Key Takeaways
PP405 könnte Haarausfall nicht nur stoppen, sondern sogar umkehren, indem es körpereigene Stammzellen aktiviert und den Haarstoffwechsel direkt beeinflusst.
Das biopharmazeutische Unternehmen Pelage setzt mit PP405 auf einen innovativen, stoffwechselbasierten Therapieansatz, der für alle Geschlechter und Haartypen geeignet sein soll.
PP405 befindet sich derzeit in der klinischen Entwicklung, weshalb eine Marktzulassung noch etwas dauern wird.
PP405 gilt unter Betroffenen als neuer Hoffnungsträger im Kampf gegen Haarausfall. Hier erfährst du, was das Mittel so besonders macht und warum es sowohl bei Frauen als auch bei Männern, bei erblich bedingtem Haarausfall ebenso wie bei anderen Formen, vielversprechend sein könnte.
Das Unternehmen hinter PP405
Das Unternehmen hinter dem Medikament mit dem sperrigen Namen PP405 heißt Pelage und ist ein biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Los Angeles, USA. Gegründet wurde es von Wissenschaftler:innen der renommierten Universität UCLA, die sich auf die Forschung in der Molekular- und Stammzellbiologie rund ums Haar spezialisiert haben. PP405 ist das Hauptprodukt des Unternehmens, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine nicht-invasive und innovative Behandlungsmethode für erblich bedingten Haarausfall zu entwickeln – geeignet für alle Geschlechter, Hauttypen und Haartypen.
Das Medikament PP405 gegen Haarausfall
PP405 ist ziemlich innovativ, weil es trotz äußerlicher Anwendung direkt auf den Zellstoffwechsel wirkt. Das Medikament überwindet damit eine zentrale Hürde herkömmlicher, äußerlich angewendeter Produkte, die nämlich oft nur oberflächlich wirken. Es beeinflusst gezielt bestimmte Abläufe in den Haarwurzeln und sorgt dafür, dass ein wichtiges Enzym namens LDH (Laktatdehydrogenase) verstärkt gebildet wird. Dadurch können Haarfollikel-Stammzellen wieder aktiviert werden, was neues Haarwachstum ermöglicht. Dieser potenzielle Effekt konnte auch bereits in hochqualitativen Studien nachgewiesen werden.

Bisherige Untersuchungen zeigen, dass PP405 das Protein Ki-67 deutlich erhöht. Ki-67 wird als Marker für die Zellaktivität genutzt, da es darauf hinweist, dass sich die Stammzellen erneut teilen und aktiv werden. In der Forschung wird es unter anderem verwendet, um das Haarwachstum quantitativ zu erfassen. Der Marker ist typischerweise in der Wachstumsphase (Anagenphase) des Haarzyklus verstärkt nachweisbar, während er in Ruhephasen (Telogenphase) kaum oder gar nicht vorhanden ist.
Besonders interessant ist, dass PP405 helfen könnte, Haarausfall nicht nur zu verlangsamen, sondern tatsächlich auch umzukehren. Das wäre ein bedeutender Fortschritt, denn aktuelle Mittel wie Finasterid oder Minoxidil schaffen das nur in begrenztem Umfang und sind eher dafür ausgelegt, den aktuellen Stand beizubehalten. Bei der häufigsten Form des Haarausfalls, dem erblich bedingten Haarausfall, werden die Haarfollikel nicht zerstört, sondern nur in eine Art Ruhephase versetzt, was es theoretisch erlaubt, diese „wiederzubeleben“. PP405 soll genau diese Ruhe unterbrechen und die Follikel wieder aktivieren können. Auch bei anderen Formen wie diffusem Haarausfall und chemotherapiebedingtem Haarverlust soll PP405 eine Wirkung zeigen.
Die Anwendung erfolgt wie bei Finasterid und Minoxidil täglich und wurde bisher als sicher und gut verträglich beschrieben.
Soweit die Theorie, doch wie sieht es mit der tatsächlichen Wirksamkeit und der Entwicklung aus?
Entwicklung und Marktstart von PP405 gegen Haarausfall
Bevor du voller Vorfreude zur nächsten Apotheke stürmst, musst du dich noch etwas gedulden. Denn PP405 klingt zwar vielversprechend, steht jedoch noch am Anfang seiner Reise zur Zulassung. Bislang wurde lediglich die erste klinische Phase, auch Phase-I-Studie genannt, abgeschlossen. In dieser Phase werden neue Wirkstoffe zum allerersten Mal an Menschen getestet. Dass PP405 diese Hürde mit guten Ergebnissen gemeistert hat, ist ein starkes Signal und macht Hoffnung auf mehr. Bis zur Zulassung kann aber noch einiges passieren – und damit theoretisch leider auch schiefgehen. Es gibt zahlreiche vielversprechende Mittel gegen Haarausfall, die anfangs beeindruckende Ergebnisse lieferten, in späteren Studien allerdings dann enttäuschten.

Die nächste Etappe der Forschung ist jedoch bereits in vollem Gange. Im Jahr 2024 wurde in den USA eine Phase-II-Studie gestartet, die voraussichtlich Ende 2025 abgeschlossen sein wird. Erste Ergebnisse erwarten wir also noch in diesem Jahr oder spätestens Anfang 2026. In dieser Phase geht es vor allem darum, die Sicherheit, Verträglichkeit und die Aufnahme des Wirkstoffs im Körper zu prüfen. Die Wirksamkeit steht hier also nicht im Mittelpunkt, aber dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass auch zu diesen Ergebnissen Informationen veröffentlicht werden. Laut Aussagen aus Interviews werden für die Analyse der Wirksamkeit nicht nur Beobachtungen mit dem freien Auge gemacht, sondern auch hochauflösende Fotos erstellt und Hautproben entnommen, um unterschiedliche Marker zu analysieren.
Positiv hervorzuheben ist die Zusammensetzung der Proband:innen. An der Studie nehmen sowohl Männer als auch Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall teil, während in vielen anderen Zulassungsstudien für medikamentöse Haarausfallbehandlungen häufig nur ein Geschlecht berücksichtigt wird. Das führt dazu, dass neue Medikamente zunächst nur eingeschränkt – in der Regel für Männer – freigegeben sind. Das Vorgehen von Pelage zeigt also Weitsicht und lässt hoffen, dass PP405 von Anfang an für alle Betroffenen zugelassen sein könnte.
Bis dahin ist allerdings noch etwas Geduld gefragt. Denn selbst wenn alles nach Plan läuft, braucht es Zeit, bis sämtliche Studienphasen abgeschlossen und die erforderlichen Zulassungen erteilt sind. Frühestens gegen Ende dieses Jahrzehnts könnte PP405 tatsächlich auf den Markt kommen. Dass das Potenzial des Mittels jedoch enorm hoch eingeschätzt wird, zeigt nicht zuletzt das Vertrauen großer Investoren. So hat Google Ventures gemeinsam mit anderen Geldgebern bereits 14 Millionen US-Dollar in das Unternehmen investiert – ein deutliches Zeichen dafür, dass hier etwas Großes in Entwicklung ist.
Unterscheidung zu bisherigen Stammzellentherapien
Dass Stammzelltherapien Haare reaktivieren können, ist eigentlich schon länger klar. Allerdings verfolgt Pelage hier einen ganz anderen Ansatz. Statt mit Stammzellen oder davon abgeleiteten Komponenten zu arbeiten, sollen mit PP405 direkt die eigenen Stammzellen der Haarfollikel wieder aktiviert werden.
PP405 wird dabei einfach als Creme auf die Kopfhaut aufgetragen. Der Wirkstoff gelangt dann zu den Haarwurzeln und verändert dort den Zellstoffwechsel. Daher wird das Ganze auch als „metabolischer Ansatz“ bezeichnet. Durch das Eingreifen in den Zellstoffwechsel wird der natürliche „Wachstumsschalter“ wieder in Gang gebracht.

Mehr dazu hier: Stammzellentherapie gegen Haarausfall
Fazit
PP405 gilt als Hoffnungsträger im Kampf gegen Haarausfall und weckt zu Recht große Erwartungen. Zum ersten Mal gibt es die realistische Chance, dass selbst bei bereits kahlen Stellen wieder neues Haar wachsen könnte. Doch auch wenn die Perspektive faszinierend ist, lohnt es sich derzeit nicht, auf die Marktzulassung zu warten. Denn bis PP405 tatsächlich erhältlich ist, dürften noch einige Jahre vergehen. Wenn du bereits unter Haarausfall leidest, solltest du die Zeit daher sinnvoll nutzen und auf bewährte Haarwuchsmittel zurückgreifen.
Quellen
ClinicalTrials. (Stand 2025; abgerufen am 28.05.2025) Safety, Pharmacokinetics and Efficacy of PP405 in Adults With AGA. https://clinicaltrials.gov/study/NCT06393452?term=pp405&rank=1
Dermatology Times. (Stand 2024; abgerufen am 28.05.2025) Q&A: Pelage’s Novel PP405 Advances to Phase 2a for Androgenetic Alopecia. https://www.dermatologytimes.com/view/q-a-pelage-s-novel-pp405-advances-to-phase-2a-for-androgenetic-alopecia
Flores A, et al. (2017) Lactate dehydrogenase activity drives hair follicle stem cell activation. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28812580/
Liu X, et al. (2021) Development of Novel Mitochondrial Pyruvate Carrier Inhibitors to Treat Hair Loss. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33534563/
Pelage. (Stand 2025; abgerufen am 28.05.2025) Website. https://pelagepharma.com/
PR Newswiere. (Stand 2024; abgerufen am 28.05.2025) Pelage Pharmaceuticals Advances Clinical Program with First Patients Dosed in Phase 2 Study for Hair Loss and GV-Led $14M Series A-1. https://www.prnewswire.com/news-releases/pelage-pharmaceuticals-advances-clinical-program-with-first-patients-dosed-in-phase-2-study-for-hair-loss-and-gv-led-14m-series-a-1-302220301.html
PR Newswiere. (Stand 2024; abgerufen am 28.05.2025) Pelage Presents Late-Breaking Data at AAD 2024 Meeting Demonstrating PP405 Activates Human Hair Follicle Stem Cells Ex Vivo and in Phase 1 Clinical Study. https://www.prnewswire.com/news-releases/pelage-presents-late-breaking-data-at-aad-2024-meeting-demonstrating-pp405-activates-human-hair-follicle-stem-cells-ex-vivo-and-in-phase-1-clinical-study-302084610.html