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TDM-105795: Neuer Wirkstoff zeigt Hoffnung auf Haarwachstum selbst bei Kahlköpfigkeit

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Inhalt
Wissenschaftlerin im Labor beim Pipettieren einer Flüssigkeit in ein Reagenzglas – Forschung an dem Wirkstoff TDM-105795.

Key Takeaways

TDM-105795 ist ein neuartiger, topisch angewendeter Wirkstoff, der durch Aktivierung von Stammzellen in den Haarfollikeln das Haarwachstum stimuliert.

Die lokale Anwendung minimiert potenzielle Nebenwirkungen, da der Wirkstoff so gezielter an den Haarfollikeln wirkt.

Die bisherigen klinischen Studienergebnisse sind vielversprechend, doch das Medikament befindet sich noch Entwicklung.

Eine Marktzulassung ist frühestens gegen Ende des Jahrzehnts zu erwarten.

TDM-105795 gilt als einer der vielversprechendsten neuen Wirkstoffe zur Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall. Das Medikament setzt auf einen innovativen Wirkmechanismus und könnte vor allem jenen helfen, bei denen herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirken bzw. deren Haarausfall schon weit fortgeschritten ist. In diesem Artikel erfährst du alles über Wirkweise, Nebenwirkungen, Entwicklung und Marktstart und bekommst einen Vergleich mit anderen Mitteln gegen Haarausfall.

Das Unternehmen hinter TDM-105795

Technoderma Medicines ist ein chinesisches Biotechnologieunternehmen, das sich auf die Entwicklung innovativer Medikamente für Haut- und Haarerkrankungen spezialisiert hat. Zum therapeutischen Fokus zählen neben erblich bedingtem Haarausfall atopische Dermatitis (auch als Neurodermitis bekannt), Schuppenflechte und Lupus erythematodes.

Im Zentrum der Unternehmensstrategie steht die Entwicklung sogenannter thyromimetischer Wirkstoffe. Dabei handelt es sich um Medikamente, die die Wirkung von Schilddrüsenhormonen nachahmen. Um systemische Nebenwirkungen im ganzen Körper zu minimieren, setzt Technoderma gezielt auf die topische Anwendung auf der Haut.

Das wichtigste Entwicklungsprojekt ist TDM-105795, ein Wirkstoff zur Behandlung von androgenetischem Haarausfall, der den aktuellen Forschungsschwerpunkt des Unternehmens bildet.

TDM-105795 gegen Haarausfall

Durch die Nachahmung der Wirkung von Schilddrüsenhormonen sorgt TDM-105795 dafür, dass spezifische Signalwege und damit Stammzellen in den Haarfollikeln aktiviert werden, die für das Haarwachstum sorgen sollen. Damit ähnelt die Wirkweise dem sich ebenfalls in Entwicklung befindenden Wirkstoff PP405. Allerdings wirkt TDM-105795 breiter und aktiviert mehr Signalwege. Was dabei konkret passiert, ist, dass Haare aus der Ruhephase in die Wachstumsphase übergehen. Theoretisch können so auch Haarfollikel reaktiviert werden, die sich bei fortgeschrittenem Haarausfall schon in einer dauerhaften Ruhephase befinden, und wieder Haare sprießen lassen.

Grafik zeigt Haarfollikel ohne und mit TDM-105795. Links: ruhende orange Stammzellen. Rechts: aktivierte türkise Stammzellen mit Wassertropfen-Symbolen für TDM-105795.

Das Mittel wird äußerlich aufgetragen, was den Vorteil hat, dass der Wirkstoff hauptsächlich lokal wirkt. Damit soll vermieden werden, dass es zu starken Nebenwirkungen im ganzen Körper kommt. Vergleichbar ist das mit den unterschiedlichen Anwendungsformen von Minoxidil – bei äußerlicher Anwendung hat es überschaubare Nebenwirkungen, während eine orale Einnahme in Tablettenform eine höhere Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Effekte mit sich bringt. In bisherigen Untersuchungen wurde TDM-105795 gut vertragen und zeigte geringe Nebenwirkungen.

Entwicklung und Marktstart von TDM-105795 gegen Haarausfall

Bevor ein neues Medikament am Menschen getestet wird, durchläuft es zunächst eine präklinische Phase. Dabei wird es im Labor und anschließend meist auch an Tieren getestet, um erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit zu gewinnen. Nachdem Versuche mit TDM-105795 an Mäusen zu guten Ergebnissen geführt hatten, wurden mittlerweile bereits klinische Studien an Menschen durchgeführt. Diese werden typischerweise in drei Phasen durchgeführt:

  • In Phase-I wird das Medikament erstmals an Menschen mit Fokus auf dessen Sicherheit getestet.
  • In Phase-II gibt es einen ersten Nachweis zur Wirksamkeit und die optimale Dosierung wird getestet.
  • In Phase-III wird das Mittel an einer noch größeren Personenzahl getestet, um die Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen. Bei positivem Abschluss kann die Marktzulassung beantragt werden, weshalb die Phase-III-Studie auch Zulassungsstudie genannt wird.
Infografik zu den klinischen Studienphasen eines Medikaments: Phase-I für Sicherheit, Phase-II für Dosierung und erste Wirksamkeit, Phase-III für finale Tests und die Beantragung der Marktzulassung. Bis dahin dauert es sehr lange. Eine off label Nutzung von bereits zugelassenen Medikamenten für weitere Anwendungsgebiete ist daher eine Abkürzung.
Phasen der Arzneimittelentwicklung

Zu TDM-105795 wurden bereits Ergebnisse aus der Phase-II veröffentlicht, bei der 71 männliche Probanden bei täglicher Anwendung über 16 Wochen hinweg teilnahmen. Dabei wurden zwei verschiedene Dosierungen getestet und mit einer Placebogruppe verglichen. In beiden Gruppen konnte im Vergleich zur Placebogruppe ein signifikant höheres Haarwachstum festgestellt werden.

DosierungZunahme der Haarzahl (pro cm²)Vergleich zu Placebo
0,02% (hohe Dosis)24,3 Haare+10,3 Haare
0,0025% (niedrige Dosis)20,3 Haare+6,3 Haare
Placebo14,0 Haare

„TDM-105795 zeigt in ersten Studien vielversprechende Ergebnisse.“

Obwohl die Studienergebnisse auf den ersten Blick sehr positiv erscheinen, wurde bislang noch kein Zeitplan zur weiteren Entwicklung veröffentlicht. Gemäß der offiziellen Website des Unternehmens befindet sich die Entwicklung nach wie vor in Phase-II und es gibt noch keine Details zu einer etwaigen Phase-III-Studie. Damit ist nicht mit einer Zulassung des Medikaments vor Ende des Jahrzehnts zu rechnen.

Vergleich zu anderen Mitteln

Die beiden am weitesten verbreiteten Mittel gegen erblich bedingten Haarausfall sind derzeit Finasterid und Minoxidil. Um dir einen besseren Überblick über deren Wirkweise zu geben, haben wir hier die wichtigsten Eigenschaften zusammengefasst. Ebenso umfasst die Gegenüberstellung das Mittel PP405, das aufgrund der ähnlichen Wirkweise zu TDM-105795 besonders interessant ist.

ParameterTDM-105795PP405MinoxidilFinasterid
WirkmechanismusAktiviert StammzellenAktiviert StammzellenErhöht die DurchblutungHemmt DHT
ZielReaktivierung von HaarfollikelReaktivierung von HaarfollikelWachstumsboosterBehandlung der Ursache von erblich bedingtem Haarausfall
AnwendungTopisch (täglich)Topisch (täglich)Topisch (täglich)Oral (täglich)
ZielgruppeMänner (Phase 2a), Frauen geplantMänner & FrauenMänner & FrauenNur Männer
Systemische RisikenSehr geringSehr geringSehr geringGering (u.a. sexuelle Funktionsstörungen)

Minoxidil und Finasterid sind vor allem dann hilfreich, wenn man frühzeitig etwas gegen erblich bedingten Haarausfall unternehmen möchte. TDM-105795 und PP405 geben jedoch auch Menschen Hoffnung, bei denen der Haarausfall schon fortgeschrittener ist, da bei diesen Mitteln auch bei vollständiger Kahlköpfigkeit wieder neue Haare gebildet werden könnten. Bis es so weit ist, dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen.

Fazit

TDM-105795 ist neben PP405 eines der vielversprechendsten in Entwicklung befindlichen Mittel gegen erblich bedingten Haarausfall. Da es aber noch längere Zeit dauern wird, bis diese Medikamente auf den Markt kommen, ist es in der Zwischenzeit empfehlenswert, auf Alternativen wie Finasterid oder Minoxidil zurückzugreifen.

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Picture of Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena hat Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien studiert und hat zudem einen Master in Wirtschaftswissenschaften. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für medizinische Innovationen und Longevity ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.