Key Takeaways
Plötzlicher Haarausfall im hohen Alter kann verschiedene Ursachen haben, darunter androgenetische Alopezie, altersbedingte Alopezie, Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
Eine präzise Diagnose ist essenziell, da sich die Behandlungsmöglichkeiten je nach Ursache unterscheiden – von Minoxidil und Finasterid bis hin zu PRP-Therapie oder Microneedling.
Ein gesunder Lebensstil mit einer antioxidantienreichen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf kann helfen, oxidativen Stress zu reduzieren und die Haargesundheit zu unterstützen.
Plötzlicher Haarausfall im hohen Alter ist ein weit verbreitetes Phänomen. Doch was steckt wirklich dahinter? Sind die Ursachen von Haarausfall im Alter dieselben wie bei Männern, die bereits in ihren 20ern betroffen sind? Handelt es sich um eine Krankheit oder um etwas völlig anderes? Wir liefern die Antworten!
Plötzlicher Haarausfall im hohen Alter – mögliche Ursachen
Androgenetische Alopezie
Die androgenetische Alopezie ist die häufigste Form des Haarausfalls und betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Männer sind oft schon in ihren 20ern betroffen, während diese Art des Haarausfalls bei Frauen meist erst nach den Wechseljahren einsetzt. Hauptverantwortlich ist das Hormon Dihydrotestosteron (DHT), das die Haarfollikel schrittweise verkleinert und die Haare immer dünner werden lässt.
Bei Männern äußert sich dies typischerweise durch Geheimratsecken und kahle Stellen am Hinterkopf, während bei Frauen vor allem das Haar am Scheitel ausdünnt. Zu den gängigsten Behandlungsmethoden gehören Minoxidil, Finasterid (in erster Linie für Männer), Spironolacton (für Frauen) und Alfatradiol.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Produktion von Dihydrotestosteron jedoch ab. Daher wird vermutet, dass auch andere Faktoren zum plötzlichen Haarausfall im höheren Alter beitragen könnten.

Altersbedingte Alopezie
Vorweg: Die Existenz der altersbedingten Alopezie ist umstritten, und die Forschung dazu steckt noch in den Kinderschuhen. Neuere Studien legen jedoch nahe, dass bei dieser Form des Haarausfalls andere Signalwege, also komplexe biochemische Prozesse, betroffen sind als bei der androgenetischen Alopezie.
Altersbedingte Alopezie zeigt sich vor allem dadurch, dass der Haarausfall erst nach dem 50. bis 60. Lebensjahr auftritt und keine familiäre Vorgeschichte einer androgenetischen Alopezie vorliegt. Allerdings können beide Formen des Haarausfalls auch gemeinsam auftreten. Während bei der androgenetischen Alopezie meist der Oberkopf betroffen ist, äußert sich die altersbedingte Alopezie in einem diffusen Haarausfall über den gesamten Kopf. Wenn beide Formen gleichzeitig vorkommen, können sich ihre Muster überlagern. Allerdings ist die androgenetische Alopezie deutlich häufiger.
Es wird zudem vermutet, dass altersbedingte Alopezie oft mit einer spät einsetzenden androgenetischen Alopezie verwechselt wird. Tatsächlich kann erblich bedingter Haarausfall auch erst nach dem 50. Lebensjahr beginnen – so ist dies bei etwa 10% der Männer und rund 40% der Frauen der Fall. Dennoch gibt es Einzelfälle, in denen tatsächlich eine altersbedingte Alopezie vorliegen könnte.

Als Hauptursachen der altersbedingten Alopezie gelten oxidativer Stress und Zelltod. Doch was genau ist oxidativer Stress? Dabei handelt es sich um einen Zustand, in dem Zellen durch „schädliche Moleküle“ (sogenannte reaktive Sauerstoffspezies) angegriffen werden. Unsere Haut ist täglich zahlreichen Stressfaktoren ausgesetzt, darunter UV-Strahlung, Hitze, Kälte, Bakterien und Viren. In Kombination mit inneren Stressoren wie Diabetes oder emotionalem Stress kann dies zu einem oxidativen Ungleichgewicht führen, das Zellschäden verursacht – und möglicherweise auch den Haarverlust begünstigt.
Weitere mögliche Ursachen für Haarausfall im Alter
Androgenetische und altersbedingte Alopezie sind Formen des Haarausfalls, die meist schleichend verlaufen und nicht von einem Tag auf den anderen auftreten. Bei plötzlichem Haarausfall im höheren Alter sollten daher auch andere Ursachen in Betracht gezogen werden.
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Alopecia areata ist eine Autoimmunerkrankung, die zu fleckigem oder sogar vollständigem Haarausfall auf der Kopfhaut und anderen Körperstellen führen kann. Charakteristisch ist ein plötzliches Auftreten der kahlen Stellen, oft ohne vorherige Anzeichen.
Medikamente
Bestimmte Medikamente können Haarausfall auslösen – dies ist jedoch sehr individuell. Falls du aktuell Medikamente einnimmst, solltest du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin abklären, ob diese möglicherweise Haarausfall begünstigen.
Schilddrüsenerkrankung
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere für eine Schilddrüsenunterfunktion. Ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone kann zu diffusem Haarausfall führen. Da die Symptome oft unspezifisch sind, ist eine ärztliche Abklärung wichtig, um die richtige Behandlung einzuleiten.
Nährstoffmangel
Im Alter kann es vermehrt zu Nährstoffmängeln kommen, sei es durch eine einseitige Ernährung, eine verminderte Nährstoffaufnahme oder bestimmte Erkrankungen. Ein Mangel an Eisen, Zink, Vitamin D oder B-Vitaminen (insbesondere Biotin) kann das Haarwachstum beeinträchtigen und zu diffusem Haarausfall führen. Falls du den Verdacht auf einen Nährstoffmangel hast, solltest du dies ärztlich abklären lassen, um gegebenenfalls gezielt entgegenzuwirken.
Plötzlicher Haarausfall im hohen Alter – Therapien
Bevor eine Behandlung gestartet wird, ist eine genaue Diagnose des Haarausfalls entscheidend. Diffuser Haarausfall erfordert beispielsweise eine andere Therapie als altersbedingte oder androgenetische Alopezie.
Die beiden führenden Medikamente zur Behandlung der androgenetischen Alopezie sind Finasterid und Minoxidil. Finasterid hemmt die Umwandlung von Testosteron in das für die Haarfollikel schädliche Hormon DHT und schützt so die Haare. Minoxidil hingegen verbessert die Durchblutung der Kopfhaut und versorgt die Haarfollikel mit wichtigen Wachstumsfaktoren.
Da altersbedingter Haarausfall nicht primär durch DHT verursacht wird, wird angenommen, dass Finasterid in diesem Fall weniger wirksam ist. Stattdessen gelten Therapien, die unabhängig von DHT wirken, als erfolgversprechender. Minoxidil wird daher hier als Mittel der ersten Wahl betrachtet. Ergänzend kommen Microneedling, PRP (plättchenreiches Plasma) und Lasertherapien als weitere Behandlungsmöglichkeiten in Frage.
Mehr dazu hier: Überblick über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten für Haarausfall
Haarausfall im hohen Alter vorbeugen
Da oxidativer Stress die Haargesundheit beeinträchtigen kann, ist der wichtigste Schritt für gesundes Haar im höheren Alter, dieses zusätzliche Risiko für Haarausfall zu minimieren. Daher solltest du oxidativen Stress so weit wie möglich reduzieren.
Fans von Nahrungsergänzungsmitteln müssen jetzt stark sein: Studien zeigen, dass Antioxidantien in Tablettenform – etwa Vitamin C, Vitamin E oder Beta-Carotin – oft keine nachweisbare Wirkung haben und in hohen Dosen sogar negative Effekte für die Gesundheit mit sich bringen können.

Was hingegen nachweislich hilft, ist eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Natürliche Antioxidantien aus Lebensmitteln werden vom Körper besser aufgenommen und wirken dadurch effektiver.
Darüber hinaus spielt ein gesunder Lebensstil eine entscheidende Rolle. Das sollte keine Überraschung sein. Der Lebensstil wirkt sich nämlich auf oxidativen Stress aus:
- Bewegung: Regelmäßiger Sport steigert die Produktion antioxidativer Enzyme und reduziert Langzeitschäden.
- Schlaf und Entspannung: Ausreichend Schlaf fördert Melatonin, was als ein starkes Antioxidans gilt. Achte dabei unbedingt auf vollständige Dunkelheit, da unser Körper wesentlich mehr Melatonin produziert, wenn es wirklich dunkel ist. Selbst kleine Lichtquellen, wie das Licht vom Handy oder Straßenlaternen, können die Melatonin-Produktion erheblich stören.
- Kalorienreduktion: Eine geringere Kalorienzufuhr verbessert die Zellregeneration und reduziert die Bildung der schädlichen Moleküle, die für oxidativen Stress verantwortlich sind.
- Gezielte Reize: Leichte Belastungen wie Sport oder gelegentliches Fasten aktivieren die körpereigenen Abwehrkräfte und fördern die Widerstandsfähigkeit. Ein gezielter, leichter oxidativer Stress kann dem Körper also sogar guttun, da er dadurch mehr Antioxidantien bildet.
Fazit
Plötzlicher Haarausfall im Alter kann verschiedene Ursachen haben. Androgenetische und altersbedingte Alopezie entwickeln sich jedoch meist schleichend und nicht abrupt. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die passende Behandlung einzuleiten.
Zur Vorbeugung altersbedingter Alopezie ist ein gesunder Lebensstil hilfreich. Durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung lassen sich schädliche Moleküle reduzieren, während die Produktion von Antioxidantien auf natürliche Weise gefördert wird.
Quellen
Jadkauskaite L, et al. (2017) Oxidative stress management in the hair follicle: Could targeting NRF2 counter age-related hair disorders and beyond? https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28685843/
Karnik P, et al. (2013) Microarray analysis of androgenetic and senescent alopecia: comparison of gene expression shows two distinct profiles. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23886704/
Mirmirani P. (2015) Age-related hair changes in men: mechanisms and management of alopecia and graying. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25466305/
Poljsak B. (2011) Strategies for reducing or preventing the generation of oxidative stress. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22191011/
Whiting DA. (2011) How real is
? A histopathologic approach. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21146732/