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Dutasterid gegen Haarausfall: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Inhalt
Nahaufnahme einer Hand mit einer rosa Tablette, die Dutasterid enthält, ein Medikament gegen Haarausfall.

Key Takeaways

Dutasterid hemmt Dihydrotestosteron (DHT) stärker als Finasterid, da es alle drei Typen der 5-alpha-Reduktase blockiert.

Die Haardichte nimmt mit Dutasterid noch effektiver zu als mit Finasterid, insbesondere bei einer täglichen Dosierung von 0,5 mg.

Trotz nachgewiesener Wirksamkeit ist Dutasterid derzeit nicht offiziell gegen Haarausfall zugelassen und wird nur „off-label“ verschrieben, was die Verfügbarkeit erschwert.

Die Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei Finasterid, darunter Libidoverlust und Erektionsstörungen. Sie treten aber nicht zwangsläufig stärker auf.

Finasterid und Minoxidil gehören wohl zu den bekanntesten Arzneimitteln gegen erblich bedingten Haarausfall und werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch entsprechend am häufigsten verwendet. Minoxidil fördert das Haarwachstum, während Finasterid gezielt die Ursache des Haarausfalls bekämpft. Doch wusstest du, dass es einen Wirkstoff gibt, der diese Ursache sogar noch effektiver bekämpfen kann? Die Rede ist von Dutasterid – einem Medikament, das ähnlich wie Finasterid wirkt, aber deinen Haarfollikeln einen noch stärkeren Schutz bietet. Aber wovor schützt Dutasterid eigentlich genau? Warum ist es in manchen Fällen effektiver, und welche möglichen Nachteile gibt es im Vergleich zu Finasterid? Wir haben die Antworten für dich!

Die Grafik zeigt eine Übersicht der Vor- und Nachteile von Dutasterid. Auf der linken Seite, unter der Überschrift "Pros" und einem grünen Hintergrund mit einem Daumen-hoch-Symbol, werden die Vorteile aufgelistet: Dutasterid hat eine sehr starke DHT-Hemmung, ist relativ günstig, behandelt die Ursache von Haarausfall, hat eine langfristige Wirkung und ist kombinierbar mit anderen Behandlungsansätzen. Auf der rechten Seite, unter der Überschrift "Cons" und einem orangefarbenen Hintergrund mit einem Daumen-runter-Symbol, werden die Nachteile dargestellt: Es gibt potenzielle Nebenwirkungen, Dutasterid ist nicht offiziell für die Behandlung von Haarausfall zugelassen, es ist nicht in topischer Form verfügbar, für Frauen nicht geeignet und seine Verfügbarkeit kann eingeschränkt sein.

Dutasterid Wirkstoff gegen Haarausfall

Erblich bedingter Haarausfall wird durch das Hormon DHT (Dihydrotestosteron) verursacht. Dieses Abbauprodukt von Testosteron bindet an die Haarfollikel und setzt einen schleichenden Prozess in Gang, bei dem deine Haare dünner, schwächer und schließlich zu kaum sichtbarem Flaum werden oder sogar komplett verschwinden.

Die Umwandlung von Testosteron zu DHT erfolgt durch ein Enzym mit dem sperrigen Namen 5-alpha-Reduktase, das in drei Typen (1, 2 und 3) auftritt. Während Finasterid lediglich die Typen 2 und 3 hemmt, blockiert Dutasterid alle drei Varianten des Enzyms. Typ 3 wird jedoch generell nur sehr selten erwähnt.

Aufgrund dieser breiteren Hemmung senkt Dutasterid den DHT-Spiegel stärker als Finasterid. Eine Studie zeigt, dass Dutasterid bei einer täglichen Dosierung von 2,5 mg bzw. 0,5 mg eine DHT-Reduktion in der Kopfhaut um 79% bzw. 51% erreicht, während Finasterid 5 mg eine Reduktion von 41% bewirkt. Im Blut fiel die DHT-Senkung mit Dutasterid noch markanter aus: 96% bzw. 92% im Vergleich zu 73% bei Finasterid.

Trotz seiner Wirksamkeit ist Dutasterid derzeit nicht offiziell als Wirkstoff gegen Haarausfall zugelassen – im Gegensatz zu Finasterid. Ursprünglich für die Therapie von Prostatavergrößerung entwickelt, hat es jedoch längst seinen Weg in die „off-label“-Anwendung gefunden und wird auch teilweise in Deutschland, Österreich und der Schweiz von Ärzt:innen gegen Haarausfall verschrieben.

Die Grafik veranschaulicht die Wirkweise von Dutasterid anhand eines Vergleichs. Auf der linken Seite, mit der Überschrift "Ohne Dutasterid", wird dargestellt, wie DHT (Dihydrotestosteron) die Haarfollikel angreift. Die Androgenrezeptoren der Haarfollikel sind durch orangefarbene Ringe dargestellt, und mehrere beige Kreise außerhalb der Follikel symbolisieren DHT-Moleküle, die mit schwarzen Pfeilen auf die Rezeptoren der Follikel zeigen, um den Angriff zu verdeutlichen. Auf der rechten Seite, mit der Überschrift "Mit Dutasterid", wird gezeigt, dass Dutasterid die Bildung von DHT blockiert. Die meisten DHT-Moleküle (beige Kreise) sind durch rote Kreuze markiert, was auf ihr Fehlen hinweist. Die Haarfollikel bleiben dadurch geschützt, und nur ein kleiner Pfeil zeigt auf einen Rezeptor des Follikels, um den reduzierten Angriff zu verdeutlichen. Am unteren Rand der Grafik wird die Legende dargestellt: Ein beiger Kreis steht für DHT, ein oranger Ring symbolisiert die Rezeptoren der Haarfollikel, und ein rotes Kreuz zeigt die Abwesenheit von DHT an.

Dutasterid Wirksamkeit bei Haarausfall

Ist Dutasterid aufgrund seiner stärkeren Hemmung von DHT nun besonders wirksam bei der Reduzierung oder dem Stopp von Haarausfall? Ein Studie verglich dafür die Ergebnisse aus Untersuchungen mit Dutasterid-, Finasterid- und Placebo-Gruppen und zeigte, dass Dutasterid hinsichtlich der Haardichte bessere Ergebnisse erzielt als Finasterid und Placebo. Dennoch schnitt auch Finasterid deutlich besser ab als Placebo.

Die besten Ergebnisse wurden mit Dutasterid in einer Dosierung von 0,5 mg (die höchste Dosis in diesem Vergleich) erzielt. In den beiden größten Studien konnte die Haaranzahl pro Quadratzentimeter damit um 17,7 bzw. 18,7 Haare/cm² erhöht werden.

Dutasterid in einer Dosierung von 0,1 mg zeigte eine vergleichbare Wirkung wie Finasterid in einer Dosierung von 1 bis 5 mg. Dutasterid steigerte die Haaranzahl im Durchschnitt um 12,4 bzw. 15,5 Haare/cm², während Finasterid durchschnittlich einen Zuwachs von 11,2 (1 mg) bzw. 14,9 (5 mg) Haare/cm² erzielte.

Die Placebo-Gruppen hingegen lieferten den ernüchternden Beweis, dass der Haarausfall ohne wirksame Behandlung unausweichlich fortschreitet: Hier nahm die Haaranzahl, je nach Studie, nämlich sogar um 1,0 bzw. 6,4 Haare/cm² ab.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass sowohl Finasterid als auch Dutasterid wirksam den Haarausfall verbessern können, wobei Dutasterid ein bisschen die Nase vorne hat.

Dutasterid Nebenwirkungen

Die Datenlage zu den Nebenwirkungen von Dutasterid ist derzeit noch begrenzt. Angesichts der stärkeren Hemmung von DHT könnte man vermuten, dass die Nebenwirkungen stärker ausfallen als bei Finasterid. Eine Studie aus dem Jahr 2019 konnte jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen den Nebenwirkungen von Dutasterid und Finasterid feststellen.

Eine weitere Studie untersuchte die Langzeitsicherheit bei einer täglichen Dosierung von 0,5 mg Dutasterid über einen Zeitraum von einem Jahr. An der Studie nahmen 120 Männer teil, von denen 110 die Studie bis zum Ende durchführten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Erektionsstörungen (11%) und eine reduzierte Libido (8%), gefolgt von Ejakulationsstörungen (4%) und allgemeinen sexuellen Funktionsstörungen (3%).

Diese Nebenwirkungen traten im Durchschnitt zwischen dem zweiten und dritten Monat der Behandlung auf. Bei etwa der Hälfte der betroffenen Personen verschwanden die Nebenwirkungen im Laufe der Behandlung wieder. Bei den übrigen Teilnehmern klangen sie innerhalb von sechs Monaten nach Beendigung der Behandlung ab.

Unabhängig von diesen Studien sind in der Packungsbeilage von Dutasterid bei einer Dosierung von 0,5 mg die folgenden Nebenwirkungen aufgeführt:

Häufige Nebenwirkungen (bis zu 1 von 10 Männern):

  • Erektionsstörungen (können nach Absetzen bestehen bleiben)
  • Verminderte Libido (kann nach Absetzen bestehen bleiben)
  • Ejakulationsstörungen (können nach Absetzen bestehen bleiben)
  • Brustvergrößerung oder -empfindlichkeit
  • Schwindel (bei gleichzeitiger Einnahme von Tamsulosin)

Gelegentliche Nebenwirkungen (bis zu 1 von 100 Männern):

  • Herzversagen (z.B. Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Schwellungen)
  • Haarverlust (meist Körperhaare) oder Haarwachstum

Nicht bekannte Nebenwirkungen (die Häufigkeit kann aufgrund der verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden):

  • Depression
  • Schmerzen oder Schwellung der Hoden

Die „Nebenwirkung“ Haarwachstum verrät bereits, dass Dutasterid offiziell nicht für Haarausfall – sondern eben für Prostatavergrößerung – zugelassen ist.

Dutasterid Anwendung

Dutasterid wird zur Behandlung von Haarausfall typischerweise in einer täglichen Dosierung von 0,5 mg in Form einer Tablette oder Kapsel mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Die Behandlung sollte mindestens sechs Monate kontinuierlich erfolgen, bevor eine Aussage über die Wirksamkeit getroffen werden kann. Ähnlich wie bei Finasterid ist die Anwendung langfristig erforderlich, da der Haarausfall nach dem Absetzen des Medikaments normalerweise wieder einsetzt.

Dutasterid kaufen

Der Kauf von Dutasterid kann sich durchaus schwierig gestalten. Da das Medikament nicht offiziell zur Behandlung von Haarausfall zugelassen ist, muss es von einem Arzt „off-label“ verschrieben werden. Schon für Finasterid, ein offiziell zugelassenes Mittel gegen Haarausfall, fällt es vielen Betroffenen schwer, ein Rezept zu erhalten – für Dutasterid ist die Hürde entsprechend höher.

Es gibt jedoch auch Telemedizinanbieter, die Dutasterid zur Behandlung von Haarausfall verschreiben. Allerdings agieren diese Anbieter bei Dutasterid deutlich vorsichtiger als bei Finasterid – einen geeigneten Anbieter zu finden kann also herausfordernd sein. Nachfolgend findest du Online-Anbieter, bei denen die Ausstellung eines Rezepts und die Bestellung möglich sind:

  • Dokteronline
  • Teleclinic

Topisches Dutasterid

Um die Nebenwirkungen zu minimieren, kann es hilfreich sein, ein Medikament auf die Haut aufzutragen (topische Anwendung) anstatt es oral einzunehmen (systemische Anwendung). Eine Form der topischen Anwendung ist beispielsweise ein Spray, der direkt auf die betroffenen Hautstellen gesprüht wird. Für Finasterid existiert bereits ein solcher Spray unter dem Markennamen Fynzur. Das Interesse an solch einer Applikation für Dutasterid ist natürlich groß – und es gibt auch bereits die ersten Untersuchungen dazu.

Eine Studie untersuchte dabei die Wirkung von topischem Dutasterid in Kombination mit Microneedling. Die Behandlung wurde alle vier Wochen mit insgesamt drei Sitzungen durchgeführt. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt Dutasterid (1 ml mit 0,01% Wirkstoff), die andere eine Kochsalzlösung als Vergleich. In der Dutasterid-Gruppe wurde bei 53 % der Teilnehmer eine starke Verbesserung des Haarwachstums festgestellt, während in der Kochsalzlösungs-Gruppe lediglich rund 18 % eine vergleichbare Verbesserung erreichten. Allerdings war die Studiengröße mit nur 34 Personen relativ klein. Um die Sicherheit und Effektivität dieser Methode zu bestätigen, sind weitere großangelegte Studien erforderlich.

Derzeit ist topisches Dutasterid in Deutschland, Österreich oder der Schweiz nicht offiziell zugelassen und somit auch nicht in den Apotheken verfügbar.

Dutasterid Alternativen

Wer auf andere Mittel gegen Haarausfall zurückgreifen möchte, findet in den bereits erwähnten Wirkstoffen Minoxidil und Finasterid gut erforschte und bewährte Verbündete. Beide Mittel können auch kombiniert angewendet werden: Finasterid bekämpft dabei vor allem die Ursache des Haarausfalls, während Minoxidil die Durchblutung der Kopfhaut fördert und die Haarfollikel mit Wachstumsfaktoren versorgt.

Für Frauen stehen als Alternative zu Finasterid auch andere Wirkstoffe wie Flutamid, Bicalutamid und Spironolacton zur Verfügung – allerdings „off-label“. Diese greifen ebenfalls in die Wirkung der Androgene ein, haben jedoch für Frauen meist geringere Nebenwirkungen.

Zusätzlich können auch andere Therapieansätze wirksam sein, wie Low-Level Lasertherapie oder etwas kostspieligere PRP-Behandlungen (Plättchenreiches Plasma).

Als letzte Option besteht die Möglichkeit einer Haartransplantation. Dieser Eingriff ist jedoch vergleichsweise invasiv und mit hohen Kosten verbunden.

Übersicht der besten Haarwuchsmittel, unterteilt in allgemeine Mittel wie Minoxidil, PRP, Haartransplantation und Lasertherapie, sowie spezielle Mittel für Frauen und Männer.

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Cand. med. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena steht kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums und ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs, um unterschiedlichste Gesundheitssysteme von innen kennenzulernen. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für die neuesten Entwicklungen in der ästhetischen Dermatologie ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.