Für die Behandlung von Haarausfall stehen zahlreiche Methoden zur Verfügung. Die nachfolgenden Optionen bieten einen kurzen Überblick über die wichtigsten Medikamente, chirurgischen Eingriffe sowie alternativen Behandlungsmöglichkeiten. Dabei wird zwischen topischen (auf die Haut auftragbaren) und oralen (zum Einnehmen bestimmten) Medikamenten unterschieden. Eine Zusammenfassung der Behandlungsmöglichkeiten findest du am Ende des Artikels.
Topische Medikamente bei Haarausfall
Topisches Minoxidil
Topisches Minoxidil ist neben Finasterid das Einzige im DACH-Raum zugelassene Medikament zur Behandlung von Haarausfall. Die genaue Wirkungsweise ist zwar noch nicht vollständig erforscht, es wird jedoch angenommen, dass es die Blutgefäße erweitert, die Wachstumsfaktoren der Haarwurzeln erhöht und somit die Wachstumsphase der Haare verlängert.
Anwendung: Minoxidil wird zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Für Männer wird die 5%-Lösung empfohlen, während Frauen sowohl mit der 2%- als auch mit der 5%-Lösung ähnliche Ergebnisse erzielen können. Studien zeigen zwar noch bessere Ergebnisse für höher dosierte Lösungen, allerdings gehen damit auch zunehmende Hautirritationen einher.
Ergebnisse: Die Ergebnisse von Studien belegen eine signifikante Verbesserung im Vergleich zur Placebo-Gruppe über Zeiträume von 6 Monaten, 1 Jahr und sogar 5 Jahren. In den ersten 8 Wochen der Anwendung kann es zu vorübergehendem Shedding kommen, bei dem vermehrt Haare ausfallen. Aber keine Sorge: Diese Haare wachsen selbstverständlich wieder nach.
Nebenwirkungen: Topisches Minoxidil ist in der Regel sehr gut verträglich, jedoch können potenziell leichte Hautirritationen an den aufgetragenen Stellen auftreten.
Preis: Zwischen 10-30€ pro Monat
Topisches Finasterid
Finasterid gehört zu den 5-alpha-Reduktase-Inhibitoren und sorgt im Wesentlichen dafür, dass weniger Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt wird. Auf diese Weise bekämpft Finasterid in erster Linie die Ursache des erblich bedingten Haarausfalls. Grundsätzlich wird jedoch mit topischem Finasterid weniger DHT blockiert als mit oral eingenommenem Finasterid.
Anwendung: Ähnlich wie bei Minoxidil wird topisches Finasterid (entweder als 0,25%-Spray oder 1%-Gel) zweimal täglich auf die Haut aufgetragen. Klinische Studien zeigen bei männlichem Haarausfall bereits mit der 0,25%-Variante sehr gute Ergebnisse, während sich der alleinige Einsatz von topischem Finasterid bei Frauen als nicht besonders effektiv erwiesen hat.
Ergebnisse: Topisches Finasterid zeigt eine ähnliche Wirkung wie orales Finasterid und kann somit den Haarausfall potenziell nachhaltig stoppen. Studien zeigen, dass beide Methoden die Anzahl der Haare erhöhen können.
Nebenwirkungen: Topisches Finasterid gilt grundsätzlich als gut verträglich. Allerdings können bei bis zu 10% der Männer Rötungen auftreten. Darüber hinaus sind die gleichen Nebenwirkungen, wenn auch in geringerem Maße, wie bei oral eingenommenem Finasterid möglich.
Preis: Zwischen 20-40€ pro Monat, rezeptpflichtig
Alfatradiol
Alfatradiol gehört wie Finasterid zu den 5-alpha-Reduktase-Inhibitoren und sorgt dafür, dass weniger Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt wird. Im Gegensatz zu Finasterid ist Alfatradiol jedoch eine spezielle Form des Hormons Östrogen und wirkt weniger stark.
Anwendung: Alfatradiol wird einmal täglich als 1 ml Lösung auf die Haut aufgetragen. Das Mittel muss dauerhaft angewendet werden.
Ergebnisse: Alfatradiol sorgt dafür, dass der erblich bedingte Haarausfall verlangsamt bzw. gestoppt werden kann. Allerdings zeigen Studien, dass Minoxidil und Finasterid eine bessere Wirksamkeit haben.
Nebenwirkungen: Alfatradiol ist sehr gut verträglich. Gelegentlich können Hautreizungen bzw. Juckreiz auftreten.
Preis: ca. 10€ pro Monat
Bimatoprost und Latanoprost
Die Prostaglandine Bimatoprost und Latanoprost wurden ursprünglich für Augenkrankheiten entwickelt, zeigten jedoch bei Anwendung ein stärkeres Wachstum der Augenbrauen und Wimpern. Erste Studien weisen auch auf Wirksamkeit bei Haarausfall auf dem Kopf hin. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um die Wirksamkeit, insbesondere bei erblich bedingtem Haarausfall, besser einschätzen zu können.
Anwendung: In den Studien liegt die Dosierung für fleckigen kreisrunden Haarausfall meist bei 0,03%-igem Bimatoprost und 0,005% oder 0,01%-igem Latanoprost, beides je zweimal täglich. Bei erblich bedingtem Haarausfall wurde Latanoprost in 0,1%-iger Konzentration bei einmal täglicher Anwendung untersucht.
Ergebnisse: Bimatoprost zeigt eine gute Wirkung bei fleckigem kreisrundem Haarausfall; Latanoprost wird bei diesem Haarausfall in erster Linie als ergänzendes Mittel empfohlen. Für erblich bedingten Haarausfall liegen für Bimatoprost noch keine Studien am Mensch vor; Latanoprost zeigte hier in einer ersten Studie an jungen Männern Wirkung.
Preis: Zwischen 30-60€ pro Monat
Topisches Spironolacton
Topisches Spironolacton wirkt antiandrogen und wird daher „off-label“ zur Behandlung von androgenetischem Haarausfall eingesetzt. Anders als die orale Formulierung kann topisches Spironolacton sowohl bei Frauen als auch bei Männern zur Anwendung kommen.
Anwendung: In den Studien liegt die Dosierung bei 1%-iger Lösung (1 ml) und 5%-igem Gel, zweimal täglich.
Ergebnisse: Bisher liegen noch sehr wenige Studien vor.
Nebenwirkungen: Geringe lokale Nebenwirkungen, vor allem Juckreiz.
Preis: Rezepturherstellung in der Apotheke (individuell unterschiedlich); derzeit noch nicht online verfügbar.
Anthralin
Anthralin wirkt entzündungshemmend und reduziert somit Entzündungszellen in der Kopfhaut. Es wird hauptsächlich bei kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) verschrieben, insbesondere bei Kindern, die für stärkere Steroidcremes zu jung sind.
Anwendung: Anthralin wird täglich in Form von Cremen oder Salben auf die betroffenen Stellen aufgetragen, in der Regel über einen kurzen Zeitraum.
Ergebnisse: Im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden hat Anthralin durchschnittlich eine geringere Wirksamkeit. Dennoch kann es aufgrund der milden Nebenwirkungen und als alternative Option bei unzureichendem Erfolg anderer Therapien für bestimmte Patient:innen bevorzugt werden.
Nebenwirkungen: Hautreizungen, Verfärbungen der Haut und Haare
Preis: Rezeptgebühr, ansonsten zwischen 10-30€ pro Monat
Kortikosteroide
Kortikosteroide können bei kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) in verschiedenen Formen angewendet werden: topisch, oral oder intravenös bzw. intramuskulär. Die topische Anwendung wird vor allem bei kleineren betroffenen Stellen empfohlen, während die systemische Anwendung eher bei umfangreicherem Haarausfall zum Einsatz kommt. Kortikosteroide haben grundsätzlich eine entzündungshemmende und immunsuppressive Wirkung, die dazu beitragen kann, den Angriff auf die Haarfollikel zu stoppen und das Haarwachstum zu fördern.
Anwendung: variabel, je nach Kortison
Ergebnisse: Studien zeigen, dass topische Anwendungen bei über 80% der Patienten eine gute Wiederherstellung des Haares bewirken. Systemische Anwendungen führten bei mehr als 75% der Patienten zu guten Ergebnissen, jedoch sind die Rückfallraten nach Reduktion der Dosis hoch.
Nebenwirkungen: Hautentzündungen und Hautverdünnung (topisch), Gewichtszunahme, Augen- und Knochenschäden, Diabetes, Stimmungsschwankungen, Bluthochdruck (systemisch)
Preis: Rezeptgebühr, ansonsten zwischen 10-30€ pro Monat
Adenosin
Adenosin wird eingesetzt, um die Aktivität der Haarfollikel zu stimulieren und sie wieder in die Wachstumsphase zu versetzen. Darüber hinaus wird eine durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Wirkung angenommen, die zur Verbesserung des Haarwachstums beitragen kann.
Anwendung: Variabel, abhängig von der Formulierung des Shampoos oder der Lotion.
Ergebnisse: Studien zeigen sowohl bei Frauen als auch bei Männern positive Ergebnisse. Adenosin kann bei leichtem bis mäßigem Haarausfall eine vielversprechende Alternative zu Finasterid oder Minoxidil darstellen. Allerdings ist die Effektivität noch nicht im gleichen Umfang dokumentiert wie bei den vorgenannten Mitteln.
Nebenwirkungen: Hautreizungen, Entzündungen, Brennen
Preis: Zwischen 10-20€ pro Monat
Ketoconazol-Shampoo
Ketoconazol wird hauptsächlich zur Behandlung von Pilzen und Entzündungen auf der Kopfhaut eingesetzt. Zusätzlich verspricht die topische Anwendung eine verringerte Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) und hat somit eine vergleichbare Wirkung mit Finasterid, wenn auch in geringerem Maße. Aufgrund seiner milden Nebenwirkungen hat sich Ketoconazol, insbesondere in Form von Shampoos, als beliebtes Mittel gegen Haarausfall etabliert.
Anwendung: Je nach Bedarf täglich bis zweimal pro Woche, typischerweise werden Shampoos mit einem 2%-igen Ketoconazol-Gehalt verwendet.
Ergebnisse: Erste Studien deuten darauf hin, dass der Haardurchmesser zunimmt. Besonders in Kombination mit anderen Behandlungen, wie beispielsweise Finasterid, werden positive Resultate beobachtet. Obwohl weitere großangelegte Studien notwendig sind, um die Effektivität genauer zu bewerten, stellt Ketoconazol aufgrund seines geringen Risikos und der niedrigen Kosten eine sinnvolle Ergänzung der Haarausfall-Routine dar.
Nebenwirkungen: Hautreizungen und Trockenheit
Preis: Ab 5€ pro Monat
Orale Medikamente bei Haarausfall
Orales Finasterid
Orales Finasterid ist eine bewährte Behandlungsmethode zur Bekämpfung von erblich bedingtem Haarausfall. Ähnlich wie beim topischen Finasterid hemmt es die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT), dem Hauptverursacher für Haarausfall. Ursprünglich wurde Finasterid zur Behandlung von Prostataerkrankungen entwickelt, hat sich jedoch als äußerst effektiv gegen Haarausfall erwiesen. Besonders hervorzuheben ist, dass Finasterid direkt an der Ursache ansetzt und nicht nur die Symptome bekämpft. Für Frauen ist Finasterid derzeit nicht zugelassen.
Anwendung: Finasterid ist in Form von Tabletten oder Kapseln erhältlich, die entweder in einer Dosierung von 1 mg oder 5 mg angeboten werden. Für die Behandlung von Haarausfall wird üblicherweise die 1 mg Tablette empfohlen, die täglich eingenommen werden muss.
Ergebnisse: Die ersten sichtbaren Ergebnisse sind nach etwa 6 Monaten zu erwarten. Langfristige Verbesserungen sind jedoch über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren möglich. Finasterid hat sich als wirksam erwiesen, um den erblich bedingten Haarausfall signifikant zu verlangsamen oder in einigen Fällen sogar vollständig zu stoppen.
Nebenwirkungen: Obwohl Finasterid im Allgemeinen gut verträglich ist, können bei etwa 1-2% der Männer Nebenwirkungen auftreten. Diese umfassen unter anderem eine verminderte Libido, erektile Dysfunktion und ein reduziertes Ejakulationsvolumen.
Preis: Zwischen 20-40€ pro Monat
Orales Dutasterid
Dutasterid ist ein 5-alpha-Reduktase-Inhibitor, der ähnlich wie Finasterid wirkt, jedoch beide Typen (Typ 1 und Typ 2) hemmt und dabei eine stärkere Wirkung entfaltet. Dadurch wird die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) noch effektiver gehemmt.
Anwendung: Die empfohlene Dosis für Dutasterid beträgt 0,5 mg pro Tag.
Ergebnisse: Klinische Studien zeigen, dass Dutasterid eine noch höhere Effektivität als Finasterid und Minoxidil aufweist, insbesondere nach einer Behandlungsdauer von 6 Monaten. Viele Anwender berichten von sichtbaren Verbesserungen des Haarwuchses und einer Verlangsamung des Haarausfalls.
Preis: Zwischen 30-70€ pro Monat; Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Dutasterid derzeit nicht offiziell als Mittel gegen Haarausfall zugelassen ist und daher nur in Off-Label-Verwendung verschrieben werden kann.
Orales Minoxidil
Hinweis: Orales Minoxidil ist im DACH-Raum derzeit nicht als Behandlung gegen Haarausfall erhältlich. In den letzten Jahren gab es jedoch Studien, die eine gesteigerte Wirksamkeit im Vergleich zur topischen Anwendung von Minoxidil nahelegen.
Anwendung: 1 mg bis 2,5 mg täglich, abhängig von der individuellen Verschreibung gegen Haarausfall.
Ergebnisse: Studien deuten darauf hin, dass bei androgenetischem Haarausfall mit der oralen Anwendung von Minoxidil am Scheitel leicht bessere Ergebnisse erzielt werden als mit der topischen Variante. Grundsätzlich sind die Ergebnisse der beiden Optionen jedoch ähnlich. Ein weiterer Vorteil der oralen Einnahme ist, dass das sogenannte „Shedding“ (vermehrter Haarausfall zu Beginn der Behandlung) in der Regel weniger stark auftritt.
Nebenwirkungen: Die Nebenwirkungen bei der oralen Einnahme von Minoxidil sind im Vergleich zur topischen Anwendung deutlich ausgeprägter. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören niedriger Blutdruck, ein schnellerer Herzschlag, Flüssigkeitsansammlungen um das Herz und Schwellungen. Aus diesen Gründen bevorzugen viele Anwender die topische Anwendung.
Preis: Zwischen 10-50€ pro Monat
Orales Spironolacton
Orales Spironolacton wirkt antiandrogen und wird daher „off-label“ zur Behandlung von androgenetischem Haarausfall bei Frauen eingesetzt. Für Männer wird dieses Präparat in oraler Formulierung bei Haarausfall nicht angewendet, da es zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann.
Anwendung: Die Dosierung liegt zwischen 12,5 und 200 mg täglich.
Ergebnisse: Studien zeigen individuell sehr unterschiedliche Ergebnisse.
Nebenwirkungen: Mögliche Nebenwirkungen umfassen Juckreiz, vermehrte Schuppenbildung, Menstruationsstörungen und vermehrte Gesichtsbehaarung.
Preis: Zwischen 5-15€ pro Monat
Orales Flutamid und Bicalutamid
Diese beiden Medikamente blockieren die Wirkung männlicher Sexualhormone und werden daher ausschließlich bei Frauen „off-label“ zur Behandlung von androgenetischem Haarausfall eingesetzt.
Anwendung: Flutamid wird in einer Dosierung von 250 mg täglich, Bicalutamid mit 50 mg täglich eingenommen. Die durchschnittliche Verbesserung des Haarausfalls liegt bei ca. 28% nach 2 Jahren bei Flutamid. Bicalutamid hingegen konnte in einer Studie bessere Ergebnisse als Spironolacton erzielen und in weiteren Studien den Haarausfall um ca. 20-30% verbessern.
Ergebnisse: Beide Medikamente können den Haarausfall stoppen oder zumindest verlangsamen. Die Wirkung tritt in der Regel nach 6 bis 12 Monaten ein.
Nebenwirkungen: Flutamid: Übelkeit, Müdigkeit, Hitzewallungen und potenziell erhöhte Leberwerte; Bicalutamid: Leberwert-Erhöhung, Müdigkeit, Hitzewallungen
Preis: Flutamid 40-60€, Bicalutamid 90-130€
JAK-Inhibitoren
JAK-Inhibitoren werden bei kreisrundem Haarausfall eingesetzt, da sie die Reaktion des Immunsystems, die in diesem Fall eine wichtige Rolle spielt, regulieren können. Dies geschieht, indem sie die sogenannte „Januskinase“ (JAK), ein wichtiges Enzym, hemmen. JAK-Inhibitoren gehören zu den neuesten Therapiemethoden. Bei erblich bedingtem Haarausfall sind sie allerdings nicht wirksam.
Anwendung: JAK-Inhibitoren können sowohl oral als auch topisch angewendet werden. Die Dosierung variiert je nach Medikament.
Ergebnisse: Studien haben gezeigt, dass JAK-Inhibitoren bei kreisrundem Haarausfall signifikante Erfolge erzielen können. Beispielsweise konnte in einer Studie mit dem JAK-Inhibitor Baricitinib bei 50% der Patienten eine signifikante Verbesserung erzielt werden.
Nebenwirkungen: Infektionen (v.a. der oberen Atemwege und Harnwege), erhöhte Leber- und Cholesterinwerte, Kopfschmerzen, Akne; über langfristige Auswirkungen können aufgrund der Neuartigkeit der Behandlungsmöglichkeit noch keine Aussagen getroffen werden
Preis: Zwischen 1.000-2.000€ pro Monat
Nicht-chirurgische und nicht-medikamentöse Behandlungen
PRP (Plättchenreiches Plasma)
PRP ist die Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall mit körpereigenem Blut, bei welchem zuerst Blut entnommen, mittels Zentrifugation die Bestandteile getrennt und anschließend plättchenreiches Plasma in die Kopfhaut injiziert wird. Diese Methode heilt den androgenetischen Haarausfall jedoch nicht, sondern fördert lediglich das Haarwachstum. Daher ist es wichtig, die Behandlung in einem frühen Stadium der Alopezie zu beginnen.
Anwendung: In den ersten drei Monaten erfolgt die Behandlung monatlich, danach alle drei Monate im ersten Jahr.
Ergebnisse: Studien zeigen nach 3 bis 6 Monaten sowohl eine erhöhte Haardicke als auch eine gesteigerte Haardichte. Im Vergleich zu Finasterid und Minoxidil konnten mit PRP teilweise bessere Ergebnisse erzielt werden.
Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, punktuelle Blutungen, kurzes brennendes Gefühl
Preis: Zwischen 300-800€ pro Sitzung
Low-Level Lasertherapie (LLLT)
Low-Level Lasertherapie gegen Haarausfall gewann vor allem zwischen 2010 und 2020 stark an Popularität. Der Effekt wird dadurch erzielt, dass das Laserlicht ein bestimmtes Enzym in den Zellen aktiviert, welches die Energieproduktion und somit die Wachstumsfaktoren in den Zellen erhöht.
Anwendung: Die Therapie erfolgt dreimal pro Woche für jeweils 15 Minuten über einen Zeitraum von 6 Monate.
Ergebnisse: Studien zeigen vor allem bei androgenetischem Haarausfall sehr positive Resultate. Insbesondere die Kombination mit anderen Therapien (z.B. Minoxidil) ist vielversprechend.
Nebenwirkungen: Kribbeln auf der Kopfhaut, leichte Hautausschläge
Preis: Zwischen 200-1.900€ für ein Lasergerät
Microneedling
Microneedling bezeichnet das gezielte Zufügen minimaler Wunden, um die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren zu fördern. Es wurde zudem beobachtet, dass topisches Finasterid und Minoxidil nach der Anwendung besser von der Kopfhaut aufgenommen werden können.
Anwendung: Dermaroller mit einer Nadellänge von 0,5 mm bis 1,5 mm werden wöchentlich oder zweiwöchentlich entlang der betroffenen Stellen horizontal und vertikal gerollt. Dabei ist es wichtig, dass die Nadeln nicht zu lang sind, um Verletzungen der Haarfollikel zu vermeiden.
Ergebnisse: Dermarolling hat sich besonders in Kombination mit topischen Behandlungen wie Finasterid oder Minoxidil als wirksam erwiesen. Es zeigten sich außerdem auch positive Effekte bei Personen, welche nach 2-5 Jahren nicht auf Finasterid und Minoxidil reagierten.
Nebenwirkungen: Rötungen, Blutungen, Hautreizung
Preis: Zwischen 10-20€ bei selbständiger Anwendung
Chirurgische Behandlung
Haartransplantationen
Bei fortgeschrittenem Haarausfall oder fehlender Wirksamkeit anderer Mittel kann eine Haartransplantation eine weitere Option darstellen. Aktuell stehen zwei gängige Verfahren zur Verfügung: die FUE-Methode (Follicular Unit Extraction) und die FUT-Methode (Follicular Unit Transplantation). Bei FUE werden einzelne Haarfollikel vom Hinterkopf extrahiert und in die kahlen oder ausgedünnten Bereiche transplantiert, während bei FUT ein schmaler Hautstreifen vom Hinterkopf entnommen wird, um die Follikel herauszulösen und sie wie bei FUE zu verpflanzen. Die FUE-Methode wird heute meist bevorzugt, da sie zu weniger sichtbaren Narben führt und eine schnellere Heilung ermöglicht. Für Patienten, die größere Flächen abdecken müssen oder ein geringeres Budget haben, kann jedoch auch die FUT-Methode eine geeignete Wahl sein.
Ergebnisse: Ergebnisse variieren stark, je nach durchführender Klinik und Erfahrung des Chirurgen. Unter optimalen Bedingungen können sehr natürliche und zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden. Da sich der erblich bedingte Haarausfall bei den verbliebenen Haaren fortsetzen kann, ist oft eine Kombinationstherapie mit Finasterid sinnvoll, um den Erfolg der Transplantation langfristig zu sichern.
Nebenwirkungen: Neuverpflanzte Haare beginnen 2-3 Wochen nach Transplantation auszufallen. Dies ist jedoch normaler Teil des Heilungsprozesses. Nach etwa 12 Monaten zeigt sich das endgültige Ergebnis. Nach der Operation können vorübergehende Schwellungen, Rötungen und Schmerzen auftreten. Es besteht zudem das Risiko von Narbenbildung und Infektionen.
Preis: In Deutschland beginnen die Kosten ab etwa 3.000€, wobei nach oben keine Grenze gesetzt ist. Viele Kliniken im Ausland bieten Pauschalangebote inklusive Reise und Unterkunft an. Aufgrund der starken Unterschiede in den Ergebnissen ist es wichtig, die Kliniken sorgfältig zu vergleichen.
Kosmetische Behandlung
Haarpigmentierung
Haarpigmentierung, auch als Scalp Micropigmentation bezeichnet, kann ein optisches Erscheinungsbild dichterer Haare schaffen. Dabei werden durch feine Pigmente Haarstoppel simuliert. Es eignet sich bei vollständig kahlen Bereichen, um den Look eines Buzz Cut zu erzielen, oder bei lichtem Haar, um die hindurchscheinende Kopfhaut zu verringern.
Ergebnisse: Eine Haarpigmentierung ist semipermanent. Daher benötigt es nach einigen Jahren eine Auffrischung. Die Wahl des Behandlers oder der Behandlerin ist bei der Haarpigmentierung das Um und Auf für ein optisch ansprechendes Ergebnis.
Nebenwirkungen: potenziell allergische Reaktion und Infektion möglich ; ausreichender Sonnenschutz besonders wichtig
Preis: Ab etwa 4.000€ (Ganzkopf)
Haarverdichtungsmittel
Haarverdichtungsmittel, wie beispielsweise Streuhaar oder Volumensprays, können dünnes oder lichtes Haar optisch verdichten. Diese Produkte bieten eine sofortige, kostengünstige Lösung, sind jedoch temporär und halten in der Regel nur bis zur nächsten Haarwäsche. Um allergische Reaktionen auszuschließen, sollte die Verträglichkeit vorab getestet werden.
Haarersatzsysteme und Perücken
Haarersatzsysteme und Perücken stellen eine schnelle und flexible Möglichkeit dar, Haarausfall zu kaschieren. Moderne Systeme werden aus synthetischen Fasern oder Echthaar gefertigt und können individuell an die Kopf- und Haarform angepasst werden.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Nahrungsergänzungsmittel
Vor allem Vitamin D, Eisen, Vitamin B12, Folsäure und Selen werden mit Haaralterung und -ausfall in Verbindung gebracht. Bei Mangel an diesen Vitaminen und Mineralien kann es deshalb ratsam sein, diese zu supplementieren. Eine grundsätzliche Wirkung bei erblich bedingtem Haarausfall konnte allerdings bislang nicht nachgewiesen werden, während eine Übersupplementierung von Vitamin A, Vitamin E und Selen sogar zu verstärktem Haarausfall führen kann. Eine generelle Supplementierung ohne vorhergehende medizinische Tests kann aus diesem Grund nicht empfohlen werden.
Koffein-Shampoo
Hersteller von Koffein-Shampoos bewerben ihre Produkte als wirksames Mittel gegen erblich bedingten Haarausfall. Einige Studien stützen diese Annahme, weisen jedoch diverse Mängel auf. Daher kann die Anwendung von Koffein-Shampoos zu diesem Zweck momentan nicht uneingeschränkt empfohlen werden. Zu den Kritikpunkten gehören unter anderem eine mangelnde Vergleichbarkeit der Ergebnisse, kleine Stichprobengrößen sowie methodische Ungenauigkeiten. Zudem wurden viele dieser Studien von den Herstellern selbst durchgeführt oder finanziert, was zu möglichen Interessenskonflikten führen kann. Unabhängige Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit besser bewerten zu können.
Sägepalme
Aus den Früchten der Sägepalme, auch bekannt als Saw Palmetto, wird Sägepalmenpulver oder -extrakt gewonnen. Ähnlich wie Dutasterid hemmt es beide Typen des Enzyms 5-alpha-Reduktase, was zu einer Reduktion von Dihydrotestosteron (DHT), dem Hauptverursacher von erblich bedingtem Haarausfall führt.
Anwendung: Sägepalme kann topisch oder oral angewendet werden.
Ergebnisse: Während der Haarausfall mit Sägepalme verbessert werden kann, zeigen Finasterid und Dutasterid in der Regel deutlich bessere Resultate.
Nebenwirkungen: Kälteempfinden und Brennen
Preis: Zwischen 10-20€ pro Monat
Zusammenfassung der Behandlungsmöglichkeiten bei Haarausfall
Methode | Art des Haarausfalls | Effektivität Männer | Effektivität Frauen | Preis |
---|---|---|---|---|
Adenosin, topisch | AGA | C | C | € |
Alfatradiol, topisch | AGA | B | B | € |
Akkupunktur und Massage | – | C | C | € |
Anthralin, topisch | AA | B | B | € |
Ätherische Öle | – | C | C | € |
Bimatoprost, topisch | AGA | D | D | € |
Bimatoprost, topisch | AA | B | B | € |
Dutasterid, oral | AGA | A | D | € |
Finasterid, oral | AGA | A | D | € |
Finasterid, topisch | AGA | B | D | € |
Flutamid und Bicalutamid, oral | AGA | D | B | € |
Haarpigmentierung | AGA, AA | A | A | €€€ |
Haarsysteme, Perücken | AGA, AA, TE | A | A | €€€ |
Haartransplantation | AGA | A | A | €€€€ |
Haarverdichtungsmittel | AGA, AA, TE | A | A | € |
JAK-Inhibitoren, oral | AA | A | A | €€€ |
Ketoconazol-Shampoo, topisch | AGA | B | B | € |
Koffein-Shampoo, topisch | AGA | C | C | € |
Kortikosteroide, topisch | AA | B | B | €€ |
Latanoprost, topisch | AGA | D | D | € |
Latanoprost, topisch | AA | C | C | € |
Low-Level Lasertherapie | AGA | B | B | €€ |
Microneedling | AGA | B | B | € |
Minoxidil, oral | AGA, AA | B | B | € |
Minoxidil, oral | TE | C | C | € |
Minoxidil, topisch | AGA | A | A | € |
Minoxidil, topisch | TE, AA | B | B | € |
Nahrungsergänzungsmittel | AGA, TE | C | C | € |
PRP | AGA | B | B | €€ |
Sägepalme | AGA | B | B | € |
Spironolacton, oral | AGA | D | B | € |
Spironolacton, topisch | AGA | C | C | € |
Stammzelltherapie | AGA, AA | B | B | €€€ |
Zwiebelsaft | AA | C | C | € |
Legende:
- A: Hohe Wirksamkeit
- B: Mittlere Wirksamkeit
- C: Niedrige Wirksamkeit oder bislang wenig Evidenz
- D: Potenziell schädlich oder für das jeweilige Geschlecht nicht geeignet
AGA = Androgenetische Alopezie
AA = Alopecia areata
TE = Telogenes Effluvium
Quellen
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