Key Takeaways
Kreisrunder Haarausfall im Bart betrifft etwa 28% der Menschen mit Alopecia areata und tritt meist im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auf.
Die Hauptursache für kreisrunden Haarausfall ist eine Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem die Haarfollikel angreift, oft in Verbindung mit Stress, Vitamin-D-Mangel oder anderen Erkrankungen.
Lokales Kortison ist die bevorzugte Behandlungsmethode.
Haarausfall auf dem Kopf ist ein Thema, das viele Menschen beschäftigt und umfassend diskutiert wird. Doch wie sieht es eigentlich mit Haarausfall im Bart aus? Genau wie auf dem Kopf kann auch im Bart Haarausfall in verschiedenen Formen auftreten. Der Bart ist jedoch grundsätzlich besser vor dem typischen androgenetischen Haarausfall geschützt. Eine andere häufige Ursache ist jedoch bekannt: kreisrunder Haarausfall im Bart, auch Alopecia areata barbae genannt. Doch wie häufig tritt dieses Phänomen auf, und was kann man dagegen unternehmen?
Was bedeutet kreisrunder Haarausfall im Bart?
Kreisrunder Haarausfall im Bart tritt am häufigsten bei Männern im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auf. Allerdings handelt es sich hierbei nur um einen Durchschnittswert. Die Erkrankung kann bereits in jungen Jahren oder auch erst im höheren Alter beginnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens einen generellen kreisrunden Haarausfall entwickelt, ist rund 2 % – also eigentlich gar nicht so niedrig. Der kreisrunde Haarausfall im Bart tritt bei rund 28% der Patient:innen mit kreisrundem Haarausfall auf. Dabei beschränkt sich der kreisrunde Haarausfall meist aber nicht nur auf den Bart; er kann ebenso die Kopfhaare und sogar die gesamte Körperbehaarung betreffen. Für viele Betroffene hat dies erhebliche psychologische Folgen, die bis hin zu Depressionen führen können.
„Rund 2% der Männer erkranken im Laufe des Lebens an kreisrundem Haarausfall.“
Kreisrunder Haarausfall im Bart fällt jedoch oft stärker auf als an anderen Körperstellen. Dies liegt daran, dass Barthaare zwar etwa doppelt so dick sind wie Kopfhaare, jedoch deutlich weniger dicht wachsen – häufig nur in etwa einem Zehntel der Dichte der Kopfhaut. Zudem ist die Wachstumsphase von Barthaaren mit rund 4 bis 14 Wochen erheblich kürzer als die der Kopfhaare, die 2 bis 7 Jahre beträgt. Ein zentrales Merkmal des kreisrunden Haarausfalls ist die Hemmung dieser Wachstumsphase, was dazu beitragen kann, dass die kahlen Stellen im Bart besonders sichtbar sind.
Ein weiterer Faktor ist die hohe Konzentration an Mastzellen, einer Art von Immunzellen, im Barthaarbereich. Diese Mastzellen setzen Stoffe frei, von denen andere Immunzellen angezogen werden, die dann eine entzündliche Reaktion in den Haarfollikeln auslösen. So wird der Haarausfall verstärkt. Um die genauen Ursachen dieses Prozesses besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Mechanismen, die kreisrunden Haarausfall bedingen.
Ursachen von kreisrundem Haarausfall im Bart
Grundsätzlich hat kreisrunder Haarausfall im Bart dieselben Ursachen wie auf der Kopfhaut. Normalerweise schützt uns unser Immunsystem vor schädlichen Molekülen und Zellen. Beim kreisrunden Haarausfall richtet sich die Immunreaktion jedoch gegen den eigenen Körper, in dem Fall gegen die Haarfollikel, und greift diese an. Oft gibt es zusätzliche Auslöser wie Stress oder Vitamin-D-Mangel, die den Haarausfall triggern oder verstärken können. Außerdem wird kreisrunder Haarausfall im Bart häufig in Verbindung mit Erkrankungen wie Diabetes, Vitiligo oder Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) gebracht. In einigen Fällen wird sogar Covid-19 als möglicher Auslöser diskutiert.
„Die genaue Ursache für kreisrunden Haarausfall ist noch nicht vollständig geklärt. Fest steht jedoch, dass das Immunsystem die eigenen Haarfollikel angreift. Es handelt sich daher um eine Autoimmunerkrankung.“
Im Gegensatz zur klassischen Alopecia areata ist kreisrunder Haarausfall im Bart jedoch in der Regel nicht genetisch bedingt. Das bedeutet, dass auch Menschen ohne familiäre Vorbelastung erkranken können.
Symptome und Verlauf
Neben dem Bart sind oft auch andere Körperstellen betroffen. Rund 50 % der Betroffenen entwickeln innerhalb von 12 Monaten kahle Stellen an weiteren Körperstellen, wie der Körper- oder Kopfbehaarung. Typische Symptome sind klar abgegrenzte, haarlose Flecken, auf denen kleine gelbe oder schwarze Punkte zu sehen sein können, die auf beschädigte Haare hinweisen. Zudem treten sogenannte Ausrufezeichenhaare auf (Haare, die zur Kopfhaut hin dünner sind), sowie feine, kurze Vellushaare (kaum pigmentierte Härchen) und konische Haare, die ebenfalls zur Wurzel hin dünner werden. An den Rändern der betroffenen Stellen können sich außerdem manchmal weiße Haare bilden.
In der Regel beginnt der Haarausfall im Bart entlang der Kinnlinie oder am Hals, während die Koteletten oft verschont bleiben. Der Verlauf kann jedoch sehr unterschiedlich sein: von einzelnen, kleinen Flecken bis hin zu großen, ineinander übergehenden Bereichen.
Kreisrunder Haarausfall im Bart verkürzt die Wachstumsphase der Haare, was zu einem Rückgang des Verhältnisses von wachsenden (anagenen) zu ruhenden (telogenen) Haaren führt. Zudem nimmt die Anzahl der Terminalhaare (kräftige, pigmentierte Haare) deutlich ab. Im Gegensatz zu genereller Alopecia areata zeigen Betroffene jedoch meist keine Veränderungen an den Fingernägeln.
Diagnose von kreisrundem Haarausfall im Bart
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine ärztliche Untersuchung und Anamnese, bei der die typischen Symptome bewertet werden. Eine Hautbiopsie ist meist nicht erforderlich, da die charakteristischen Anzeichen oft bereits ausreichend sind. Sollte dennoch eine Biopsie durchgeführt werden, wird die Haut auf entzündliche Infiltrate untersucht, die eine Diagnose bestätigen können.
Zur Beurteilung der Schwere des Haarausfalls wird zunehmend der ALBAS-Score verwendet. Dabei wird der Bartbereich in vier Zonen unterteilt.

Diese Einteilung ermöglicht eine objektive Einschätzung des Ausmaßes des Haarausfalls in den einzelnen Bartregionen. Wenn beispielsweise die gesamte frontale Region von Haarausfall betroffen ist, ergibt sich ein ALBAS-Score von 12. Wenn nur der Bereich unter der Lippe betroffen ist, liegt der ALBAS-Score bei 8.
Behandlungsmöglichkeiten von kreisrundem Haarausfall im Bart
Derzeit gibt es kein standardisiertes Behandlungsprotokoll für Alopecia areata barbae. Dafür fehlt es an groß angelegten Studien zu dieser speziellen Form des Haarausfalls. Die eingesetzten Medikamente und Therapien basieren daher hauptsächlich auf klinischen Erfahrungen und kleineren, nicht kontrollierten Studien.

Lokale Behandlung
- Kortikosteoride: In der Regel ist topisches Kortison, also Kortison, das auf die Haut aufgetragen wird, die erste Behandlungsmethode, gefolgt von intraläsionalem Kortison, das direkt in die betroffene Haut gespritzt wird. Letztere Methode hat in Studien gute Ergebnisse gezeigt – bei einer Untersuchung wuchsen bei 44% der Patienten über 75% der Haare nach. Auf topisches Kortison sprachen hingegen im selben Ausmaß nur 29% an. Die Nebenwirkungen sind bei lokaler Anwendung gering, jedoch wird Kortison im Bartbereich meist nicht langfristig angewendet, um Hautverdünnung zu vermeiden.
- Minoxidil: Obwohl Minoxidil bei erblich bedingtem Haarausfall wirksam ist, scheint es bei kreisrundem Haarausfall im Bart weniger effektiv zu sein. Eine Studie zeigt, dass lediglich 18% auf Minoxidil ansprachen und damit einen Nachwuchs von mehr als 75% der Haare hatten. Allerdings kommt es bei kreisrundem Haarausfall im Bart in etwa genauso häufig zu einer spontanen Heilung.
- Low-Level Lasertherapie: Obwohl es zu Low-Level Lasertherapien noch keine groß angelegten Studien gibt, weisen einzelne Fallstudien darauf hin, dass diese punktuell zu verbessertem Haarwachstum beitragen können.
- PRP: Ähnlich wie bei der Lasertherapie gibt es zu PRP noch zu wenige Daten, um die Wirksamkeit bei kreisrundem Haarausfall im Bart eindeutig bewerten zu können. Erste Einzelfallberichte zeigen jedoch potenziell positive Effekte.
„Kreisrunder Haarausfall im Bart lässt sich gut behandeln. Kortison wird als Mittel der ersten Wahl eingesetzt, aber auch JAK-Inhibitoren zeigen eine vielversprechende Wirksamkeit.“
Systemische Behandlung
- Kortikosteroide: Neben der topischen Anwendung kann Kortison auch systemisch verabreicht werden. Studien zu Alopecia areata insgesamt zeigen, dass zwischen 30% und 60% der Patient:innen auf systemisches Kortison ansprechen und neues Haarwachstum verzeichnen. Aufgrund der starken Nebenwirkungen wird diese Therapie jedoch selten für den Bartbereich empfohlen.
- JAK-Inhibitoren: JAK-Inhibitoren sind eine relativ neue Behandlungsmöglichkeit. Sie werden teilweise zur Behandlung von kreisrundem Haarausfall eingesetzt, da sie die Immunreaktion, die die Haarfollikel angreift, unterdrücken können. In einer Studie mit Baricitinib erreichten 40% der Patienten vollständiges und 45% partielles Nachwachsen der Barthaare. Da JAK-Inhibitoren potenziell starke Nebenwirkungen haben, muss ihre Anwendung sorgfältig abgewogen werden.
Lifestyle-Ansätze
Faktoren wie Rauchen und Übergewicht können die Krankheit verschlimmern bzw. sind oft auch der initiale Auslöser für kreisrunden Haarausfall. Eine gesündere Lebensweise und der Verzicht auf schädliche Gewohnheiten können daher den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
„Rauchen und Übergewicht spielen eine bedeutende Rolle bei kreisrundem Haarausfall.“
Es ist wichtig zu beachten, dass die Rückfallrate bei kreisrundem Haarausfall relativ hoch ist: Etwa 15–25 % der Betroffenen erleben nach einer Phase des Nachwachsens erneuten Haarausfall. Auch wenn die Haare vorübergehend nachwachsen, besteht also die Möglichkeit, dass der Haarausfall zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftritt.
Mehr dazu hier: Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Fazit
Kreisrunder Haarausfall im Bart ist für Betroffene oft eine erhebliche psychische Belastung. Zwar hat der Haarausfall selbst keine gesundheitlichen Folgen, jedoch sollte ärztlich abgeklärt werden, ob möglicherweise andere Autoimmunerkrankungen vorliegen, da diese häufig in Verbindung mit Alopecia areata auftreten. Auch wenn kreisrunder Haarausfall im Bart weniger erforscht ist als andere Arten von Haarausfall, stehen dennoch einige vielversprechende Behandlungsoptionen zur Verfügung. Kortison ist dabei die erste Wahl. Neuere Ansätze wie JAK-Inhibitoren zeigen eine noch stärkere Wirksamkeit – wenngleich mit möglichen Nebenwirkungen, die sorgfältig abgewogen werden sollten.
Quellen
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