Symbol mit Wassertropfen die nach rechts wegspritzen, erinnert an Schweiß

Mit Fezolinetant schwitzfrei durch die Wechseljahre

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Inhalt
Frau mittleren Alters mit geschlossenen Augen fächelt sich Luft zu – symbolische Darstellung einer Hitzewallung in den Wechseljahren, wie sie mit den Neurokinin-Rezeptorblocker Fezolinetant (Veoza) behandelt werden kann.

Key Takeaways

Fezolinetant bietet erstmals eine hormonfreie Therapieoption, die gezielt die überaktive Temperaturregulation im Gehirn behandelt.

Innerhalb weniger Wochen können Hitzewallungen spürbar reduziert werden, ohne dabei den natürlichen Zyklus zu beeinflussen.

Fezolinetant hat eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit. Selten kann es jedoch zu Leberwerterhöhungen kommen.

Für einen weiteren Wirkstoff derselben Klasse mit dem Namen Elinzanetant wurde bereits die Zulassung beantragt.

Du bist von starkem Schwitzen in den Wechseljahren gequält? Willst aber keine Hormone zu dir nehmen? Dann bist du hier genau richtig. Erst seit kurzem gibt es nämlich eine ganz neuartige Therapie gegen Hitzewallungen in den Wechseljahren, sogenannte Neurokinin-Rezeptorblocker. Der derzeit bekannteste Vertreter ist Fezolinetant, der unter dem Namen Veoza® im deutschsprachigen Raum verkauft wird. Wir schauen uns an, was hinter Fezolinetant steckt, wie gut der Wirkstoff wirklich ist und mit welchen Nachteilen du bei Einnahme rechnen musst.

Darum schwitzt du in den Wechseljahren

Um verstehen zu können, was Fezolinetant überhaupt macht, müssen wir zuerst das Problem klären. Also: Warum schwitzen Frauen in den Wechseljahren eigentlich? Die kurze Antwort hierauf ist, dass im Temperaturzentrum im Gehirn eine Fehlsteuerung vorliegt. Doch was heißt das und wie kommt sie zustande?

Im Gehirn sitzen die sogenannten KNDy-Nervenzellen, die über deren Botenstoffe (unter anderem Neurokinin B) die Temperaturregulation beeinflussen. Normalerweise bremst das Hormon Östrogen ihre Aktivität. In den Wechseljahren sinkt jedoch der Östrogenspiegel, wodurch diese Bremse dann wegfällt. Dadurch werden die Nervenzellen überaktiv und senden zu viele Signale aus. In der Folge wird das Gehirn überempfindlich gegenüber kleinsten Temperaturveränderungen.

„In den Wechseljahren verkleinert sich der Temperaturbereich, in dem der Körper nicht ausgleichend mit Schwitzen reagiert. Schuld daran sind spezielle Nervenzellen, die durch den sinkenden Östrogenspiegel überaktiv sind.“

Normalerweise hat der Körper einen Bereich, in dem er auf Temperaturveränderungen nicht wirklich reagiert – das thermoneutrale Fenster. Durch die überaktiven KNDy-Nervenzellen verengt sich dieses Fenster nun stark. Dadurch führen dann kleinste Abweichungen von der normalen Körpertemperatur zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen.

Schwitzen Wechseljahre: Grafik zur Entstehung von Hitzewallungen in den Wechseljahren. Der sinkende Östrogenspiegel führt dazu, dass eine hemmende Wirkung auf bestimmte Nervenzellen im Temperaturzentrum des Gehirns (Hypothalamus) wegfällt. Diese sogenannten KNDy-Neuronen (benannt nach den Botenstoffen Kisspeptin, Neurokinin B und Dynorphin) werden dadurch überaktiv. Die Folge: Das thermoneutrale Fenster, also der Temperaturbereich, in dem der Körper keine Regulationsmaßnahmen ergreift, verengt sich drastisch – von beispielsweise etwa 36,8–37,4 °C auf nur noch 37,0–37,1 °C. Bereits geringste Temperaturerhöhungen lösen eine Überreaktion des Körpers aus, was zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen führt.

Auch nachts ist der verengte Spielraum ein Thema. Es reicht oft schon eine warme Bettdecke oder eine natürliche, schlafphasenbedingte Temperaturschwankung aus, um eine nächtliche Hitzewallung in Form von Nachtschweiß auszulösen. Dazu kommt, dass zwischen 2 und 4 Uhr morgens, der Östrogenspiegel leicht abfällt. Solche minimalen Hormonschwankungen führen dann zu klatschnasser Kleidung und reißen dich so aus dem Schlaf.

So wirkt Fezolinetant – ganz ohne Hormone

Die offensichtlichste Lösung für Schwitzen in den Wechseljahren ist es, den Östrogenspiegel einfach wieder anzuheben. Dann würde die Bremse für die KNDy-Nervenzellen wieder gut funktionieren und damit wäre dem Schwitzen (und vielen anderen Wechseljahresbeschwerden) ein Ende gesetzt. Genau so wurde diesem Problem auch jahrzehntelang begegnet – mit einer Hormontherapie. Man wusste nämlich lange Zeit de facto nur, dass der Östrogenspiegel bei den Hitzewallungen eine Rolle spielt. Was genau da im Gehirn vor sich ging, war noch ein Rätsel.

Doch viele Frauen können oder wollen keine Hormone einnehmen. Das heißt, eine andere Lösung muss her. Durch die intensive Forschung der letzten Jahre hat man endlich den Einfluss der KNDy-Nervenzellen entdeckt, wodurch ein neuer Bösewicht und damit auch ein neues Therapieziel aufgetaucht ist. Denn nun konnte man nicht mehr nur an der Stellschraube Östrogen drehen, sondern auch an der Stellschraube KNDy-Nervenzellen (bzw. deren Botenstoffen). Ein Botenstoff spielt dabei eine besonders große Rolle: Neurokinin B.

Indem man die Andockstellen für Neurokinin B, die Neurokinin-Rezeptoren, blockiert, werden die überaktiven Signale der Nervenzellen quasi abgewehrt. Das Beste dabei ist, dass Medikamente mit diesem Wirkmechanismus, die Neurokinin-Rezeptorblocker, ganz gezielt in der betroffenen Hirnregion wirken und damit auch andere Systeme schonen.

Grafik zur Entstehung von Hitzewallungen in den Wechseljahren und der Wirkung von Neurokinin-Rezeptorblockern. Der sinkende Östrogenspiegel führt dazu, dass eine hemmende Wirkung auf bestimmte Nervenzellen im Temperaturzentrum des Gehirns (Hypothalamus) wegfällt. Diese sogenannten KNDy-Neuronen (benannt nach den Botenstoffen Kisspeptin, Neurokinin B und Dynorphin) werden dadurch überaktiv. Die Folge: Das thermoneutrale Fenster, also der Temperaturbereich, in dem der Körper keine Regulationsmaßnahmen ergreift, verengt sich drastisch – von beispielsweise etwa 36,8–37,4 °C auf nur noch 37,0–37,1 °C. Bereits geringste Temperaturerhöhungen lösen eine Überreaktion des Körpers aus, was zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen führt. Neurokinin-Rezeptorblocker setzen an der Überaktivität der KNDy-Nervenzellen an, indem sie die Bindung von Neurokinin B an dessen Rezeptore(n) blockieren.

Wie gut wirkt Fezolinetant?

Fezolinetant ist der erste zugelassene Neurokinin-Rezeptorblocker. Den Wirkstoff gibt es seit 2023, in Deutschland wurde er 2024 unter dem Markennamen Veoza eingeführt. Veoza kommt in Form einer orangefarbenen Tablette, die täglich einzunehmen ist.

Diverse Studien zeigen, dass Fezolinetant auch wirklich etwas kann. Schon nach 4 Wochen zeigte sich eine Reduktion der Hitzewallungen um mindestens 50%, und dieser Effekt hielt auch nach 12 Wochen weiterhin an. Die ersten Besserungen treten oft schon innerhalb der ersten Woche ein.

Fezolinetant verbessert sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität der Hitzewallungen. Die Anzahl wird im Schnitt bei der 45-mg-Dosierung um etwa 2,6 Hitzewallungen pro Tag reduziert. Außerdem sind sie durch den Neurokinin-Rezeptorblocker messbar schwächer, was für viele Frauen im Alltag eine spürbare Erleichterung bedeutet.

„Der Neurokinin-Rezeptorblocker Fezolinetant reduziert die Häufigkeit und Intensität von Hitzewallungen. Der Wirkstoff wird unter dem Namen Veoza vertrieben.“

Welche Nebenwirkungen hat Fezolinetant?

Fezolinetant kann, wie jedes Medikament, Nebenwirkungen verursachen. Bei etwa 6 von 10 Frauen treten leichte Nebenwirkungen auf, in der Placebogruppe bei rund 5 von 10 – die Wechseljahre bringen ja leider auch noch so einige andere Herausforderungen mit sich. Dass die Nebenwirkungen bei Fezolinetant nicht stärker sind als bei einem Scheinmedikament, zeigt sich auch daran, dass sie – auf die Behandlungsdauer gerechnet – sogar seltener auftreten als beim Placebo.

Fezolinetant ist also nicht nur wirksam, sondern auch gut verträglich. Als häufigste Nebenwirkungen werden leichte Infekte wie Erkältungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden beobachtet.

Und wie steht es um die oftmals von Medikamenten beeinträchtigte Leber? Initial wurde Fezolinetant in den Zulassungsstudien als sehr leberfreundlich eingestuft. Das wurde mittlerweile widerrufen, denn in manchen Fällen (etwa 2%) erhöhen sich die Leberwerte. In der Regel pendelt sich das Ganze nach dem Absetzen des Medikaments wieder ein. Dennoch solltest du vor Behandlungsstart und in den ersten drei Monaten in 30-tägigem Rhythmus deine Leberwerte kontrollieren lassen.

Vor- und Nachteile von Fezolinetant

Lass uns Fezolinetant kurz in die Waagschale legen. Der Wirkstoff kommt ohne Hormone aus und behandelt dabei gezielt die Ursache im Temperaturzentrum des Gehirns. Das ist besonders wichtig für Frauen, die keine Hormone einnehmen dürfen oder möchten, zum Beispiel wegen Endometriose, Myomen, Migräne mit Aura oder weil sie Hormone nicht gut vertragen. Auch wenn du dir wegen möglicher Langzeitrisiken bei Hormonen Sorgen machst, findest du mit Fezolinetant eine gut wirksame Alternative. Der Wirkungseintritt lässt zudem nicht lange auf sich warten und in der Regel kommt es zu kaum mehr Nebenwirkungen, als dir die Wechseljahre ohnehin schon bescheren.

Die Grafik zeigt die Vorteile und Nachteile von Fezolinetant (Veoza), einem Neurokinin-Rezeptorblocker gegen Hitzewallungen. Vorteile: Hormonfrei, behandelt gezielt Ursache, gute Wirksamkeit, schneller Wirkungseintritt, gut verträglich. Nachteile: Potenziell leberschädlich, nur gegen Schwitzen, fehlende Langzeitdaten, keine Generika verfügbar

Allerdings gibt es bis dato aufgrund der Neuheit des Medikaments noch keine Langzeitdaten mit Beobachtungszeiträumen von über einem Jahr. Mittlerweile hat sich jedoch gezeigt, wenn auch nur in seltenen Fällen, dass Fezolinetant der Leber schaden kann. Mit der Neuheit geht auch der Patentschutz und damit das Fehlen von Generika einher. Da das Präparat mit etwa 90 Euro pro Monat doch einen ziemlich knackigen Preis hat, ist eine Deckung durch die Krankenkassen ein relevantes Thema. In Deutschland gibt es für Fezolinetant noch keine generelle Kostenübernahme bei den gesetzlichen Krankenkassen. Wenn jedoch die Lebensqualität durch die Hitzewallungen stark beeinträchtigt ist, eine Hormonersatztherapie nicht möglich ist und andere Behandlungen keine ausreichende Linderung gebracht haben, werden die Kosten übernommen.

Und was du auch unbedingt im Kopf haben solltest, ist, dass das Medikament nicht zuletzt aufgrund der Hormonfreiheit gezielt nur gegen Hitzewallungen wirkt. Davon profitiert natürlich auch der Schlaf und die Lebensqualität, aber andere Wechseljahresbeschwerden wie Stimmungsschwankungen und Scheidentrockenheit bleiben mit Fezolinetant unberührt.

Ein Blick in die Zukunft: Elinzanetant

Fezolinetant wird höchstwahrscheinlich nicht der einzige Neurokinin-Rezeptorblocker auf dem Markt bleiben, denn der nächste Kandidat wartet bereits in den Startlöchern: Elinzanetant. Der Wirkstoff hat die Phase-III-Studie erfolgreich absolviert und der Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) wurde bereits Ende 2024 eingereicht.

Infografik zu den klinischen Studienphasen eines Medikaments: Phase-I für Sicherheit, Phase-II für Dosierung und erste Wirksamkeit, Phase-III für finale Tests und die Beantragung der Marktzulassung. Bis dahin dauert es sehr lange. Eine off label Nutzung von bereits zugelassenen Medikamenten für weitere Anwendungsgebiete ist daher eine Abkürzung.

Elinzanetant blockiert gleich mehrere Andockstellen des Botenstoffes Neurokinin B. Während Fezolinetant nur den Neurokinin-3-Rezeptor besetzt, stürzt sich Elinzanetant sowohl auf den Neurokinin-3- als auch auf den Neurokinin-1-Rezeptor. Man erhofft sich durch die zusätzliche Blockade eine noch bessere Wirkung und zudem eine Verbesserung des Schlafes. Es sind zwar einerseits die nächtlichen Hitzewallungen für den oftmals schlechten Schlaf in dieser Lebensphase verantwortlich, andererseits können Schlafstörungen in den Wechseljahren auch unabhängig davon auftreten. Nachdem ein Zusammenhang mit dem Neurokinin-1-Rezeptor festgestellt worden war, setzt man mit dieser erweiterten Rezeptorblockade auch auf einen besseren Schlaf. Erste vergleichende Studien beobachten schneller eintretende Effekte als bei Fezolinetant und auch die Schlafqualität scheint zu profitieren.

„Elinzanetant blockiert noch mehr Andockstellen von Neurokinin B als Fezolinetant. Es könnte so neben Hitzewallungen auch Schlafstörungen gezielt verbessern.“

Fazit

Mit Neurokinin-Rezeptorblockern wurde eine attraktive Alternative zur Hormontherapie gefunden, um Hitzewallungen in den Wechseljahren effektiv entgegenzutreten. Fezolinetant & Co. enthalten keine Hormone und beeinflussen daher auch nicht den natürlichen Menstruationszyklus. Das ist besonders praktisch für Frauen in der Übergangszeit zur Menopause, weil es nicht zu zusätzlichen oder unregelmäßigen Blutungen führt. So bleibt der körpereigene Rhythmus erhalten, während gezielt nur die Hitzewallungen gelindert werden.

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.