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Wie Lupus Haarausfall verursacht

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Inhalt
Nahaufnahme eines Mannes mit Lupus Haarausfall und rötlichen Hautausschlägen im Gesicht, charakteristisch für die Autoimmunerkrankung Lupus.

Key Takeaways

Lupus und Haarausfall stehen in engem Zusammenhang – in einigen Fällen kann Haarausfall sogar das erste Anzeichen für Lupus sein.

Neben dem direkt Lupus-bedingten Haarausfall können auch Medikamente oder körperlicher Stress infolge der Erkrankung weitere Arten von Haarausfall auslösen.

Diskoider Lupus erythematodes kann zu irreversiblem Haarausfall führen, wenn keine frühzeitige Behandlung erfolgt.

Ausreichend Sonnenschutz und Verzicht auf Nikotin sind bei Lupus entscheidende Maßnahmen.

Lupus ist eine Autoimmunerkrankung, die zahlreiche Organe betreffen kann – und oft geht sie mit Haarausfall einher. Tatsächlich leiden bis zu 85% der systemischen Lupus-Patient:innen im Verlauf ihrer Erkrankung an verstärktem Haarausfall, wobei dieser bei 20% der Betroffenen sogar das erste Anzeichen für Lupus ist. Doch bei Lupus ist es wichtig, genau zu unterscheiden. Der systemische Lupus erythematodes (SLE) kann den gesamten Körper angreifen, während der kutane Lupus erythematodes (CLE) in der Regel nur die Haut betrifft. Beide Formen können Haarausfall auslösen, allerdings auf unterschiedliche Weise. Hier erfährst du, wie Lupus Haarausfall verursacht und was du dagegen tun kannst.

Arten von Haarausfall bei Lupus

Die Unterscheidung der verschiedenen Lupus-Arten und ihrer Auswirkungen auf die Haare kann anfangs schwierig sein, da die Symptome oft ähnlich erscheinen. Zudem können andere Arten von Haarausfall zufällig gleichzeitig auftreten oder durch Lupus verstärkt werden. Für eine gezielte Behandlung ist es jedoch wichtig, hier genau zu differenzieren.

Diskoider Lupus erythematodes (DLE)

Der diskoide Lupus erythematodes ist mit 80% die häufigste Form des kutanen Lupus und betrifft als stark sonnenexponierte Stelle besonders oft die Kopfhaut, nämlich bei 30–50% der DLE-Patient:innen. Zu Beginn geht die Erkrankung mit nicht vernarbendem Haarausfall einher. Die Kopfhaut ist allerdings bereits sehr anfällig für Entzündungen. Bei etwa 60% der von DLE auf der Kopfhaut Betroffenen führt DLE zu dauerhaftem, irreversiblen Haarausfall, weshalb eine frühzeitige Therapie entscheidend ist.

„Der diskoide Lupus erythematodes, eine Form des chronisch kutanen Lupus, führt besonders auf der Kopfhaut häufig zu irreversiblen Haarausfällen und erfordert eine frühzeitige Behandlung, um die fortschreitende Entzündung und Narbenbildung zu stoppen.“

Die Erkrankung tritt vermehrt bei Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren auf. Zunächst sammelt sich entzündliches Zellmaterial um die Haarfollikel, was schließlich durch Narbengewebe ersetzt wird und somit zu permanentem Haarverlust führt. Außerdem werden durch die Entzündung die Talgdrüsen zerstört. Der für die „Auswärtsbewegung“ wichtige Talgfilm fehlt und die Haare wachsen dadurch in die entgegengesetzte Richtung – das treibt die Entzündung weiter an.

Betroffene Hautstellen zeigen eine rötlich-livide Färbung, oft begleitet von Narbenbildung, verstopften Haarfollikeln und Schuppen. Die Symptome sind im Zentrum der Gewebeschädigung am stärksten ausgeprägt, was DLE von anderen vernarbenden Alopezien unterscheidet. Die Haut kann teilweise jucken oder schmerzen und die Haare lassen sich leicht herausziehen.

Die Diagnose von DLE kann anhand einer Dermatoskopie, also quasi einer Lupenansicht der Kopfhaut, mit nahezu 100%-iger Sicherheit gestellt werden. Zusätzlich sollte trotzdem eine Hautbiopsie durchgeführt werden, um die Entzündung genauer zu untersuchen. Immunologische Untersuchungen sind hilfreich, um DLE von Lichen planus (einer anderen Art von Hauterkrankung) zu unterscheiden. Auch Blut- und Urinuntersuchungen sowie Antikörpertests sind sinnvoll, um die Diagnose zu bestätigen und systemische Beteiligungen auszuschließen.

Abgrenzung zu anderen Arten von Haarausfällen mit ähnlichen Symptomen

„Der diskoide Lupus erythematodes zeigt teilweise ähnliche Symptome wie andere Erkrankungen, weshalb eine genaue Diagnose für eine optimale Behandlung entscheidend ist.“

Lichen planopilaris (LPP): LPP zeichnet sich durch stärkeren Juckreiz im Vergleich zum diskoiden Lupus erythematodes aus und zeigt weniger auffällige Verfärbungen. Die Rötung tritt primär um die Haarfollikel auf. Verstopfungen der Haarfollikel befinden sich dagegen eher am Rand der kahlen Stellen, während sie bei DLE eher im Zentrum auftreten. In fortgeschrittenen Stadien, bei starker Vernarbung, kann die Unterscheidung zwischen LPP und DLE schwierig werden.

Frontale fibrosierende Alopezie (FFA): FFA ist eine spezielle Form des Lichen planopiliaris, die hauptsächlich bei Frauen nach den Wechseljahren auftritt und sich typischerweise an den Schläfen und der Stirn zeigt. Auch die Augenbrauen können betroffen sein. Die Symptome ähneln ansonsten denen des Lichen planopilaris, was die Diagnose erschweren kann. FFA kann zudem gemeinsam mit DLE auftreten, wodurch die Differenzierung noch komplizierter wird.

Zentrale zentrifugale vernarbende Alopezie (CCCA): Diese Form der Alopezie tritt vor allem bei afroamerikanischen Frauen am Scheitel auf und breitet sich von dort kreisförmig aus. Typisch sind schmerzhafte Empfindungen in der betroffenen Region, jedoch fehlt eine Entzündung der Hautschicht sowie Verstopfungen der Haarfollikel, wie sie bei DLE vorkommen.

Haarausfall bei Lupus erythematodes, verschiedene Formen wie systemischer und kutaner Lupus mit spezifischen Auswirkungen auf den Haarausfall.

Akut kutaner Lupus erythematodes (ACLE)

ACLE kann leicht mit diffusem Haarausfall oder Alopecia universalis verwechselt werden, da die Symptome ähnlich sind. Im Frühstadium ähnelt ACLE auch dem diskoiden Lupus erythematodes, allerdings sind die Haarverluste bei ACLE diffus, und nicht lokal begrenzt. Zudem treten keine Verstopfungen der Haarfollikel auf, wie sie bei DLE zu beobachten sind. Ein wesentlicher Unterschied ist auch, dass der Haarausfall bei ACLE nicht vernarbend und daher durch eine Immuntherapie reversibel ist.

Weitere Formen des kutanen Lupus erythematodes

Der subakut kutane Lupus erythematodes (SCLE) betrifft in der Regel nicht die Kopfhaut. In seltenen Fällen kann jedoch fleckiger Haarausfall auftreten, der im Gegensatz zu anderen Lupus-Formen nicht vernarbend ist.

Der tumide Lupus erythematodes (LET) tritt ebenfalls selten an der Kopfhaut auf. Trotzdem können runde Bereiche von Haarausfall entstehen, auch hier ohne Vernarbung.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

Beim systemischen Lupus erythematodes treten neben fleckigem Haarausfall (14-50% der Patient:innen) auch oft trockene und brüchige Haare an der vorderen Haarlinie auf, ein Phänomen, das als „Lupushaare“ bezeichnet wird. Diese auffällige Veränderung betrifft etwa 5-30% der Betroffenen, vor allem Frauen. Lupushaare deuten häufig auf einen Krankheitsschub oder eine Verschlechterung des Zustands hin. Sobald der Schub vorüber ist, verbessert sich der Haarausfall in der Regel.

Weitere Formen von Haarausfall im Zusammenhang mit Lupus

Neben dem direkt durch Lupus verursachten Haarausfall gibt es auch andere Formen, die durch den Einfluss von Lupus oder dessen Behandlung entstehen können. Dazu zählen beispielsweise Haarausfall durch Medikamente oder durch den Stress, den Lupus auf den Körper ausübt.

Kreisrunder Haarausfall

Kreisrunder Haarausfall tritt bei Lupus-Patient:innen häufiger auf, da beide Erkrankungen durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems bedingt sind. Charakteristisch für diesen Haarausfall sind runde, kahle Stellen auf der Kopfhaut, die im Gegensatz zu Lupus keine Rötung oder Schuppung zeigen. Unter dem Mikroskop sind oft schwarze oder gelbe Punkte sichtbar, die auf abgebrochene bzw. kaputte Haare hindeuten.

Um zwischen kreisrundem und Lupus-bedingtem Haarausfall zu unterscheiden, ist eine Gewebeprobe (Biopsie) notwendig. Während der Haarausfall bei der kreisrunden Form unvorhersehbar verläuft, spricht der Haarausfall bei Lupus gut auf immunsuppressive Therapien an.

Anagenes Effluvium

Von anagenem Effluvium spricht man, wenn Haare bereits in der Wachstumsphase ausfallen. Am häufigsten wird ein anagenes Effluvium durch eine Chemotherapie verursacht. Auch bestimmte Medikamente, die bei der Behandlung von Lupus eingesetzt werden, können einen ähnlichen Effekt auslösen. Die ersten Anzeichen dieses Haarausfalls können dabei sehr schnell auftreten – oft schon 7 Tagen nach Beginn der Medikation.

Telogenes Effluvium

Von telogenem Effluvium spricht man, wenn die Ruhephase der Haare verlängert wird. Dadurch befinden sich weniger Haare in der Wachstumsphase – das Haar erscheint dünner und weniger dicht. Im Fall von Lupus können sowohl Medikamente als auch das Absetzen von Medikamenten, wie beispielsweise Kortison, diese Art von Haarausfall auslösen. Auch Stress spielt bei dieser Form des Haarausfalls eine große Rolle.

Androgenetischer Haarausfall

Der androgenetische Haarausfall ist die häufigste Form des Haarausfalls und ist, wie der Name bereits andeutet, genetisch bedingt. Dieser Haarausfall kann parallel zu Lupus oder anderen Arten von Haarausfall auftreten, wird jedoch nicht direkt durch Lupus verursacht.

Die Grafik zeigt eine klare Unterteilung von Haarausfall-Ursachen bei Lupus in direkt und indirekt. Die direkten Ursachen umfassen verschiedene Formen des Lupus (vor allem systemischer, diskoider, akuter), während die indirekten Ursachen Medikamente, Stress und Lifestyle-Faktoren wie UV-Strahlung, Rauchen, Ernährung und Infektionen betreffen. Bei Lupus Haarausfall zu differenzieren ist ein wichtiger Faktor für die Behandlung

Behandlung von Haarausfall bei Lupus

Medikamente

Je nach Art des Lupus werden unterschiedliche Therapien gegen Haarausfall eingesetzt. In der Regel sind Kortison und Malaria-Mittel die erste Wahl. Um die Wirksamkeit zu steigern, wird oft auf starkes Kortison zurückgegriffen. Bei schwereren Fällen kommen zusätzlich Immunsuppressiva wie Azathioprin oder Methotrexat zum Einsatz. Weitere Behandlungsmöglichkeiten umfassen R-Salbutamol (Bronchodilatator), Retinoide (Vitamin A), Dapson (Antibiotikum), eine Reihe an Immunsuppressiva (MMF, Thalidomid, Fumarsäure, Apremilast, Cyclosporin), Therapien mit intravenösen Immunglobulinen (IVIG), JAK-Inhibitoren und Biologika sowie Lasertherapien.

Lifestyle

Ein gesunder Lebensstil ist besonders wichtig, wenn man an Lupus erkrankt ist. Dazu gehört unter anderem der Schutz vor der Sonne. Direkte Sonneneinstrahlung sollte so gut wie möglich vermieden werden, da sie Lupus-Symptome verstärken kann. Um die Haut zu schützen, sollte immer eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwendet werden.

„Wenn du von Lupus betroffen bist, ist umfangreicher Sonnenschutz und Nikotinverzicht besonders wichtig.“

Darüber hinaus ist es wichtig, das Rauchen zu vermeiden. Rauchen kann nicht nur die Gesundheit allgemein beeinträchtigen, sondern auch den Verlauf von Lupus negativ beeinflussen und die Erkrankung verschlimmern. Ein Verzicht auf Nikotin ist daher ein wichtiger Schritt, um das Wohlbefinden bei Lupus zu fördern.

Fazit

Bei Lupus ist eine rasche und spezifische Diagnose von großer Bedeutung, um vernarbenden und damit irreversiblen Haarausfall ausschließen oder umgehend entgegenwirken zu können.

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Picture of Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.