Key Takeaways
Haarausfall nach der Schwangerschaft betrifft viele Frauen. Die Hauptursache dafür ist der hormonelle Wechsel.
Es handelt sich um ein postpartales telogenes Effluvium – ein diffuser Haarausfall, der meist 2 bis 4 Monate nach der Geburt beginnt und etwa 2 bis 6 Monate andauert.
Kläre Eisenmangel als weitere mögliche Ursache ab.
Vorbeugung ist nicht möglich, aber Maßnahmen wie aktive Entspannung, Stressreduktion, sanfte Kopfhautmassagen, Schonung der Haare und ausgewogene Ernährung können die Symptome lindern.
Wenn du nicht (mehr) stillst, können Behandlungen wie Minoxidil, Microneedling, PRP oder Low-Level Lasertherapie den Haarwuchs unterstützen.
Eigentlich könnte alles so perfekt sein. Dein Kleines hat das Licht der Welt erblickt, nach einer langen Zeit, in der in deinem Körper ein neues Leben herangewachsen ist – einfach magisch! Doch während du in deiner Schwangerschaft noch gerne Fotos mit deinem Babybauch gemacht hast, fällt es dir jetzt immer schwerer, abgelichtet zu werden. Vielleicht ziehst du dich sogar etwas zurück. Denn du hast mit vielen Herausforderungen gerechnet – aber nicht mit Haarausfall nach der Schwangerschaft.
Was du vielleicht nicht weißt: Du bist mit diesem bedrückenden Thema nicht alleine, ganz im Gegenteil! Lass uns gemeinsam erkunden, warum Haarausfall nach der Schwangerschaft so häufig vorkommt und was du dagegen unternehmen kannst. Wissenschaftlich basiert und kurz und knackig – genau so, wie es frischgebackene Mamas brauchen!
Haarausfall nach der Schwangerschaft betrifft sehr viele Mamas
Obwohl es noch immer keine Daten zur Häufigkeit von Haarausfall nach der Schwangerschaft gibt, liefern einzelne Studien interessante Einblicke. In einer Umfrage mit über 300 Teilnehmerinnen berichteten 92% von diesem Problem. Im Durchschnitt begann der Haarausfall etwa 3 Monate nach der Entbindung und dauerte 5 Monate an. In einer weiteren Studie mit etwa 250 postpartalen Frauen waren 81% von Haarausfall betroffen.
„Mit Haarausfall nach der Schwangerschaft bist absolut nicht alleine. Es handelt sich um ein sogenanntes postpartales telogenes Effluvium.“
Du denkst vielleicht, dass dich das Thema nicht belasten sollte. Doch wir können dir versichern, dass du mit deiner Sorge nicht allein bist. Traurigerweise wird der Haarverlust als die drittschwierigste Veränderung nach der Entbindung Veränderung genannt – noch vor Schlaflosigkeit!
Eigenschaften des postpartalen Haarausfalls
Doch worum handelt es sich genau bei diesem Haarausfall? Medizinisch wird der Haarausfall nach der Schwangerschaft als „postpartales telogenes Effluvium“ bezeichnet. Postpartal heißt einfach nur ’nach der Schwangerschaft‘. Und telogenes Effluvium bezieht sich auf die Art des Haarausfalls.

„Dieser diffuse Haarausfall beginnt 2 bis 4 Monate nach der Entbindung und dauert etwa 2 bis 6 Monate.“
Das telogene Effluvium ist ein diffuser Haarausfall, das heißt, er betrifft die gesamte Kopfhaut. Um zu verstehen, was es mit dem telogenen Effluvium auf sich hat, werfen wir einen kurzen Blick auf den Haarzyklus. Unsere Haare durchlaufen drei Phasen: Zuerst wachsen sie, dann sind sie in einer Übergangsphase und schließlich in der Ruhephase, an deren Ende sie ausfallen. Diese Ruhephase wird als „telogene Phase“ bezeichnet. Beim telogenen Effluvium sind einfach mehr Haare als normalerweise in der Ruhephase, nämlich in etwa 35% aller Haare anstelle von 10%. Daher nehmen wir einen vermehrten Haarausfall wahr. Das postpartale telogene Effluvium beginnt etwa 2 bis 4 Monate nach der Entbindung. In der Regel hält der Haarausfall zwischen 2 und 6 Monaten an.
Die guten Nachrichten also: Es fallen nur mehr, aber nicht alle Haare aus. Und der Spuck hat ein Ende in Sicht.
Mehr dazu hier: Telogenes Effluvium
Wodurch entsteht der Haarausfall nach der Schwangerschaft?
Wie du dir vielleicht denken kannst, ist der übliche Verdächtige auch in diesem Fall der Schuldige – der gute alte Hormonhaushalt. Während der Schwangerschaft ändern sich die Hormone maßgeblich. Durch die erhöhten Östrogen- und Progesteron-Spiegel wird die Wachstumsphase der Haare nämlich verlängert. Es scheint sogar so zu sein, dass während der Schwangerschaft weniger Haare in die Ruhephase kommen und ausfallen. Deine Mähne ist also am Höhepunkt. Hallo Schwangerschaftsglow!
Nach der Schwangerschaft werden all die überaktiven Haarfollikel schneller in die Übergangs- und in die Ruhephase versetzt. Das Ergebnis ist, dass dann vermehrt Haare ausfallen. Es wird angenommen, dass die sinkenden Östrogen- und Progesteron – sowie der steigende Prolaktin-Spiegel ebenso dazu beitragen.
Gut zu wissen: Starker Haarausfall nach der Schwangerschaft kann auch auf andere Ursachen hindeuten. Bei exzessivem Haarverlust könnte ein erblich bedingter Haarausfall oder eine Traktionsalopezie dahinterstecken. Oft tritt dies erst durch den postpartalen Haarverlust zutage.
Gibt es Faktoren, die den postpartalen Haarausfall beeinflussen?
Es hat sich gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Frühgeburt und postpartalem Haarausfall existiert. Das könnte daran liegen, dass Entzündungsvorgänge bei Frühgeburten eine Rolle spielen und Entzündungen ebenso zur Entstehung von Haarausfall beitragen. Natürlich kannst du keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Geburt nehmen. Aber mit dem Wissen über diesen Zusammenhang kannst du deine Anfälligkeit für Haarausfall nach der Schwangerschaft besser einschätzen.
Ein weiterer Faktor, der zu Haarausfall beitragen kann, ist Langzeitstillen. Es wird angenommen, dass durch das Stillen die Ausstoßung der steuernden Hormone GnRH und LH unterbrochen wird. Durch das Ausbleiben des LH-Anstiegs vor dem Eisprung, kehren die Östrogen- und Progesteron-Spiegel nicht so schnell in den vor der Schwangerschaft gewohnten Rhythmus zurück.
Eine Studie zeigte, dass Frauen, die nach 6-12 Monaten das Stillen beendeten, ein 5,96-fach höheres Risiko für Haarausfall hatten im Vergleich zu jenen, die innerhalb der ersten 6 Monate aufhörten. Bei Frauen, die länger als 12 Monate stillten, stieg das Risiko sogar auf das 6,37-fache.
Außerdem beeinflusst Stress deine Haare negativ. Klingt plakativ, doch die Studien sprechen für sich. Schmerzen auf der Kopfhaut (Trichodynie) und Stress gehen oft Hand in Hand. Zudem wurde bei Trichodynie und postpartalem Haarausfall eine starke Häufung festgestellt. Um Haarausfall entgegenzuwirken, sollte daher Stress vermieden werden. Übrigens gilt Stress nicht nur als Trigger für das telogene Effluvium, sondern auch als Beschleuniger für erblich bedingten Haarausfall.

Was hilft gegen Haarausfall nach der Schwangerschaft?
Jetzt, wo du die Zusammenhänge kennst, kannst du gut für dich entscheiden, was du gegen den Haarausfall tun möchtest. Vorbeugen kann man den Haarausfall nach der Schwangerschaft nämlich leider nicht. Es ist jedoch wichtig, dir bewusst zu machen, dass dieser Haarausfall vorübergehend ist. Das nimmt dir den Stress und tut damit nicht nur dir, sondern auch deinen Haarfollikeln gut.
Wenn du (noch) stillst, solltest du so wenig wie möglich unternehmen. Leider fällt in dieser Zeit alles flach – von Minoxidil bis hin zur PRP-Behandlung. Bedenke zudem, dass auch natürliche Mittel wie Sägepalme, Kürbiskernöl und Rosmarin in deinen Körper eingreifen (ansonsten würden sie ja auch gar nicht helfen …). Am besten ist es als stillende Mama also,
- dich zu entspannen,
- deiner Kopfhaut mit sanften Massagen zu einer guten Durchblutung zu verhelfen,
- deine Haare so gut wie möglich vor Hitze und chemischen Behandlungen zu verschonen und
- strenge Zöpfe zu vermeiden, um die Haarfollikel nicht mit Zug zu belasten.
- Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Nährstoffen, vor allem Zink und Proteine.
- Kläre vorsichtshalber ab, dass du keinen Eisenmangel hast, denn auch dieser kann ein telogenes Effluvium verursachen.
Wenn du nicht (mehr) stillst und deine Haare beim Wachstum unterstützen möchtest, kannst du zusätzlich
- Minoxidil auf die Kopfhaut auftragen und
- mit Microneedling die Durchblutung und die Wirkstoffaufnahme verbessern.
- Wenn du tiefer in die Tasche greifen möchtest, können PRP-Behandlungen und
- Low-Level Lasertherapien (auch als Home-Device verfügbar) im Wachstumsprozess unterstützen.
Quellen
Boybay Koyuncu S, et al. (2022) Body dissatisfaction of women during postpartum period and copin strategies. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34895092/
Galal SA, et al. (2024) Postpartum Telogen Effluvium Unmasking Additional Latent Hair Loss Disorders. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11107900/
Grymowicz M, et al. (2020) Hormonal Effects on Hair Follicles. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7432488/
Hirose A, et al. (2023) Investigation of exacerbating factors for postpartum hair loss: a questionnaire-based cross-sectional study. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10846762/
Piérard-Franchimont C, et al. (2013) Alterations in hair follicle dynamics in women. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3884776/