Kamm mit Haaren als Symbol für Haarausfall

Wie hilfreich ist Mesotherapie für die Haare?

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Das Bild zeigt wie mit einer feinen Kanüle die Kopfhaut injiziert wird. Es stellt die Behandlung Mesotherapie Haare (Mesohair) dar.

Key Takeaways

Mesotherapie ist eine Verabreichungsform, bei der Wirkstoffe in die mittlere Hautschicht gespritzt werden, und an sich keine eigenständige Therapie.

Die Inhaltsstoffe, die bei Mesotherapie zum Einsatz kommen, variieren stark. Die Wirksamkeit der meisten Seren ist wissenschaftlich unklar.

Medikamentöse Wirkstoffe wie Minoxidil oder Finasterid gegen erblich bedingten Haarausfall können als Mesotherapie Vorteile bieten.

Die Nebenwirkungen sind meist mild, aber selten treten auch schwerwiegende Komplikationen wie Infektionen oder vernarbender Haarausfall auf.

Während PRP vielen schon einmal begegnet ist, ist Mesotherapie vergleichsweise weniger bekannt als Behandlung für volles Haar. Der Name alleine verrät schon, was bei der Therapie passiert, denn das griechische Wort „meso“ bedeutet nichts anderes als „Mitte“. Genau dahin, in die mittlere Hautschicht, werden Substanzen gespritzt, um dort dann zu wirken. Doch bringt Mesotherapie Haare wirklich zum Wachsen oder kann sie gar Haarausfall verhindern? Was wirklich hinter Mesotherapie für die Haare steckt, erfährst du hier.

Was ist Mesotherapie?

Auch wenn es mancherorts so wirkt, als wäre Mesotherapie eine neuartige Erfindung, so gibt es die Therapieform tatsächlich schon relativ lange, genauer gesagt seit den 1950er-Jahren. Damals wurde sie jedoch noch nicht für ästhetische Zwecke eingesetzt, sondern vor allem zur Schmerztherapie, bei Muskelverspannungen und Gelenkbeschwerden. Doch über die Jahre hinweg erkannte man auch in diesem Bereich das Potenzial. So entstand in den 2000er-Jahren dann auch die spezifische Anwendung von Mesotherapie für Haarausfall, oft als „Mesohair„-Behandlung vermarktet.

Aber was ist Mesotherapie nun eigentlich genau? Im Grunde handelt es sich dabei nicht um eine eigenständige Therapie, sondern um eine Verabreichungsform, nämlich um intradermale Injektion. Wirkstoffe können auf verschiedene Arten zugeführt werden, unter anderem oral in Form von beispielsweise Tabletten, topisch durch den direkten Auftrag auf die Haut wie bei Salben oder Cremes oder eben auch intradermal, also direkt in die oberflächliche Hautschicht.

„Mesotherapie beschreibt nur die Methode der Verabreichung – nicht, was dabei gespritzt wird.“

Während bei oraler Einnahme der Wirkstoff in der Regel im ganzen Körper seine Wirkung entfaltet – also auch an ungewünschten „Orten“ – und bei topischem Auftrag zuerst die Barriere der Haut überwunden werden muss, punktet Mesotherapie damit, dass die Substanzen direkt dorthin gelangen, wo sie wirken sollen. Das kann einige Vorteile mit sich bringen:

  • Die Wirkstoffe haben eine lokal hohe Konzentration und können länger an der Stelle verbleiben, was ihre Wirkung verstärken kann.
  • Dadurch können geringere Wirkstoffmengen ausreichen und die Behandlungen müssen potenziell seltener wiederholt werden.
  • Außerdem gelangt bei richtiger Platzierung auch weniger Wirkstoff in andere Bereiche des Körpers, womit Nebenwirkungen an anderen Stellen reduziert werden können.

Durchgeführt wird die Mesotherapie mit sehr feinen Nadeln oder auch mit einer sogenannten „Mesogun“ (Mesopistole), wobei diese schnellere Injektionen ermöglicht. Es wird davon ausgegangen – ähnlich wie beim Microneedling -, dass durch die vielen kleinen Verletzungen Botenstoffe ausgestoßen werden, die ebenfalls den Haarwurzeln zugutekommen.

Infografik zur Mesotherapie Haare: Darstellung der Behandlung mit Injektionen in die mittlere Hautschicht. Gezeigt wird eine Spritze und mögliche Substanzen, die bei der Mesotherapie für Haarwachstum eingesetzt werden: Vitamine, Aminosäuren, Mineralstoffe, Pflanzenextrakte und Medikamente.

Verabreichte Substanzen für Haarwachstum

Neben der Verabreichungsart ist natürlich zentral, was genau verabreicht wird. Im Fall von Mesotherapie für Haare ist es ein spezifischer Wirkstoff-Cocktail, der in die Kopfhaut gespritzt wird. Durch die Wirkstoffe sollen die Haarfollikel stimuliert und so das Haarwachstum gefördert werden.

Der oft beworbene „Wirkstoff-Cocktail“ ist keine magische Formel. Dahinter verbirgt sich in der Regel eine Mischung aus Substanzen wie Vitaminen, Aminosäuren, Mineralstoffen, Hyaluronsäure, Pflanzenextrakten, homöopathischen Mitteln und medikamentösen Wirkstoffen. In jüngerer Zeit kommen auch vermehrt Peptide und Wachstumsfaktoren zum Einsatz.

Das sagt die Wissenschaft

Diese Variation an Inhaltsstoffen ist auch einer der zentralen Kritikpunkte an Mesotherapie für die Haare: Was unter „Mesotherapie“ läuft, ist von Anbieter zu Anbieter verschieden. In der Regel wird zu frei erhältlichen mesotherapeutischen Seren gegriffen, die keine medikamentösen Wirkstoffe enthalten und die nicht wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit untersucht wurden. Durch diese Substanzen soll der Blutfluss angekurbelt und die Haarwurzeln mit Nährstoffen versorgt werden.

Auch wenn es einige Studien zu Lösungen mit Peptiden, Mineralstoffen und ähnlichen Komponenten gibt, die durchaus auch positive Ergebnisse erzielten, so werden die Inhaltsstoffe nicht klar angegeben. Das macht es schwierig, die Ergebnisse zuverlässig zu interpretieren und konkrete Aussagen zur Wirksamkeit zu treffen. Das heißt jedoch nicht, dass sie wirkungslos wären, aber der wissenschaftliche Nachweis für einen deutlichen Effekt auf das Haarwachstum ist derzeit äußerst begrenzt.

Zur mesotherapeutischen Verabreichung von typischen Wirkstoffen gegen erblich bedingten Haarausfall wie Minoxidil, Finasterid und Dutasterid ist die Studienlage hingegen besser. Dennoch herrscht auch hier noch ziemlich viel Unklarheit über den Mehrwert der Verabreichungsform. Geschuldet ist das vor allem den uneinheitlichen Behandlungsmethoden, von Häufigkeit über Konzentration bis hin zur genauen Technik, und den begrenzten Studiengrößen und -zeiträumen.

Tendenziell scheint Mesotherapie mit Minoxidil jedoch Vorteile gegenüber topischem Minoxidil zu haben. Gegenüber oralem Dutasterid kommt eine Dutasterid-Mesotherapie zwar in der reinen Wirksamkeit nicht heran, bietet dafür aber den entscheidenden Vorteil deutlich reduzierter systemischer Nebenwirkungen. Gerade für Personen, die bei oraler Einnahme ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko haben, könnte Mesotherapie daher eine interessante Option darstellen.

„Bei erblich bedingtem Haarausfall könnte Mesotherapie potenziell wirksam sein, insbesondere mit medikamentösen Wirkstoffen. Für eine eindeutige Einordnung braucht es jedoch noch eine bessere Studienlage.“

Wie bei den meisten anderen Behandlungsmöglichkeiten für erblich bedingten Haarausfall hat auch Mesotherapie eine bessere Wirkung, wenn früh damit begonnen wird. In der Anfangsphase sind die Haarfollikel noch weniger beschädigt, wodurch die Regeneration der Haare noch (leichter) möglich ist.

Für andere Formen des Haarausfalls ist die wissenschaftliche Evidenz für einen Nutzen der Mesotherapie noch geringer. So wird zwar Mesotherapie gerne bei telogenem Effluvium, einem diffusen Haarausfall, der häufig im Rahmen von Stress, nach der Geburt oder durch Erkrankungen auftritt, empfohlen und angewandt – die Studienlage für den Nutzen ist jedoch äußerst spärlich.

Sicherheit von Mesotherapie für die Haare

Nebenwirkungen sind bei Mesotherapie keine Seltenheit. In den meisten Fällen sind sie jedoch mild und verschwinden nach wenigen Tagen. Typisch sind vorübergehende Kopfschmerzen, kleine Blutergüsse, Juckreiz, ein Druckgefühl an den Injektionsstellen, Rötungen und Schwellungen.

Infografik zu möglichen Nebenwirkungen von Mesotherapie für die Haare (Mesotherapie Haare): Häufige und milde Beschwerden wie Kopfschmerzen, Blutergüsse und Juckreiz sowie seltene und schwerwiegende Nebenwirkungen wie Entzündungen, Haarausfall und Vernarbungen.

Es wird aber auch über ernstere Komplikationen berichtet, darunter Infektionen oder entzündliche Reaktionen, Haarausfall an der Einstichstelle oder gar dauerhafter, vernarbender Haarverlust. Ebenso könnte Mesotherapie die Entstehung von Hauttumoren fördern. Solche Nebenwirkungen treten nur selten auf, zeigen aber, dass es sich nicht um eine völlig risikofreie Behandlung handelt. Allergien gegen Inhaltsstoffe, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, angeborene Muttermale, frühere Operationen auf der Kopfhaut und verunreinigte Produkte könnten das Risiko erhöhen. Deshalb ist es besonders wichtig, sich in erfahrene Hände zu begeben. Kompetenz und sterile Bedingungen sind das A und O.

„Mesotherapie ist ein minimal-invasiver Eingriff, der bei unsachgemäßer Durchführung auch schwerwiegende Komplikationen verursachen kann.“

Fazit

Derzeit ist die wissenschaftliche Datenlage zur Mesotherapie bei Haarausfall noch schwach und es bestehen noch viele unterschiedliche Varianten der Durchführung. Während es für die Verabreichung von medikamentösen Wirkstoffen schon deutliche Hinweise auf positive Effekte bei erblich bedingtem Haarausfall gibt, ist das für gängige mesotherapeutische Seren nicht der Fall. Obwohl Formulierungen mit Vitaminen, Mineralstoffen und Peptiden harmlos klingen, können sie auch ernste Nebenwirkungen mit sich bringen, vor allem bei unsachgemäßer Durchführung. Wenn du bei deiner Behandlung auf Nummer sicher gehen möchtest, bist du mit bewährten Methoden wie topischem Minoxidil oder oralem Finasterid gut beraten. Therapien, deren Wirksamkeit bereits durch viele Studien belegt ist, geben aktuell einfach die größte Gewissheit – für die Haare und den Geldbeutel.

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Bild von Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Dr. med. univ. Magdalena Riederer, BSc MSc

Alena hat Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien studiert und hat zudem einen Master in Wirtschaftswissenschaften. Mit ihrem Wissen über die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Körper und ihrer Faszination für medizinische Innovationen und Longevity ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für Themen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Lifestyle.