Key Takeaways
Finasterid hemmt das Enzym 5-alpha-Reduktase, das Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Es reduziert auf diese Weise den DHT-Spiegel, wodurch es direkt an der Ursache des erblich bedingten Haarausfalls ansetzt.
Finasterid zählt zu den am besten erforschten Mitteln gegen Haarausfall. Die Wirksamkeit ist durch zahlreiche Studien belegt.
Sichtbare Verbesserungen treten nach 6–12 Monaten ein und halten in der Regel bei täglicher Einnahme langfristig an.
Nebenwirkungen treten selten auf und betreffen meist sexuelle Dysfunktionen, die in der Regel nach dem Absetzen reversibel sind.
Finasterid wurde ursprünglich unter dem Namen Proscar zur Behandlung von gutartigen Prostatavergrößerungen entwickelt. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Wirkstoff auch bei erblich bedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie) ausgesprochen wirksam ist. Seit 1997 ist er unter dem Handelsnamen Propecia und mittlerweile auch als Generikum bei uns im deutschsprachigen Raum erhältlich. Finasterid gilt heute als eines der am besten erforschten und wirksamsten Mittel gegen Haarausfall, da es direkt an der hormonellen Ursache ansetzt.

So wirkt Finasterid bei Haarausfall
Erblich bedingter Haarausfall entsteht durch eine genetische Veranlagung, bei der die Haarfollikel überempfindlich auf das Hormon Dihydrotestosteron (DHT) reagieren. Dieses Hormon sorgt dafür, dass die Haarwurzeln allmählich schrumpfen. Die Haare werden dadurch immer dünner und fallen schließlich aus.
Finasterid greift gezielt in diesen Prozess ein. Es hemmt ein bestimmtes Enzym namens 5-alpha-Reduktase Typ 2, das normalerweise Testosteron in DHT umwandelt. Bei einer täglichen Dosis von 1 mg kann der DHT-Spiegel dabei im Blut um mehr als 65 Prozent gesenkt werden. Der DHT-Spiegel sinkt jedoch nicht vollständig, da Finasterid hauptsächlich das Typ-2-Enzym hemmt und kaum das Typ-1-Enzym, das ebenfalls Testosteron in DHT umwandelt.
Durch diese gezielte Wirkung werden die Haarfollikel vor weiterer DHT-bedingter Schädigung geschützt. Bei den meisten Patienten kann der Haarausfall dadurch verlangsamt oder gestoppt werden – bei manchen Anwendern können sich Haarfollikel sogar wieder teilweise regenerieren. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass Finasterid nicht bei allen Männern gleich gut wirkt.
Das Medikament wird hauptsächlich bei Männern eingesetzt, da die Studienlage hier am besten ist. Bei Frauen kann Finasterid in speziellen Fällen ebenfalls angewendet werden, jedoch nur unter strenger ärztlicher Kontrolle und Beachtung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen.

Dosierung von Finasterid
Typischerweise wird Finasterid in einer Dosierung von 1 mg pro Tag eingenommen. Die höher dosierten Varianten von 5 mg wurden ursprünglich für andere medizinische Zwecke entwickelt. In Foren und anderen Medien wird oft auch eine geringere Dosis von 0,25 mg oder 0,5 mg pro Tag vorgeschlagen, um bei gleichbleibender Wirkung das Risiko potenzieller Nebenwirkungen zu verringern. Größere Studien und die offizielle Zulassung zur Behandlung von Haarausfall beschränken sich jedoch auf die 1-mg-Dosierung, weshalb abweichende Dosierungen nicht uneingeschränkt empfohlen werden können.
„Die meistverwendete Dosierung bei Finasterid liegt bei 1 mg pro Tag.“
Finasterid muss kontinuierlich eingenommen werden, da der DHT-Spiegel sonst wieder ansteigt und der Haarausfall fortschreitet. Innerhalb von etwa zwei Wochen erreicht der DHT-Spiegel wieder das Ausgangsniveau. Erste sichtbare Erfolge können nach etwa 3 bis 6 Monaten erwartet werden.
Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen und der Wirkstoff erreicht im Blut nach 1 bis 2 Stunden die höchste Konzentration. Der Körper baut ihn anschließend langsam ab und nach etwa 6 Stunden ist die Hälfte wieder ausgeschieden.
Wie gut wirkt Finasterid?
Finasterid wird eine sehr gute Wirksamkeit bescheinigt und gilt neben Minoxidil als das führende Mittel gegen erblich bedingten Haarausfall. Studien zeigen, dass Patienten nach 6 bis 12 Monaten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine um 9% höhere Haardichte hatten. Nach 24 Monaten lag dieser Wert sogar bei 24% über dem der Kontrollgruppe.
Zudem belegen Studien die langfristige Wirksamkeit von Finasterid. In einer 10-jährigen Studie aus Japan konnte nachgewiesen werden, dass eine Verbesserung über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren möglich ist bzw. der Haarausfall weitgehend gestoppt werden kann. Dabei zeigte sich jedoch, dass besonders gute Ergebnisse bei einer frühzeitigen Anwendung zu erwarten sind. Die größte positive Veränderung tritt in den ersten 1 bis 2 Jahren auf, dennoch sind weitere Verbesserungen bis zu 10 Jahre lang und länger möglich.

Eine weitere Studie zeigte, dass bei 90 % der Männer, die Finasterid über einen Zeitraum von 5 Jahren einnahmen, eine sichtbare Verbesserung oder zumindest keine Verschlechterung des Haarzustands zu beobachten war. Im Vergleich dazu verschlechterte sich der Haarausfall bei 75 % der Männer in der Placebo-Gruppe deutlich. Besonders interessant ist, dass in der Finasterid-Gruppe die positiven Effekte bereits nach einem Jahr sichtbar wurden, während sich in der Placebo-Gruppe die Verschlechterungen hauptsächlich erst nach 5 Jahren zeigten.


Finasterid Nebenwirkungen
Sexuelle Dysfunktion: Studien zeigen, dass bei 1% bis 1,5% der Anwender negative Auswirkungen auf die sexuelle Funktion auftreten können, wie beispielsweise erektile Dysfunktion, verminderte Libido, Ejakulationsstörungen und eine Reduzierung der Spermienzahl. Wichtig ist jedoch, dass diese Nebenwirkungen in der Regel nach Absetzen des Medikaments wieder verschwinden. In seltenen Einzelfällen wurden jedoch von anhaltenden Störungen auch nach Absetzen des Medikaments berichtet.
Mehr dazu hier: Post-Finasterid-Syndrom
Gynäkomastie: Bei Männern kann es potenziell zu einer gutartigen Vermehrung des Drüsengewebes in der Brust kommen.
Psychologische Auswirkungen: Der Einfluss von Finasterid auf die psychische Gesundheit ist noch nicht ausreichend erforscht. Es bedarf weiterer Studien, um klare Aussagen treffen zu können.
Topisches Finasterid
Obwohl die beschriebenen Nebenwirkungen nur bei einem kleinen einstelligen Prozentsatz der Anwender auftreten, gibt es dennoch Menschen, die die Risiken von oralem Finasterid als zu hoch einschätzen. Dies hat zu einem wachsenden Interesse an topischem Finasterid geführt, das aufgrund der äußerlichen, lokalen Anwendung mit weniger systemischen Nebenwirkungen einhergeht.
„Bei Bedenken hinsichtlich der Nebenwirkungen von oralem Finasterid kann als Alternative topisches Finasterid verwendet werden.“
Topisches Finasterid kann den DHT-Spiegel in der Kopfhaut ebenfalls senken, wenn auch nur um etwa 40-55 %. Damit ist es zwar wirksam, erreicht jedoch nicht die Effizienz von oralem Finasterid, das den DHT-Spiegel um etwa 65 % reduziert. Um die genaue Wirksamkeit, die optimale Anwendung und mögliche Nebenwirkungen besser zu verstehen, sind jedoch weitere Studien erforderlich. Theoretisch könnten auch bei topischer Anwendung ähnliche Nebenwirkungen wie bei der oralen Einnahme auftreten, da die Substanz dennoch in den Blutkreislauf gelangt – das Risiko ist jedoch deutlich geringer. Darüber hinaus besteht bei der äußerlichen Anwendung das Risiko lokaler Hautreizungen.
Trotzdem bevorzugen viele Menschen nach wie vor die orale Einnahme von Finasterid, was vermutlich auf die noch begrenzte Datenlage zu topischem Finasterid und die einfachere Einnahme zurückzuführen ist.
Finasterid bei Frauen
Derzeit gibt es nur wenige Studien zur Wirksamkeit von Finasterid bei androgenetischem Haarausfall bei Frauen. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass eine Dosierung von 1 mg täglich bei Frauen weniger effektiv ist, stattdessen wird eine Dosis von 2,5 mg bis 5 mg pro Tag empfohlen. Bei bestehender oder geplanter Schwangerschaft darf Finasterid von Frauen auf keinen Fall eingenommen werden, da dies zu einer Feminisierung des männlichen Fötus führen kann. Finasterid ist für Frauen nicht zugelassen und kann deshalb von einem Arzt nur „off-label“ verschrieben werden.
Finasterid kaufen
Finasterid ist derzeit ohne Rezept nicht erhältlich. Grundsätzlich kann jeder Arzt ein entsprechendes Rezept ausstellen, das in herkömmlichen Apotheken, Online-Apotheken oder bei spezialisierten Online-Händlern eingelöst werden kann. Bei Schwierigkeiten, Finasterid von ansässigen Ärzten zu erhalten, kann das Medikament auch einfach und schnell telemedizinisch online verschrieben werden.
Siehe auch: Die günstigsten Anbieter für Finasterid
Dennoch gibt es im deutschsprachigen Raum je nach Land spezifische gesetzliche Regelungen:
- Deutschland: keine Abweichungen
- Österreich: Rezeptpflichtige Medikamente wie Finasterid dürfen nur in Apotheken und nicht über den Versandhandel verkauft werden. Auch Online-Apotheken dürfen KEINE rezeptpflichtigen Medikamente versenden.
- Schweiz: keine Abweichungen für Finasterid
Siehe auch: So kommst du zu Finasterid
Quelle
Gupta AK, et al. (2022) Finasteride for hair loss: a review. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34291720/
Keerti A, et al. (2023) Topical Finasteride: A Comprehensive Review of Androgenetic Alopecia Management for Men and Women. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37818522/
Lee SW, et al. (2018) A Systematic Review of Topical Finasteride in the Treatment of Androgenetic Alopecia in Men and Women. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29601622/
Shapiro J, et al. (2003) Use of finasteride in the treatment of men with androgenetic alopecia (male pattern hair loss). https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12894990/
Yanagisawa M, et al. (2019) Long-term (10-year) efficacy of finasteride in 523 Japanese men with androgenetic alopecia. https://www.oatext.com/pdf/CRT-5-273.pdf