Key Takeaways
Damiana ist ein traditionelles Aphrodisiakum, aber kein bewiesenes Mittel gegen Erektionsstörungen.
Bisher gibt es keine klinischen Studien am Menschen, nur Tierversuche und Laborstudien, die vielversprechende, aber nicht übertragbare Hinweise liefern.
Aufgrund möglicher Neben- und Wechselwirkungen ist bei der Anwendung Vorsicht geboten.
Ob als Tee, Kapsel oder Tinktur – das Einnahmeregime ist in jeder Darreichungsform ein Selbstexperiment.
Auf der Suche nach natürlichen Mitteln zur Potenzsteigerung bist du vielleicht schon über Damiana gestolpert – eine (eigentlich ganz hübsche) Pflanze, die in Süd- und Mittelamerika wächst. Seit Jahrhunderten ist sie als natürliches Heilmittel bekannt und wird vor allem als natürliches Aphrodisiakum gepriesen. In letzter Zeit hört man immer öfter, dass sie auch bei Erektionsstörungen helfen soll. Aber hält Damiana, was sie verspricht? Wir werfen einen genauen Blick auf die wissenschaftlichen Fakten und schauen, ob diese Pflanze wirklich eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungen bei Erektionsproblemen sein könnte.
Was ist Damiana überhaupt?
Damiana, in der Botanik als Turnera diffusa bekannt, ist ein kleiner Strauch, der in subtropischen und tropischen Regionen wie Mexiko, Texas und der Karibik wächst. Ihre Blätter sind reich an bioaktiven Stoffen wie Flavonoiden, Terpenen und ätherischen Ölen – kurz gesagt: Flavonoide machen bunt, Terpene duften, und ätherische Öle sind die Super-Duftmischung aus Pflanzen.
„Damiana ist ein altbekanntes Aphrodisiakum – also ein Mittel, das die sexuelle Lust anregen kann.“
Damiana wird oft als natürliches Mittel zur Verbesserung der Libido beworben. Wenn du mit Erektionsstörungen zu kämpfen hast, klingt das vielleicht verlockend – ein pflanzliches Mittel ohne Rezept, das deine Probleme lösen könnte. Doch bevor du es ausprobierst, lass uns schauen, was die Wissenschaft dazu sagt.
Damiana als traditionelles Aphrodisiakum
Damiana hat eine ziemlich lange Tradition. Schon die Maya nutzten sie, um die Lust zu steigern, und in Mexiko wurde sie als ein Mittel gegen sexuelle Probleme eingesetzt, aber auch gegen Asthma oder Depressionen. Im 19. Jahrhundert kam Damiana nach Europa, wo die Pflanze als Tonikum und Libidobooster verkauft wurde. Klingt spannend, oder? Aber diese alten Geschichten beweisen nicht, dass die Pflanze bei Erektionsstörungen hilft – sie zeigen nur, dass Menschen schon lange daran glauben. Wissenschaftlich zählt das nicht als Beleg.
Was sagt die Forschung über Damiana und Erektionsstörungen?
Leider ist die Antwort, ob Damiana wirklich bei Erektionsstörungen hilft, nicht ganz so eindeutig, wie du vielleicht hoffst. Die wissenschaftliche Forschung steckt hier noch in den Kinderschuhen. Es gibt bisher keine Studien am Menschen, die klar beweisen, dass Damiana wirkt oder eben auch nicht wirkt. Die meisten Erkenntnisse kommen aus Tierversuchen oder Laborstudien – das ist ein Problem, denn was bei Ratten funktioniert, klappt nicht immer auch bei uns Menschen.
Eine Studie aus dem Jahr 1999 zeigte, dass Damiana-Extrakt bei männlichen Ratten das Sexualverhalten steigerte – sie ejakulierten schneller und häufiger. Eine andere Untersuchung fand heraus, dass sexuell erschöpfte Ratten nach der Einnahme von Damiana wieder aktiver wurden. Klingt doch vielversprechend, oder? Aber der menschliche Körper ist komplexer als der von Ratten. Daher lassen sich solche Ergebnisse nicht einfach übertragen.
„Es gibt bis dato zu Damiana bei Erektionsstörungen keine Studien am Menschen.“
Kurz gesagt: Klinische Studien mit Menschen fehlen, und ohne solche Studien kann man nicht sicher sagen, ob Damiana bei Erektionsstörungen hilft, wie stark die Wirkung ist und auch, welche Dosis überhaupt nötig wäre. Wissenschaftlich gesehen steht Damiana also auf wackeligen Beinen – es gibt Hinweise, aber keine Beweise.
Wirkweise von Damiana bei Erektionsstörungen
Die genaue Wirkungsweise von Damiana bei Erektionsstörungen ist bisher nicht vollständig geklärt. Aber es gibt einige Theorien, wie die Pflanze hier wirken könnte – sowohl direkt als auch indirekt.
Direkte Wirkung
Förderung der NO-Freisetzung: NO ist essenziell für die Erweiterung der Blutgefäße im Penis und damit für eine Erektion. Es wird vermutet, dass bestimmte Inhaltsstoffe in Damiana, wie cyanogene Glykoside, die NO-Produktion anregen könnten.
Hemmung des Enzyms PDE-5: Eine Erektion entsteht, wenn Stickstoffmonoxid (NO) die glatte Muskulatur im Penis entspannt, wodurch Blutgefäße sich erweitern und der Blutfluss zunimmt. Das Molekül cGMP unterstützt diesen Prozess, wird jedoch vom Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5) abgebaut. Medikamente wie Sildenafil (Viagra) blockieren PDE-5, wodurch cGMP länger aktiv bleibt und die Erektion gefördert wird. Bestimmte Stoffe in Damiana, wie Flavonoide, könnten möglicherweise denselben Effekt wie Viagra haben und das Enzym PDE-5 hemmen.
Mehr dazu hier: PDE-5-Hemmer (Viagra)

Indirekte Wirkung
Antioxidative Wirkung: Flavonoide wie Apigenin, die in Damiana vorkommen, haben antioxidative Eigenschaften. Sie könnten die Blutgefäße vor Schäden schützen und die Durchblutung fördern. Diese Wirkung könnte die Gefäßgesundheit unterstützen und somit indirekt Erektionsstörungen lindern.
Einfluss auf den Hormonhaushalt: Ein niedriger Testosteronspiegel kann Erektionsstörungen begünstigen. Flavonoide in Damiana könnten durch Hemmung des Enzyms Aromatase die Umwandlung von Testosteron in Östrogen verhindern, indem das Enzym Aromatase gehemmt wird, was den Testosteronspiegel erhöht und damit möglichen Erektionsstörungen entgegenwirkt.
Psychologische Unterstützung: Stress und Angst können Erektionsstörungen verschlimmern. Damiana wird traditionell auch gegen Angstzustände eingesetzt und könnte durch eine beruhigende Wirkung so indirekt bei Erektionsproblemen helfen.
Nebenwirkungen von Damiana
Natürlich bedeutet nicht gleich unbedenklich – das gilt auch für Damiana. Bevor du dieses Mittel also ausprobierst, solltest du dir die möglichen Neben- und auch Wechselwirkungen bewusst machen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Magenprobleme wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, vor allem, wenn du zu viel nimmst. Ebenso kann es nach der Einnahme zu Kopfschmerzen und Schwindel kommen. In seltenen Fällen treten allergische Reaktionen wie Hautausschläge oder Atemprobleme auf.
Außerdem kann Damiana mit Medikamenten wechselwirken. Wenn du zum Beispiel blutzuckersenkende Mittel nimmst (etwa bei Diabetes), könnte Damiana deinen Blutzucker zu stark senken und eine Unterzuckerung auslösen. Auch bei Blutverdünnern wie Warfarin besteht ein Risiko, weil Damiana die Blutgerinnung beeinflussen könnte. Wenn du also Vorerkrankungen hast, solltest du unbedingt mit deinem Arzt oder deiner Ärztin sprechen, bevor du zu Damiana greifst.
Tipp: Die Qualität von Damiana-Produkten kann schwanken. Kaufe daher am besten nur bei vertrauenswürdigen Anbietern, die ihre Produkte testen lassen.
Wie wird Damiana benutzt?
Falls du Damiana ausprobieren willst, hast du verschiedene Möglichkeiten:
- Tee: Übergieße 1-2 Teelöffel getrocknete Blätter mit heißem Wasser und lasse sie 10-15 Minuten ziehen – voilà, dein Damiana-Tee ist fertig. Der Geschmack ist etwas bitter, aber Honig schafft hier gut Abhilfe.
- Kapseln/Tabletten: Besonders praktisch und oft mit 400-800 mg dosiert – lies die Packung genau.
- Tinktur: 2-4 ml pro Tag, pur oder in Wasser gemischt.
Starte mit einer kleinen Menge und schau, wie dein Körper reagiert. Ob du Damiana regelmäßig einnimmst oder kurz vor dem Sex, ist dir überlassen – du bist hier quasi dein eigenes Studienobjekt, denn offizielle Empfehlungen oder eben Studien am Menschen gibt es nicht.
Fazit
Damiana klingt verlockend als natürliches Mittel gegen Erektionsstörungen, aber die Wissenschaft sagt: Es fehlen Beweise. Tierstudien und Laborversuche deuten auf eine Wirkung hin, doch ohne Studien mit Menschen bleibt es Spekulation. Dazu kommen mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen – sei also vorsichtig, wenn du Damiana testen willst.
Quellen
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Estrada-Reyes R, et al. (2009) Turnera diffusa Wild (Turneraceae) recovers sexual behavior in sexually exhausted males. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19501274/
Estrada-Reyes R, et al. (2013) Pro-sexual effects of Turnera diffusa Wild (Turneraceae) in male rats involves the nitric oxide pathway. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23298455/
Kuchernig, JC. (2021) Sexuelle Unlust – Wirkmechanismen des natürlichen Aphrodisiakums Damiana (Turnera diffusa). https://link.springer.com/article/10.1007/s41975-021-00193-0
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