Haarausfall ist ein Thema, das viele Menschen beschäftigt – und so mancher Mythos findet seinen Weg vom Stammtisch in Internetforen und soziale Medien. Doch was ist wirklich dran an diesen Mythen? Und was gehört ins Reich der Fabeln? Wir bringen Licht ins Dunkel!
Mythos 1: Haarausfall betrifft nur Männer
Erblich bedingter Haarausfall tritt bei Männern oft schon zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Doch das bedeutet nicht, dass Frauen gänzlich davon verschont bleiben! Tatsächlich sind nämlich bis zu 50 % der Frauen im Laufe ihres Lebens von dieser Form des Haarausfalls betroffen. Der Unterschied liegt vor allem im Zeitpunkt: Bei Frauen setzt der Haarausfall meist später ein – häufig erst nach den Wechseljahren. Zudem sind es bei Frauen weniger Geheimratsecken, die zu schaffen machen, als ein lichter werdender Scheitel.
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Mythos 2: Haarausfall wird nur über die Mutter vererbt
Das Gerücht, dass Haarausfall ausschließlich über die mütterliche Linie vererbt wird, hält sich hartnäckig. Viele glauben, dass der Haarausfall des Großvaters mütterlicherseits ein sicherer Hinweis dafür ist, dass auch die Enkel betroffen sein werden. Tatsächlich kann dies ein Faktor sein, doch der Einfluss des Vaters spielt eine ebenso große, wenn nicht sogar größere Rolle. Die Wahrscheinlichkeit für Haarausfall ist am höchsten, wenn beide Elternteile genetisch vorbelastet sind.
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Mythos 3: Koffein-Shampoos helfen gegen Haarausfall
Koffein-Shampoos sind in nahezu jedem Supermarkt und jeder Drogerie erhältlich. Doch ihre tatsächliche Wirksamkeit gegen Haarausfall ist wissenschaftlich bisher nicht eindeutig belegt. Zwar gibt es einige Studien zu diesem Thema, jedoch weisen die meisten erhebliche methodische Mängel auf und wurden oft von den Herstellern selbst finanziert. Gleichzeitig lässt sich auch nicht abschließend sagen, dass sie wirkungslos sind. Bis groß angelegte und unabhängige Studien durchgeführt werden, bleibt die Wirkung von Koffein-Shampoos jedoch ein Mythos.
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Mythos 4: Stress ist die Hauptursache von Haarausfall
Stress kann zwar erblich bedingten Haarausfall negativ beeinflussen, er ist jedoch nicht die Hauptursache dafür. Beim erblich bedingten Haarausfall spielen vor allem deine Hormone eine entscheidende Rolle, insbesondere Dihydrotestosteron (DHT). DHT ist ein Abbauprodukt von Testosteron und führt dazu, dass deine Haarfollikel nach und nach schrumpfen. Dieser Prozess ist genetisch bedingt, da nicht jeder Mensch empfindlich auf DHT reagiert. Die Empfindlichkeit der Haarfollikel wird vererbt, was den erblichen Charakter dieser Form des Haarausfalls erklärt. Dennoch: Stress, sei es psychisch oder physisch, kann zu diffusem Haarausfall führen. Weniger Stress bedeutet also auf jeden Fall glücklichere – und mehr – Haare.
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Mythos 5: Häufiges Haarewaschen verursacht Haarausfall
Häufiges Haarewaschen wird oft als schädlich für die Kopfhaut angesehen, da Shampoos angeblich die Hautbarriere zerstören. Klingt plausibel? Ist es aber grundsätzlich nicht. Zwar gibt es bestimmte Inhaltsstoffe in Shampoos, die die Kopfhaut reizen und dadurch indirekt Haarausfall fördern können. Allerdings steht häufiges Haarewaschen nicht mit vermehrtem Haarausfall in Zusammenhang. Im Gegenteil: Eine Studie zeigt, dass häufigeres Haarewaschen sogar zu einer positiveren Wahrnehmung des Haarausfalls führen kann. Dies könnte jedoch auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein.
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Mythos 6: Creatin führt zu Haarausfall
Eine 2009 in Südafrika durchgeführte Studie stellte fest, dass die Einnahme von Creatin den DHT-Spiegel erhöhen kann. Da DHT als Hauptverursacher von erblich bedingtem Haarausfall gilt, entstand schnell der Verdacht, dass Creatin Haarausfall begünstigen könnte. Allerdings untersuchte die Studie keinen direkten Zusammenhang zwischen Creatin und Haarausfall und wies zudem methodische Schwächen auf. Bis heute wurde diese These von keiner weiteren Studie bestätigt. Somit bleibt die Annahme, dass Creatin Haarausfall verursacht, lediglich ein Mythos.
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Mythos 7: Kappen und Hüte verursachen Haarausfall
Dieser Mythos kann eindeutig widerlegt werden: Normal sitzende Kopfbedeckungen haben keinerlei Einfluss auf Haarausfall und fördern ihn auch nicht. Im Gegenteil, eine Studie deutet sogar darauf hin, dass das Tragen von Hüten positive Effekte haben könnte. Allerdings sollte dieses Ergebnis mit Vorsicht betrachtet werden, da die Studie methodische Schwächen aufweist. Solange du also Kappen und Hüte normal trägst, sind deine Haare damit auch zufrieden – ein sehr enger Sitz ist jedoch zu vermeiden.
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Mythos 8: Nahrungsergänzungsmittel helfen gegen Haarausfall
Hier lautet die „klare“ Antwort: Jein. Nahrungsergänzungsmittel können tatsächlich helfen – aber nur dann, wenn ein spezifischer Mangel vorliegt, etwa bei Vitamin D, Eisen, Vitamin B12, Folsäure oder Selen. Ohne einen nachgewiesenen Mangel macht eine generelle Einnahme jedoch wenig Sinn und kann in einigen Fällen sogar schädlich sein! Eine Überdosierung von Vitamin A, Vitamin E oder Selen kann beispielsweise den Haarausfall sogar noch verstärken.
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Mythos 9: Schlechte Ernährung führt zu Haarausfall
Eine ungesunde Ernährung kann tatsächlich Haarausfall begünstigen – vor allem, wenn sie dauerhaft einseitig ist und wichtige Mikronährstoffe wie Eisen, Zink, Biotin oder Vitamine fehlen. Es geht hierbei allerdings nicht um den gelegentlichen Verzehr von Pizza oder Burgern, sondern um eine langfristige Unterversorgung, die durch das bewusste Weglassen bestimmter Lebensmittel entstehen kann. Werden die fehlenden Nährstoffe nicht anderweitig ausgeglichen, kann dies die Haarfollikel schwächen und Haarausfall fördern.
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Mythos 10: Haarverlust ist immer dauerhaft
Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall – einige Formen sind reversibel. Besonders bei kreisrundem und diffusem Haarausfall ist der Haarverlust meist vorübergehend. Anders verhält es sich bei vernarbendem Haarausfall und beim weit verbreiteten erblich bedingten Haarausfall. Wenn die Haare einmal ganz weg sind, können sie leider nicht „wiederbelebt werden“. In fortgeschrittenen Fällen bietet sich jedoch eine Haartransplantation an, bei der Haare vom Hinterkopf in kahle Bereiche verpflanzt werden. Diese Methode gilt allerdings als letzte Option. Bei beginnendem Haarausfall sollten zunächst sanftere und weniger invasive Behandlungen in Betracht gezogen werden.
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Quellen
AlJasser M. I., et al. (2019) Headcover and male-pattern hair loss: A cross-sectional study. https://www.researchgate.net/publication/334829320_Headcover_and_male-pattern_hair_loss_A_cross-sectional_study
Chumlea WC, et al. (2004). Family history and risk of hair loss. Dermatology. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15237265/
Gatherwright J,et al. (2013) The contribution of endogenous and exogenous factors to male alopecia: a study of identical twins. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23629119/
Łukasik A, et al (2021). The role of family history and its influence on the onset time in female pattern hair loss. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34849129/
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