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Diagnose von Haarausfall

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Inhalt
Nahaufnahme einer Trichoskopie-Untersuchung zur Diagnose von Haarausfall auf der Kopfhaut.

Key Takeaways

Die Anamnese ist der erste Schritt zur Abklärung der Haarausfallursache – hier zählen Symptome, Gesundheit und familiäre Faktoren.

Die körperliche Untersuchung prüft den Zustand der Haare, der Kopfhaut und mögliche Veränderungen wie Narben oder Entzündungen.

Tests wie der Zugtest oder die Haarmikroskopie können helfen, aktiven Haarausfall und Haarstruktur zu beurteilen.

Gegebenenfalls sind eine Gewebeprobe, eine Haarwurzelanalyse oder eine Blutuntersuchung notwendig.

Das Gefühl, von Haarausfall betroffen zu sein, kann ganz schön verunsichern. Die folgenden Möglichkeiten zur Diagnose von Haarausfall können dir dabei helfen, Sicherheit zu gewinnen, ob und welche Art von Haarausfall bei dir vorliegt.

Anamnese

Bevor es an konkrete Untersuchungsmethoden geht, steht immer die Anamnese, also die medizinische Vorgeschichte, im Zentrum. In einem ausführlichen Gespräch werden wichtige Themen besprochen, die einen Einfluss auf den Haarausfall haben können. Dazu zählen u.a. Symptome, die allgemeine Gesundheit, Ernährungsgewohnheiten, Haarausfall in der Familie und die Haarpflegeroutine.

Haarausfall Diagnose: Ein Arzt in einem weißen Kittel schreibt etwas auf ein Klemmbrett. Um seinen Hals hängt ein Stethoskop, und er scheint konzentriert zu arbeiten. Nur der Oberkörper und die Hände sind sichtbar.

Körperliche Untersuchung

Da sich die unterschiedlichen Arten von Haarausfall auch klinisch unterschiedlich präsentieren, ist die körperliche Untersuchung ein zentraler Bestandteil der Diagnostik. Dabei werden die Haare genau inspiziert, um anhand der Dichte, Verteilung und des Zustands der Haare Hinweise auf die Ursache des Haarausfalls zu bekommen. Ebenso spielt die Kopfhaut eine bedeutende Rolle. Hier wird auf Veränderungen wie Entzündungen, Rötungen, Schuppen und Vernarbungen geachtet. Gegebenenfalls wird die Körperbehaarung auch an anderen Stellen untersucht, um systemische Erkrankungen ausschließen zu können. Zudem sind bei manchen Arten von Haarverlust der Zustand von Nägeln und Zähnen hinweisend.

Generell ist es anhand der Anamnese und der körperlichen Untersuchung insbesondere bei Männern meist möglich, die Art des Haarausfalls zu bestimmen. Dies liegt daran, dass die dominante Form, der erblich bedingte Haarausfall, typischen Mustern folgt.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung werden außerdem oft ein sogenannter Zugtest und eine mikroskopische Untersuchung der Kopfhaut und der Haare durchgeführt.

Zugtest

🩺 PULL-TEST

Der Zug- oder Zupftest überprüft, wie fest die Haare verwurzelt sind. Es wird an einer Haarsträhne mit etwa 50-60 Haaren gezogen und darauf geachtet, wie viele Haare dabei ausfallen. Handelt es sich bei den ausgefallenen Haaren um mehr als 10% (das ist der Anteil der Haare, der normalerweise in der Ruhephase ist), also sechs einzelne Haare, so wird der Test positiv gewertet. Dadurch kann auf aktiven Haarausfall geschlossen werden. Der Test sollte an vier verschiedenen Stellen auf der Kopfhaut durchgeführt werden. Ebenso wichtig ist, dass die Haare zumindest einen Tag lang nicht gewaschen wurden.

Haar- und Kopfhautmikroskopie

🩺 TRICHOSKOPIE

Bei der Trichoskopie werden mithilfe eines Auflichtmikroskops, einer Art von Handmikroskop, die Kopfhaut und die Haare untersucht. Durch die Vergrößerung ist es möglich, die Haarstruktur und die Veränderungen der Kopfhaut besser zu beurteilen. Beispielsweise lassen sich beim erblich bedingten Haarausfall mit dem Mikroskop vermehrt Vellushaare, also feine, dünne Flaumhaare, finden.

Blutuntersuchung

Haarausfall kann auch im Zusammenhang mit Mangelerscheinungen, Stoffwechselerkrankungen, hormonellen Störungen und Infektionen stehen. Um einen ersten Einblick zu bekommen, wird in der Regel eine Basis-Laboruntersuchung durchgeführt. Im Mittelpunkt stehen dabei neben dem normalen Blutbild vor allem Werte für die Schilddrüsenfunktion, für Eisenmangel sowie für Vitamin D und B12.

Haarausfall Diagnose: Diagramm zur Diagnostik von Haarausfall, unterteilt in Basisdiagnostik und erweiterte Diagnostik. Die Basisdiagnostik umfasst: Anamnese, klinische Untersuchung, Blutuntersuchung, Zugtest und Mikroskopie. Die erweiterte Diagnostik gliedert sich in drei Kategorien: Haut- & Haaranalysen (Gewebeprobe der Kopfhaut, Haarwurzelanalyse), Infektionsanalysen (Mikrobiologische Diagnostik) sowie weitere Blutanalyse (Hormonstatus, Autoimmunstatus, Status der Spurenelemente).

Ergänzende Untersuchungen

Gewebeprobe der Kopfhaut

🩺 KOPFHAUTBIOPSIE

Eine Kopfhautbiopsie ist vor allem dann hilfreich, wenn die Diagnose nicht eindeutig ist. Dabei wird unter örtlicher Betäubung eine sehr kleine Probe der Kopfhaut entnommen. Diese Gewebeprobe wird dann unter dem Mikroskop untersucht. Dadurch kann beispielsweise vernarbender von nicht-vernarbendem Haarausfall unterschieden werden. Insbesondere bei erblich bedingtem Haarausfall bei Frauen ist eine Biopsie für eine eindeutige Diagnose hilfreich.

Haarwurzelanalyse

🩺 TRICHOGRAMM

Die Analyse der Haarwurzeln kann sowohl unterstützend für die Diagnose genutzt werden als auch im Verlauf, um den Behandlungserfolg zu beurteilen. Es stehen hierfür zwei Methoden zur Verfügung, das klassische Trichogramm und das Phototrichogramm.

Beim Trichogramm werden in etwa 50 Haare speziell ausgezupft, um deren Haarwurzeln unter dem Mikroskop zu untersuchen. So kann festgestellt werden, wie viele Haare sich in welcher Phase des Haarzyklus befinden und ob sie eine gesunde Struktur aufweisen.

Beim Phototrichogramm werden die Haare in einem kleinen Areal rasiert, um ein Foto der Kopfhaut zu machen. Anhand des Fotos können die Haardichte und das Stadium der Haare beurteilt werden. Drei Tage später wird von derselben Stelle erneut ein Foto gemacht. Gegebenenfalls wird das Areal zuvor angefärbt. Durch den Vergleich der beiden Fotos kann auf das Haarwachstum und den Anteil der Haare in den unterschiedlichen Lebenszyklusphasen geschlossen werden. TrichoScan ist ein Computerprogramm, das dabei helfen kann.

Mikrobiologische Diagnostik

Haarausfall kann auch durch Infektionen der Kopfhaut verursacht werden, beispielsweise durch Pilze (wie bei Tinea capitis) – häufig bei Kindern der Fall – oder Bakterien (z. B. Follikulitis). Typische Hinweise darauf sind eine stark gerötete, schuppende oder nässende Kopfhaut, oft begleitet von Juckreiz oder Entzündungen. Zur weiteren Abklärung können Haarproben, Schuppen oder Abstriche entnommen und im Labor mikrobiologisch untersucht werden.

Weitere Blutanalysen

Neben dem Basis-Labor können bei konkretem Verdacht noch weitere Blutwerte bestimmt werden.

Hormonstatus

Bei Frauen ist ein Hormonstatus vor allem dann sinnvoll, wenn Zyklusunregelmäßigkeiten bestehen oder der Haarausfall einem männlichen Verteilungsmuster folgt. Dabei werden Werte wie Testosteron, DHEAS, Androstendion, Prolaktin sowie LH und FSH untersucht.

Autoimmunstatus

Nachdem Haarausfall auch im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen auftreten kann, kann bei Verdacht ein Autoimmunstatus abgenommen werden. Ärzt:innen sprechen hier von einer sogenannten Autoimmunserologie. Je nach Verdacht können im Blut spezielle Marker bestimmt werden, zum Beispiel ANA bei einer möglichen Lupus-Erkrankung oder bestimmte Schilddrüsen-Antikörper (TPO, TRAK) bei Hinweisen auf eine autoimmune Schilddrüsenstörung.

Status der Spurenelemente

Bei brüchigen Haaren und schlechter Haarqualität kann eine Blutuntersuchung auf Spurenelemente hilfreich sein. Zink, Kupfer und Selen stehen hier im Mittelpunkt.

Genetische Tests zur Diagnose von Haarausfall?

Mit einer Genanalyse kann identifiziert werden, ob eine Anfälligkeit für erblich bedingten Haarausfall besteht. Jedoch haben diese genetischen Tests eine begrenzte Aussagekraft, da eine Anfälligkeit nicht bedeutet, dass der Haarausfall auch garantiert eintritt. Ebenso lässt sich durch die Genanalyse auch nicht beantworten, wann der Haarausfall beginnen und wie stark er ausgeprägt sein wird. Daher spielt die Genanalyse in der Diagnostik de facto kaum eine Rolle.

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.