Symbol mit Wassertropfen die nach rechts wegspritzen, erinnert an Schweiß

Schwitzen Wechseljahre: Das hilft wirklich

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Inhalt
Schwitzen Wechseljahre: Frau mittleren Alters mit Schweißflecken unter den Achseln sitzt erschöpft auf dem Sofa und sucht nach Linderung.

Key Takeaways

Der sinkende Östrogenspiegel in den Wechseljahren beeinflusst das Temperaturzentrum im Gehirn, was zu Fehlregulationen führt und Hitzewallungen auslöst.

Neben der Hormontherapie gibt es eine Vielzahl an wirksamen Behandlungsoptionen.

Neurokinin-Rezeptorblocker stellen eine neuartige, hormonfreie Behandlungsoption dar.

Frauen sollen sich nicht scheuen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um ihre Lebensqualität zu steigern.

Ein Arztbesuch ist auf jeden Fall ratsam, wenn die Beschwerden den Alltag beeinträchtigen oder Unsicherheit besteht, ob sie nur durch die Wechseljahre verursacht werden.

Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen kommen dir bekannt vor? Willkommen in den Wechseljahren! Auch wenn man sich eine herzliche Begrüßung wahrlich anders vorstellt, wird frau in der Regel auf diese Art und Weise von der Menopause empfangen. Doch nun zur guten Nachricht: Du musst weder an diesen Symptomen verzweifeln noch sie einfach hinnehmen. Neben Hormontherapie gibt es nämlich mittlerweile – es wurde auch Zeit – zahlreiche andere Mittel. Hier erfährst du alles, was du zu Hitzewallungen und Schwitzen in den Wechseljahren wissen möchtest.

Willkommen in den Wechseljahren

Der weibliche Körper durchläuft im Laufe des Lebens viele hormonelle Veränderungen. Über Jahrzehnte hinweg hat er Monat für Monat eine Eizelle reifen lassen. Doch irgendwann wird der Vorrat an Follikeln – den kleinen Strukturen in den Eierstöcken, die für die Hormonproduktion mitverantwortlich sind – knapp. Das ist der Startschuss für eine neue Phase: die Wechseljahre. In dieser Umbruchzeit sinken die Mengen an Östrogen und Progesteron, während die Werte von FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) ansteigen.

Die Wechseljahre gehen mit diversen Symptomen einher, doch Hitzewallungen und Nachtschweiß (sogenannte vasomotorische Symptome) treten am häufigsten auf – du bist absolut nicht alleine damit. Ganz im Gegenteil, denn etwa 70% der Frauen in Europa und den USA sind davon betroffen, von denen 15-20% besonders stark darunter leiden. In Japan und Südostasien ist die Situation übrigens etwas besser. Kurz gesagt: Leider schwitzt in den Wechseljahren fast jede Frau vermehrt.

Neben den vasomotorischen Symptomen sind Schlafstörungen, psychische Veränderungen (hallo Stimmungsschwankungen) und urogenitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit sehr typisch für die Wechseljahre. Dass Hitzewallungen und Nachtschweiß Probleme mit dem Schlaf anfeuern und die Stimmung zusätzlich trüben, erklärt sich fast von selbst.

Illustration der vier häufigsten Symptome in den Wechseljahren, jeweils mit Symbol, Überschrift, Bild und kurzer Beschreibung: Vasomotorische Symptome: Frau mit Fächer – Hitzewallungen und Nachtschweiß. Schlafstörungen: Frau im Bett mit Kopfweh – Ein- und Durchschlafprobleme, oft verstärkt durch nächtliche Hitzewallungen. Psychische Veränderungen: Zwei Frauen, eine wirkt traurig, die andere glücklich – Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, innere Unruhe, depressive Verstimmungen. Urogenitale Beschwerden: Unterleib mit durchgestrichenem Wassertropfen-Symbol – Scheidentrockenheit, Juckreiz, Brennen, Schmerzen beim Sex und Wasserlassen, Harndrang, Harnwegsinfekte.
Hauptsymptome der Wechseljahre

Was sind Hitzewallungen?

Mal ehrlich, jeder kennt das Wort, doch was versteht man eigentlich genau unter Hitzewallungen? Hitzewallungen sind plötzlich auftretende, intensive Wärmegefühle, die sich meist über Gesicht, Hals und Oberkörper ausbreiten. Oft gehen sie mit Hautrötung, Herzklopfen und starkem Schwitzen einher. Manchmal folgt darauf Frösteln, wenn der Körper überkompensiert und sich abkühlt. Eine einzelne Wallung dauert meist 1 bis 5 Minuten. Sie kann aber auch bis zu einer Stunde andauern. Hitzewallungen können mehrmals täglich und auch nachts auftreten.

Als Betroffene interessiert dich wahrscheinlich am meisten, wie lange dich dieser ganze Zirkus begleiten wird: Natürlich ist das von Frau zu Frau unterschiedlich, aber im Schnitt dauern Hitzewallungen 7,4 Jahre und halten noch 4,5 Jahre nach der letzten Monatsblutung (Menopause) an. Besonders anfällig für eine lange Dauer dieser Beschwerden sind Frauen, die bereits in der Prämenopause oder in der frühen Perimenopause davon betroffen sind (über 11,8 Jahre). Glücklich kannst du dich schätzen, wenn die Hitzewallungen erst nach der Menopause beginnen – dann sind sie meist auch kürzer präsent (3,4 Jahre).

Schwitzen Wechseljahre: Graphik der hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre, die den Abfall von Östradiol und Progesteron und den Anstieg von FSH und LH über die Phasen Prämenopause, Perimenopause und Postmenopause darstellt. Die Menopause ist ebenso eingezeichnet. Zudem wird angemerkt, dass bei Beginn von vasomotorischen Symptome in der Prämenopause und der frühen Perimenopause ein erhöhtes Risiko für lange bestehen bleibende Hitzewallungen besteht. Die durschnittliche Dauer der Hitzewallungen beträgt 7,4 Jahre.
Östradiol (das wirksamste Östrogen) und Progesteron fallen in den Wechseljahren ab, während FSH und LH im Laufe ansteigen.

Falls du dich nun fragst, wann diese verschiedenen Phasen der Wechseljahre stattfinden: Die frühe Perimenopause wird eingeläutet, indem die Länge des Zyklus zu variieren beginnt (mindestens 7 Tage Unterschied in aufeinanderfolgenden Zyklen). Wenn die Blutung 60 Tage oder länger ausbleibt, ist frau in der späten Perimenopause angekommen. Die Menopause ist der Zeitpunkt, an dem die letzte Monatsblutung stattfindet, wenn danach mindestens 12 Monate keine Blutung mehr auftritt. Ein Jahr nach der Menopause beginnt dann die Postmenopause.

Warum schwitzt frau in den Wechseljahren?

Wenn frau versteht, was im eigenen Körper los ist, dann kann sie auch viel bewusster und vor allem gezielter damit umgehen. Deshalb klären wir jetzt, was wirklich hinter Hitzewallungen und Schwitzen steckt – und das war auch für die Forschung in den 2010er-Jahren ein wahrer Durchbruch!

Schwitzen bei kleinster Anstrengung – und ohne „Grund“

Hitzewallungen sind nämlich kein rein hormonelles Problem. Die Ursachen dafür sind komplexer als lange gedacht. Der eigentliche Auslöser liegt in einer Fehlsteuerung des Temperaturzentrums im Gehirn. Normalerweise bremst das Hormon Östrogen die Aktivität von gewissen Nervenzellen. Wenn jedoch der Östrogenspiegel sinkt, fehlt diese Bremse. Das Resultat? Die Nervenzellen werden überaktiv und senden zu viele Signale aus. Dadurch wird das Gehirn überempfindlich gegenüber kleinsten Temperaturveränderungen.

Schwitzen Wechseljahre: Grafik zur Entstehung von Hitzewallungen in den Wechseljahren. Der sinkende Östrogenspiegel führt dazu, dass eine hemmende Wirkung auf bestimmte Nervenzellen im Temperaturzentrum des Gehirns (Hypothalamus) wegfällt. Diese sogenannten KNDy-Neuronen (benannt nach den Botenstoffen Kisspeptin, Neurokinin B und Dynorphin) werden dadurch überaktiv. Die Folge: Das thermoneutrale Fenster, also der Temperaturbereich, in dem der Körper keine Regulationsmaßnahmen ergreift, verengt sich drastisch – von beispielsweise etwa 36,8–37,4 °C auf nur noch 37,0–37,1 °C. Bereits geringste Temperaturerhöhungen lösen eine Überreaktion des Körpers aus, was zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen führt.

Das sogenannte thermoneutrale Fenster, also der Bereich, in dem der Körper Temperaturveränderungen toleriert, ohne aktiv zu reagieren, verengt sich infolgedessen drastisch. Schon minimale Abweichungen von der normalen Körpertemperatur werden dann als „zu heiß“ interpretiert und der Körper reagiert reflexhaft mit Hitzewallungen, starkem Schwitzen und manchmal anschließendem Frösteln.

Hitzewallungen werden durch Faktoren wie Stress und Angst, Alkohol, Koffein und scharfe Speisen sowie Übergewicht verstärkt.

Nächtliches Schwitzen

Nächtliches Schwitzen ist nichts anderes als eine nächtliche Hitzewallung. Der verengte Spielraum, in dem der Körper sich temperaturmäßig „wohlfühlt“, bleibt auch nachts bestehen. So reagiert der Körper auf kleinste Temperaturveränderungen, wie etwa durch eine warme Bettdecke, eine natürliche Temperaturschwankung während der Schlafphasen oder minimale hormonelle Veränderungen in der Nacht. Besonders häufig treten diese nächtlichen Hitzeschübe zwischen 2 Uhr und 4 Uhr morgens auf, wenn der Östrogenspiegel noch einmal leicht abfällt. Das Ergebnis kennst du vielleicht: klatschnasse Kleidung, Frösteln nach dem Schwitzen und eine gestörte Nachtruhe.

Tagsüber erleben viele Frauen Hitzewallungen mit Hitzegefühl, Erröten, Herzklopfen und Schwitzen, nachts hingegen meist nur das Schwitzen. Das liegt daran, dass im Schlaf die Wallung oft nicht vollständig wahrgenommen wird: Frau wacht erst auf, wenn frau bereits schwitzt, während Hitzegefühl oder Herzrasen unbemerkt bleiben. Außerdem fehlt nachts der Stress- und Umgebungseinfluss, der tagsüber die Symptome verstärkt.

Das hilft gegen Schwitzen in den Wechseljahren

Dass Schichtkleidung, also ein Zwiebel-Look, und atmungsaktive Stoffe sowie kühle Raumtemperatur und regelmäßiges Lüften hilfreich sind, weißt du sicherlich. Deshalb konzentrieren wir uns hier auf alle Techniken und Mittel, die über Alltagsmaßnahmen hinausgehen.

Hormontherapie

Die wirksamste Behandlung gegen Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen in den Wechseljahren ist nach wie vor die Hormontherapie, oft auch Hormonersatztherapie (HRT) genannt. Sie gleicht den natürlichen Rückgang von Östrogen (und bei Bedarf auch Progesteron) aus und setzt am initialen Hebel an. HRT kann die vasomotorischen Symptome bei 70-95% der Frauen deutlich lindern und das oft schon innerhalb weniger Wochen. Bei Progesteron sind die Effekte geringer. HRT gibt es mittlerweile als Tabletten, Pflaster, Gel oder Spray.

Schwitzen Wechseljahre: Grafik zur Entstehung von Hitzewallungen in den Wechseljahren und der Wirkung von Hormonersatztherapie. Der sinkende Östrogenspiegel führt dazu, dass eine hemmende Wirkung auf bestimmte Nervenzellen im Temperaturzentrum des Gehirns (Hypothalamus) wegfällt. Diese sogenannten KNDy-Neuronen (benannt nach den Botenstoffen Kisspeptin, Neurokinin B und Dynorphin) werden dadurch überaktiv. Die Folge: Das thermoneutrale Fenster, also der Temperaturbereich, in dem der Körper keine Regulationsmaßnahmen ergreift, verengt sich drastisch – von beispielsweise etwa 36,8–37,4 °C auf nur noch 37,0–37,1 °C. Bereits geringste Temperaturerhöhungen lösen eine Überreaktion des Körpers aus, was zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen führt. Hormonersatztherapie setzt direkt an der ersten Stellschraube an, indem es den Östrogenausfall ausgleicht.

Eine Hormontherapie muss wohlüberlegt sein. Sie ist in der Regel dann besonders sinnvoll, wenn du unter stark ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden leidest. Die moderne HRT ist heute deutlich sicherer als früherniedrigen Dosierungen und einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung sei Dank. Besonders wirksam und gut verträglich ist die Hormontherapie, wenn sie früh begonnen wird, nämlich idealerweise innerhalb von 10 Jahren nach der letzten Monatsblutung oder bevor du 60 Jahre alt bist. In diesem Zeitraum ist der Körper am empfänglichsten für die hormonelle Unterstützung und mögliche Risiken bleiben am geringsten.

Medikamente ohne Hormone

Nicht jede Frau möchte oder kann eine Hormontherapie machen. Die gute Nachricht ist, dass es auch wirksame Alternativen gibt, die ohne Hormone auskommen.

Antidepressiva in niedriger Dosierung

Bestimmte Antidepressiva (vor allem Paroxetin und Venlafaxin) können die Häufigkeit von Hitzewallungen um 25 % bis 69 % senken. Sie sind eine besonders interessante Option, wenn du gleichzeitig unter Stimmungsschwankungen leidest, wirken aber auch gegen das Schwitzen, wenn du keine depressive Verstimmung hast. Für Hitzewallungen werden dabei wesentlich niedrigere Dosierungen eingesetzt als beispielsweise bei Depressionen oder Angststörungen. Dadurch fallen die Nebenwirkungen in der Regel milder aus und beschränken sich auf Übelkeit, Mundtrockenheit, leichten Schwindel und Einschlafprobleme, oft auch nur vorübergehend. Sexuelle Funktionsstörungen kommen in dieser Dosis selten vor.

„Mit niedrig dosierten Antidepressiva kannst du Hitzewallungen effektiv begegnen und gleichzeitig deiner Stimmung auf die Sprünge helfen.“

Gabapentin und Pregabalin

Gabapentin und Pregabalin wurden ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie oder Nervenschmerzen entwickelt. Mittlerweile sind sie aber auch zur Linderung von Hitzewallungen im Einsatz – Gabapentin wird dabei grundsätzlich bevorzugt. Besonders Frauen, die auch Schlafprobleme haben, können von diesem Wirkstoff profitieren. In den ersten Tagen treten häufig Schläfrigkeit und Schwindel auf. Allerdings kann Gabapentin auch Kopfschmerzen und eine eingeschränkte Konzentration verursachen.

Oxybutynin

Oxybutynin dämpft die Aktivität der Steuerzentrale für automatische Abläufe im Körper, des vegetativen Nervensystems, und kann so Hitzewallungen signifikant reduzieren. Typischerweise werden niedrige Dosen eingesetzt, sodass es nur selten zu Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Problemen beim Wasserlassen kommt. Bei älteren Frauen sollte Oxybutynin jedoch mit Vorsicht angewendet werden, denn Anticholinergika könnten bei längerer Einnahme zu einem erhöhten Risiko für geistigen Abbau führen.

Clonidin

Clonidin ist ein blutdrucksenkendes Medikament, das in niedriger Dosierung auch gegen Hitzewallungen eingesetzt werden kann. Es wirkt, indem es die Ausschüttung von Noradrenalin, einem Botenstoff, der bei der Temperaturregulation eine Rolle spielt, hemmt. Allerdings ist die Wirkung auf Hitzewallungen meist weniger stark als bei hormonellen Therapien, Antidepressiva und Gabapentin, während unangenehme Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Schläfrigkeit, niedriger Blutdruck und Schwindel auftreten können.

Cannabinoide

Cannabinoide sind Wirkstoffe aus der Cannabispflanze wie THC und CBD. Es wird vermutet, dass Cannabinoide auch Hitzewallungen lindern könnten. Derzeit gibt es jedoch noch keine ausreichend gesicherten Daten. THC kann Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Angst oder psychotische Reaktionen verursachen. CBD gilt hingegen als besser verträglich. Wenn du Cannabinoide ausprobieren möchtest, solltest du das daher nur in ärztlicher Rücksprache tun.

Neurokinin-Rezeptorblocker – die aktuelle Innovation!

Ein neuer und besonders vielversprechender Ansatz ist die medikamentöse Blockade der Neurokinin-Rezeptoren. Diese Präparate wirken gezielt im Temperaturzentrum des Gehirns und unterbrechen dort die Signale der überaktiven Nervenzellen.

Schwitzen Wechseljahre: Grafik zur Entstehung von Hitzewallungen in den Wechseljahren und der Wirkung von Neurokinin-Rezeptorblockern. Der sinkende Östrogenspiegel führt dazu, dass eine hemmende Wirkung auf bestimmte Nervenzellen im Temperaturzentrum des Gehirns (Hypothalamus) wegfällt. Diese sogenannten KNDy-Neuronen (benannt nach den Botenstoffen Kisspeptin, Neurokinin B und Dynorphin) werden dadurch überaktiv. Die Folge: Das thermoneutrale Fenster, also der Temperaturbereich, in dem der Körper keine Regulationsmaßnahmen ergreift, verengt sich drastisch – von beispielsweise etwa 36,8–37,4 °C auf nur noch 37,0–37,1 °C. Bereits geringste Temperaturerhöhungen lösen eine Überreaktion des Körpers aus, was zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen führt. Neurokinin-Rezeptorblocker setzen an der Überaktivität der KNDy-Nervenzellen an, indem sie die Bindung von Neurokinin B an dessen Rezeptore(n) blockieren.
Fezolinetant

Der erste zugelassene Wirkstoff dieser Art ist Fezolinetant, besser bekannt unter dem Markennamen Veoza (bzw. Veozah). Es handelt sich dabei um Tabletten, die täglich eingenommen werden müssen. Fezolinetant gibt es erst seit 2023; seit 2024 ist es auch in Deutschland erhältlich. Die ersten Besserungen treten oft schon innerhalb der ersten Woche ein. Nach 12-wöchiger Einnahme haben Frauen im Schnitt 2,55 Hitzewallungen weniger pro Tag.

„Fezolinetant ist ein neuer Wirkstoff, der ganz ohne Hormone auskommt – und dennoch Hitzewallungen deutlich reduziert.“

Fezolinetant wird gut vertragen. Gelegentliche Nebenwirkungen sind vor allem Kopfschmerzen, Übelkeit und Bauchschmerzen. Wie viele andere Medikamente auch, kann sich Fezolinetant in einigen wenigen Fällen negativ auf die Leber auswirken. Daher ist es wichtig, dass du deine Leberwerte vor und während der Behandlung regelmäßig kontrollieren lässt.

Elinzanetant

Natürlich wittern nun auch andere Pharmakonzerne das Geschäft mit diesem neuartigen Wirkmechanismus. So plant der Pharmariese Bayer nach erfolgreichen Phase-III-Studien für Spätsommer 2025 die Markteinführung des Wirkstoffes Elinzanetant.

Pflanzliche Mittel

Phytoöstrogene

Es gibt auch Pflanzen, die eine östrogenähnliche Wirkung haben – sogenannte Phytoöstrogene. Sie kommen etwa in Soja und Rotklee oder Leinsamen vor und werden seit Langem zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Ihre Wirkung ist jedoch schwächer und uneinheitlicher als die von Hormonpräparaten oder modernen Medikamenten. Manche Frauen berichten dennoch von einer spürbaren Besserung, vor allem bei leichten Beschwerden. Bei anderen bleibt der Effekt aus – vermutlich aufgrund von Unterschieden in der Verstoffwechselung.

Auch pflanzliche Mittel können Nebenwirkungen haben oder mit anderen Medikamenten wechselwirken können. Sprich daher vor der Einnahme mit deinem Arzt oder deiner Ärztin.

Andere Heilpflanzen

Es gibt auch Pflanzen, die zwar keine Phytoöstrogene enthalten, aber trotzdem gegen Hitzewallungen helfen können. Dazu zählen die Traubensilberkerze (auch bekannt als Black Cohosh) und Salbei. Traubensilberkerze kann die Thermoregulation über die enthaltenen Triterpene stabilisieren, während Salbei wiederum durch seine ätherischen Öle die Schweißproduktion regulieren kann. Zusätzlich kann Salbei durch seine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem helfen, Stress und Nervosität zu lindern und damit potenzielle Trigger mildern. Vermeide Salbei-Präparate mit einem hohen Gehalt an Thujon, da dieser Stoff in größeren Mengen schädlich für das Nervensystem sein kann. Standardisierte Präparate aus der Apotheke sind hier die sicherere Wahl.

Minimal-invasive Methoden

Blockade des Halsnervenknotens

Bei diesem Verfahren, das manchmal bei starken Hitzewallungen eingesetzt wird, wird ein Betäubungsmittel in die Nähe eines bestimmten Nervenknotens am Hals gespritzt. Dieser Nervenknoten gehört zu einem Teil des Nervensystems, das viele automatische Körperfunktionen steuert, darunter auch das Schwitzen. Durch die gezielte Betäubung, den sogenannten Stellatumblock, wird dieser Bereich für kurze Zeit „ausgeschaltet“. Das kann helfen, die Beschwerden zu lindern.

Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. Manche Frauen merken sofort eine Wirkung, bei anderen braucht es mehrere Sitzungen. Die Nebenwirkungen sind in der Regel nur vorübergehend. Allerdings besteht ein Risiko für die Verletzung von Lunge, wichtigen Nerven und großen Gefäßen sowie für einen Blutdruckabfall und Kreislaufprobleme.

Akupunktur

Auch Akupunktur wird eine lindernde Wirkung bei Hitzewallungen zugeschrieben – wenn auch eine wesentlich geringere. Greife bevorzugt zu Elektroakupunktur anstelle von traditioneller Akupunktur, da diese überlegen zu sein scheint. Wichtig ist eine qualifizierte Durchführung durch erfahrene Therapeut:innen.

Schwitzen Wechseljahre: Die Grafik mit dem Titel „Studien-basierte Einschätzung der Wirksamkeit durch HealthHeld“ bewertet unterschiedliche Behandlungsmethoden gegen Hitzewallungen und übermäßiges Schwitzen in den Wechseljahren anhand wissenschaftlicher Studienlage. Die Einschätzung erfolgt mithilfe eines Fünf-Sterne-Systems, wobei fünf Sterne für eine sehr hohe Wirksamkeit und null Sterne für keine nachweisbare Wirksamkeit stehen. Insgesamt werden sechs Kategorien dargestellt: Hormontherapie, Medikamente ohne Hormone, Pflanzliche Mittel, Minimal-invasive Methoden, Mentale Techniken und Ernährung.

Mentale Techniken

Kognitive Verhaltenstherapie

Auch die Psyche spielt bei Hitzewallungen eine größere Rolle, als viele denken. Genau hier setzt die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) an. Die Therapie kombiniert verschiedene Bausteine: Wissen über körperliche Abläufe, Atemtechniken, Strategien zur Stressbewältigung und den Umgang mit belastenden Gedanken. In mehreren hochwertigen Studien zeigte sich, dass Frauen, die an einer KVT teilnahmen – entweder in Gruppen, individuell oder mit einem Selbsthilfeprogramm – von deutlich weniger belastenden Hitzewallungen berichteten. Oft reichten schon wenige Sitzungen aus.

„Kognitive Verhaltenstherapie kann in den Wechseljahren äußerst unterstützend sein.“

KVT reduziert vor allem das subjektive Belastungserleben, also, wie stark die Hitzewallungen als störend empfunden werden. Die Häufigkeit und Intensität von Hitzewallungen kann aber ebenso reduziert werden, wenn auch nur moderat. Vor allem Frauen, die sich aktiv mit den Triggern und dem Stressniveau auseinandersetzen, erleben diesen Effekt.

Klinische Hypnose

Bei der klinischen Hypnose werden innere Bilder und gedankliche Impulse genutzt, um körperliche Symptome zu beeinflussen. Sie wird seit Langem bei chronischen Schmerzen und Angstzuständen eingesetzt. Ebenso kann sie die Häufigkeit und Intensität von Hitzewallungen deutlich reduzieren – unabhängig davon, ob frau daran glaubt oder nicht. Dass es sich um keinen Hokuspokus handelt, zeigt sich auch durch objektive Messungen (beispielsweise über die Hautleitfähigkeit). Eine klinische Hypnose umfasst mehrere wöchentliche Sitzungen sowie tägliches Üben zu Hause. Mittlerweile ist diese Methode auch per App oder Audioanleitung zugänglich.

Meditation und Achtsamkeit

Achtsamkeitsbasierte Verfahren wie die sogenannte Mindfulness-Based Stress Reduction zielen darauf ab, Gedanken, Gefühle und Körpersignale bewusster und gelassener wahrzunehmen, ohne sie direkt verändern zu wollen. Das kann helfen, den Umgang mit Hitzewallungen zu erleichtern, vor allem wenn Stress oder innere Unruhe eine Rolle spielen. Die Methode kombiniert Meditation, Körperwahrnehmung und sanftes Yoga. Die Studienlage ist in diesem Bereich leider noch sehr begrenzt, aber vielversprechend.

Dass Meditation und Achtsamkeit unterstützen, ist nicht verwunderlich, denn sie wirken nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die innere Haltung: Wie Frauen die Wechseljahre erleben, hängt nämlich nicht nur von Hormonen ab, sondern auch von der Persönlichkeit und der eigenen Einstellung. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass Frauen in Kulturen, in denen diese Phase als natürlicher Übergang gesehen wird, seltener von belastenden Beschwerden berichten. Meditation und Achtsamkeit setzen genau hier an, indem sie einen gelasseneren Umgang mit inneren und äußeren Reizen fördern und die Fähigkeit stärken, sich selbst wohlwollend zu begegnen.

Ernährung

Wie so oft spielt die Ernährung natürlich auch bei Schwitzen in den Wechseljahren eine Rolle. Allerdings mangelt es hier an wertvollen Studien. Vereinzelte Untersuchungen zeigen, dass der Verzehr von Gemüse (und auch Obst) unterstützen kann. Generell könnten Vegetarierinnen und Veganerinnen weniger von Hitzewallungen geplagt sein. Wenn du also auf Nummer sicher gehen möchtest, greife einmal mehr zu Tofu, Tempeh und Sojamilch anstelle von Hühnchen, Schinken und Kuhmilch. Und ein bisschen extra Gemüse schadet bekanntlich nie. Denn was definitiv feststeht, ist, dass Übergewicht mit mehr Hitzewallungen einhergeht.

Wann zum Arzt?

Aufgrund der tiefgreifenden negativen Folgen von Hitzewallungen und Nachtschweiß in den Wechseljahren solltest du dich nicht damit herumquälen. Sei dir bewusst: Nicht nur du suchst mit diesen Beschwerden ärztliche Hilfe, sondern etwa 60-86% der Frauen. Hol dir also Hilfe, wenn du merkst, dass dein Wohlbefinden leidet oder du dir unsicher bist, ob deine Beschwerden tatsächlich „nur“ durch die Wechseljahre verursacht sind.

Nachtschweiß kann auch ein wichtiges Frühwarnzeichen für ernsthafte Erkrankungen sein!

Fazit

Schwitzen in den Wechseljahren, tags und nachts, ist häufig und normal, aber du musst es nicht einfach hinnehmen. Es gibt zwar nicht „die eine Lösung“ für alle, aber du hast heute mehr Auswahl als je zuvor – auch abseits von Hormontherapie. Entscheidend ist, dass du deine Beschwerden ernst nimmst. Die Wechseljahre sind kein Zustand, den man einfach „durchhalten“ muss, sondern ein natürlicher Abschnitt im Leben, den du aktiv und selbstbestimmt gestalten kannst.

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Picture of Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.