichten oder wenig Haaren. Haarpigmentierung macht es möglich. Doch bevor du nun euphorisch einen Termin beim nächstgelegenen Tattoostudio buchst, verraten wir dir, ob Haarpigmentierung wirklich DIE Lösung der Lösungen ist und was du unbedingt zuvor wissen solltest.

Was ist Haarpigmentierung?

Eine Haarpigmentierung ist quasi ein Tattoo auf der Kopfhaut – nur ohne Motiv. Im Englisch sprachigen Raum wird diese Art der Behandlung von Haarausfall als Scalp Micropigmentation (SMP) bezeichnet. Dabei werden mit einer speziellen Technik Pigmente unter die Haut gebracht, sodass die Illusion von Haar, oder genauer gesagt winzigen Haarfollikeln, entsteht. Über die letzten Jahre hat sich Haarpigmentierung steigender Beliebtheit erfreut. Während nämlich andere Lösungen zur Haarkaschierung weder wasserfest noch dauerhaft sind, bietet eine Kopfhautpigmentierung diese Vorteile.

Für wen ist Haarpigmentierung geeignet?

Kurz gesagt, kann eine Kopfhautpigmentierung zwei Dinge:

  1. Durch die Haare hindurchscheinende Kopfhaut verringern
  2. Den Look eines Buzz Cut (sehr kurz rasierte Haare) verleihen

Dadurch können diverse Kopfhaut- und Haarprobleme kaschiert werden. Sei es der klassische erblich bedingte Haarausfall bei Männern und Frauen, dauerhafter kreisrunder oder vernarbender Haarausfall sowie diverse Narben von Unfällen, Operationen oder auch Haartransplantationen. Ebenso ist Haarpigmentierung eine mögliche Option, wenn einfach zu wenig Haare vorhanden sind, beispielsweise nach Chemotherapien oder Haartransplantationen. Eine Rasur der Kopfhaut ist für eine Pigmentierung also nicht zwingend Voraussetzung. Lediglich, wenn man(n) einen Buzz Cut Stil erzielen möchte, muss das Haar vorher ab.

„Mit Haarpigmentierung können Haarausfall sowie Narben auf der Kopfhaut kaschiert werden.“

Haarpigmentierung kann also ziemlich viel. Dennoch solltest du dir bewusst sein, dass nur die Optik von Haaren kreiert wird und du dadurch haptisch keine volleren Haare haben wirst. Von Kahlköpfigkeit zu Beach Boy Haarstyle geht es mit Kopfhautpigmentierung definitiv nicht.

Grafik, die die Möglichkeiten und Grenzen der Haarpigmentierung darstellt. Links unter dem Titel 'Nicht möglich' sind mehrere stilisierte Köpfe mit verschiedenen Frisuren wie dichtem, längeren Haar abgebildet. Rechts unter dem Titel 'Möglich' ist ein stilisierter Kopf mit sehr kurzem Haar und gleichmäßig pigmentierter Kopfhaut zu sehen. Die Grafik verdeutlicht, dass Haarpigmentierung für Buzz Cut geeignet ist, jedoch keine dichten, langen Frisuren nachbilden kann.

Wie läuft eine Haarpigmentierung ab?

Bevor es überhaupt zur Haarpigmentierung kommt, ist es besonders wichtig, die Erwartung an das Ergebnis zu klären. Denn wie so oft, gilt auch hier: Mehr ist nicht immer besser. Es ist ganz normal, etwas Kopfhaut durch die Haare durchschimmern zu sehen. Daher wird dir jede:r gute Behandler:in davon abraten, eine komplett gefärbte Kopfhaut durch übermäßige Pigmentierung erreichen zu wollen.

Die Haarpigmentierung selbst erfolgt in mehreren Sitzungen, wobei die Anzahl von deiner Haar-Lage abhängig ist. Mit zwei bis drei Sitzungen kannst du aber auf jeden Fall rechnen. Mit jeder Sitzung werden mehr „Haare“ kreiert, sodass das Ergebnis im Zeitverlauf immer dunkler und dichter wird. Die „Haare“ entstehen, indem Pigment in die Haut eingebracht wird, genauer gesagt zwischen die Poren. Das heißt aber nicht, dass die Anzahl deiner Poren ausschlaggebend für das Ergebnis ist. Damit du eine grobe Vorstellung hast, von wie vielen „Pigmentpunkten“ wir hier sprechen: Hellhäutige (kaukasische) Menschen haben durchschnittlich 50.000 Poren, aus denen Kopfhaare einzeln oder in Gruppierungen entspringen.

Vielleicht denkst du dir jetzt: „Klingt doch einfach wie normales Tätowieren?“ Doch ganz so einfach ist es nicht. Bei klassischen Tattoos wird die Farbe in eine andere Hautschicht eingebracht, die etwas tiefer liegt. Bei der Haarpigmentierung muss die Farbe jedoch in der oberen Lederhaut (papilläre Dermis) landen. Andernfalls wirst du mit dem Ergebnis definitiv nicht glücklich sein …

„Die Farbpigmente werden bei einer Haarpigmentierung in eine oberflächlichere Hautschicht eingebracht als bei klassischen Tätowierungen. Die exakte Platzierung des Pigments ist maßgeblich für ein optisch ansprechendes Ergebnis.“

Neben einer sehr geübten Hand, umfangreichem Wissen und viel Zeit benötigt der:die Behandler:in Pigmente in verschiedenen Farbtönen und Konsistenzen sowie mehrere Nadeln in diversen Größen und Formen. Denn die unterschiedlichen Stellen auf der Kopfhaut, sei es durch das Vorhandensein von Rötungen, Narben oder gegebenenfalls Haaren, erfordern ganz unterschiedliche Instrumente. Zudem werden ganz unterschiedlich große Mini-Punkte gezeichnet, sodass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.

Eine Grafik, die den Ablauf einer Haarpigmentierung darstellt: Links zeigt eine Illustration einen kahlen Kopf mit der Beschriftung ‚Vorher‘. In der Mitte wird der Prozess der Haarpigmentierung durch eine Zeichnung illustriert, bei der mit einem Gerät Farbpigmente in die Kopfhaut eingebracht werden. Darunter Symbole: ein Gehirn für Wissen, eine Person mit Sternen für Fähigkeit des Behandlers und eine Sanduhr für Zeitaufwand. Rechts ist ein Kopf mit dicht wirkenden Haaren dargestellt, beschriftet mit ‚Nachher‘.

Die Wahl des Behandlers

Wir können nicht oft genug betonen, wie wichtig die Behandlerwahl ist. Auch wenn Ärzt:innen und normale Tätowierer:innen Kopfhautpigmentierung anbieten, sind spezialisierte Behandler:innen bei Haarpigmentierung das A und O. Du fragst dich warum?

Kopfhaut ist anders

Im Vergleich zu anderer Körperhaut wachsen auf der Kopfhaut ganz viele Terminalhaare. Diese Haare benötigen ein Gewebe, das sie adäquat versorgen kann. Daher befinden sich in der Kopfhaut wesentlich mehr Blutgefäße, Nerven und Talgdrüsen, stärkere Haarbalgmuskeln und – zum Schutz deines Gehirns – sogar eine zusätzliche Schicht Fett. All das macht die Kopfhaut besonders und mit dieser Struktur müssen Behandelnde für gute Ergebnisse viel Erfahrung sammeln. Denn genauso wie sich Wassermalfarben auf verschiedenen Arten von Papier unterschiedlich verhalten, so ist es auch beim Tätowieren.

Krankes Gewebe

Zu den Eigenheiten der Kopfhaut kommt noch hinzu, dass Menschen, die sich eine Haarpigmentierung wünschen, in der Regel keine gesunde Kopfhaut aufweisen. Ob Narbengewebe, Seborrhoische Dermatitis oder „nur normaler Haarausfall“ – die Haut weist in jedem einzelnen Fall spezifische Veränderungen auf, die die Behandelnden kennen und damit umzugehen wissen müssen.

Auf der von Haarausfall betroffenen Kopfhaut liegt „normale“ und „kranke“ Haut direkt nebeneinander. Dieser unterschiedliche Zustand der Haut muss bei der Pigmentierung beachtet werden.

Äußerst präzise Arbeit

Eine gelungene Haarpigmentierung verlangt die Einbringung des Pigments als extrem feinen Punkt in einer exakten Tiefe – und dieser Vorgang muss in manchen Fällen zigtausend Male wiederholt werden. Das erfordert eine äußerst hohe Konzentration, eine extrem geübte Hand und natürlich regelmäßige Pausen.

Eine Haarpigmentierung wird oberflächlicher gestochen als eine normale Tätowierung der Körperhaut. Und genau diese Tiefe ist ein entscheidender Faktor für ein tolles Ergebnis. Wenn das Pigment nämlich zu oberflächlich platziert wird, wird es innerhalb einiger Tage ausfallen. Wenn das Pigment hingegen zu tief in der Kopfhaut zu liegen kommt, wird es seinen Platz nicht behalten und verlaufen (Tintenbluten).

Das Bild zeigt eine Nahaufnahme eines Haarpigmentierung, bei dem eine Nadel verwendet wird, um Farbpigmente präzise in die Haut einzubringen. Die Person, die die Behandlung durchführt, trägt Handschuhe, was auf professionelle Hygiene hinweist.

Damit das Pigment nun in der korrekten Menge in die perfekten Tiefe der Kopfhaut eingebracht wird, sind diverse Aspekte zu beachten und zu üben: Was die Nadelführung anbelangt, hat neben der Wahl der Nadel der Einstichwinkel, die -tiefe und -geschwindigkeit einen maßgeblichen Einfluss. Zudem spielt die Farbe und Konsistenz des Pigments eine Rolle und natürlich die individuellen Eigenschaften der Kopfhaut an den unterschiedlichen Stellen – von Dicke über Elastizität hin zu Öligkeit und Gesundheitszustand.

Wenn du all das hörst, kannst du dir sicher vorstellen, wie wichtig viel Gefühl und Erfahrung hier ist, insbesondere, wenn Haare mittels Pigmentierung nicht nur verdichtet werden sollen. Überlege dir daher sehr gut, wem du deinen Buzz Cut Look anvertraust. Vor allem verlaufene Pigmente und Farbveränderungen sind im Bereich von Haarpigmentierung leider sehr oft gesehen und zerstören die natürliche Optik.

Welche Risiken hat Haarpigmentierung?

Den größten Risikofaktor haben wir bereits ausführlich besprochen – die Wahl des Behandlers. Wenn du dich hier gut informierst, steht einer gelungenen Haarpigmentierung fast nichts mehr im Wege. Andere mögliche Komplikationen sind Infektionen, hauptsächlich verursacht durch unzureichende Sterilität und kontaminierte Produkte, sowie allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe der verwendeten Pigmente. Zudem kann es sein, dass eine Magnetresonanz-Untersuchung (MR-Bildgebung) zu Schwellungen und Schmerzen führen kann, verursacht durch die in den Pigmenten enthaltenen Metalle.

Das ist nach der Haarpigmentierung zu beachten

Eine Haarpigmentierung ist semi-permanent, da sie im Laufe der Jahre heller wird. Daher benötigt es auch nach der initialen Behandlung in den nachfolgenden Jahren Auffrischungen, um das Ergebnis aufrecht zu erhalten. Insbesondere bei der ganzköpfigen Pigmentierung bedarf es einer guten Hautpflege und ausreichend Sonnencreme, um nicht nur die Kopfhaut, sondern auch die Pigmente vor UV-Strahlung zu schützen. Beim Buzz Cut Look ist außerdem eine regelmäßige Rasur der übrigen Haare für eine tolle Optik unbedingt notwendig.

Die Grafik zeit eine Sonnencreme, ein kreisender Pfeil als Wiederholungszeichen und einen Rasierer. Diese Dinge sind nach einer Haarpigmentierung notwendig, damit diese schön bleibt.

Wie viel kostet eine Haarpigmentierung?

Eine Pigmentierung des ganzen Kopfes beginnt bei etwa 4.000 € (Deutschland). Für kleinere Areale sind die Kosten natürlich entsprechend geringer. Dennoch: Achte in erster Linie auf die Qualifikation der behandelnden Person als auf den angebotenen Preis. Eine Entfernung einer Haarpigmentierung ist nämlich mindestens so kostspielig.

Haarpigmentierung und -transplantation: Freund oder Feind?

Entweder oder

Du fragst dich, ob eine Haarpigmentierung oder doch eher einer Haartransplantation die Lösung für dich ist? Diese Frage hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem auch vom Muster deines Haarausfalls.

Als Frau, die von typisch weiblichem, erblich bedingtem Haarausfall mit lichter werdendem Scheitel betroffen ist, solltest du dich an deiner Haardichte orientieren. Eine Studie aus 2024 zeigte, dass die Haardichte der wichtigste Faktor für die Entscheidung ist. Sie legt Haarpigmentierung bei betroffenen Frauen mit einer Haardichte über 105 Haaren pro cm2 nahe, während Frauen mit weniger als 96 Haaren pro cm2 eine Haartransplantation stark empfohlen wird. Ebenso spricht ein Sichtbarwerden der Schädelkonturen (Mountain Ridge Sign) für eine Haartransplantation. Kurz gesagt: Haarpigmentierung wird eher bei Stadium I und II der Ludwig-Skala empfohlen.

Als Mann ist eine wichtige Überlegung die gewünschte Frisur. Wenn dir ein Buzz Cut Look gefällt, wäre eine Haarpigmentierung eine gute Option für dich. Und auch bei beginnendem Haarausfall, dem du rechtzeitig mit bewährten Behandlungsmöglichkeiten entgegenwirkst, kann anstelle einer Haartransplantation eine Pigmentierung für mehr Dichte in Erwägung gezogen werden. Generell wird Haarpigmentierung jedoch bei Männern – im Unterschied zu Frauen – am stärksten bei fortgeschrittenem Haarausfall (Stadium IV, V, VI und VII der Norwood-Skala) empfohlen.

Sowohl als auch

Man muss sich nicht immer für eine Option entscheiden – zumindest nicht, wenn es um die Frage Pigmentierung oder Haartransplantation geht. Denn es ist sowohl möglich, nach einer Haarpigmentierung eine Haartransplantation durchzuführen, als auch umgekehrt. Allerdings gilt auch hier, dass eine gut gestochene Haarpigmentierung eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Anwachsrate der verpflanzten Haare ist.

Nach einer Haartransplantation kann mittels Pigmentierung dem Ergebnis noch mehr Dichte verliehen werden. Zu dieser Option wird gerne gegriffen, da Haarfollikel nicht extrem dicht verpflanzt werden sollten, um ihre Nährstoffversorgung und damit ihr Überleben zu gewährleisten. Ebenso ist eine anschließende Haarpigmentierung bei Ausdünnung des Spenderbereichs eine gute Möglichkeit, um weitere Haare zu kreieren. Okay, wahrscheinlich kannst du es dir mittlerweile denken: Auch hier ist die Behandlerwahl das Um und Auf, denn die Haut ist nach einer Haartransplantation oft vernarbt und reagiert dadurch anders auf die Pigmentierung. Aus diesem Grund sind kurze Intervalle zwischen den Eingriffen (ca. 2 Wochen oder weniger) besonders empfehlenswert.

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.