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RU58841 – eine gescheiterte Hoffnung im Kampf gegen Haarausfall?

Inhalt
Mann betrachtet seinen Haaransatz im Spiegel, möglicherweise interessiert an der Wirkung von RU58841 gegen Haarausfall.

RU58841 wurde lange Zeit in Foren als potenzielles Wundermittel gegen Haarausfall gehypt. Kaum ein anderes Haarwuchsmittel ist von so vielen Mythen umgeben – sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Wenn auch du nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten gegen Haarausfall suchst, erfährst du hier, was RU58841 wirklich ist und ob es dir helfen könnte.

Die Wirkung von RU58841 gegen Haarausfall

Für die meisten Menschen beginnt sie schleichend mit einem merklichen Rückzug der Haarlinie an der Stirn oder Schläfe und zunehmend lichterem Haar auf dem Oberkopf. Die Sprache ist von androgenetischer Alopezie, einer erblich bedingten Form des Haarausfalls, von der Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Menschen betroffen sind. Doch was genau steckt hinter diesem Vorgang?

Der mit freiem Auge unsichtbare Gegner heißt DHT, ein Hormon, das aus Testosteron gebildet wird und sich an die Haarfollikel bindet. Dort verursacht es, dass die Haare nach und nach verkümmern, bis sie schließlich ganz ausfallen.

💡 Detaillierte Informationen zu androgenetischer Alopezie findest du hier.

Hier setzt RU58841 an und bietet den Follikeln einen Schutz: Der Wirkstoff blockiert teilweise die Anhaftung von DHT an den Haarfollikeln, sodass das Hormon zwar nicht reduziert wird, seine an dieser Stelle ungewünschte Wirkung jedoch nicht mehr voll entfalten kann. Dieser gezielte Mechanismus eröffnet vielen von Haarausfall Betroffenen neue Hoffnung.

Eine schematische Darstellung der Wirkung von RU58841 auf die Haarfollikel. Links: Ohne RU58841 bindet DHT an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel. Rechts: Mit RU58841 blockiert das Molekül die Bindung von DHT an die Rezeptoren, wodurch dessen schädliche Wirkung auf die Haarfollikel verhindert wird.

Wie wirksam ist RU58841?

Die Frage nach der Wirksamkeit von RU58841 ist leider nicht so einfach zu beantworten. Bis heute gibt es keine klinischen Studien an Menschen – die bisherigen Erkenntnisse stammen lediglich aus Untersuchungen an Mäusen und Affen. Doch genau diese Ergebnisse wecken Hoffnung: Sie deuten darauf hin, dass RU58841 ein starkes Mittel gegen erblich bedingten Haarausfall sein könnte.

In einer Studie aus dem Jahr 1997 zeigte sich bei Mäusen eine deutliche Verbesserung des Haarwachstums. Bereits ein Jahr später, 1998, ließ eine weitere Studie an Affen aufhorchen, in der ebenfalls ein verstärktes Haarwachstum beobachtet wurde. Die Behandlung zeigte dabei keine systemischen Nebenwirkungen auf Körpergewicht, Hormonwerte oder Blutwerte.

„RU58841 wurde in Studien bislang nur an Tieren getestet.“

Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass RU58841 auch beim Menschen gegen Haarausfall helfen könnte – und das offenbar ohne starke Nebenwirkungen.

Warum wurde RU58841 nicht als Medikament zugelassen?

Warum RU58841 nie zugelassen wurde bzw. warum sich nach den vielversprechenden Tierversuchen niemand mehr darum gekümmert hat, bleibt bis heute im Dunkeln. Offizielle Begründungen fehlen, weshalb nur spekuliert werden kann. Zulassungsstudien sind jedoch nicht nur äußerst teuer, sondern ziehen sich oft über viele Jahre hin. Um ein solches Projekt zu stemmen, bräuchte es einen finanzstarken Investor, der bereit ist, dieses Risiko zu tragen – in der Regel sind das große Pharmaunternehmen mit den nötigen Ressourcen und dem Know-how.

„Bislang hat sich kein Unternehmen RU58841 angenommen, und es sieht derzeit auch nicht danach aus, als würde bald ein offizielles Produkt auf den Markt kommen.“

Möglicherweise fiel RU58841 durch eine Kosten-Nutzen-Analyse, die die potenzielle Wirksamkeit gegenüber den bestehenden Medikamenten als zu gering oder die potenziellen Nebenwirkungen als zu hoch einstufte. Doch ohne klinische Studien am Menschen bleibt alles nur Spekulation, und weder mögliche Erfolge noch Risiken können tatsächlich wissenschaftlich beurteilt werden.

Wo kann RU58841 gekauft werden?

Obwohl RU58841 nicht als Medikament in der Apotheke angeboten wird, gibt es doch ein paar Möglichkeiten, wie man das Mittel erwerben kann. Offiziell kann das RU58841 allerdings nur für Forschungszwecke bezogen werden. Aus diesem Grund werden an dieser Stelle keine Empfehlungen abgegeben.

Alternativen zu RU58841

Wer lieber auf bewährte Methoden gegen androgenetische Alopezie setzen möchte, kann auf die sogenannten Big-4 gegen Haarausfall zurückgreifen:

  • Finasterid: Hemmt die Umwandlung von Testosteron in das Haarfollikel-schädigende DHT. Studien zeigen, dass Finasterid den Haarausfall effektiv stoppen kann und besonders in den ersten zwei Jahren oft sogar das Haarwachstum verbessert. Für Frauen ist es jedoch offiziell nicht zugelassen und wird nur nach der Menopause „off-label“ verschrieben. Alternativ werden bei Frauen Flutamid oder Spironolacton eingesetzt, ebenfalls „off-label“.
  • Minoxidil: Sorgt dafür, dass die Haarfollikel mit Wachstumsfaktoren versorgt werden und die Durchblutung verbessert wird. Die Ergebnisse sind weniger nachhaltig als bei Finasterid, weshalb viele die beiden kombinieren: Finasterid zur Bekämpfung der Ursache und Minoxidil als Wachstums-Booster.
  • Ketoconazol: Wird oft als Shampoo genutzt und wirkt ähnlich wie Finasterid, wenn auch schwächer. Es ist kostengünstig und hat kaum Nebenwirkungen, weshalb es häufig zusammen mit Finasterid oder Minoxidil angewendet wird.
  • Microneedling: Dermaroller werden auch oft in Kombination mit den anderen Methoden verwendet. Die Anwendung stimuliert die Durchblutung, sorgt für zusätzliche Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und erleichtert die Aufnahme anderer Wirkstoffe wie Minoxidil.

Fazit

RU58841 hat durchaus das Potenzial, ein starkes Mittel gegen Haarausfall zu sein – allerdings fehlen bisher die nötigen Studien am Menschen, um seine Wirkung und Sicherheit zweifelsfrei zu bestätigen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte besser auf bewährte Mittel wie Finasterid oder Minoxidil setzen. Diese haben ihre Wirksamkeit bereits in zahlreichen Studien bewiesen und bieten damit eine zuverlässigere Alternative.

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.