Key Takeaways
Finasterid und Minoxidil gelten als die effektivsten und am besten erforschten Mittel gegen erblich bedingten Haarausfall.
Ergänzende Maßnahmen wie Ketoconazol-Shampoos und Microneedling können die Wirkung von Finasterid und Minoxidil unterstützen.
Auch PRP- und LLLT-Behandlungen zeigen vielversprechende Ergebnisse, während Haartransplantationen ebenfalls erfolgreich sind, aber im Vergleich zu den anderen Optionen teurer und invasiver.
Neue Ansätze wie Dutasterid (mehr Forschung notwendig), Breezula oder GT20029 bieten vielversprechende Möglichkeiten für zukünftige Behandlungen.
Der Markt für Haarwuchsmittel ist ein Dschungel voller Versprechen und angeblicher Wundermittel – da verliert man leicht den Überblick. Dabei ist es gar nicht so kompliziert! Es gibt eine Reihe an Produkten, die sich in der Wissenschaft und der Praxis tatsächlich bewährt haben, ganz frei von Marketing-Märchen. Also mach dich bereit für die Lösungen, die wirklich helfen können!
Was das beste Haarwuchsmittel ist, hängt natürlich stark von der Ursache des Haarausfalls ab. Im deutschsprachigen Raum ist der Großteil der Betroffenen mit erblich bedingtem Haarausfall konfrontiert – und genau darauf legen wir heute den Fokus. Die nachfolgenden Behandlungsmöglichkeiten sind die derzeit wirksamsten UND für Haarausfall (in Deutschland, Österreich und der Schweiz) zugelassenen Optionen. Und für alle, die mehr wollen, gibt es am Ende noch einen Überblick über die neuesten Trends und Entwicklungen.

Finasterid
Finasterid, neben Minoxidil praktisch das Haarwuchsmittel Nummer 1 gegen erblich bedingten Haarausfall, setzt genau dort an, wo das Problem entsteht – beim „bösen“ Hormon DHT (Dihydrotestosteron). DHT, das aus Testosteron gebildet wird, lässt die Haare auf dem Kopf zunehmend dünner werden, bis sie schließlich ausfallen. Und genau hier greift Finasterid ein: Es sorgt dafür, dass weniger Testosteron in DHT umgewandelt wird, wodurch der DHT-Spiegel sinkt und das Hormon die Haarfollikel nicht mehr so stark angreifen kann. Kurz gesagt, Finasterid setzt direkt an der Ursache an. Studien zeigen, dass Haarausfall damit langfristig gestoppt werden kann und es in den ersten zwei Jahren sogar zu einer Revitalisierung der Haare kommt!
„Im Gegensatz zu vielen anderen Mitteln bekämpft Finasterid die Ursache des erblich bedingten Haarausfalls.“
Aber Achtung: Für Frauen ist dieses Medikament bisher nicht zugelassen. Allerdings gibt es für sie Haarwuchsmittel mit alternativen Wirkstoffen wie Spironolacton, Flutamid oder Bicalutamid, die ähnliche Ansatzpunkte haben und nachweislich helfen können, den Haarausfall zu reduzieren.
Da Finasterid den Hormonhaushalt beeinflusst, können natürlich Nebenwirkungen auftreten. Mögliche Nebenwirkungen sind sexuelle Dysfunktionen, eine verringerte Libido oder auch psychologische Effekte. Hier ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Nebenwirkungen nur relativ selten auftreten (bei 1-2 % der Anwender) und in den meisten Fällen nach Absetzen des Medikaments reversibel sind. Das sollte hervorgehoben werden, da gerade in diesem Bereich oft mit Angst geworben wird, obwohl die Nebenwirkungen tatsächlich nur bei einer kleinen Minderheit auftreten.
Mehr dazu hier: Finasterid
Minoxidil
Minoxidil ist der absolute Klassiker unter den Haarwuchsmitteln und wird von unzähligen Menschen verwendet. Anders als Finasterid setzt es nicht direkt beim DHT an, sondern sorgt dafür, dass die Haarfollikel besser mit Wachstumsfaktoren versorgt und die Kopfhaut optimal durchblutet wird. Klingt mysteriös? Ist es auch – der exakte Wirkmechanismus bleibt ein Geheimnis, aber einer, der funktioniert! Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Wirkung von Minoxidil oft nicht so nachhaltig ist wie bei Finasterid. Dies liegt wahrscheinlich daran, weil DHT weiterhin auf die Haarfollikel einwirkt. Deshalb kombinieren viele Betroffene Minoxidil und Finasterid – eine Strategie, die auch von Hautärzt:innen empfohlen wird.
Nebenwirkungen sind bei Minoxidil selten und meist auf gelegentliche Hautreizungen beschränkt, solange es nur äußerlich als Schaum oder Lösung angewendet wird. Es gibt theoretisch auch eine orale Form von Minoxidil, die ebenfalls zu verstärktem Haarwuchs führt. Allerdings ist diese im deutschsprachigen Raum bisher nicht für die Behandlung von Haarausfall zugelassen.
Mehr dazu hier: Minoxidil
Haartransplantation
Einmal mit „Turkish Hairlines“ ab nach Istanbul, um den Geheimratsecken den Kampf anzusagen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Haartransplantation in der Türkei – preislich attraktiv und das Marketing top. Doch Vorsicht: Eine Haartransplantation ist und bleibt eine Operation und damit ein erheblicher Eingriff. Sie sollte erst dann in Betracht gezogen werden, wenn Minoxidil und Finasterid keine sichtbaren Ergebnisse mehr bringen, weil der Haarausfall bereits fortgeschritten ist.
Die zwei gängigsten Methoden sind die FUT- und die modernere FUE-Technik. Bei beiden bedient man sich an Haarfollikel aus dem Hinterkopf, da diese sehr resistent gegen erblich bedingten Haarausfall sind. Bei FUT wird ein Hautstreifen am Hinterkopf entnommen. Die darin befindlichen Haarfollikel werden isoliert und anschließend in die kahlen Stellen verpflanzt. Die FUE-Methode ist etwas raffinierter – hier werden die Haarfollikel direkt einzeln vom Hinterkopf entnommen und neu eingesetzt. Das hinterlässt keine Schnittnarbe, ist jedoch mit deutlich höheren Kosten verbunden. Auch in der Türkei können für eine qualitativ hochwertige Transplantation mehrere tausend Euro fällig werden.
„Haartransplantationen werden vor allem bei weit fortgeschrittenen Haarausfällen eingesetzt bzw. auch dann, wenn mit anderen Mitteln das gewünschte Ergebnis nicht mehr erreicht werden kann. Im Anschluss sollte unbedingt weitere Nachsorge erfolgen.“
Nach der Transplantation ist das Thema Haarausfall allerdings noch nicht erledigt: Damit die Haare auch langfristig im gewünschten Zustand bleiben, sollte unbedingt eine Finasterid-Therapie zur Nachsorge genutzt werden, damit der erblich bedingte Haarausfall nicht hinter den transplantierten Haaren, die nicht mehr ausfallen, fortschreitet.
PRP (Plättchenreiches Plasma)
PRP-Behandlungen werden gerne als Zusatz bei Haartransplantationen verkauft, doch Studien zeigen, dass sie auch als eigenständige Therapie gegen erblich bedingten Haarausfall gut wirken. Ähnlich wie Minoxidil setzt PRP nicht direkt beim DHT an, sondern versorgt die Haarwurzeln mit Wachstumsfaktoren. Der Ablauf? Zuerst wird Blut entnommen und durch Zentrifugieren in seine Bestandteile zerlegt. Das plättchenreiche Plasma wird anschließend in die Kopfhaut injiziert. Die Wirksamkeit ist überzeugend – aber der Preis hat es in sich: Pro Sitzung fallen zwischen 300 € und 800 € an. Und da im ersten Jahr bis zu acht Sitzungen empfohlen werden, kann es schnell erhebliche Kosten verursachen.

Low-Level Lasertherapie
Die Low-Level Lasertherapie zielt ebenfalls auf die Wachstumsfaktoren ab, indem sie ein bestimmtes Enzym in den Zellen aktiviert, das deren Produktion steigert. Ob beim Arzt oder der Ärztin deines Vertrauens oder ganz bequem daheim mit einem Laserhelm – diese Methode bietet Flexibilität. Zwar kann die Anschaffung eines eigenen Helms zwischen 200 und 1.900 € kosten, doch im Vergleich zu einer Haartransplantation oder PRP-Therapie ist das oft eine günstigere Option. Erste Erfahrungen zur Wirksamkeit sind vielversprechend, auch wenn die Forschung hier noch nicht so weit ist wie bei Finasterid oder Minoxidil.
Mehr dazu hier: Low-Level Lasertherapie
Das können wir dir nicht vorenthalten
Zusätzliche Helfer
In Kombination mit Finasterid und Minoxidil werden oft Ketoconazol-Shampoos und Microneedling empfohlen. Ketoconazol wirkt ebenfalls auf das Hormon DHT ein, während Microneedling die Wachstumsfaktoren in der Kopfhaut erhöht und gleichzeitig die Aufnahme von Minoxidil verbessert. Die Kosten und Risiken für diese Methoden sind relativ gering, weshalb sie sich perfekt in die Routine gegen Haarausfall integrieren lassen.
Haarwuchsmittel der Zukunft
Momentan sind einige Haarwuchsmittel in der Pipeline, die entweder noch erforscht oder derzeit für Haarausfall noch nicht zugelassen sind – und hier warten wirklich spannende Entwicklungen auf uns:
- Dutasterid: Dieses Medikament ist ähnlich wie Finasterid, jedoch mit stärkerer Wirkung. Dutasterid reduziert die Umwandlung von Testosteron in DHT noch intensiver bei ähnlichen Nebenwirkungen. Bereits heute wird es oft „off-label“ (also ohne Zulassung für Haarausfall) verschrieben und ist auf dem Markt erhältlich.
- Breezula: Dieses Haarwuchsmittel befindet sich noch in der Entwicklung und soll das Andocken des Hormons DHT an die Haarfollikel verhindern – eine gezielte Abwehr gegen Haarausfall.
- GT20029: Ebenfalls in Entwicklung, geht GT20029 noch einen Schritt weiter als Breezula: Es sorgt dafür, dass die betroffenen Rezeptoren der Haarfollikel gleich ganz vom Körper abgebaut werden. Dieser Ansatz könnte ein langfristiges Gegenmittel für erblich bedingten Haarausfall hervorbringen – womöglich das spannendste Projekt, das derzeit in der Forschung läuft.
Fazit
Wer sich im Kampf gegen erblich bedingten Haarausfall wappnen will, hat mittlerweile starke Verbündete: Finasterid und Minoxidil sind unschlagbare Haarwuchsmittel – sie bieten eine gute Wirkung zu einem fairen Preis und haben sich bewährt. Nahrungsergänzungsmittel und Haarkuren? Eher Feintuning, aber bei erblich bedingtem Haarausfall meist keine wirklichen Game-Changer. Wenn dir volles Haar wichtig ist und du auf Nummer sicher gehen willst, setze auf diejenigen Mittel, die sich durch Studien und Praxiserfahrungen einen Namen gemacht haben. Denn klar ist: Sind die Haare erst mal weg, wird es schwer, wieder eine dichte Mähne zu bekommen.
Quelle
Gupta AK, et al. (2021) Minoxidil: a comprehensive review. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34159872/
Yanagisawa M, et al. (2019) Long-term (10-year) efficacy of finasteride in 523 Japanese men with androgenetic alopecia. https://www.oatext.com/pdf/CRT-5-273.pdf