Kamm Symbol

5 neue Mittel gegen Haarausfall in Entwicklung, die du kennen musst

Alle Inhalte auf HealthHeld werden von medizinischem Fachpersonal verfasst bzw. geprüft.

Inhalt
Zwei Hände, die Sprühflaschen mit einer klaren Flüssigkeit halten – mögliche neue Mittel gegen Haarausfall.

Key Takeaways

Minoxidil und Finasterid bleiben zum derzeitigen Zeitpunkt die wirksamsten Optionen, neue Produkte wie KX-826 oder Breezula zeigen jedoch großes Potenzial.

Innovative Ansätze wie GT20029 oder Zuckergel könnten den Markt revolutionieren, befinden sich aber noch in frühen Entwicklungsstadien.

Viele Produkte werben mit großen Versprechen, bieten jedoch oft keine wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit.

Der Markt für Produkte gegen Haarausfall wirkt bereits übersättigt . Hier ein Koffein-Shampoo, dort ein Kopfhautserum. Die Auswahl scheint schier endlos und neue Mittel gegen Haarausfall sprießen wie Unkraut aus dem Boden. Viele Produkte behaupten von sich, den Haarausfall stoppen zu können. Aber Vorsicht! Abgesehen von großen Marketingversprechen steckt in den meisten Fällen leider wenig dahinter. Wirksamkeit gegen Haarausfall? Fehlanzeige!

Am Ende bleiben oft nur die bewährten Klassiker wie Minoxidil und Finasterid. Diese Produkte haben ihre Wirksamkeit nachweislich unter Beweis gestellt. Doch auch sie kommen nicht ohne ihre Wermutstropfen: mögliche Nebenwirkungen (bei Finasterid), eine umständliche Anwendung (bei Minoxidil) oder eine begrenzte langfristige Wirkung (ebenfalls Minoxidil).

Viele Betroffene wünschen sich daher eine Lösung, die diese Nachteile überwindet und endlich zu voller Haarpracht verhilft. Wir werfen einen Blick auf innovative Ansätze und zeigen dir, welche neuen Mittel gegen Haarausfall bald auf den Markt kommen könnten – und welches Potenzial sie wirklich haben.

KX-826

KX-826 ist ein neues Mittel gegen Haarausfall des Unternehmens Kintor Pharma mit Sitz in China. Das Mittel mit dem Wirkstoff Pyrilutamid zielt speziell auf erblich bedingten Haarausfall ab, der durch das Hormon DHT (Dihydrotestosteron) ausgelöst wird. DHT bindet an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel und führt dazu, dass die Haare immer feiner und schließlich kleiner werden. Pyrilutamid setzt genau hier an, indem es die Bindung von DHT an diese Rezeptoren blockiert und selbst daran andockt.

Klingt doch schon einmal vielversprechend. Und das Beste? KX-826 hat vor Kurzem den Marktstart hinter sich gebracht und ist in einigen Ländern bereits über den firmeneigenen Online-Shop erhältlich.

Diagramm zur Marktreife von KX-826, mit Wirkweise, Studienstatus und Marktreife.

Doch auch hier gibt es einen kleinen Dämpfer. In einer Zulassungsstudie konnte das Mittel nicht signifikant bessere Ergebnisse als ein Placebo erzielen. Aus diesem Grund wurde KX-826 zunächst als kosmetisches Produkt eingeführt. Dennoch laufen bereits weitere Studien mit höheren Dosierungen, die die Tür zu einer möglichen Zulassung als Medizinprodukt öffnen könnten.

Für all jene, die Finasterid oder Minoxidil nicht verwenden können oder möchten, stellt KX-826 jedoch bereits jetzt eine vielversprechende Alternative dar, mit künftigem Potenzial für mehr.

Zuckergel

In den letzten Monaten rückte das sogenannte Zuckergel zunehmend in den Fokus der Medien und wurde als potenziell wirksames Mittel gegen Haarausfall gefeiert. Dieses innovative Gel wirkt quasi wie ein Wachstumsbooster. Es unterstützt die Haut bei der Zellteilung und fördert die Bildung neuer Blutgefäße. Eine verbesserte Durchblutung wird häufig mit gesteigertem Haarwachstum in Verbindung gebracht. Und tatsächlich zeigte eine Studie, dass durch die Anwendung von Zuckergel bei Mäusen sowohl die Haarfollikeldichte, die Haaranzahl und der Haarfollikeldurchmesser als auch das Verhältnis von Anagen- zu Telogenhaaren verbessert werden konnten.

Wichtig zu beachten ist jedoch, dass diese Ergebnisse bislang nur in Tierversuchen erzielt wurden. Studien an Mäusen lassen sich nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen. Dennoch gelten die Ergebnisse als vielversprechend, da Wirkstoffe, die bei anderen Säugetieren Erfolge zeigen, häufig eine Grundlage für weitere Forschung darstellen.

Diagramm zur Marktreife von Zuckergel, mit Wirkweise, Studienstatus und Marktreife.

Bis das Zuckergel in Studien an Menschen getestet wird, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Von den hier vorgestellten Mitteln befindet es sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Ach ja, bevor du in die Küche stürmst, um ein eigenes Zuckergel zu kreieren – das hier erwähnte Zuckergel hat mit herkömmlichem Haushaltszucker wenig gemeinsam. Es handelt sich dabei nämlich um eine spezielle Zuckerart namens Desoxyribose.

Breezula

Breezula ist ein europäisches Produkt von Cosmo Pharma mit Sitz in Irland. Die Wirkweise ist dabei sehr ähnlich zu jener von KX-826. Breezula bindet an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel und sorgt dafür, dass das schädliche DHT nicht mehr ganz so einfach an die Haarfollikel herankommt. Dies soll nicht nur den Haarausfall stoppen, sondern auch das Nachwachsen neuer Haare fördern.

Die Entwicklung des Medikaments zieht sich jedoch etwas in die Länge. 2019 wurde eine Phase II-Studie zu dem Mittel abgeschlossen und in den darauffolgenden 4 Jahren passierte rein gar nichts, zumindest öffentlich. Seit dem letzten Jahr wissen wir jedoch, dass Cosmo Pharma eine Phase III-Studie gestartet hat. Sollte diese erfolgreich verlaufen, plant das Unternehmen, das Medikament bis 2026 auf den Markt zu bringen.

Diagramm zur Marktreife von Breezula, mit Wirkweise, Studienstatus und Marktreife.

Breezula wird eine signifikante Verbesserung des Haarausfalls nachgesagt. Ob es diese Erwartungen erfüllt, bleibt abzuwarten. Wir können nur hoffen, dass die Zulassungsstudie die vielversprechenden Ergebnisse früherer Untersuchungen bestätigt.

GT20029

GT20029 ist derzeit wohl der Superstar unter den neuen Mitteln gegen Haarausfall – nicht zuletzt aufgrund seiner innovativen und vielversprechenden Wirkweise. Während DHT normalerweise an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel bindet und so Haarausfall verursacht, verfolgt GT20029 einen radikalen Ansatz: Warum nicht einfach die Rezeptoren selbst entfernen? Und ja, das ist möglich! GT20029 ist ein sogenanntes PROTAC und diese PROTACs können dem Körper signalisieren, dass die Rezeptoren abgebaut werden sollen. Dies bringt einige Vorteile mit sich:

Lokale Anwendung mit minimalen Nebenwirkungen: GT20029 wird direkt auf die Kopfhaut aufgetragen, sodass nur die Androgenrezeptoren der Haarfollikel betroffen sind. Dies reduziert das Risiko systemischer Nebenwirkungen erheblich.

Potenziell dauerhafte Wirkung: Während die meisten Mittel gegen Haarausfall täglich angewendet werden müssen, was sowohl umständlich als auch kostenintensiv sein kann, könnte der Abbau der Rezeptoren durch GT20029 eine langfristige Lösung bieten.

Diagramm zur Marktreife von GT20029, mit Wirkweise, Studienstatus und Marktreife.

Das Mittel wird, wie auch KX-826, vom Pharmaunternehmen Kintor entwickelt und befindet sich seit diesem Jahr in einer Zulassungsstudie. Diese Studienphase wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Sollten die Ergebnisse jedoch positiv ausfallen, könnte GT20029 eine echte Revolution im Kampf gegen Haarausfall darstellen.

RU58841

Und da war dann noch … RU58841 ist, neben KX-826 und Breezula, ein weiteres Mittel, das DHT daran hindert, an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel zu binden. Im Gegensatz zu den anderen genannten Wirkstoffen gilt RU58841 jedoch als ein „alter Hase“. Bereits vor dem Jahr 2000 wurden Studien an Affen und Mäusen durchgeführt, die positive Effekte auf das Haarwachstum zeigten. Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse kam die Entwicklung des Mittels jedoch nie wirklich voran. Tatsächlich stammen die einzigen wissenschaftlichen Dokumentationen zu RU58841 aus diesen beiden Studien – seit über 25 Jahren wurden keine weiteren Forschungsergebnisse veröffentlicht.

Diagramm zur Marktreife von RU58841, mit Wirkweise, Studienstatus und Marktreife.

Wir erwähnen RU58841 dennoch, da es von einigen Betroffenen experimentell gegen Haarausfall eingesetzt wird. Allerdings kann man davon nur ausdrücklich abraten, da das Mittel bislang nicht offiziell am Menschen getestet wurde. Es bleibt abzuwarten, ob in Zukunft ein Unternehmen das Potenzial von RU58841 erkennt, die Entwicklung wieder aufnimmt und klinische Studien durchführt. Bis dahin empfehlen wir, auf andere, besser erforschte Mittel zurückzugreifen.

Fazit

Derzeit befinden sich mehrere vielversprechende Mittel gegen Haarausfall in der Entwicklung. KX-826 ist dabei am weitesten fortgeschritten, während GT20029 mit seinem innovativen Ansatz besonders hervorsticht. Ob und wie wirksam diese Mittel letztendlich sind, wird jedoch erst die Zeit zeigen.

Die Hoffnungen auf RU58841 scheinen hingegen weitgehend enttäuscht. Aktuell deutet nichts darauf hin, dass die Entwicklung dieses Wirkstoffs weiter vorangetrieben wird. Zuckergel und Breezula hingegen zeigen erneut großes Potenzial und könnten in Zukunft wichtige Fortschritte im Kampf gegen Haarausfall ermöglichen.

Wir bleiben dran und halten dich sowohl zu neuen Mitteln als auch zu den neuesten Erkenntnissen auf dem Laufenden!

Teile diesen Beitrag

Picture of David Dür, MSc

David Dür, MSc

David hat in den letzten vier Jahren Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützt und einen Master in Strategie und Innovation der WU Wien. Fasziniert von KI, Health Tech und Selbstoptimierung, stieß er bei seiner Suche nach Lösungen gegen Haarausfall auf viele leere Versprechen und unklare Infos.