Kleine Flamme mit Herz als Symbol für Libidoverlust

Libidoverlust Behandlung

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Inhalt
Das Bild zeigt natürliche Mittel zur Steigerung der Libido (Aphrodisiaka) wie dunkle Schokolade, Austern und Granatapfel. Es dient als symbolische Darstellung für Behandlung von Libidoverlust.

Im Unterschied zu vielen anderen gesundheitlichen Herausforderungen existiert für Libidoverlust keine Standardtherapie. Es gibt keine „Libido-Pille“, also ein zugelassenes, einfach einzunehmendes Medikament speziell gegen Libidoverlust – zumindest nicht in Europa. Medikamente spielen hier derzeit kaum eine Rolle, außer bei einem klar nachgewiesenen Hormonmangel. Das heißt aber nicht, dass es keine Möglichkeit gibt, deiner Libido wieder auf die Sprünge zu helfen. Häufig bedarf es allerdings einer Kombination aus verschiedenen Ansätzen, um die individuellen Ursachen zu erfassen. Nachfolgend schauen wir uns genauer an, welche Behandlungen es gibt und wie es um die Wirksamkeit steht. Eine Zusammenfassung der Behandlungsmöglichkeiten findest du am Ende des Artikels.

Wichtig: Häufig steckt hinter Libidoverlust gar kein „eigentliches Libido-Problem“, sondern bestimmte Medikamente oder Erkrankungen wie Diabetes, Depressionen oder eine Schilddrüsenunterfunktion. Wird die zugrunde liegende Ursache behandelt – etwa durch das Anpassen der Medikation oder die Therapie der Grunderkrankung – normalisiert sich das sexuelle Verlangen in vielen Fällen von alleine.

Libidoverlust Behandlung: Die Grafik zeigt in sieben Abschnitten Behandlungsmöglichkeiten bei Libidoverlust – Ursachen behandeln, Lebensstil und Alltag anpassen, psychosexuelle Therapie, Hormontherapie, spezielle Medikamente, pflanzliche Präparate und körperbezogene Ansätze.

Medikamente

Testosterontherapie

Bei einem nachweislich niedrigen Testosteronspiegel kommt bei Männern eine Testosteronersatztherapie zum Einsatz.

Auch für Frauen stellt Testosteron eine Therapiemöglichkeit dar. Die International Society for the Study of Women’s Sexual Health sieht eine Testosterontherapie bei postmenopausalen Frauen mit starkem Libidoverlust als Behandlungsmöglichkeit, wenn andere Ursachen ausgeschlossen sind. Dabei werden physiologische Dosen empfohlen, sodass der Testosteronspiegel dem einer prämenopausalen Frau entspricht. In Europa gibt es jedoch derzeit kein zugelassenes Präparat für Frauen. Bis 2012 war ein Testosteron-Pflaster mit dem Namen Intrinsa in der EU zugelassen. Es wurde aber aus kommerziellen Gründen wieder vom Markt genommen. Deshalb erfolgt eine Testosterontherapie bei Frauen aktuell off-label mit Männerpräparaten wie Gels oder Cremes mit niedriger Dosierung oder mit individuellen Rezepturen (Magistralrezepturen), die Apotheken herstellen können.

Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Akne, vermehrte Körperbehaarung, tiefer werdende Stimme und androgenetischer Haarausfall. Die Langzeitrisiken sind noch nicht abschließend geklärt (v. a. Brustkrebs, Herz-Kreislauf). Eine Testosterontherapie sollte nur unter ärztlicher Kontrolle mit regelmäßigen Blutwerten stattfinden.

Östrogentherapie

Eine Östrogentherapie kann bei Frauen in den Wechseljahren hilfreich sein, da sie unter anderem Scheidentrockenheit und damit Schmerzen beim Geschlechtsverkehr lindern kann. So kann Östrogen das sexuelle Erleben verbessern und damit einen indirekten Effekt auf die Libido haben.

Die Therapie kann lokal, also mit vaginalen Präparaten, erfolgen oder systemisch, beispielsweise mit Tabletten. Wichtig ist, Nutzen und mögliche Risiken wie Thrombosen oder Brustkrebs sorgfältig abzuwägen. Lokal angewendete, niedrig dosierte Wirkstoffe bringen grundsätzlich weniger Risiken mit sich.

DHEA

DHEA (Dehydroepiandrosteron) ist ein Vorläuferhormon von Testosteron und Östrogen. Die Spiegel von DHEA erreichen in den 20er-Jahren ihren Höhepunkt und sinken dann im mittleren Erwachsenenalter stetig ab. Es ist also eine Art Reservoir für die Hormonproduktion, das mit zunehmendem Alter schrumpft. Therapeutisch wird DHEA vor allem in Form eines intravaginalen Präparats mit dem Namen Prasteron (Handelsname Intrarosa) eingesetzt, um bei Frauen nach der Menopause vaginale Trockenheit und Schmerzen beim Sex zu lindern. 

Es gibt auch orales DHEA, wobei die Wirkung auf die Libido sowohl bei Frauen als auch bei Männern wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist und auch die Sicherheit einer langfristigen Einnahme unklar bleibt. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Akne, Veränderungen der Blutfettwerte und Risiken bei hormonempfindlichen Tumoren. In Europa werden solche Präparate nicht frei verkauft. In den USA ist orales DHEA hingegen historisch bedingt als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft und kann somit rezeptfrei erworben werden. Für Nahrungsergänzungsmittel gelten jedoch viel weniger strenge Prüfungen als für Medikamente, sodass weder Wirksamkeit noch Sicherheit vor dem Verkauf eindeutig belegt sein müssen.

„Libido-Pille“

In Europa ist kein Medikament zugelassen, das spezifisch für mehr sexuelles Verlangen entwickelt wurde. Wir möchten dir aber nicht vorenthalten, was es in anderen Ländern gibt und was es vielleicht auch in Europa in Zukunft geben könnte.

In den USA gibt es zwei „Libido-Pillen“, die für Libidoverlust bei prämenopausalen Frauen von der dortigen Behörde zugelassen wurden. Dabei handelt es sich um Flibanserin und Bremelanotide.

Libidoverlust Behandlung: Visuelle Darstellung einer Libido-Pille.

Bremelanotid (Vyleesi) aktiviert im Gehirn spezielle Melanocortin-Rezeptoren, um so das sexuelle Verlangen anzuregen. Es wird bei Bedarf als Injektion unter die Haut etwa 45 Minuten vor dem Sex verabreicht. Allerdings erfahren etwa 40% der Frauen durch Bremelanotid Übelkeit. Da sich bereits die US-Zulassung als schwierig gestaltet hat, hat der Hersteller den europäischen Zulassungsprozess nicht weiterverfolgt.

Flibanserin (Addyi) setzt an den Serotonin-Rezeptoren an und reduziert so Serotonin, während es Noradrenalin und Dopamin steigert. Diese Botenstoffe hängen eng mit Lust, Motivation und Wohlbefinden zusammen. Es hilft dabei, das Gleichgewicht zwischen „Bremse“ (Serotonin) und „Gas“ (Dopamin und Noradrenalin) wiederherzustellen. Typische Nebenwirkungen ähneln denen mancher Antidepressiva, wie Müdigkeit, Schwindel oder Übelkeit. Die Europäische Arzneimittelagentur hat den Zulassungsantrag 2015 basierend auf einem ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnis abgelehnt, da die Wirksamkeit begrenzt ist, während es unter anderem zu Wechselwirkungen mit Alkohol kommen kann.

Zudem gibt es einige Unternehmen, die die Entwicklung weiterer Medikamente zur Steigerung der Libido vorantreiben. Dazu gehört Freya Pharma Solutions mit den Präparaten Lybrido und Lybridos. Lybrido kombiniert Testosteron und den PDE-5-Hemmer Sildenafil (besser bekannt als Viagra), der auch bei Erektionsstörungen zum Einsatz kommt. Dahinter steckt die Idee, mit Testosteron die sexuelle Motivation zu erhöhen und mit Sildenafil die physiologische Reaktion, beispielsweise die Durchblutung, zu fördern. Lybridos kombiniert Testosteron und den angstlösenden Wirkstoff Buspiron, der in den Serotonin-Haushalt eingreift. Auch hier ist das Konzept, die Reaktion des Gehirns auf sexuelle Reize zu verstärken und die hemmende Reaktion darauf zu verringern. Beide Präparate sind allerdings noch in Entwicklung. Aktuell wird die klinische Phase-III-Studie vorbereitet.

S1 Biopharma hat sich ebenfalls auf die Entwicklung nicht-hormoneller Behandlungen zur Steigerung des sexuellen Verlangens verschrieben. Das Präparat Lorexys kombiniert zwei bekannte Antidepressiva, Bupropion und Trazodon, und zielt darauf ab, das Gleichgewicht der Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin im Gehirn wiederherzustellen. Auch hier handelt es sich um einen Entwicklungskandidaten, zu dem die Studien noch nicht abgeschlossen sind.

Diese Ansätze arbeiten mit den Wirkstoffen Buspiron und Bupropion, die bereits etabliert sind und auch off-label bei Libidoverlust zum Einsatz kommen können.

Bupropion

Bupropion ist ein Medikament, das für die Behandlung von Depressionen und als Unterstützung der Raucherentwöhnung zugelassen ist. Es sorgt für mehr Noradrenalin und Dopamin und kann damit auch bei mangelnder Libido helfen. Dabei werden häufig 150 mg täglich verordnet. Die Wirkung auf die Libido scheint sich auch dann zu zeigen, wenn keine depressive Verstimmung vorliegt. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Mundtrockenheit, Übelkeit und Muskelschmerzen.

Buspiron

Buspiron wirkt auf Serotonin-Rezeptoren und wird regulär bei Angststörungen eingesetzt. Allerdings kann es auch bei Antidepressiva-induziertem Libidoverlust gegensteuern. Zu einer breiteren Wirkung bei anderen Ursachen von Libidomangel gibt es jedoch noch keine Untersuchungen. Die häufigste Nebenwirkung von Buspiron, die bei etwa 1 von 10 Personen auftritt, ist Schwindel.

Pflanzliche Präparate

Lust und sexuelles Verlangen waren schon immer ein Thema. So suchte man schon in der Antike nach Pflanzen, die helfen können, die Libido zu steigern. Viele dieser Mittel werden auch heute noch in Nahrungsergänzungsmitteln oder pflanzlichen Arzneimitteln verwendet und sind in der Regel rezeptfrei erhältlich.

Zu den meisten pflanzlichen Präparaten gibt es nur wenige belastbare Studien. Die vorhandenen Untersuchungen sind oft klein, unterschiedlich aufgebaut und von Placeboeffekten beeinflusst. Das heißt aber nicht, dass pflanzliche Mittel nichts bewirken – im Gegenteil. „Natürlich“ bedeutet allerdings nicht automatisch „sicher“: Pflanzen wirken auf vielfältige Weise im Körper, können mit anderen Stoffen interagieren und entfalten ihre Wirkung von Person zu Person unterschiedlich. Zudem ist der Wirkstoffgehalt in Nahrungsergänzungsmitteln nicht streng kontrolliert. Deshalb sollte die Einnahme solcher Präparate besonders bei bestehenden Erkrankungen oder Medikamenteneinnahmen ärztlich abgeklärt werden.

Libidoverlust Behandlung: Grafik zur Bewertung pflanzlicher Präparate zur Steigerung der Libido. Die Achsen zeigen Sicherheit und Evidenzlage, folgende Pflanzen sind mit kleinen Blättern im Diagramm verrotte: Maca, Ashwagandha, Fenugreek, Ginseng und Tongkat Ali im oberen rechten Bereich (hohe Sicherheit, moderate bis gute Evidenz), Tribulus, Muira und Damiana im mittleren Bereich, Ginkgo mittleres Sicherheitsniveau, Fadogia links unten (geringe Sicherheit, schwache Evidenz).

Maca (Lepidium meyenii): Es gibt mehrere kleine Studien, die eine positive Wirkung von Maca auf das sexuelle Verlangen unterstützen. Die Effekte sind eingeschränkt, aber positiv. Allgemein gut verträglich, kaum Nebenwirkungen.

Tribulus terrestris: Tierstudien positiv, beim Menschen widersprüchlich. Manche Studien zeigen geringe Anstiege von Testosteron; Libido kann subjektiv verbessert sein. Meist gut verträglich; in hohen Dosen Magen-Darm-Beschwerden möglich.

Ginseng (Panax ginseng): Es gibt Hinweise auf eine Verbesserung bei leichten bis moderaten Erektionsstörungen, Effekte auf Libido und bei Frauen weniger klar. Meist gut verträglich; in hohen Dosen Schlafstörungen oder Blutdruckveränderungen möglich.

Ginkgo biloba: Evidenz sehr gemischt, Daten inkonsistent. Ältere Studien zeigten Besserung bei Antidepressiva-induziertem Libidoverlust; neuere Studien fanden keinen klaren Effekt. Wichtig: Ginkgo kann das Blutungsrisiko erhöhen bzw. mit Gerinnungshemmern interagieren.

Fenugreek bzw. Bockshornklee: Einige Studien zeigen subjektive Verbesserung der Libido und kleine Anstiege von freiem Testosteron bei Männern. Gut verträglich; vereinzelt Verdauungsbeschwerden, selten allergische Reaktionen.

Ashwagandha (Withania somnifera): Es gibt Hinweise auf eine Verbesserung der sexuellen Funktion bei Männern, insbesondere bei stressbedingtem Libidoverlust. Gut verträglich; bei hohen Dosen können Magen-Darm-Beschwerden auftreten.

Damiana (Turnera diffusa): Die Evidenz ist begrenzt; überwiegend Tierstudien und anekdotische Berichte. Meist gut verträglich, keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt.

Muira puama: Daten äußerst begrenzt. Kleine, ältere Studien zeigen Verbesserung der Libido, teilweise Kombinationspräparate. Gut verträglich, selten leichte Magen-Darm-Beschwerden.

Tongkat Ali (Eurycoma longifolia): Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Tongkat Ali den Testosteronspiegel erhöhen und Erektion und Libido verbessern kann, insbesondere bei älteren oder androgen-defizienten Männern. In normalen Dosierungen sicher; Nebenwirkungen sind selten, aber vereinzelt gibt es Berichte über Lebertoxizität. Produktqualität beachten. Vorwiegend für Männer geeignet; bei Frauen sind die Daten begrenzt.

Fadogia agrestis: In Tierversuchen wurde ein Anstieg des Testosteronspiegels und eine Verbesserung des Sexualverhaltens beobachtet. Es gibt wichtige Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, insbesondere sind dosisabhängig Leber- und Nierenschäden möglich. Aufgrund von fehlenden Humanstudien ist keine sichere Einnahmemenge bestimmbar; besonders riskant bei Langzeiteinnahme oder Kombination mit anderen leberbelastenden Substanzen (z.B. Alkohol).

Psychosexuelle Ansätze

Da die Psyche und soziale Dynamiken eine maßgebliche Rolle für unsere Libido spielen, sind psychosexuelle Therapien für die Behandlung von Libidoverlust zentral. Vor allem wenn Depressionen, Ängste, Stress oder Leistungsdruck präsent sind, erweisen sich diese Ansätze als besonders hilfreich. Je nach Situation können auch die Partner:innen in die Therapie einbezogen werden, um die Beziehung und Kommunikation zu verbessern.

Besonders bewährt hat sich die kognitive Verhaltenstherapie, im Rahmen derer belastende Gedankenmuster, negative Erwartungen oder innerer Druck erkannt und verändert werden. Sie hilft vor allem bei Luststörungen mit Ängsten und Depressionen.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Sexualtherapie. Sie richtet den Fokus direkt auf die sexuelle Begegnung und den Abbau von Leistungsdruck. Klassische Methoden zielen darauf ab, Schritt für Schritt Nähe wieder als lustvoll und unverkrampft zu erleben. Sexualtherapie kann auch Elemente aus der Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Übungen beinhalten (Achtsamkeitsbasierte Sexualtherapie).

Wenn Konflikte in der Partnerschaft im Vordergrund stehen, kann zudem eine Paartherapie bzw. gezielte Beziehungsarbeit sinnvoll sein, um Vertrauen, Nähe und gegenseitiges Verständnis zu stärken. Dabei liegt der Fokus häufig auf Kommunikationsmustern, Beziehungsdynamiken und gemeinsamen Wünschen.

Lebensstilmaßnahmen

Der Lebensstil kann einen erheblichen Einfluss auf das sexuelle Verlangen haben. Gezielte Anpassungen und die Beseitigung von Risikofaktoren sind daher ein Schlüssel, um die Libido zu steigern.

Besonders zentral für die Libido ist Stressmanagement, denn die Reduktion von Stress fördert die Libido. Neben der aktiven Reduktion von Auslösern und Treibern kann ein bewusster Umgang mit Stress die körperlichen und mentalen Auswirkungen reduzieren. Hier helfen vor allem Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation und Atemübungen.

Eng damit verknüpft ist die Optimierung des Schlafes. Ausreichend und qualitativ guter Schlaf steigert die Hormonproduktion und die Libido. Es geht dabei nicht nur um die absolute Zeit, die im Bett verbracht wird, sondern auch um Maßnahmen für die Verbesserung des Schlafes. Dazu zählen feste Schlafenszeiten, eine ruhige und dunkle Schlafumgebung und die Vermeidung von Bildschirmlicht vor dem Zubettgehen.

Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Kraft- und Ausdauersport sind Grundpfeiler für ein gesundes und erfülltes Leben – und auch für eine starke Libido. Die positiven Auswirkungen betreffen sowohl Stoffwechsel als auch Psyche und reichen von einer stabilen Hormonbalance über mehr Energie und bessere Durchblutung bis hin zu gesteigertem Selbstbewusstsein.

Wie bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen wirken sich auch Rauchen, Alkohol und Drogen mittel- und langfristig negativ auf die Libido aus. Der Verzicht darauf kann daher eine deutliche Verbesserung der Libido bewirken.

Körperbezogene Ansätze

Vibratoren

Die Stimulation mittels Vibratoren bringt nicht nur Abwechslung, sondern ist auch mit einem gesteigerten sexuellen Verlangen und einer Verbesserung der Erregung und des Orgasmus verbunden. Vibratoren fördern Sensibilisierung und Durchblutung. Das zeigt sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Bei beiden besteht ein klarer Zusammenhang zwischen genitaler Vibration und höheren Libido-Werten. Allerdings ist zu beachten, dass die Studienlage mit isolierten Messungen spezifisch für Libido leider noch mager ist und kausale Effekte noch nicht bestätigt werden können. Die Tendenz ist aber konsistent positiv – und das ist doch ein Forschungsfeld, das man auch privat gerne weiter untersucht.

Beckenbodentraining

Der Beckenboden spielt eine wichtige Rolle für unser sexuelles Erleben – und zwar bei Frauen wie auch bei Männern. Ein kräftiger und bewusst ansteuerbarer Beckenboden sorgt für eine bessere Durchblutung und Empfindsamkeit im Genitalbereich. Regelmäßiges Beckenbodentraining kann so nicht nur das Körpergefühl verbessern, sondern auch das sexuelle Verlangen anregen. Besonders nach Geburten oder in den Wechseljahren verhilft es wieder zu mehr Kontrolle und Intensität in intimen Momenten.

Anatomische Zeichnung eines Ausschnitts des männlichen Beckens (Penis und umgebende Muskulatur) mit markierter Beckenbodenmuskulatur (Musculus bulbospongiosus und M. ischiocavernosus) zur Erklärung ihrer Funktion beim Schwellkörpertraining.

Experimentelle Ansätze

Für ein vollständiges Bild der Behandlungsmöglichkeiten von Libidoverlust hilft es auch zu wissen, was derzeit experimentell untersucht wird. Dazu gehören Ansätze mit den Hormonen Kisspeptin und Oxytocin, mit Cannabinoiden, psychedelische Begleittherapien (z.B. MDMA, Psilocybin) und Gehirnstimulationen wie die transkranielle Magnetstimulation und die transkranielle Gleichstromstimulation.

Zusammenfassung der Behandlungsmöglichkeiten bei Libidoverlust

KategorieArtEffektivitätKostenAnmerkungen
MedikamenteTestosteron+++€€bei klarer Indikation, d.h. niedriges Testosteron; Monitoring wichtig
MedikamenteÖstrogen+++€€v.a. bei vaginaler Atrophie, Trockenheit
MedikamenteDHEA+(+)€€lokal vaginal besser (++) als systemisch (+)
MedikamenteFlibanserin, Bremelanotid+(+)€€€€nicht in EU, sehr umstritten
MedikamenteBuspiron, Bupropion+€€situativ sinnvoll
Pflanzliche Präparateu.a. Maca, Tibulus, Ashwagandha, Fenugreek, Ginseng+€€Evidenzlage schwach, selten klare Wirksamkeit
Psychosexuelle AnsätzeKognitive Verhaltenstherapie, (Achtsamkeitsbasierte) Sexualtherapie, Paartherapie+++€€€sehr gute Evidenz, gerade bei psychogenem Libidoverlust
LebensstilStressmanagement+++
LebensstilSchlafhygiene+++
LebensstilErnährung++
LebensstilBewegung & Sport++
LebensstilAlkohol- & Nikotinverzicht++
Körperbezogene AnsätzeVibratoren++€€
Körperbezogene AnsätzeBeckenbodentraining++

Legende:

+++ Hohe Wirksamkeit

++ Mittlere Wirksamkeit

+ Niedrige Wirksamkeit oder bislang wenig Evidenz

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Bild von Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena hat Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien studiert und hat zudem einen Master in Wirtschaftswissenschaften. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für medizinische Innovationen und Longevity ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.