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Alfatradiol vs Minoxidil bei Haarausfall

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Inhalt
Eine Frau trägt mit einer Pipette eine Flüssigkeit auf ihre Kopfhaut auf – symbolisch für die Anwendung von Haarwuchsmitteln. Im Vordergrund ist eine halbtransparente Textbox mit dem Titel „H Vergleich“ zu sehen, wobei das „H“ für „Healthheld“ steht. Darunter befindet sich der Untertitel „Alfatradiol vs. Minoxidil“. Das Bild thematisiert den Vergleich zweier Behandlungen gegen Haarausfall.

Key Takeaways

Minoxidil verbessert sowohl die Haardichte als auch die Haardicke signifikant, während Alfatradiol hauptsächlich den Status quo erhält.

Alfatradiol hemmt das Enzym 5-alpha-Reduktase und reduziert so die Bildung von Dihydrotestosteron, während Minoxidil die Durchblutung der Kopfhaut verbessert und das Haarwachstum stimuliert.

Da die Wirksamkeit von Minoxidil mit der Zeit nachlassen kann, bietet Alfatradiol potenziell eine wertvolle Ergänzung.

Der Blick in den Spiegel wird zur täglichen Herausforderung. Sind da tatsächlich schon wieder Haare ausgefallen? Ist der Scheitel lichter geworden? Millionen von Frauen weltweit kennen diese quälenden Gedanken. Haarausfall ist dabei häufig nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern auch eine emotionale Belastung, die das Selbstbewusstsein spürbar beeinflussen kann.

Die gute Nachricht? Es gibt wirksame Waffen im Kampf gegen den Haarverlust. Und die schlechte? Die individuell richtige Auswahl kann schwierig sein und ist in erster Linie abhängig von der Ursache des Haarausfalls. Besonders bei erblich bedingtem Haarausfall stehen Frauen oft vor der Frage: Alfatradiol oder Minoxidil? Wir zeigen dir, wie diese beiden Mittel wirken und welches dir besser helfen kann.

Alfatradiol, der Verteidiger

Lass uns kurz ein gedankliches Bild zeichnen und besser verstehen, was bei erblich bedingtem Haarausfall genau passiert. Stell dir vor, deine Haarfollikel sind eine Festung. In ihnen wohnen deine Haare. Nun wird die Festung belagert – der Angreifer heißt Dihydrotestosteron (DHT) und ist der Hauptverursacher des erblich bedingten Haarausfalls, auch genannt androgenetische Alopezie. Und ja, dieser betrifft auch Frauen, und zwar sogar wesentlich mehr, als weitläufig angenommen wird! Im Laufe ihres Lebens sind gar bis zu 50% der Frauen damit konfrontiert. Zurück zur belagerten Festung: Alfatradiol ist wie ein Verteidiger, der den Feind, DHT, bereits an der Quelle stoppt und dafür sorgt, dass weniger DHT in die Festung, also zu den Haarfollikeln, gelangt.

Alfatradiol wird bereits seit den 1980er-Jahren zur Behandlung von Haarausfall eingesetzt. Obwohl der Wirkstoff chemisch zur Gruppe der Östrogene zählt, wirkt er nicht wie ein typisches Hormon. Bei äußerlicher Anwendung beeinflusst Alfatradiol nicht den gesamten Hormonhaushalt, sondern hemmt gezielt das Enzym 5-alpha-Reduktase in der Kopfhaut. Dieses Enzym ist dafür verantwortlich, dass Testosteron in das für die Haarfollikel schädliche DHT umgewandelt wird. Durch die Hemmung dieses Enzyms trägt Alfatradiol also gezielt dazu bei, die Bildung von DHT zu reduzieren.

Die Grafik veranschaulicht die Wirkweise von Alfatradiol bei Haarausfall anhand eines Vergleichs. Auf der linken Seite, mit der Überschrift "Ohne Alfatradiol", wird dargestellt, wie DHT (Dihydrotestosteron) die Haarfollikel angreift. Die Androgenrezeptoren der Haarfollikel sind durch orangefarbene Ringe dargestellt, und mehrere beige Kreise außerhalb der Follikel symbolisieren DHT-Moleküle, die mit schwarzen Pfeilen auf die Rezeptoren der Follikel zeigen, um den Angriff zu verdeutlichen. Auf der rechten Seite, mit der Überschrift "Mit Alfatradiol", wird gezeigt, dass Alfatradiol die Bildung von DHT blockiert. Einige DHT-Moleküle (beige Kreise) sind durch rote Kreuze markiert, was auf ihr Fehlen hinweist. Die Haarfollikel bleiben dadurch mehr geschützt, zwei kleine Pfeile zeigen auf Rezeptoren des Follikels, um den dennoch stattfindenden Angriff zu verdeutlichen. Am unteren Rand der Grafik wird die Legende dargestellt: Ein beiger Kreis steht für DHT, ein oranger Ring symbolisiert die Rezeptoren der Haarfollikel, und ein rotes Kreuz zeigt die Abwesenheit von DHT an.

Der große Vorteil: Alfatradiol wird als Lösung direkt auf die Kopfhaut aufgetragen. Diese lokale Anwendung bedeutet meistens minimale Nebenwirkungen. Denn während orale Medikamente oft den ganzen Körper beeinflussen, wirkt Alfatradiol genau dort, wo es gebraucht wird. Durch den Hautkontakt können allerdings gelegentlich Hautreizungen oder Juckreiz auftreten.

So weit zur Theorie – und wie sieht es in der Realität aus? Um bei unserem Bild zu bleiben: Alfatradiol ist ein Verteidiger, kein rettender Eroberer. Es kann den Haarausfall verlangsamen oder stoppen, aber es wird in den meisten Fällen keine neuen Haare sprießen lassen. Studien zeigen, dass Alfatradiol mehr Haare in der aktiven Wachstumsphase hält, aber die Wirkung ist schwächer als bei anderen Mitteln, die ebenso die 5-alpha-Reduktase hemmen, wie beispielsweise Finasterid.

Minoxidil, der Unterstützer

Minoxidil ist ein Medikament, das ursprünglich für die Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde. Doch schon bald bemerkte man, dass bei den damit behandelten Patient:innen ganz unerwartet auch die Haare stärker wuchsen. Was als Nebenwirkung begann, wurde zu einer der wichtigsten Entdeckungen in der Haarausfall-Behandlung. Mittlerweile ist Minoxidil als Schaum oder Lösung in 2% oder 5% Konzentration verfügbar, wobei Frauen meistens die 2% Lösung anwenden.

Minoxidil funktioniert völlig anders als Alfatradiol. Statt Enzyme zu drosseln und so für weniger Angreifer zu sorgen, verwandelt es deine Kopfhaut in einen gut durchbluteten Nährboden für Haarwachstum und versorgt deine Haarfollikel mit Wachstumsfaktoren. Es verlängert die aktive Wachstumsphase der Haare und sorgt so auch dafür, dass sich mehr Haare in dieser Phase befinden. Lass uns das in unserer Metapher anschauen: Minoxidil baut quasi einen besonders schwer überwindbaren Wassergraben um die Festung, versorgt die Bewohner mit Nahrung und hält sie mit Kaffee wach.

Minoxidl bringt in der Regel erstmals einen Schock mit sich, denn viele Anwender:innen erleben in den ersten Monaten das berüchtigte „Shedding„. Dabei fallen plötzlich noch mehr Haare aus. So erschreckend das ist, es ist in Wahrheit ein Zeichen dafür, dass das Medikament wirkt: Schwache, dünne Haare werden abgestoßen, um Platz für stärkere zu schaffen.

Nach etwa sechs Monaten kontinuierlicher Anwendung wird die Geduld belohnt und Erfolge lassen sich blicken. Studien belegen, dass der Behandlungseffekt nach einem Jahr seinen Höhepunkt erreicht. Wichtig ist jedoch zu beachten, dass Minoxidil nicht die Ursache – unseren Angreifer DHT – bekämpft, sondern hauptsächlich die Symptome verbessert – also für eine starke Festung und verteidigungswillige Bewohner sorgt. Und sowie selbst die beste Festung bei stetem Angriff Schäden trägt, kann auch der Haarausfall ohne Beseitigung des Feindes wieder mehr werden. Das zeigt sich auch in Studien: Die Wirksamkeit von Minoxidil kann langfristig wieder abnehmen.

Grafik zeigt die Langzeitwirkung von 2% Minoxidil bei der Bekämpfung von Haarausfall über 5 Jahre.
Eigene Darstellung der Studienergebnisse von Olsen EA, et al. (1990)

Der direkte Vergleich: Alfatradiol vs Minoxidil

Genug der Einzelanalyse. Was passiert, wenn man beide Mittel direkt gegeneinander antreten lässt?

Deutsche Forscher:innen haben schon 2007 Minoxidil (2%) mit Alfatradiol (0,025%) bei Frauen mit androgenetischer Alopezie verglichen. Minoxidil erzielte dabei eine signifikante Zunahme sowohl der Haardichte als auch der Haardicke, besonders bei den kosmetisch wichtigen Terminalhaaren – also bei den festen, dicken, sichtbaren Haaren. Alfatradiol hingegen konnte lediglich den Status quo erhalten, was nicht schlecht ist, aber eben auch nicht so gut wie das Ergebnis von Minoxidil.

Besonders aufschlussreich war, dass Frauen, die nach sechs Monaten mehr oder weniger erfolgloser Alfatradiol-Behandlung auf Minoxidil umstiegen, in den folgenden sechs Monaten deutliche Verbesserungen erzielten. Das untermauert nicht nur die Überlegenheit von Minoxidil, sondern auch, dass ein Wechsel sinnvoll sein kann.

Damit ist es aber noch nicht getan. Was nämlich in dieser Studie nicht untersucht wurde, ist, ob die Mittel bei gemeinsamer Anwendung ein noch besseres Ergebnis erzielen könnten. Eine koreanische Studie macht Hoffnung: Die Kombination aus 3 % Minoxidil und 0,025 % Alfatradiol führte nach sechs Monaten zu einer Zunahme der Haardichte von durchschnittlich +39 Haaren pro cm², nach zwölf Monaten sogar +60 Haare pro cm². 88 % der Patient:innen zeigten eine Verbesserung, bei 61 % war diese sogar deutlich sichtbar. Die Behandlung wurde gut vertragen, nur vereinzelt traten leichte Hautirritationen auf. Jetzt bräuchte es nur noch einen direkten Vergleich.

Trommelwirbel für Minoxidil

Die Wissenschaft hat gesprochen und das Urteil ist derzeit eindeutig: Minoxidil ist in diesem Vergleich der Sieger für sichtbares Haarwachstum bei Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall. Es stimuliert nicht nur das Wachstum neuer Haare, sondern verbessert auch die Qualität der bestehenden Haare. Alfatradiol ist nicht ohne Wirkung, aber im Vergleich zu Minoxidil nach dem jetzigen Wissensstand unterlegen. Es kann zwar den Haarausfall verlangsamen, aber es wird keine dramatischen Verbesserungen bringen.

Für die meisten Frauen bleibt Minoxidil die sicherste und effektivste Wahl. Mittel wie Alfatradiol können jedoch helfen, die Ursache des Haarausfalls zu bekämpfen und stellen daher eine sinnvolle Ergänzung zu Minoxidil dar – vor allem auch, da die Wirksamkeit von Minoxidil mit der Zeit nachlassen kann.

So wie das Wachstum der Haare ist auch die Behandlung von Haarausfall ein Marathon und kein Sprint. Welches Mittel du auch wählst, Geduld ist entscheidend.

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Picture of Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena hat Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien studiert und hat zudem einen Master in Wirtschaftswissenschaften. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für medizinische Innovationen und Longevity ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.